Die Zwerge (Taschenbuch) / Markus Heitz Testbericht

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ab 6,15
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Erfahrungsbericht von vampire-lady

Heiho, heiho wir sind vergnügt und froh......

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Herr Heitz mir graut vor dir. Nachdem ich mich durch Stan Nichols „die Orks“ geschlagen habe, kämpfte ich mir „die Zwerge“ weiter. Und auch wenn ich es jetzt zum etwa 3millionsten Male sagen muß: wieder einmal hat ein Fantasyautor kräftigstens beim guten Tolkien geräubert, besonders seine Charaktere erkennt man wieder... aber nicht nur das: gestern schlug ich R. A. Salvatores „die vergessenen Welten“ auf und stieß sofort auf eine Szene, die in „die Zwerge“ doch sehr ähnlich daherkam.

Nachdem ich aber den 640 Seiten dicken Schmöker aus dem Hause Heyne (den ich mir für € 13,- zulegte, da ich im Sommer befürchtete, ein gerade eingetroffener Amazon-Gutschein könne eventuell virtuelles Moos ansetzen) munter durchlesen habe, muß ich trotz diverser Anleihen sagen: gar kein übles Buch – im Gegensatz zu „die Orks“, welches ja in die gleiche Kerbe schlägt. Die Anleihen sind gut in die Geschichte eingebaut und keinesfalls plump, häufig sind gewisse Eigenschaften von Tolkiens Figuren auf mehrere in Heitz Roman verteilt.

Die Geschichte spielt im Geborgenen Land, der Name ist Programm. Es ist die Aufgabe der Zwerge dieses Land gegen die bösen Eindringlinge des Gottes Tion und des Toten Landes zu beschützen. In einem kurzem Epilog wird das auf Verrat beruhende Versagen der Zwerge geschildert. Viel später lernt man Tungdil kennen, ein Zwergenfindelkind, das unter den Menschen aufwuchs und seine Rasse nur aus den Büchern seines Ziehvaters und Zauberers Lot-Ionan kennt. Tungdil hat sich zu einem begabten Schmied entwickelt und aufgrund eines „Unfalls“ im Labor des Zauberers zur Strafe auf eine Reise geschickt. Er soll einem Schüler des Zauberers einige Dinge überbringen. Die 5 Clans der Zwerge sind alles andere als eine friedliche Einheit. Der 5te und der 1te Clan gelten als verschollen, der 3te Clan besteht aus Verrätern und nur noch die anderen beiden halten irgendwie zusammen. Hier soll nun ein neuer Großkönig gewählt werden. Der alte sieht nämlich seine letzten Tage gekommen, muß aber leider feststellen, daß sein Nachfolger Gandogar unter der Fuchtel eines fiesen Beraters steht. Gandogar will lieber ein Krieg gegen die Elben führen, als das Geborgene Land gegen Nod’onn, einen böse gewordenen Magus zu verteidigen. So wirft er das Findelkind Tungdil als möglichen weiteren Großkönigkandidaten ins Rennen. Ahnungslos wandert Tungdil durch das Land, um seine Aufgabe zu erfüllen, bis er erkennen muß, daß nicht nur der Schüler seines Ziehvaters, sondern auch Lot-Ionan von den Schergen des Toten Landes getötet worden sind. Tungdil erkennt, daß er als einziger Gelehrter unter den Zwergen das Geheimnis lösen muß, wie man Nod’onn beseitigen und das Tote Land verbannen kann. Dabei trifft er, wie eigentlich üblich, mehr oder weniger willige Gefährten: die letzte verbliebene Zauberin Andokai, ihren gruseligen Beschützer Djer_n , die Zwergenzwillinge Boindel und Boendil, den Säuferzwerg Bavragor und den Feigling Goimgar. Später gesellt sich noch eine menschlich-albaeisch Schauspielertruppe hinzu und die zwergische Schmiedin Balyndis.

Die Welt hat mir ganz gut gefallen. Das geborgene Land deckt alle Landstriche ab, in denen sich Fantasyvolk wohlfühlt. Wälder für die Elben, Berge für die Zwerge und Menschen hocken sowieso überall herum. Interessant wurde vielmehr das Tote Land. Die Fläche die von Orks, Albae und Ogern besetzt wird, wird automatisch zum Toten Land. Dessen wichtigster Aspekt ist wahrscheinlich, daß jeder der hier getötet wird als Zombie aufersteht. Leider spielt mir Heitz mit diesem Aspekt gegen Ende ein wenig zu viel herum, aber die Idee kommt gut.

Neben den Orks, leider eine ziemlich schlappe und wenig furchteinflössende Ansammlung von „Schweineschnauzen“, die nur als Kanonenfutter dienen, treiben vor allem die fiesen Albae ihr Unwesen. Die Albae sind die bösen, hinterhältigen und gemeinen Verwandten der Elben (welche übrigens nur zur finalen Schlußschlacht aufmarschieren). Genauso schön und elegant, aber nahezu sadistisch grausam. Sie lieben es, mit dem Blut ihrer Opfer Bilder zu malen. Zusammen mit ihren Reittieren, den Nachtmahren, böse gewordenen Einhörnern sind sie eine würdige Vertretung für gewisse 9 Ringgeister.

Während die Elben schon fast völlig ausgerottet sind, haben sich viele menschliche Siedlungen im Geborgenen Land gebildet. Neben Königreichen gibt es auch Zauberreiche, die von sieben großen Magi „regiert“ werden – was die Zwerge wenig glücklich macht, Zwerge hassen Magie nämlich ähnlich wie regelmäßige Vollbäder.

Dem Titel entsprechend geht es im Buch natürlich in erster Linie genau um die Zwerge, die meiner Ansicht nach auch gut und nicht etwa albern dargestellt werden. Heitz hat sich 5 Clans ausgedacht, jeder Clan hat eine bestimmte Begabung, die alle aber mit Stein und Erz zu tun haben: Schmiede, Steinmetze, Edelsteinschleifer... Der Zwerg an sich ist stur wie ein Panzer, greift gern zur Axt ohne vorsichtshalber vorher zu fragen, und wo er hinhaut, wächst kein Gras mehr. Irgendwie ein Volk von Obelixen, schlicht, kriegerisch, stark, ehrenvoll. Darüber hinaus arbeitet Heitz aber auch die Eigenschaften der einzelnen Clans heraus, aber auch die einzelner Zwerge. Da sind dann auch Abweichler bei. Tungdil ist sogar diplomatisch veranlagt, Goimgar ist ein Feigling, Bislipur ein mieser Intrigant und Verräter. Und auch die sonst so vernachlässigten Zwerginnen kommen diesmal zu ihrem Recht. Ein Clan wird sogar von ihnen regiert. Heitz hat dem Bild, was man von Zwergen bisher hatte wirklich Leben eingehaucht, samt eigener Religion und zwergischen Ausdrücken, so kehrt ein verstorbener Zwerg in „Vraccas (Gott) Schmiede zurück, sehr hübsch. Mein absolutes Highlight ist Boindel. Er ist ein Krieger und reagiert auf Orks, wie Obelix auf Römer. Seine Augen strahlen, und die ersten zehn gehören ihm! Boindel sorgt für Stimmung in der Bude hat nur den Nachteil, daß er kaum zu stoppen ist, sobald er einmal in Wut geraten ist, weshalb er auch den Beinamen Ingrimmsch hat, - weshalb ihn und Bavrogar eine böse Vergangenheit verbindet. So ganz grün sind sich die Gefährten untereinander auch nicht, so daß man mitunter den ein oder anderen witzigen Dialog zu lesen bekommt, während Tungdil verzweifelt in seine Axt beisst. Ein wenig nervt an den Zwergen, daß sie so übermächtig sind. Besonders die Zwillinge plätten alles was nicht bei 3 auf den Bäumen ist, unter 20 Orks werden die beiden gar nicht munter – leider kommt bei derartigen Kampfszenen nicht gerade Glaubwürdigkeit auf.

Die Kampfszenen sind gut dosiert und auch nicht langweilig beschrieben (oja das ist grundsätzlich möglich!!), manchmal fliegen ein paar Körperteile tief. Wie gesagt: nur die Kräfteverhältnisse der Gegner sind manchmal etwas merkwürdig dargestellt.

Heitz hat mit „die Zwerge“ sicherlich nicht das Fantasygenre revolutioniert. Das Grundgerüst der Geschichte ist hinlänglich bekannt, selbst gewisse Elemente und Details seiner Geschichte erkennt man wieder und trotzdem hat er eine wirklich gute Geschichte abgeliefert, indem er die üblichen Schnippsel prima neu zusammenwürfelt hat, um diese nicht zuletzt mit eigenen Ideen gekonnt aufzupeppen. Das Buch und seine Figuren machen einfach Spaß – die Albae steigen sogar in die Riege meiner Lieblingsbösewichte auf - und Langeweile kommt allenfalls auf den ersten 50 Seiten auf, bis die Geschichte in Fahrt kommt.

Der Fortsetzungfaktor? Bekanntlich ist die Fortsetzung auf dem Markt. Trotz allem: die auf den letzten Seiten verteilten Zaunpfähle sind nicht zu übersehen – voller Symbole und Unkenrufe, daß vielleicht doch nicht alles so ganz in Ordnung ist!

53 Bewertungen, 2 Kommentare

  • Sternegucker2005

    22.09.2005, 21:30 Uhr von Sternegucker2005
    Bewertung: sehr hilfreich

    buch. habe es auch gelesen und fand es wirklich toll.

  • diana75

    05.02.2005, 23:07 Uhr von diana75
    Bewertung: sehr hilfreich

    da ich auch gerne fantasybücher lese scheint dieses nach deinen bericht ganz intessant zu sein. gruß diana75