Haute Tension (DVD) Testbericht

ab 11,28 €
Billiger bei eBay?
Bei Amazon bestellen
Paid Ads from eBay.de & Amazon.de
Auf yopi.de gelistet seit 08/2004
Auf yopi.de gelistet seit 08/2004
Summe aller Bewertungen
- Action:
- Anspruch:
- Romantik:
- Humor:
- Spannung:
Erfahrungsbericht von pegafli
Love hurts!
Pro:
Spannung, Bild, Ton, Schauspieler
Kontra:
Plot, DVD in Deutschland nur gekürzt erhältlich
Empfehlung:
Ja
Hallo zusammen!
Es ist Frühling und ich bin momentan wieder in Leselaune. Trotzdem lasse ich mich nicht abhalten mal einen guten Film zu schauen. Gerade machen mein Freund und ich wieder einen Abstecher in das Splatter- und Horrorgenre. Wie in vielen Genre gibt es auch hier gute und miese Filmchen. Zuletzt sind wir bei einem französischen Splasher hängen geblieben. Den musste ich mir einfach ansehen, weil ich doch noch nicht sehr viele französische Horrorfilme gesehen habe, und diesbezüglich auch meinen Horizont erweitern wollte.
Also ab in den Player mit der Scheibe und lasst: ‚High Tension’ oder ‚Haute Tension’ beginnen.
• Cast und Regie
Die Darsteller und auch Regisseur sind mir relativ unbekannt gewesen. Daher kann ich nicht allzu viel Näheres über sie berichten. Deshalb werde ich im weiteren Verlauf meines Berichtes versuchen einige Einschätzungen darzulegen.
Regie: Alexandre Aja
Drehbuch: Alexandre Aja, Grégory Levasseur
Darsteller: Cécile De France (Marie – u.a. ‚In 80 Tagen um die Welt’), Maïwenn Le Besco (Alex – u.a. ‚Das fünfte Element’), Philippe Nahon (Psychopath – u.a. ‚Menschenfeind’)
• Inhalt, Umsetzung und meine persönliche Meinung
Der Inhalt ist relativ einfach wiederzugeben und fängt viel versprechend an. Alex und Marie fahren in die ruhige Idylle des Landes. Auf der Farm von Alex Familie wollen sie für ihre Prüfungen lernen. Schon in der ersten Nacht klingelt der Killer höflich an der Tür und bittet um Eintritt. Im Haus schlachtet er alles Leben nieder, außer Marie und Alex. Alex verschleppt er. Marie kann sich verstecken und tritt im weiteren Verlauf die Verfolgung an um Alex zu befreien. Als sie bei einem Befreiungsversuch ebenfalls in dem Lieferwagen eingesperrt wird, scheint alles aussichtslos zu werden.
Schnell werden uns zu Beginn die beiden weiblichen Hauptcharaktere vorgestellt. Ebenfalls sehr schnell wird die Perversität des Killers gezeigt, welcher zu Beginn die Farm beobachtend in seinem alten Lieferwagen sitzt und sich vom abgetrennten Kopf eines Opfers einen Blow Job verpassen lässt. Die Farm und das darum befindliche Maisfeld erinnern sehr stark an den Typ ‚Hinterwäldlerfarm’, den man aus den USA kennt, und welcher wirklich weit ab vom Schuß liegt. Ich wurde hier schon an ‚Blutgericht in Texas’ erinnert und das Ende sollte mir mit einer plumben Parodie dessen Recht geben. Die Familienidylle ist malerisch. Wie abgöttisch doch Alex ihren kleinen Bruder liebt. Ein wenig Schnulz, wenn auch versteckt, muss schon sein.
Im Prinzip ist die Story nicht neu. Ein gnadenloser Killer metzelt alles nieder, was ihm in den Weg kommt und es gibt einen Held/ Heldin, die ihm versucht Einhalt zu gebieten. Allerdings entwickelt die Hauptdarstellerin Cecilé De France alias Marie einen sehr feinen und scharfen Spürsinn. Mit Intelligenz kann sie sich im Haus vor dem Killer verstecken. Erstaunlich ist, dass sie jeden einzelnen Schritt des ‚Monsters’ kennt und so ihre Spuren verwischen kann. Wie einfallslos das Drehbuch ist, erkennt man bereits daran, dass Marie u. a. den Vorhang der Dusche vorzieht, um ein Versteck zu simulieren. Eine eventuelle Hommage an ältere Horrorfilme? Hommage hin oder her! Diese Vorhersehbarkeit der Geschehnisse, die sich auch im weiteren Verlauf des Filmes fortsetzt, wie zum Beispiel der altbekannte ‚Spiegelschocker’, nimmt dem vermeintlichen Horrorthriller ein wenig die Spannung und rüttelt am gewählten Titel ‚High Tension’ (Hochspannung).
Die Schwächen des Drehbuches versucht Aja natürlich durch die Metzelszenen und brutale Kaltblütigkeit des Mörders zu vertuschen, die schon nach einer viertel Stunde auf dem Bildschirm zu sehen sind. Nach wenig Aufwärmzeit für den Zuschauer fließt in der Farm sehr viel Kunstblut. Eindrucksvoll wird der Vater und Hausherr geköpft, vor Kindern und Tieren wird ebenfalls nicht halt gemacht. Der Mutter wird sehr unrealistisch die Kehle durchgeschnitten. Auf dem Boden liegend sprudelt ihre Hauptschlagader… Das Slashergenre lässt grüßen!
Aja bleibt zum Leidwesen des Filmes, aber zum Wohle der Spannung nicht bei diesem Genre, sondern wechselt zum Thriller über. Eigentlich erfolgte der Wechsel schon im Farmhaus, als Marie sich entschloss, ihre Freundin zu befreien. Nachdem sich Marie aus dem Lieferwagen befreien konnte, entwickelt sich eine Hetzjagd, die offen lässt, wer eigentlich Jäger und Gejagter ist. In dieser Jagd liegt für mich persönlich der eigentliche Nervenkitzel des Films, weil sich hier Marie und der Mörder ein intelligentes ‚Katz-und-Maus-Spiel’ liefern, das dem Titel alle Ehre macht. Dem Zuschauer wird keine Atempause gegönnt, sowie Marie sich auch nicht groß von ihrer Jagd erholen kann. Wäre doch bloß nicht das Ende, das alles zunichte macht. Über den Plot werde ich ein wenig später berichten, da es sich doch um einen sehr argen Spoiler handelt, den nicht jeder lesen sollte, der Interesse an diesem Film zeigt.
Ein großes Plus ist die Kameraführung. Geschickt wird mit den Bildern gespielt, ein und ausgeblendet und die Gefühlszustände der Opfer eingefangen. Die Umblenden sind nicht nur ein Ergebnis der Zensur, denn der Film ist selbst in der angeblichen Uncut-Version geschnitten (Ich komme später noch einmal darauf zu sprechen), sondern gewollt. Wie sonst kann man die Spannung erhöhen? Ich bin auch der Meinung, dass man anfangs nicht zuviel zeigen sollte. Umso größer ist dann der Effekt der Offenlegung der Geschehnisse beim Publikum.
• Schauspielerische Leistung
Hier brillieren wirklich zwei einzelne Darsteller, ohne die der Film nur halb so gut wäre. Die Rollen der anderen sind meiner Meinung lediglich notwendige Statistenrollen, ohne die die Story nicht ins Laufen gekommen wäre.
Zum einen wäre da Cécile De France, die die homosexuelle Marie sehr glaubwürdig darstellt. Zäh und ausdauernd hetzt sie sich durch den Film und verleiht ihrer Figur die nötige Realistik und dem Film das notwendige Grauen. Selbst vor einer Szene der Selbstbefriedigung, die dem Film eine Spur ‚Erotik’ verleiht, schreckt sie nicht zurück.
Mehr als Cécile De France hat mich aber Philippe Nahon beeindruckt, der zum großen Teil wirklich nichts anderes tut, als starr und ausdruckslos durch den Film zu wandern und gefühllos zu metzeln. Ungefähr bis zur Hälfte des Filmes trägt er eine Mütze, die es dem Zuschauer unmöglich macht das Gesicht des Mörders zu erkennen, oder er wird nur von hinten gefilmt. So bleibt der Killer eine ganze Zeit lang anonym und für uns ein Rätsel. Er mimt das unheimliche Unbekannte, das Angst im Herzen des Publikums sät. Irgendwann wird uns das Gesicht offenbart. Würde ich so einem Menschen gegenüberstehen, der mir gegenüber auch noch mit wilder Entschlossenheit handelt, dann würde ich schon das Weite suchen. Selbst ‚Jason’ ist ein Weisenknabe ihm gegenüber. ;)
• !!!! ACHTUNG HIER KOMMT EIN SPOILER !!!!
Hier möchte ich nun einmal auf das Ende eingehen und versuchen die entstehende Unlogik logisch erscheinen zu lassen.
Wir erinnern uns, dass Marie im Farmhaus wusste, welche Schritte unser Metzgermeister unternehmen würde. Wir halten weiterhin fest, dass Alex und Marie unzertrennliche Freundinnen sind. Wir wissen, Marie ist homosexuell! Uns wird deutlich, dass Marie in Alex verliebt ist, diese und deren Liebe aber nicht bekommen kann, da sie sich zu Männern hingezogen fühlt.
Dadurch wird eine unbändige Eifersucht in Marie geschürt, die sogar Hass gegenüber den Familienangehörigen von Alex entwickelt, da ihnen Alex Liebe und Zuneigung entgegenbringt.
„Eifersucht ist eine Sucht, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft!“
Jedenfalls bekommen wir am Ende folgende Auflösung präsentiert. Marie ist eine gespaltene Persönlichkeit. Durch ihre Homosexualität und die eifersüchtige Liebe zu Alex hat sie in ihrem Inneren einen Mann erschaffen, dessen Existenz sie sich nicht bewusst ist. Wir bekommen diesen Plot als Erstes in den Bildern einer Überwachungskamera präsentiert, nachdem Marie dem Psychopaten ‚umgebracht’ hat.
Leider macht diese Wende am Ende den mühsamen Aufbau des Filmes kaputt. Auf einmal habe ich so viele Fragen im Kopf, die sich mir vorher nicht gestellt haben. Warum musste Aja in Anleihen an ‚Fight Club’ und ‚Identity’ übergehen?
Warum befand sich Marie an zwei Orten gleichzeitig? Am Steuer des Lieferwagens und im Kofferraum…
Wer steuerte den Verfolgungswagen, in welchem Marie hinter dem Lieferwagen herjagte?
Wie kam der Lieferwagen überhaupt zur Farm?
Wer fügte Marie Wunden zu, die ihr der Mörder beibrachte und die sich ein Mensch unmöglich selber beibringen kann?
Selbst mit einer überschäumenden Phantasie Maries sind einige Handlungsstränge nicht mehr zu erklären. Vielleicht sollte ich demnächst doch einmal die Logik bei derart von Film beiseite lassen. Aber irgendwie fällt mir das schwer, zu mal Aja ja nun doch sehr viel versprechend einen Bruch vom Splasher zum Thriller begangen hat, den er aber nicht in entsprechender Weise beenden konnte oder wollte.
Doch eine Frage vom Anfang wurde mir beantwortet. Jetzt erscheint mir sehr klar, warum Marie jeden Schritt des Psychopaten voraussehen und somit ihre Spuren gründlich verwischen konnte.
!!! SPOILER ENDE !!!
• Fakten zur DVD und zum Film
Ich kann mich in meinen Aussagen nur auf die Leih-DVD stützen.
‚High Tension’ ist nur mit fehlender Jugendfreigabe zu bekommen. Herausgeber ist McOne. Der Anbieter hat sich entschieden viel zu schneiden, so dass dem Film ungefähr 2 Minuten fehlen (Genre-Fans sollten ausländische DVD’s kaufen). Ironischer Weise erscheinen die geschnittenen Szenen im ‚Making of’ auf der DVD. Das scheint wohl im Zensurland Deutschland niemanden zu stören, da sie wohl aus dem filmischen Zusammenhang gerissen sind. Die längste geschnittene Version ist nur 1 Minute gekürzt. Nach ausführlichen Recherchen habe ich noch keine Version gefunden, die unverstümmelt ist und somit die volle Wirkung des Filmes entfaltet.
Die Features der DVD, die relativ sparsam sind, gebe ich nur in Anführungspunkten wieder, da mich meist nur der Film interessiert und gegebenenfalls das ‚Making of’ oder auch mal eine Kurzinfo zum Schauspieler.
Alternativtitel: High Tension / Switchblade Romance
Spieldauer: ca. 86 Minuten
Bild: Widescreen, Optimiert 16:9; PAL
Ton: Deutsch, Englisch, Französisch - Dolby 5.1
Ausstattung: Extras: deutscher und französischer Trailer; Fotogalerie; Biografien; Programmhinweise; The Making of "High Tension"; Interviews mit Cécile De France, Maïwenn Le Besco, Philippe Nahon und Make-up Artist Giannetto de Ross
Die Bildqualität ist sehr gut. Es gibt kein Bildrauschen. Die Farben sind in keiner Weise beeinträchtigt und das Bild ist gestochen scharf.
Der Ton ist sehr gut abgestimmt. Es gibt keinen lautstarken Unterschied zwischen Effekten und Dialogen. Das Dolby zeigt seine Wirkung und man denkt, dass man im Geschehen mit dabei ist.
Zum Preis kann ich nicht viel sagen, da ich ja wie schon erwähnt eine Leih-DVD hatte. Bei Amazon bin ich auch nicht fündig geworden. Nur bei Ebay fand ich eine gebrauchte DVD im Angebot für 7,00 Euro.
Wahrscheinlich liegt die mangelnde Möglichkeit die DVD käuflich im Internet zu erwerben an der fehlenden Jugendfreigabe. Also macht es wie ich, wenn ihr Filme erwerben wollt, die ab 18 sind! Geht einfach zu eurem Händler des Vertrauens und fragt danach. Dieser wird dann einen Schlüssel zücken oder unter die Ladentheke greifen oder für euch eine Bestellung aufgeben. ;)
• Fazit
‚High Tension’ ist ein durchaus gelungener und spannender ‚Splasherthriller’, der aber durch seine überraschende Wende an Glaubwürdigkeit verliert, die er zuvor durch die Leistung seiner Schauspieler erhalten hat. Die Logik bleibt dadurch auf der Strecke und lässt das mühsam aufgebaute Gerüst aus Handlung und Spannung in sich zusammenfallen.
Aufgrund seiner gewalttätigen und blutigen Szenen ist der Film nicht für Jugendliche zugänglich. Seit Januar diesen Jahres ist ‚High Tension’ auf DVD erhältlich, die aber in Deutschland eine stark gekürzte Version zeigt. Wirkliche Fans sollten sich den Film im Ausland besorgen. An der Qualität der DVD von McOne ist nichts auszusetzen! Bild und Ton tragen sehr viel zum packenden Filmerlebnis bei.
Der Film und die DVD zusammen erhalten von mir Abzüge für den unrealistischen Plot und die gekürzten Szenen. Trotzdem gibt es von mir 4 Sterne, weil der Film es geschafft hat mich trotz meiner Abgestumpftheit zu fesseln, so dass ich mich zeitweise in meiner Lümmelcouch festgekrallt habe.
Danke fürs Lesen, Bewerten und Kommentieren!
LG Pega
Ich schreibe unter diesem Nick bei Ciao und yopi.
Es ist Frühling und ich bin momentan wieder in Leselaune. Trotzdem lasse ich mich nicht abhalten mal einen guten Film zu schauen. Gerade machen mein Freund und ich wieder einen Abstecher in das Splatter- und Horrorgenre. Wie in vielen Genre gibt es auch hier gute und miese Filmchen. Zuletzt sind wir bei einem französischen Splasher hängen geblieben. Den musste ich mir einfach ansehen, weil ich doch noch nicht sehr viele französische Horrorfilme gesehen habe, und diesbezüglich auch meinen Horizont erweitern wollte.
Also ab in den Player mit der Scheibe und lasst: ‚High Tension’ oder ‚Haute Tension’ beginnen.
• Cast und Regie
Die Darsteller und auch Regisseur sind mir relativ unbekannt gewesen. Daher kann ich nicht allzu viel Näheres über sie berichten. Deshalb werde ich im weiteren Verlauf meines Berichtes versuchen einige Einschätzungen darzulegen.
Regie: Alexandre Aja
Drehbuch: Alexandre Aja, Grégory Levasseur
Darsteller: Cécile De France (Marie – u.a. ‚In 80 Tagen um die Welt’), Maïwenn Le Besco (Alex – u.a. ‚Das fünfte Element’), Philippe Nahon (Psychopath – u.a. ‚Menschenfeind’)
• Inhalt, Umsetzung und meine persönliche Meinung
Der Inhalt ist relativ einfach wiederzugeben und fängt viel versprechend an. Alex und Marie fahren in die ruhige Idylle des Landes. Auf der Farm von Alex Familie wollen sie für ihre Prüfungen lernen. Schon in der ersten Nacht klingelt der Killer höflich an der Tür und bittet um Eintritt. Im Haus schlachtet er alles Leben nieder, außer Marie und Alex. Alex verschleppt er. Marie kann sich verstecken und tritt im weiteren Verlauf die Verfolgung an um Alex zu befreien. Als sie bei einem Befreiungsversuch ebenfalls in dem Lieferwagen eingesperrt wird, scheint alles aussichtslos zu werden.
Schnell werden uns zu Beginn die beiden weiblichen Hauptcharaktere vorgestellt. Ebenfalls sehr schnell wird die Perversität des Killers gezeigt, welcher zu Beginn die Farm beobachtend in seinem alten Lieferwagen sitzt und sich vom abgetrennten Kopf eines Opfers einen Blow Job verpassen lässt. Die Farm und das darum befindliche Maisfeld erinnern sehr stark an den Typ ‚Hinterwäldlerfarm’, den man aus den USA kennt, und welcher wirklich weit ab vom Schuß liegt. Ich wurde hier schon an ‚Blutgericht in Texas’ erinnert und das Ende sollte mir mit einer plumben Parodie dessen Recht geben. Die Familienidylle ist malerisch. Wie abgöttisch doch Alex ihren kleinen Bruder liebt. Ein wenig Schnulz, wenn auch versteckt, muss schon sein.
Im Prinzip ist die Story nicht neu. Ein gnadenloser Killer metzelt alles nieder, was ihm in den Weg kommt und es gibt einen Held/ Heldin, die ihm versucht Einhalt zu gebieten. Allerdings entwickelt die Hauptdarstellerin Cecilé De France alias Marie einen sehr feinen und scharfen Spürsinn. Mit Intelligenz kann sie sich im Haus vor dem Killer verstecken. Erstaunlich ist, dass sie jeden einzelnen Schritt des ‚Monsters’ kennt und so ihre Spuren verwischen kann. Wie einfallslos das Drehbuch ist, erkennt man bereits daran, dass Marie u. a. den Vorhang der Dusche vorzieht, um ein Versteck zu simulieren. Eine eventuelle Hommage an ältere Horrorfilme? Hommage hin oder her! Diese Vorhersehbarkeit der Geschehnisse, die sich auch im weiteren Verlauf des Filmes fortsetzt, wie zum Beispiel der altbekannte ‚Spiegelschocker’, nimmt dem vermeintlichen Horrorthriller ein wenig die Spannung und rüttelt am gewählten Titel ‚High Tension’ (Hochspannung).
Die Schwächen des Drehbuches versucht Aja natürlich durch die Metzelszenen und brutale Kaltblütigkeit des Mörders zu vertuschen, die schon nach einer viertel Stunde auf dem Bildschirm zu sehen sind. Nach wenig Aufwärmzeit für den Zuschauer fließt in der Farm sehr viel Kunstblut. Eindrucksvoll wird der Vater und Hausherr geköpft, vor Kindern und Tieren wird ebenfalls nicht halt gemacht. Der Mutter wird sehr unrealistisch die Kehle durchgeschnitten. Auf dem Boden liegend sprudelt ihre Hauptschlagader… Das Slashergenre lässt grüßen!
Aja bleibt zum Leidwesen des Filmes, aber zum Wohle der Spannung nicht bei diesem Genre, sondern wechselt zum Thriller über. Eigentlich erfolgte der Wechsel schon im Farmhaus, als Marie sich entschloss, ihre Freundin zu befreien. Nachdem sich Marie aus dem Lieferwagen befreien konnte, entwickelt sich eine Hetzjagd, die offen lässt, wer eigentlich Jäger und Gejagter ist. In dieser Jagd liegt für mich persönlich der eigentliche Nervenkitzel des Films, weil sich hier Marie und der Mörder ein intelligentes ‚Katz-und-Maus-Spiel’ liefern, das dem Titel alle Ehre macht. Dem Zuschauer wird keine Atempause gegönnt, sowie Marie sich auch nicht groß von ihrer Jagd erholen kann. Wäre doch bloß nicht das Ende, das alles zunichte macht. Über den Plot werde ich ein wenig später berichten, da es sich doch um einen sehr argen Spoiler handelt, den nicht jeder lesen sollte, der Interesse an diesem Film zeigt.
Ein großes Plus ist die Kameraführung. Geschickt wird mit den Bildern gespielt, ein und ausgeblendet und die Gefühlszustände der Opfer eingefangen. Die Umblenden sind nicht nur ein Ergebnis der Zensur, denn der Film ist selbst in der angeblichen Uncut-Version geschnitten (Ich komme später noch einmal darauf zu sprechen), sondern gewollt. Wie sonst kann man die Spannung erhöhen? Ich bin auch der Meinung, dass man anfangs nicht zuviel zeigen sollte. Umso größer ist dann der Effekt der Offenlegung der Geschehnisse beim Publikum.
• Schauspielerische Leistung
Hier brillieren wirklich zwei einzelne Darsteller, ohne die der Film nur halb so gut wäre. Die Rollen der anderen sind meiner Meinung lediglich notwendige Statistenrollen, ohne die die Story nicht ins Laufen gekommen wäre.
Zum einen wäre da Cécile De France, die die homosexuelle Marie sehr glaubwürdig darstellt. Zäh und ausdauernd hetzt sie sich durch den Film und verleiht ihrer Figur die nötige Realistik und dem Film das notwendige Grauen. Selbst vor einer Szene der Selbstbefriedigung, die dem Film eine Spur ‚Erotik’ verleiht, schreckt sie nicht zurück.
Mehr als Cécile De France hat mich aber Philippe Nahon beeindruckt, der zum großen Teil wirklich nichts anderes tut, als starr und ausdruckslos durch den Film zu wandern und gefühllos zu metzeln. Ungefähr bis zur Hälfte des Filmes trägt er eine Mütze, die es dem Zuschauer unmöglich macht das Gesicht des Mörders zu erkennen, oder er wird nur von hinten gefilmt. So bleibt der Killer eine ganze Zeit lang anonym und für uns ein Rätsel. Er mimt das unheimliche Unbekannte, das Angst im Herzen des Publikums sät. Irgendwann wird uns das Gesicht offenbart. Würde ich so einem Menschen gegenüberstehen, der mir gegenüber auch noch mit wilder Entschlossenheit handelt, dann würde ich schon das Weite suchen. Selbst ‚Jason’ ist ein Weisenknabe ihm gegenüber. ;)
• !!!! ACHTUNG HIER KOMMT EIN SPOILER !!!!
Hier möchte ich nun einmal auf das Ende eingehen und versuchen die entstehende Unlogik logisch erscheinen zu lassen.
Wir erinnern uns, dass Marie im Farmhaus wusste, welche Schritte unser Metzgermeister unternehmen würde. Wir halten weiterhin fest, dass Alex und Marie unzertrennliche Freundinnen sind. Wir wissen, Marie ist homosexuell! Uns wird deutlich, dass Marie in Alex verliebt ist, diese und deren Liebe aber nicht bekommen kann, da sie sich zu Männern hingezogen fühlt.
Dadurch wird eine unbändige Eifersucht in Marie geschürt, die sogar Hass gegenüber den Familienangehörigen von Alex entwickelt, da ihnen Alex Liebe und Zuneigung entgegenbringt.
„Eifersucht ist eine Sucht, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft!“
Jedenfalls bekommen wir am Ende folgende Auflösung präsentiert. Marie ist eine gespaltene Persönlichkeit. Durch ihre Homosexualität und die eifersüchtige Liebe zu Alex hat sie in ihrem Inneren einen Mann erschaffen, dessen Existenz sie sich nicht bewusst ist. Wir bekommen diesen Plot als Erstes in den Bildern einer Überwachungskamera präsentiert, nachdem Marie dem Psychopaten ‚umgebracht’ hat.
Leider macht diese Wende am Ende den mühsamen Aufbau des Filmes kaputt. Auf einmal habe ich so viele Fragen im Kopf, die sich mir vorher nicht gestellt haben. Warum musste Aja in Anleihen an ‚Fight Club’ und ‚Identity’ übergehen?
Warum befand sich Marie an zwei Orten gleichzeitig? Am Steuer des Lieferwagens und im Kofferraum…
Wer steuerte den Verfolgungswagen, in welchem Marie hinter dem Lieferwagen herjagte?
Wie kam der Lieferwagen überhaupt zur Farm?
Wer fügte Marie Wunden zu, die ihr der Mörder beibrachte und die sich ein Mensch unmöglich selber beibringen kann?
Selbst mit einer überschäumenden Phantasie Maries sind einige Handlungsstränge nicht mehr zu erklären. Vielleicht sollte ich demnächst doch einmal die Logik bei derart von Film beiseite lassen. Aber irgendwie fällt mir das schwer, zu mal Aja ja nun doch sehr viel versprechend einen Bruch vom Splasher zum Thriller begangen hat, den er aber nicht in entsprechender Weise beenden konnte oder wollte.
Doch eine Frage vom Anfang wurde mir beantwortet. Jetzt erscheint mir sehr klar, warum Marie jeden Schritt des Psychopaten voraussehen und somit ihre Spuren gründlich verwischen konnte.
!!! SPOILER ENDE !!!
• Fakten zur DVD und zum Film
Ich kann mich in meinen Aussagen nur auf die Leih-DVD stützen.
‚High Tension’ ist nur mit fehlender Jugendfreigabe zu bekommen. Herausgeber ist McOne. Der Anbieter hat sich entschieden viel zu schneiden, so dass dem Film ungefähr 2 Minuten fehlen (Genre-Fans sollten ausländische DVD’s kaufen). Ironischer Weise erscheinen die geschnittenen Szenen im ‚Making of’ auf der DVD. Das scheint wohl im Zensurland Deutschland niemanden zu stören, da sie wohl aus dem filmischen Zusammenhang gerissen sind. Die längste geschnittene Version ist nur 1 Minute gekürzt. Nach ausführlichen Recherchen habe ich noch keine Version gefunden, die unverstümmelt ist und somit die volle Wirkung des Filmes entfaltet.
Die Features der DVD, die relativ sparsam sind, gebe ich nur in Anführungspunkten wieder, da mich meist nur der Film interessiert und gegebenenfalls das ‚Making of’ oder auch mal eine Kurzinfo zum Schauspieler.
Alternativtitel: High Tension / Switchblade Romance
Spieldauer: ca. 86 Minuten
Bild: Widescreen, Optimiert 16:9; PAL
Ton: Deutsch, Englisch, Französisch - Dolby 5.1
Ausstattung: Extras: deutscher und französischer Trailer; Fotogalerie; Biografien; Programmhinweise; The Making of "High Tension"; Interviews mit Cécile De France, Maïwenn Le Besco, Philippe Nahon und Make-up Artist Giannetto de Ross
Die Bildqualität ist sehr gut. Es gibt kein Bildrauschen. Die Farben sind in keiner Weise beeinträchtigt und das Bild ist gestochen scharf.
Der Ton ist sehr gut abgestimmt. Es gibt keinen lautstarken Unterschied zwischen Effekten und Dialogen. Das Dolby zeigt seine Wirkung und man denkt, dass man im Geschehen mit dabei ist.
Zum Preis kann ich nicht viel sagen, da ich ja wie schon erwähnt eine Leih-DVD hatte. Bei Amazon bin ich auch nicht fündig geworden. Nur bei Ebay fand ich eine gebrauchte DVD im Angebot für 7,00 Euro.
Wahrscheinlich liegt die mangelnde Möglichkeit die DVD käuflich im Internet zu erwerben an der fehlenden Jugendfreigabe. Also macht es wie ich, wenn ihr Filme erwerben wollt, die ab 18 sind! Geht einfach zu eurem Händler des Vertrauens und fragt danach. Dieser wird dann einen Schlüssel zücken oder unter die Ladentheke greifen oder für euch eine Bestellung aufgeben. ;)
• Fazit
‚High Tension’ ist ein durchaus gelungener und spannender ‚Splasherthriller’, der aber durch seine überraschende Wende an Glaubwürdigkeit verliert, die er zuvor durch die Leistung seiner Schauspieler erhalten hat. Die Logik bleibt dadurch auf der Strecke und lässt das mühsam aufgebaute Gerüst aus Handlung und Spannung in sich zusammenfallen.
Aufgrund seiner gewalttätigen und blutigen Szenen ist der Film nicht für Jugendliche zugänglich. Seit Januar diesen Jahres ist ‚High Tension’ auf DVD erhältlich, die aber in Deutschland eine stark gekürzte Version zeigt. Wirkliche Fans sollten sich den Film im Ausland besorgen. An der Qualität der DVD von McOne ist nichts auszusetzen! Bild und Ton tragen sehr viel zum packenden Filmerlebnis bei.
Der Film und die DVD zusammen erhalten von mir Abzüge für den unrealistischen Plot und die gekürzten Szenen. Trotzdem gibt es von mir 4 Sterne, weil der Film es geschafft hat mich trotz meiner Abgestumpftheit zu fesseln, so dass ich mich zeitweise in meiner Lümmelcouch festgekrallt habe.
Danke fürs Lesen, Bewerten und Kommentieren!
LG Pega
Ich schreibe unter diesem Nick bei Ciao und yopi.
19 Bewertungen, 2 Kommentare
-
19.04.2005, 16:21 Uhr von plötzlichpapa
Bewertung: sehr hilfreichdoch sehr. Ich kenne überhaupt nicht viele, gute französische Filme.
-
11.04.2005, 15:12 Uhr von retilein
Bewertung: sehr hilfreichauch wenn ich ehrlich gesagt zunächst an das gleichnamige lied gedacht habe...noch sg zur woche
Bewerten / Kommentar schreiben