Heuschnupfen Akupunktur Testbericht

Imitieren Sie die zu erratende Person durch ein für sie typisches Geräusch.
„Huuuuaaaaaahaaaatschi!“ „Krrrrrchhhhbrrrrpffffff!“
Um wen handelt es sich hier?
Die richtige Antwort: Crazy zur Frühlingszeit!

Wo die ersten warmen Sonnenstrahlen bei anderen Menschen Frühlingsgefühle auslösen und die Hormone in Wallung bringen, werden bei mir nur eine Schniefnase, verquollene Kaninchenaugen und in den letzten Jahren sogar Asthma ausgelöst, eine allergische Reaktion auf Gräserpollen, Erle, Roggen, Weiden, Esche, Hasel, Birke, Buche, Nessel, Sauerampfer, Wegerich...und blablabla...noch einige mehr...
Diese Allergie ist zwar nicht lebensbedrohlich, aber doch ziemlich nervig: Sämtliche Aktivitäten im Freien sind je nach Pollenaktivität nur nach Präparierung mit Medikamten wie Vividrin, Lisino oder Zyrtec und Unmengen von Taschentüchern oder im schlimmsten Fall gar nicht möglich, und eine heisse Liebesnacht mit mir im Kornfeld oder Heustall wäre wohl nur für Menschen mit nekrophiler Neigung interessant.

Bei mir trat die Allergie schon im Kindergartenalter auf, und weil unser Dorfarzt das ganze mit „Ach, das gibt sich meistens in der Pubertät!“ abgetan hat, wurde die Allergie auch nicht weiter behandelt. Naja, ich bin halt anders als die anderen Kinder – bei mir gab sich das nämlich NICHT in der Pubertät, im Gegenteil, die Symptome wurden von Jahr zu Jahr schlimmer.

(Das Orchester spielt an dieser Stelle einen dramatischen Tusch, während sich die Zuschauer um einen angemessen betroffenen Gesichtsausdruck bemühen.)

In den folgenden Jahren habe ich mehr oder weniger erfolglos versucht, die Symptome der Allergie mit den o.g. Medikamenten einzudämmen, in der Blüte meiner Asthma-Ära kamen noch diverse cortisonhaltige Asthma-Sprays hinzu. Eine meiner früheren Hippie-Freundinnen, Fan von Esotherik und Naturheilkunde (kurz: Eso-Bimbam!) überzeugte mich davon, das ein 7-tägiges Heilfasten Linderung bringen würde, denn Heilfasten entgiftet, entschlackt und stärkt die Abwehrkräfte (sagte zumindest die Batik-Tussi). Ok –ich war jung und naiv und hatte keinerlei Vorstellung, was sich unter „Heilfasten“ verbirgt, also probierte ich es aus – 7 Tage lang nur Wasser trinken! Nach dem zweiten Tag ohne Nahrung war ich nahe dem Nervenzusammenbruch, ab dem vierten Tag stierte ich nur noch apathisch vor mich hin und brabbelte unzusammenhängende Wortfetzen und am siebten Tag war ich quasi tot...naja, ich neige zum Dramatisieren, aber Heilfasten ist voll Scheisse, ey! Ich fühlte mich weder entgiftet noch entschlackt, sondern bloss total ausgehungert und schwächlich....und die Allergie war immer noch da! Voll verarscht!
(Kinder! Spielt das BLOSS nicht zuhause nach, sondern esst immer brav euren Spinat!)

Die 2 gängigsten Therapiemethoden bei Allergien sind die sog. Desensibilisierung und die Eigenbluttheraphie...erstere war mir zu unheimlich, weil dem Körper über längere Zeit die entsprechenden Allergene gespritzt werden und zweitere fällt in die Kategorie „Öko-Bimbam“ und ist deswegen mindestens genauso unheimlich. Ich kenne allerdings viele, bei denen diese Therapieformen Wirkung gezeigt haben, ist halt bei mir so ‚ne Einstellungssache! (Nein, meine Suppe ess‘ ich nicht! Wenn ich was nicht will, dann will ich eben nicht! Dann schneuz‘ ich mir lieber die Nase wund und röchel‘ wie ‚ne alte Dampflok....)

Nachdem ich auf alle Vorschläge meines Arztes mit „Kenn ich nicht! Will ich nicht! Macht ich nicht!“ reagiert habe, schlug er mir dann letztendlich Akupunktur vor. Klar...“Öko-Bimbam“ war mein erster Gedanke, ich stellte mir federnbehangene Medizinmänner vor, die zu Trommelmusik um mich herumtanzten und mir dicke Nadeln in den Kopf jagten. „Nööö, will ich nicht!“ (Klar, was der Bauer nicht kennt...) Aber da zu dieser Zeit meine Beschwerden besonders schlimm waren und ich keine Nacht ohne Erstickungsanfälle verbringen konnte, fragte ich noch ein paar Schmollminuten doch noch mal genauer nach. Ich erfuhr, das die Kosten für diese Therapieform in den meisten Fällen sogar von der Krankenkasse übernommen werden, vorausgesetzt man lässt sich von einem Schulmediziner und nicht von einem Heiltherapeuten behandeln – was bei mir sowieso Grundvoraussetzung war, denn zu so ‚nem Eso-Doktor geh‘ ich schon mal aus Prinzip nicht – der empfiehlt bestimmt HEILFASTEN oder Aromatherapie...oder was weiß ich was es da sonst noch gibt, am Ende muss ich noch mit verknoteten Beinen unter der Decke schweben, nöö, nöö – will ich nicht!

(Im Übrigen lehne ich Naturheilkunde und Esotherik nicht grundsätzlich ab, ich bin bloss kritisch. In meiner Zeit in der Hippie-WG, wo es Bachblüten zum Frühstück gab, überall heilende Edelsteine herumlagen, man vor lauter Aromatherapie kaum noch atmen konnte und abends lustige meditative Trommelsessions stattfanden, bin ich damit zugeballert worden...ich bin also traumatisiert!!)

(Vereinzelt wird im Zuschauerraum verstohlen gegähnt und gelangweilt mit den Füssen gescharrt.)

Der Vorteil der Akupunktur ist, das man mit der Behandlung noch anfangen kann, wenn die Beschwerden schon eingesetzt haben, im Gegensatz zur Desensibilisierung und diesem Eigenblut-Gedöns, die wohl im Herbst begonnen werden müssen.

In der Regel umfasst eine Behandlung 12-15 Sitzungen, die so aussehen, das man vom Arzt die Akupunkturnadeln gesetzt bekommt und dann ca. 20 Minuten ruhig liegenbleibt, im günstigsten Fall in einem abgedunkelten Raum mit leiser Musik, das ist jedoch von Arzt zu Arzt verschieden. Ich musste z.B. bei meinem Arzt 20 Minuten lang auf eine Schautafel mit Venenleiden gucken....Thrombosen und Krampfadern sind wirklich LECKER anzuschauen und entspannen ungemein! Nach 2 Sitzungen bestand ich dann darauf, das Licht auszumachen....*grins*

Die Nadeln werden vorwiegend im Gesicht und an den Ohren eingesetzt, das sieht nur bescheuert aus (wir sind die Borg!), tut aber überhaupt nicht weh. Meine Befürchtungen, das der Onkel Doktor vielleicht mal die ein oder andere Nadel in meinem Ohr oder auf dem Kopf vergisst („Nun gucken’se aber noch mal GENAU nach! Hamm’se wirklich ALLE rausgenommen?“) sind auch nie eingetreten.

Wie genau und warum die Akupunktur wirkt, weiß ich nicht mehr....bei Interesse kann ich jedoch an meine Hippie-Freundin verweisen, die kann’s bestimmt erklären – allerdings müsst ihr dann hinfahren, Telefon hat’se nämlich nicht.

Nun kommen wir zum Schlusswort, das Publikum möge sich bitte erheben!
(Hat da jemand „Endlich!“ gesagt?? Undankbares Volk!)

Wie und warum die Akupunktur hilft, kann ich nicht sagen – aber sie HILFT!! Zwar läuft ab und an noch die Nase und die Augen brennen, aber das ist nichts im Vergleich zu früher....und das Asthma-Spray hab‘ ich im letzten Jahr auch nicht mehr gebraucht. Nächstes Jahr werde ich wohl noch eine Behandlung über mich ergehen lassen, und dann ist gut, hoffe ich....

Wenn man zusätzlich noch unnötigen Kontakt mit Pollen vermeidet, sprich:

1. Wäsche nicht im Freien trocknet
2. Abends duscht, um Pollen von der Haut und aus den Haaren zu waschen
3. Sport im Freien vermeidet (ha, DAS fällt mir leicht!)

...steht einem lustigen Sommer nichts im Wege.

Man sieht sich...im Kornfeld...*kicher*