Mit dem Kühlschrank durch Irland (Taschenbuch) / Tony Hawks Testbericht

ab 8,19
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Erfahrungsbericht von elch33

"Mo Chuisneoir" oder "The Fridge Man"

Pro:

sehr amüsant und unterhaltend geschrieben

Kontra:

das Buch hat "nur" 377 Seiten <BR>

Empfehlung:

Ja

Das so mancher Engländer, einen kleinen Spleen hat, ist hinlänglich bekannt. In meinem folgenden Bericht, geht es um einen jungen Londoner, der doch ein sehr merkwürdiges Vorgehen plant. Er möchte, nur begleitet von einem Kühlschrank (!), als Anhalter einmal rund um Irland reisen.



Tony Hawks tritt in Radio und Fernsehsendungen auf und ist in England wohl ein bekannter Komiker und Entertainer. Ich habe seinen Namen vorher noch nie gehört - dies hat sich durch sein Buch doch grundlegend geändert. Es gibt keine genauere Altersangabe über den Autor, ich schätze aber, daß er zwischen dreißig und fünfunddreißig Jahre alt ist. Seine ersten Erfahrungen mit Irland, hat Hawks Ende der achtziger Jahre. Dabei sieht er zum ersten Male, wie ein Mann mit einem Kühlschrank am Straßenrand steht und darauf wartet mitgeholt zu werden.



Tony kann dies kaum glauben - über einen solchen Anblick, regt sich in Irland anscheinend niemand auf. Jahre später: bei einer Dinnerparty seines Freundes Kevins, stellt sich im Laufe des Abends heraus, daß dieser einen neuen Kühlschrank hat und plant, demnächst nach Irland zu reisen. Hawks erinnert sich in diesem Zusammenhang an diese Anekdote und gibt sie natürlich zum Besten. Infolge starken Alkholkonsums und einer regen Debatte über das eben Gehörte, kommt es dann zu einer "folgenschwere" Wette mit Kevin: "Hiermit wette ich um 100 Pfund, daß Tony Hawks es nicht schafft, innerhalb eines Kalendermonats mit einem Kühlschrank die Küste von Irland entlang zu trampen."



Dann folgt das, womit eigentlich keiner so richtig gerechnet hat: Tony nimmt die Wette tatsächlich an und beginnt so langsam mit den Vorbereitungen für die knapp vierwöchige Reise. Für geeignete Kleidung, Schlafsack und Rucksack muß gesorgt werden. Die Unstimmigkeit der ganzen Wette wird einem dabei sofort klar. Wenn man bedenkt, das es sich bei dem Wettinhalt gerade mal um 100 Pfund handelt und sich allein die Kosten für die Anschaffung des Kühlschrankes und des Rucksackes auf cirka 230 Pfund belaufen.



Vor Reisebeginn macht Hawks dann allerdings noch einen kleinen Abstecher nach Manchester. Hier hat er in seiner Eigenschaft als Entertainer noch einen Auftritt bei der Prince`s Trust Royal Gala. Bei dieser Gelegenheit, wird er sogar Prinz Charles vorgestellt. Dessen Frage nach Hawks weiteren Plänen, beantwortet dieser wahrheitsgemäß: "Ich werde mit einem Kühlschrank rund um Irland reisen, Eure Hoheit." Die Antwort des Prinzen besteht aus einem Lächeln. Ihr seht, so unbekannt scheint Tony in England nicht zu sein.



Folgende "Bedingungen" werden Hawks von seinem Freund und Wettpartner gestellt. Auf der Reise müssen nachstehende Punkte besucht werden: Wexford im Südosten, Cape Clear Island im Südwesten und Tory Island im Nordwesten von Irland. Die Reihenfolge seiner Besuche bleibt Tony allerdings offengelassen. Er muß jeweils den Beweis erbringen, diesen Ort besicht zu haben. In der Praxis erfolgt dies in der Regel mit einer Kamera mit Selbstauslösung.



Den Kühlschrank läßt Hawks schlußendlich über einen Bekannten in Dublin direkt kaufen und für eine erste Übernachtung wird ebenfalls gesorgt. Ab diesem Moment ist er allerdings mehr oder weniger auf sich alleingestellt, eine einzigartige Odyssee kann beginnen. Als Tip bekommt er noch mit auf den Weg, sich einmal mit der "Gerry Ryan Show", einer Sendung eines lokalen Radiosender in Verbindung zu setzen. Gesagt, getan. Bereits am ersten Morgen gibt Tony bereits ein Interview. Eine Prozedur, die sich während der ganzen Reise weiter fortsetzen soll.



Zu Beginn der Tour hat Hawks noch so seine Probleme, jemanden zu finden, der ihn mitnimmt. Im weiteren Verlauf wird dies doch erheblich einfacher. Durch den Kontakt mit der Radioshow wird Tony auf der Insel immer bekannter, was ihm natürlich hilft, weiter voran zu kommen. Es gibt sogar Menschen, die ihn extra suchen, nur um diesen "wahnsinnigen" Engländer zum nächsten Zielort zu bringen.



Die Reise:



Die Meistgestellteste Frage an jedem Reiseziel heißt natürlich "ist das ein Kühlschrank?". Die passende Antwort darauf ist schlicht und einfach "ja". Es ist schon sehr beeindruckend, welche Aufmerksamkeit ein bescheidener Eisschrank auf sich ziehen kann. Das ist jetzt sehr positiv gemeint, denn das Buch zeigt ganz deutlich, das jemanden durch ein einfaches Haushaltsgerät viele Türen geöffnet werden können.



Begünstigt wird dies durch die nicht nur sprichwörtliche Lebensfreude der Iren. Fast überall wird der Reisende mit offenen Armen empfangen. Der erste Anlaufpunkt in der jeweiligen Stadt, beziehungsweise Ortschaft ist der jeweilige Pub. Dort werden über den Kühlschrank die ersten Kontakte mit den Einheimischen geknüpft. Oftmals gibt es nach einem kurzen Gespräch bereits ein kostenloses Übernachtungsangebot durch den Gastgeber oder andere Pubbesucher. Geld wollen diese gar nicht nehmen, die sind froh und glücklich darüber, den berühmten Fridge Man zu beherbergen. Die Iren sind bekanntlich sehr trinkfest und so ist es vollkommen klar, daß hier das Bier reichlich, um nicht zu sagen in Strömen fließt.



Im Verlauf der Reise muß der Kühlschrank diverse Hürden überbrücken, zu dessen Zweck er natürlich niemals konzipiert wurde. Er wird als Kleiderschrank zweckentfremdet, absolviert einen kleinen Surfkurs (!) und bekommt sogar einen Aufkleber mit einem eigenen Namen. "Mo Chuisneoir" ist gälisch und heißt soviel wie "mein Kühlschrank". Nach und nach verewigen sich darauf alle Bekannte, die Tony so im Laufe der Zeit kennengelernt hat.



Zum krönenden Schluß wird der Kühlschrank sogar von einer Schwester Oberin gesegnet und bildet den Grundstein zur wahrscheinlich weltweit ersten "Fridge Party". Mit der Zeit wird Tony Hawks in Irland zu einer lokalen Berühmtheit - und das als "verhaßter" Engländer. Wer von Euch wissen möchte, was man zu zweit in einer Hundehütte so alles anstellen kann, sollte sich vielleicht mal das Buch zulegen. "g" Ich hoffe, ich habe Euch jetzt genug Appetit gemacht und wünsche Euch viel Spaß beim lesen.



Irland:



Leider bin ich bisher noch nie dort gewesen. Trotzdem fasziniert mich diese grüne Insel und seine Bewohner schon seit längerer Zeit. Vielleicht sollte ich den Besuch dort nicht mehr allzu lange hinausschieben. Im Buch werden die Iren so beschrieben, wie wir sie eigentlich bisher kennengelernt haben. Trinkfreudig, redselig, offenherzig - jederzeit bereit, einem weiterzuhelfen.



Tony Hawks hat eine Reise absolviert, die auf den ersten Blick gar nicht so ungefährlich ist. Ausgangspunkt und Zielort der Tour ist die irische Hauptstadt Dublin. In deren Verlauf macht er sogar einen Abstecher nach Nordirland. Es war bestimmt ein etwas flaumiges Gefühl, das ehemalige Kriegsgebiet zu durchfahren. Laut Hawks gibt es immer noch zahlreiche Hinweisschilder, die auf die englischen Besetzer aufmerksam machen. Eine solche Rundreise entlang der Küste würde ich schon ganz gerne machen, allerdings ohne Kühlschrank. "g" Die Reise geht über Donegal im Norden, Galway im Westen, Killarney und Cork im Süden und Wexford im Südosten - einmal rund um die grüne Insel.



Autor:



Mir gefällt die Art und Weise, wie Hawks dieses Buch geschrieben. Hawks leidet selber unter dem W.E.L.B.T.- Syndrom, besser gesagt unter dem "wird - etwas - leicht - blödsonniges - tun Syndrom". Doch Hand aufs Herz, wer von uns hat damit nicht zu kämpfen? "g" Als erstes sorgt sich Tony darum, das ein anderer Verrückter schon einmal auf eine solche Idee gekommen ist und ob dies schon im Guinness Buch der Rekorde verzeichnet ist.



Sehr viel Ironie und der teilweise schon "beißende" Humor haben mich mehr als einmal zum Schmunzeln, besser gesagt zum Lachen gebracht. Im Jahre 2001 ist ein weiteres Buch von Hawks im Goldmann Verlag erschienen: Titel "Matchball in Moldawien". Dieses Werk habe ich zwar noch nicht gelesen, es scheint aber ebenfalls eine Verwirklichung einer etwas obskuren Idee zu sein.



Fazit:



Ohne Zweifel handelt es sich bei diesem Buch um eine sehr kurzweilige Lektüre. Meines Wissens nach gibt es ein "Irisches Tagebuch" von Heinrich Böll. Ich selber kenne es leider nicht, denke aber doch, daß diese Lektüre ein sehr viel freundlicheres Bild von der grünen Insel und seinen Bewohner zeichnet. Die Leute sind dort halt viel offener als hierzulande und das finde ich eigentlich sehr gut. Das Buch bringt den Leser dazu, nicht allzu viel nachzudenken, sondern Hawks möchte uns damit einfach nur unterhalten. Dies tut er in seinem Buch sehr eindrucksvoll, ich selber konnte es eigentlich kaum aus der Hand legen - innerhalb von wenigen Tagen habe ich geradewegs "verschlungen".



Mit sehr viel Ironie nimmt sich der Autor oft selber auf die Schippe und trägt damit ebenfalls zur Lockerheit bei. Das Buch ist unter der ISBN Nr. 3-442-44641-4 im Goldmann Verlag erschienen, ist im Jahre 2000 das erste Mal in Deutschland aufgelegt worden und kostet 8,50 Euro, ein durchaus erschwinglicher Preis. Das englische Original trägt den Titel " round Ireland with a Fridge".

7 Bewertungen, 3 Kommentare

  • anonym

    05.10.2005, 10:07 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöner Bericht hat mir gefallen LG renatus

  • marina71

    05.10.2005, 01:38 Uhr von marina71
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schließe mich Chrillemaus an. Lg

  • Chrillemaus

    05.10.2005, 00:41 Uhr von Chrillemaus
    Bewertung: sehr hilfreich

    Hui ein schöner Bericht. Sehr hilfreich. LG Martina