Die Elfen (Taschenbuch) / Bernhard Hennen Testbericht

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ab 12,13
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Erfahrungsbericht von vampire-lady

Faszinierend!

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Seit einigen Monaten liebe ich Zwerge. Ehrlich, ich dachte immer, ich mag Elfen, aber bis auf einige wenige, sind mir die Spitzohren zu schwermütig geworden, ständig auf dem Weg nach Westen oder sonst wie dabei in den Sack zu hauen. Gibt nicht viele Elfen von denen ich gelesen habe, die das richtige Oomph haben. Daher wollte ich „die Elfen“ von Bernhard Hennen und James Sullivan (Heyne) auch im Grunde genommen nicht weiter beachten. Interessanterweise läuft Hennens Co-Autor übrigens unter „ferner liefen“ und wird nicht einmal auf dem Cover erwähnt. Der Kostenpunkt des 900-Seiters liegt bei € 14,00.

Hennen selbst lieferte den Lesegrund. Ich hatte im Sommer mal einen Teil aus „die Nibelungen“ gelesen, den er geschrieben hat. Hennen hat es mit historischen Romanen und Fantasy und war mir durch seine amüsante und witzige Schreibweise aufgefallen.

Die Vermarktung des Buches erfolgte sozusagen in einem Rutsch mit Stan Nicholls „die Orks“ und Heitzs „die Zwerge“ bzw. „der Krieg der Zwerge“, was viele Leser auf die Palme gebracht hat, da die Romane nichts miteinander zu tun haben. Allerdings teilen sie eine ähnliche Aufmachung. Im Frühling werden sich dann wohl auch noch „die Drachen“ in den munteren PR-Zirkel einreihen. Auf der anderen Seite sind die Bände natürlich erfolgreich aufgefallen.

Die Geschichte „die Elfen“ spielt nun in drei Welten, die lose miteinander verbunden sind und nur durch die Magie und die Albenpfade miteinander verbunden sind. In der Mitte liegt die Menschenwelt, Menschen können sie im Normalfall nicht verlassen, weil sie keinen Plan von Magie haben. Die zunächst wichtigen Menschen sind Nordmänner, Barbaren, Wikingertypen, die bevorzugt mit der Axt kämpfen und in einem Fischerdorf leben. Dann gibt es Albenmark, dort leben die Elfen bzw. die Albenkinder. Es gibt bestimmte Portale (z. B. Steinkreise) über die der wissenden nach Albenmark gelangen kann, oder das alte Reisesystem der Alben (= die wesentlich mächtigeren Urahnen der Elfen) die sogenannten Albenpfade auf deren Kreuzungen magisch Ausgebildete Portale entstehen lassen können. Die Albenpfade sind uralt und ziehen sich durch alle drei Welten. Als letztes bleibt noch die zerbrochene Welt. Eine Welt des Nichts, in dem nur einzelne Inseln existieren, die im Nichts schwimmen. Diese Welt wurde im letzten Kampf der Alben gegen die Devanthare (=Dämonen) zerstört, wobei die Dämonen vernichtet wurden. Diese Welt wird häufig als altes Schlachtfeld beschrieben. Interessanterweise ist sie von Albenmark aus direkt nicht zu erreichen, dies geht nur über die Menschenwelt.

Als nächstes muß ich sagen, daß ich den Titel nicht unbedingt gelungen finde. Zwar spielen „die Elfen“ eine große Rolle, letztlich beschreibt das Buch aber den letzten großen Kampf der Albenkinder, und das sind nicht nur die Elfen, sondern auch die Zwerge, Feen, beseelte Bäume, Trolle oder Kentauren.

Die Geschichte beginnt, als der Krieger Mandred (Nordmann) fast tot nach Albenmark gelangt und von Königin Emerelle Genugtuung verlangt. Schließlich hat ein Manneber seinen ganzen Jagdtrupp getötet und ein Manneber kann nur aus der Albenmark in die menschliche Welt gekommen sein. Doch der Manneber ist viel mehr, wie Mandred und seine elfischen Mitjäger bald feststellen müssen. Von einer Jagdtruppe, die Mandred von Emerelle erhält, bleiben nur er selbst und die beiden Elfenkrieger Nuramon und Farodin übrig, bis es ihnen gelingt, den Manneber scheinbar zu töten. Doch damit setzen sie etwas anderes frei, was zur Folge hat, daß Nuramons und Farodins Geliebte Noroelle in Ungnade fällt und in auf alle Zeiten in die Zerbrochene Welt verbannt wird, während menschliche Priester die Magie entdecken, eine inquisitorischen Religion gründen und das Land mit Krieg überziehen, mit dem erklärten Ziel die Albenkinder zu vernichten. Emerelle muß daraufhin einen schweren Entschluss treffen.

Die Figuren des Buches sind gut entwickelt, bleiben aber leider vielfach ziemlich platt und oberflächlich. Eine Folge des merkwürdigen Tempos des Buches, mit dem ich nicht wirklich klargekommen bin. Die zeitlichen Abläufe sind ziemlich vertrackt, da die drei (Mandred, Nuramon und Farodin) auf Albenpfaden reisen, was zur Folge hat, daß die Zeit um sie herum unregelmäßig verläuft. Während einer kurzen Reise können in Wirklichkeit Jahrhunderte vergangen sein und da sich die Gefährten zwischendurch trennen, muß der eine schon mal 50 Jahre auf die anderen warten. Der kurzlebige Mandred als Mensch erlebt somit, wie er in seinem Dorf (das bald zur Stadt wird) eine Legende wird, während er unzählige seiner Nachfolger kennenlernt. Mandred bringt Leben in die Geschichte, er ist ein Barbar und bleibt es und glänzt mit einem geradezu zwergischen Temperament. Das bringt Humor in die etwas steife Elfenwelt. Er begleitet die beiden Elfen, weil er davon überzeugt ist, daß er eine Teilschuld an deren Misere trägt, außerdem fühlt er sich als Legende zuhause nicht mehr wohl. Nuramon und Farodin sind Elfen, wie sie verschiedener nicht sein können. Nuramon ist eigentlich ein netter Typ, der allerdings seine Bestimmung noch nicht gefunden hat, und dessen Seele solange in seiner Familie wieder geboren wird, bis sich das geändert hat. Aus diesem Grunde ist er bei seiner Familie nicht sehr beliebt und wird eher ignoriert. Farodin ist dagegen ein hochdekorierter Krieger mit einem guten Draht zur Königin, der ihm aber auch nichts nutzt. Beide sind in die gleiche Frau verliebt und warten schon seit 20 Jahren geduldig, daß sie eine Entscheidung trifft. Als Noroelle verbannt wird, tun die beiden Konkurrenten sich zusammen, um sie zu befreien. Sie erkennen, daß sie sich ergänzen (müssen) und schließen bald Freundschaft. Leider erfährt man über Farodin recht wenig, der hat nämlich einiges auf dem Kerbholz, was eine Geschichte wert wäre, ist der kühle Krieger doch oft der Spion oder Assasine der Königin gewesen. Dummerweise gehen einige Nebenfiguren völlig unter. Häufig werden sie mit den drei Helden auf die Reise geschickt, man denkt, der könnte interessant sein, schon ist er tot... ich hätte den Elfen, der als „mürrischer Raufbold“ beschrieben wurde, gern näher kennen gelernt. Manchmal finden sie aber auch zu Beginn Erwähnung und gelangen später zu Anerkennung. Blöde Zeitspringerei!

Wenn man nun schlicht und einfach behaupten will, die Geschichte ginge um die Rettung Noroelles, wäre das tief ins Klo gegriffen. In der Erzählung geht es vielfach um Schicksal und Vorherbestimmung, worum es auch in der elfischen Religion oder Philosophie geht. Seine Bestimmung zu erfüllen, heißt am Ende ins Mondlicht zu gehen, statt wieder geboren zu werden. Eine Idee an die sich die Geschichte für meinen Geschmack etwas zu sehr klammert, was leider zu der einen oder anderen Länge in der Geschichte führt.

Gewürzt ist die Erzählung mit viel Action, manchmal ein wenig zu gewollt, aber in ihrem vollen Spektrum ist für jeden Geschmack etwas dabei. Von Duellen, über wilde Fluchten bis hin zu spektakulären Schlachten, aber auch von zu lösenden Rätseln werden die Suchenden immer wieder vom direkten Weg abgelenkt. Dazu stoßen die drei auf Sagen und Legenden, die sich als höchst lebendig erweisen und der Handlung eine gewisse epische Breite verleihen.

Durch die zahlreichen Zeitsprünge verläuft die Handlung häufig sehr szenenhaft, was der Charakterentwicklung eher abträglich ist. Der Zeitablauf wird wiederum seltsam, wenn die Autoren das Tempo aus der Geschichte herausnehmen, und den Figuren eine Pause gönnen. Dann entstehen wunderschöne Szenen, wie die in Nuramons Wohnung. Denn Nuramon lebt auf einer beseelten und weisen alten Eiche. Aber auch skurrile Szenen sind zu finden, gelingt es Mandred doch tatsächlich einen der alten Bäume besoffen zu machen.

Das Ende ist teilweise unerwartet, denn nicht nur Noroelle muß gerettet werden, sondern eine viel größere Sache. Das allerletzte Ende kommt daher etwas abrupt. Noroelle wird eine Entscheidung treffen und ein Kreis wird sich schließen, dem Schicksal des Mannebers wird ein anderes folgen. Ich fand es ziemlich traurig.

War eben doch ein Elfenbuch!

49 Bewertungen, 2 Kommentare

  • sunny161

    30.11.2005, 14:58 Uhr von sunny161
    Bewertung: sehr hilfreich

    Elfen sind schöne Wesen.. Hört sich nach einem guten Buch an! ^^ LG

  • Mundi

    23.02.2005, 00:11 Uhr von Mundi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gibt es heute auch noch Elfen? lg mundi