Hautnah (DVD) Testbericht

Die Story:
Die Stripperin Alice kommt nach dem unglücklichen Ende einer Beziehung von New York nach London. Als sie beim Überqueren der Straße von einem Auto erfasst wird, ist Dan zur Stelle, ein Journalist, der Nachrufe schreibt, aber eigentlich Schriftsteller sein möchte. Mit Alice als Inspiration schreibt er einen Roman, der veröffentlicht wird.
Der Verlag schickt ihn zu der Fotografin Anna, die Fotos von ihm macht. Dan fühlt sich von ihr angezogen. Alice, die hinzukommt, fürchtet fortan, dass Dan sie verlassen wird.
Dan chattet im Internet und gibt sich dabei als Anna aus. Sein Chatpartner ist der Hautarzt Larry, mit dem er heiße Sexfantasien austauscht. Schließlich bestellt Dan Larry für den nächsten Tag ins Aquarium, wobei er weiß, dass Anna dort sein wird. Die beiden fühlen sich sofort zueinander hingezogen.
Bei einer Ausstellung von Anna lernt Larry Alice kennen.
Und von nun an dreht sich das Liebeskarussell, in dem die Liebe, die einer der vier einem anderen entgegenbringt, nie erwidert zu werden scheint und die vier einander alles antun, was man einander nur an Bösem antun kann ...

Ich muss erst einmal vorausschicken, dass ich irgendwo gespeichert hatte, dass dieser Film eine Komödie wäre – keine Ahnung, was mich auf die Idee gebracht hatte, jedenfalls ist es natürlich kompletter Unsinn: Dieser Film ist ein Drama, und zwar eins von der äußerst deprimierenden Art.
Die einzige wirklich unbeschwerte Liebesszene des Films steht ganz am Anfang des Films, als Alice und Dan sich kennen lernen, und selbst die ist natürlich durch Alices Unfall ein wenig getrübt. Schon die Begegnung von Anna und Larry, dem anderen Paar, steht durch Dan, der im Hintergrund durch Lügen die Fäden zieht, unter einem schlechten Stern, einem Hauch von Unwahrheit, das die Beziehung fortan belasten wird.
Doch spätestens nach den ersten Begegnungen der Paare geht es immer nur noch bergab, jede Szene wird bedrückender als die nächste, und schon bald entwickelt man als Zuschauer das Gefühl, dass jede Szene, die hoffnungsvoll beginnt, unweigerlich zu einer noch größeren Katastrophe führt.
Das Ende empfinde ich als absolut schlüssig, aber es lässt einem mit dem Gefühl zurück, dass nichts echt ist und das hinter der Fassade des Menschen, von dem man glaubt, dass er einen liebt, nur Verrat steckt und Gefühle immer gelogen sind.

Warum schaut man den Film dann zuende? Gute Frage – eindeutige Antwort: Weil die Schauspieler allesamt grandios sind und einen unweigerlich in ihren Bann ziehen. Da wären:
Natalie Portman als Alice. Bekannt wurde sie, damals 12, als Mathilda in „Leon, der Profi“. Kürzlich war sie im Kino in „V wie Vendetta“ zu sehen. Als Alice ist sie absolut verführerisch und mitreißend.
Julia Roberts als Anna. Dass sie als „Pretty Woman“ bekannt wurde und als „Erin Brockovich“ einen Oscar gewann, muss ich wohl kaum jemandem erzählen. Auch sie überzeugt als Anna.
Noch mehr überzeugen mich allerdings die Männer:
Jude Law als Dan. Ich habe ihn schon in einigen Rollen gesehen, aber noch nie so überzeugend.
Und schließlich Clive Owen als Larry. Er ist aktuell in „Inside Man“ im Kino zu sehen, aber auch seinetwegen lohnt es sich, „Hautnah“ anzusehen.

Kein Wunder daher, dass der Film für zwei Oscars nominiert war, nämlich Natalie Portman als beste Nebendarstellerin und Clive Owens als bester Nebendarsteller (wobei man insbesondere bei den Frauenrollen noch darüber streiten könnte, welches die Haupt- und welches die Nebenrolle ist). Gewonnen hat der Film leider keinen der beiden Oscars (verdient hätten die beiden Schauspieler es einwandfrei), dafür aber eine Reihe anderer Filmpreise, darunter auch die Golden Globes, eben für Natalie Portman und Clive Owens.

Der Film ist in Deutschland ab 12 Jahren freigegeben, was ich in diesem Fall eindeutig zu niedrig finde. Es kommt eine ganze Menge „foul, sexual language“ vor, und zwar in der harten, beleidigenden Form. Insbesondere aber gibt es eine Szene zwischen Alice und Larry, bei der zwar nichts explizit zu sehen ist (was vermutlich dazu geführt hat, dass der Film eben doch die Freigabe erhielt), die aber im Zusammenspiel aus Sprache, visuellen Andeutungen und Kontext in diesem Film eine Sexszene der Art ist, die ich für pubertierende Teenager am allerwenigsten für geeignet halte (und die ihnen darüber hinaus vermutlich noch nicht einmal Spaß machen würde, da man ja nichts sieht!).


DVD-Ausstattung:
Die DVD beginnt mit zwei Trailern, „Hitch – der Date-Doktor“ und „Spanglish“, die sich jedoch auf meinem Software-DVD-Spieler im Computer problemlos überspringen lassen (ich habe gelesen, dass andere Leute Probleme damit hatten, aber das scheint eine Frage des DVD-Players zu sein).
Die Sprachauswahl umfasst Englisch und Deutsch sowie diese beiden und zusätzlich Türkisch als Untertitel.
„Extras“:
Leider findet sich hier nur ein Musikvideo zum Titelsong „The Blower’s Daughter“ (gut 5 min.) sowie ein Link zu den „Trailern“.
„Trailer“: Die DVD enthält die beiden Trailer, mit denen man gleich nach dem Einlegen der DVD beglückt wird, und außerdem den von „Hautnah“ selbst sowie „Sind wir schon da?“, „Die Vergessenen“ und „Die Ex-Freundinnen meines Freundes“.
Ansonsten bietet die DVD leider gar nichts, was ich ausgesprochen enttäuschend finde. Gerade hier hätte es sich natürlich angeboten, ein wenig mehr zu den grandiosen Schauspielern drauf zu packen, möglichst Interviews, mindestens aber Biografien.



Fazit:
Ich werde diesem Film eine Bewertung geben, wie ich sie noch nie verteilt habe: fünf Sterne für tolle schauspielerische Leistung und eine bedrückende, aber gleichzeitig doch auf düstere Weise faszinierende Handlung (sprich: für Drehbuch und Regie), aber keine Empfehlung, weil man aus diesem Film mit einem Gefühl von Verstörung rauskommt, das ich mir nicht wünsche – was vielleicht schnell zu verschmerzen wäre, wenn der Film schlecht wäre, so dass man schnell darüber hinweggehen könnte, aber nicht, wenn er so gut ist wie dieser!