Highland Park 18 Jahre Testbericht

Anders als sein Name es vermuten lässt, stammt der Malt Whisky Highland Park nicht etwa aus den schottischen Highlands, sondern von einem etwa 10 Meilen vor der schottischen Küste gelegenen Archipel.


Whisky und Schottland – das gehört zusammen wie Pech und Schwefel, Pommes und Mayo und Laurel und Hardy. Das finden wohl auch die Schotten, die sich mit Blick aufs Nationalgetränk Nummer 1 den Leitspruch “Never whisky without water, never water without whisky“ ausgedacht haben: Whisky nie ohne Wasser, Wasser nie ohne Whisky – es ist alles nur eine Frage der Dosierung, und das tägliche “wee dram“ schadet wahrscheinlich wirklich nicht, wenn’s denn nur “wee“, also klein genug ist.

Ebenso wenig wie „Bier“ im bierberühmten Deutschland überall das gleiche Getränk bezeichnet, ist Whisky in Schottland gleich Whisky. Er stammt aus Brennereien, die in den Highlands, den Lowlands oder in der so genannten Speyside liegen – oder eben auf einer der schottischen Inseln.

Neben den legendären Malts von der Insel Islay gibt es da den „Talisker“ von der Isle of Skye – und eben den „Highland Park“ von den Orkneys. Aber auch „Highland Park“ ist nicht gleich „Highland Park“, denn wie viele andere Whiskys gibt’s auch diesen in verschiedenen Abfüllungen. Damit Whisky sich Whisky nennen darf, muss der Brand mindestens drei Jahre im Fass gelagert worden sein. So lautet die gesetzliche Vorschrift – in Schottland dürfte sie aber wohl eh nur auf dem Papier eine Rolle spielen, denn kein Brenner, der auf sich hält, zieht sein Erzeugnis sofort nach Ablauf der gesetzlichen Reifefrist auf Flaschen. Ein anständiger Whisky hat in der Regel acht Jahre im Fass auf dem Buckel – mindestens.

Nach oben sind dem Alter so gut wie keine Grenzen gesetzt, und so gibt es Abfüllungen, die 12, 18 oder sogar 20 Jahre und länger reifen durften. Mit dem Alter steigt in der Regel auch der Preis, der für solche Whiskys zu zahlen ist. Und wie das eben so ist: Manchmal ist der Preis berechtigt, manchmal nicht – auch ein acht Jahre junger Bowmore ist bereits ein fabelhafter Whisky, und ein 25 Jahre alter Macallan kann etwas für Sherry-Freunde sein, muss aber nicht unbedingt auch ein Favorit von Whisky-Fans sein, deren Herz vor allem für salzige, stark getorfte Insel-Whiskys schlägt.

Den „Highland Park“ kannte ich bis vor kurzem nur in der 12-jährigen Standard-Variante. Am vergangenen Wochenende hatte ich dann Gelegenheit dazu, einen 18 Jahre alten „Highland Park“ zu verkosten.

Mein Fazit: Ich bin ein großer Fan der 12 Jahre alten Variante und werde es auch bleiben. Der 18-jährige „Highland Park“ hat mir zwar auch geschmeckt, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das heimische Kabinett wirklich aufstocken muss.

Mehr Frucht, mehr Toffee und, was ich erstaunlich fand, deswegen nicht weniger Salz – so lautet der Geschmackseindruck, den ich gewonnen habe. Der 18-jährige „Highland Park“ ist ein ausgezeichneter Digestif, und um Geschmack an ihm zu finden, muss mensch wahrscheinlich nicht einmal ein ausgesprochener Fan von Insel-Whiskys sein. Die 18-jährige Variante des „Highland Park“ überzeugt mit Fruchtaromen und Noten von Toffee und Karamell, die stärker ausgeprägt sind als beim 12 Jahre alten kleinen Bruder – ein eleganter, schön ausbalancierter Whisky, der bei aller Fruchtigkeit auch seine Insel-Wurzeln nicht verhehlt: Wem die Islay Malts Laphroaig, Lagavulin & Co. in ihrer ganzen Torfigkeit zu wuchtig sind, dem eröffnet sich mit dem 18 Jahre alten „Highland Park“ ein etwas leichterer Zugang zur Welt der Insel-Whiskys.


R e s ü m e e

Mein persönlicher Eindruck: Die 12 Jahre alte Abfüllung mag weniger komplex sein, bringt für meine Begriffe aber etwas mehr Glut mit – ich denke, ich werde auch beim nächsten „Highland Park“-Kauf wieder zum 12-jährigen greifen. Wer den Islay Malt Bunnahabhain oder länger gereifte Bowmores oder Bruichladdichs mag, sollte, sofern sich die Gelegenheit bietet, aber ruhig auch mal dem „Highland Park ab 18“ (auch hier: die Altersangabe auf dem Etikett ist natürlich als „mindestens 18“ zu lesen) einen Besuch abstatten.