Hauptbahnhof Köln Testbericht

Vorwort:

Also wenn ich mir die Berichte in dieser Kategorie einmal ansehe, scheint tatsächlich jeder eine andere Meinung von dieser Stadt, oder einem Teil davon zu haben. Die einen loben die Einkaufsmöglichkeiten, andere beklagen sich über die hohen Mieten, und noch andere huldigen dem Kölner Karneval.
In meinem Bericht über allgemeines zu Köln möchte ich mich mit dem dortigen Hauptbahnhof beschäftigen, der mich bei meinem letzten Besuch anlässlich des Ciao Stammtisches schwer beeindruckt hat. Ich muss zugeben schon etwas länger nicht mehr in diesem Bahnhof gewesen zu sein, da ich wenn ich von Düsseldorf aus komme noch ein Stück weiter nach Bonn fahre und so die gewaltigen Umbauarbeiten in den Katakomben des Kölner HBF´s verpasst habe. Doch vor einigen Tagen hatte ich die Gelegenheit mich wundern zu dürfen, dass es gelungen ist den Bahnhof in einer Art und Weise zu renovieren, die einfach Laune macht.
Ich kannte den Kölner HBF bislang nur als durch Drogendealer und Stricher verseuchten Platz in Köln, der nichts besonderes zu bieten hatte, und ganz einfach nur schmuddelig wirkte. Dreckige Toiletten, heruntergekommene Gänge und Wartesäle hatten sich in meinem Kopf derart eingenistet, dass es mir beim Anblick des neuen Bahnhofs glatt die Sprache verschlagen hat.

Aus der einstigen Schmuddelbude ist ein Bahnhof geworden, der durch viel Licht und Sauberkeit überzeugen kann. Tatsächlich alles wurde hier verändert. Gab es seinerzeit praktisch nur zwei Gänge die durch den Bahnhof führten, hat man nunmehr auch links und rechts Gänge und ganze Marktplätze integriert die das Gesamtbild des Bahnhofes positiv beeinflussen. Hier reiht sich dann auch Geschäft an Geschäft und zu verhungern ist ein Ding der Unmöglichkeit. Ich schätze mal dass man keine 20 Meter weit gehen kann, ohne nicht die Möglichkeit zu haben sich etwas zu essen oder zu trinken zu besorgen. Die Auswahl die man dabei hat ist gigantisch und für jeden Geschmack ist auf jeden Fall etwas dabei. Von der Pizza, über die obligatorische Bratwurst, bis hin zum Gyros, oder auch einem Döner bekommt man hier alles was das Herz begehrt.
Der große Nachteil an dieser Sache ist allerdings dass man es sich kaum leisten kann hier etwas zu essen, denn die Preise sind mehr als hoch. Wucher ist wohl das passendere Wort, denn für ein halbes belegtes Brötchen werde ich hier mit knapp 2 € zur Kasse gebeten. Da vergeht einem der Hunger mitunter auch ganz schnell wieder.

Von der Gestaltung her hat man sich in Köln einiges einfallen lassen um den Reisegästen etwas bieten zu können. Vergessen sind die engen Wege die den Bahnhof zu Köln einst ausmachten, denn heute hat man sehr viel Platz und kommt sich nicht wie in einer Sardinendose vor. Erfreulich, aber das ist auch das mindeste was man erwarten darf ist, dass der Kölner HBF nun auch für Behinderte entsprechend ausgestattet wurde. Für Rollstuhlfahrer stehen hier Aufzüge und auf deren Bedürfnisse abgestimmte sanitäre Einrichtungen zur Verfügung.
Und da wir gerade bei den sanitären Einrichtungen sind, muss ich mir hier einmal ein wenig Luft machen. Dass man für den Gang auf die Toilette überall bezahlen muss finde ich ja schon eine Frechheit. Doch im Kölner Hauptbahnhof wird man nach allen Regeln der Kunst abgezockt. 60 Cent kostet die Benutzung des Urinals für Herren und wer denn einmal ins Häuschen möchte ist mit einem ganzen Euro dabei. Die Toiletten sind absolut sauber und mit viel Licht und Glas ausgerüstet, doch rechtfertigt dies in meinen Augen auf keinen Fall den Leuten auf diese Weise das Geld aus der Tasche zu ziehen und hier Kasse zu machen.

So ein Bahnhof ist ja immer auch eine Art Marktplatz, auf dem sich der Reisende mit den Dingen eindecken kann die er entweder vergessen hat, oder noch zusätzlich kaufen möchte. Im Kölner Hauptbahnhof findet man dann auch eine ganze Reihe von Geschäften die von Blumen, über Prinzmedien und Handys so ziemlich alles anbieten was man sich vorstellen kann. Natürlich wird auch hier wieder kräftig abkassiert, und schon fast unanständige Gewinnspannen erzielt.
Völlig neu, um damit auch mal wieder zu etwas positivem zu kommen, wurde auch das Reisezentrum gestaltet. Diesen Namen hatte es früher wahrlich nicht verdient. Doch nun bekommt man hier an zahlreichen Schaltern Tickets, Auskünfte und alles was man so für einen sorgenfreie Reise benötigt.
Das Reisezentrum wurde dabei auch so konzipiert dass es einem erhöhten Besucheransturm gerecht werden kann. Sitzgelegenheiten, und recht freundliches Personal hinterließen bei mir einen guten Eindruck, der allerdings noch eine Steigerung erfahren sollte, denn es gab da eine Sache, die mir glatt die Sprache verschlagen hat.

Da ich mein Gepäck, in Form eines kleinen Beutels nicht unbedingt mit zum Stammtisch mitnehmen wollte, hatte ich mir überlegt diesen bis zu meiner Rückfahrt in einem Schließfach zu deponieren. Wo die waren wusste ich noch aus alten Zeiten, doch nach der Neugestaltung suchte ich mir zunächst mal einen Wolf, bis ich dann voller Ehrfurcht stehen blieb. Es gab diese Schließfächer in der Form in der ich sie kannte nicht mehr. Man hat stattdessen Automaten aufgestellt, die als Gepäckterminals fungierten.
Ich bin in meinem Leben schon mit etlichen Automaten fertig geworden, und auch der komplizierteste Fahrkartenautomat wurde von mir besiegt.
Doch nun stand ich da mit meinem Beutel in der Hand und war mit meinem Latein am Ende. Ich sollte also tatsächlich zwei Euro einwerfen, um dann darauf zu warten dass sich eine Klappe öffnet in die ich dann meinen Beutel abstellen kann. Nur wo verdammt noch mal wandert mein Beutel dann hin, denn so groß waren die Automaten nicht dass man das Gepäck der ganzen Leute hätte darin lagern können. In meiner Not warf ich also brav meine zwei Euro ein, und wohl aus dem Keller kommend erschein nachdem sich die Klappe geöffnet hatte eine Box, in die ich dann meinen Beutel legen konnte.
Einmal den Nippel durch die Lasche gezogen und auf den grünen Knopf gedrückt schloss sich die Klappe und mein Beutel verschwand.
Äh, gab es da nicht auch mal einen Schlüssel um mein Gepäck später wieder zu holen ?????
Doch, den gab es, doch leben wir in einer technisierten Welt und so bekam ich nur eine Karte mit Magnetstreifen, ähnlich einer Karte aus dem Parkautomat.
Eine Nummer oder ähnliches habe ich nicht erkennen können, und noch immer mit offenem Mund steckte ich die Karte ein.
Übrigens habe ich meinen Beutel später ohne Probleme wiederbekommen, obwohl ich bezweifele an dem gleichen Automat gewesen zu sein. Ich hatte mir da einfach einen ausgesucht von dem ich glaubte dass er es hätte sein können.

Allerdings, und so gut mir der Bahnhof nun auch gefällt muss ich sagen, dass man oberhalb, also dort wo die Gleise sind überhaupt nichts getan hat. Da kam mir alles doch noch so vertraut wie immer vor. Noch immer standen da die verschmierten Würstchenbuden, deren Personal immer über den offenen Grill greifen muss um die Leute zu bedienen. Und wenn man da mal schwitzt macht es eben einmal kurz „Zisch“ und die Bratwurst wurde nachgewürzt. Hier hat sich tatsächlich überhaupt nichts verändert. Und doch gefällt mir der Kölner Hauptbahnhof nunmehr sogar besser als der Düsseldorfer, der diese Verjüngungskur schon vor vielen Jahren durchlebt hat, und damals als der modernste Bahnhof bekannt wurde. Die Zeiten ändern sich und würde man nun noch etwas im Gleisbereich tun, und die Preise auf ein erträgliches Maß reduzieren, könnte man den Bahnhof als ein gelungenes Schmuckstück bezeichnen. So aber gibt es einen Stern Abzug, und die 60 Cent um einmal auf die Toilette zu dürfen habe ich dann notgedrungen und zähneknirschend bezahlt.

© Papa_Santano am 10,03,2002 für YOPI, im Original bei Ciao