Hobbys Testbericht

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Erfahrungsbericht von feanny

Was ist das "Hobby" Jagd überhaupt?

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Hallo Leute!

Ich werde heute mal über ein Thema schreiben, wo ich weiß, es werden Konflikte entstehen weil ich das schon anderswo hinter mir habe… Ich werde euch heute einwenig über die Jagd und ihren Hintergrund erzählen! Der Anlass dafür ist, dass ich schon von mehreren Leuten angeschrieben wurde mit diversen Fragen…

►Wie bin ich zur Jagd gekommen?◄

Ich muss gestehen ich zählte noch vor ein paar Jahren zu den eingefleischten Jagdgegnern und verkehrte auch ganz krass in der Szene… Ich war auf Demos und Protestmärschen dabei und hasste die Jäger wie die Pest! In unserm Gang zuhause hing noch von meinem Opa geschossen ein großes präpariertes Haupt was mir immer Ekel in die Glieder trieb! Angefangen hatte es eigentlich alles wie ich einen Jungjäger kennen lernte der bei meiner Oma in der Nähe wohnt, mit dem ich mich dann auch des Öfteren stritt und mich dann auch mal unterhielt auf normalen Niveau… Er konnte mich schließlich überreden mal mit zum Ansitzen zu gehen und ich sah bei meinem ersten Ansitz auch so ca. 30 Rehe, was mich als Tierliebhaber absolut faszinierte und so war ich am nächsten Abend auch schon wieder dabei! Diesmal ein Dachs und ein Fuchs neben dem Rehwild! Ich hatte solche Tiere nur im Zoo gesehen… So zog sich das auch über Wochen und Monate hin, bis ich dabei war wie der Jungjäger eine Sau von 51 Kg streckte… Für mich war die Sache nun gelaufen, dachte ich zumindest… Ich stieg aus der Kanzel und betrachtete mir das tote Schwein… Es starb ohne Wehgeschrei und auch sieht man kaum Blut… Was ist das? Auf Jagddemos hat man immer nur völlig zerfledderte und gequälte Tiere gesehen, die qualvoll vor sich hinstarben… 2 Wochen später war ich dann dabei wie ein Bock erlegt wurde und auch dieser lag sofort am Anschuss und hatte wenig Blut… war nicht zerfleddert… Ich begann die Jagd jetzt noch skeptisch zu betrachten aber nicht mehr in dem schlechten Licht wie sonst! Leider schlief die Beziehung zu den Jägern dann langsam ein weil der Jungjäger weggezogen ist und der Vater mich nicht mit nehmen konnte weil seine Olsche immer rumzickte!
Doch was ich da nicht bekam, sollte von wo anders kommen und so verwählte ich mich mit meinem Handy nach Niedersachsen … und kam prompt bei einem Jäger durch der gerade auf seinem Hochsitz verharrte und heute mein Freund ist! Wir trafen uns ja immer öfter und so kam ich dann auch zur Jagd und zum Schießen… Jeder seiner Kumpels schleppte mich nun auf den Schießstand… ins Revier… auf Versammlungen… Ich verstand dass die Jäger keine Tierquäler sind … aber dazu später… nach einem Jahr zwei Monaten hatte mich mein Freund und seine Mitjäger soweit und ich fand mich im Jägerlehrgang wieder…

►Der Lehrgang ◄

Allgemeine Informationen zum Jägerlehrgang… der Lehrgang läuft von August bis Juni und wird von der Jägerschaft des Landkreises und des Landes angeboten oder von Jagdschulen. Der Preis beläuft sich zwischen 700 und 4000 Euro je nach Ausbildungsstätte, Bundesland, und die Art des Lehrganges (Ferienkurse, Blockkurse, Intensivkurse…) Die angegebenen Kosten sind nur die Grundkosten wo noch kein Lehrmaterial bzw. Schießkosten usw. enthalten sein müssen… Bei den Schulen ist dies aber meist inklusive. Zu erfragen ist dies bei der Jägerschaft und bei den Schulen.

So ein Lehrgang besteht meist aus vier Teilen, theoretischer Unterricht, praktischer Umgang mit der Waffe, jagdliches Übungsschießen und praktische Übung im Revier.

1. theoretischer Unterricht
Dieser Teil des Kurses zieht sich über die ganze Ausbildungszeit hinweg. Hier lernt der angehende Jäger alles über die Natur, Bräuche und Rechtssachen die er später mal benötigt. Unter Natur und Bräuche versteht man hier:
- Federwild also Enten, Singvögel, Gänse, Rallen…
- Schalenwild wie das Rehwild, Rotwild, Schwarzwild
- Raubwild wie der Fuchs, Marderhund, Dachs…
- Jagdhunde wie den Deutschdrahthaar, den Teckel, den Labrador…
- Pflanzen, wie unsere Getreidearten, Bäume, Waldbewuchs …
- Wildkrankheiten und Schädlinge wie die Lungenwürmer, Dasseln, Tollwut…
- Bräuche wie die Jagdhornsignale, Brüche, Jägersprache…
Unter Rechtssachen versteht man hier:
-Das Landesjagdrecht
-Schonzeiten der einzelnen Tiere und Bundesländer
-Naturschutz
-Waffenrecht

2. praktischer Umgang mit der Waffe
Hier wird gezeigt wie die verschiedenen Waffen aufgebaut sind, welche Munition man verwendet auf welches Wild, denn auch hier gibt es sehr unterschiedliche Kaliber und Typen… z.B. Flinten, Büchsen, Drillinge, Kurzwaffen, Bergstutzen…. Bei der Munition gibt es kleine Kugeln, große Kugeln, Brenneke, Schrot… Das hier genauer zu erklären würde jetzt aber den Rahmen sprengen…

3. Jagdliches Übungsschießen:
Hier lernst du nach der praktischen Einweisung ( 2.) das Schießen auf stehende Ziele und bewegliche Ziele. Das heißt auf dem Schießplatz wird auf eine Pappscheibe wo ein Reh drauf abgebildet ist, geschossen oder auf eine Scheibe mit Fuchs… bewegliche Ziele sind der laufende Keiler, auch ein Pappschild und Tontauben…

4. Reviergänge
In diesem Teil geht der Prüfer mit den angehenden Jägern durch ein Lehrrevier und zeigt den Leuten mal was man im Wald so an Spuren entdecken kann und was das so wächst… er sucht also mit der Gruppe Trittsiegel der verschiedenen Wildarten und auch die Losung, erklärt den Aufbau des Waldes und die Erkennung von Wildwechseln und Pflanzen…

Das war jetzt nur eine kleine Zusammenfassung was im Groben dran kommt. Würde ich das alles hier ausführlich schreiben wären wir jetzt schon bei Seite 20 :-)

►Die Lehrunterlagen◄

Bei uns hat man mit Heintges gelernt. Das sind acht Hefte für ca. 120 Euro. Behandelte Themen sind Haarwild, Jagdhunde, Waffenhandhabung, Land und Waldbau, Hege und Wildkrankheiten, Waffen und Munition, Federwild und Naturschutz. Wer sich diese Sachen mal genauer anschauen möchte geht bitte mal www.wild-web.net/wwd/ausbild/heintges/ muss allerdings hinzufügen man kann noch Zusatzhefte kaufen, die genannten sind die Grundhefte die man haben sollte bzw. muss. Es gibt noch andere Lernsysteme jedoch wird zu 95 Prozent mit Heintges unterrichtet.

►Die Prüfung◄

Nun bin ich Monate jede Woche 3-4 Abende je 4 Stunden im Lehrgang gewesen, da kommt im April auch schon die Prüfung die auch aus drei Teilen besteht…
1. schriftlicher Teil dauert 120 Minuten und beinhaltet 100 Fragen aus dem Theorieunterricht, sollte euch das interessieren geht mal auf die wild und Hund Seite unter www.wildundhund.de/ausbildung/Ausbildung_3593.html dort findet ihr Fragen die in der Jägerprüfung dran kommen könnten
2. Praktischer Teil, umfasst einen Rundgang durch das Lehrrevier, hier sind Anschüsse zu erkennen oder Pflanzen, Tiere sind anhand ihrer Trittsiegel zu identifizieren, Jagdhornsignale müssen erkannt werden oder Jagdhunde, Organe…
3. die Schießprüfung, hier musst du von 15 Tontauben 6 treffen mit der Flinte bzw. 12/70 Schrot und man muss 50 Ringe mit der Kugel auf Bock und Fuchs schaffen…

►Der Jagdschein◄

Der Jagdschein ist ein grüner Schein so aufgebaut wie ein Kinderausweis. In diesem Schein steht dann für wie lange du den Jagdschein gelöst hast (bis zu 3 Jahre möglich), welche Behörde ihn ausgestellt hat, das Datum und das Entgelt was du dafür entrichtet hast. Weiter kann man dort deinen Namen Adresse und ein Foto von dir bestaunen…
Das lösen eines Jagdscheins auf drei Jahre kostet 99 Euro kann jedoch je nach ort variieren

►Zu was bist du nun berechtigt◄

Kurz und knapp ich bin jetzt rechtlich ein Jäger und darf nun mit Waffenkarte oder mit Erlaubnis eines Waffenbesitzkarteninhabers eine Waffe führen und Wild was freigegeben ist im Rechtlichen Rahmen erlegen und mir aneignen in einem Jagdbezirk wo mir das Jagen zugesagt wurde entgeltlich oder unentgeltlich.

►Meine Erfahrungen mit der Jagd◄

Ich lebe nun auch schon seit ich 16 bin mit Jägern zusammen und jage selber… was ja nun auch schon über 3 Jahre sind. Mit der Jagd habe ich die Erfahrung gemacht, das sie viel mehr ist als nur immer ballern, was die Medien immer vorleben. Hierfür möchte ich mal paar Beispiele aufzeigen aus einem von mir geschriebenen Leserbrief an „Tierbild“:
-wir Jäger Baugebiete und Feldflur aufgekauft haben um die Natur zu erhalten und da keine Häuser hin sollten, sondern die Natur so bleiben sollte wie sie ist
- wir Naturschutzgebiete bewachen, bzw immer da sind wenn Tierquäler unterwegs sind (Pferderipper oder Wilderer)
-wir halten die Wilddichte im Gleichgewicht! *stellt sich die Frage ob sich Omma freuen würde wenn ihr Schwarzkittel, also Wildschweine den Garten durchwühlen, weil sie wegen mangelnden Abschusses in Massen auftreten???*
- wir geben im Jahr Millionen von Euros aus in Deutschland um unseren Wild einen besseren Lebensraum bieten zu können... Durch kauf und Anpflanzung von Hecken und Sträuchern. Ja und die Arbeit wie zB. Pflanzen wird ehrenamtlich geleistet und das sind mehrere 100 bis 1000 freiwillige Stunden die die Jäger in Deutschland jährlich leisten.
-wir versuchen bedrohte Tierarten zu schützen bzw wieder anzusiedeln!
- wir erlösen das Wild wenn irgendwelche Fussgänger und Landwirte Müll, Schnüre sowie Drähte in die Landschaft schmeißen und sich Hirsch und co daran strangulieren, ersticken oder was da sonst noch so passieren kann. Wir sind nämlich die, die den Mist der Leute aus unseren Revieren holen um Qualen beim Wild zu vermeiden. Ja wir sind auch die die Wild aufnehmen, wenn Leute kleine Kitze streicheln müssen und die dann armseelig verhungern müssen...
-wir sind da wenn Wild krank ist und leidet. Ja wenn es im Verkehr einer anfährt erlösen wir das Reh oder was es auch immer sein mag von seinen Qualen!

Wusstet ihr das die Jäger so viel machen? Die meisten wissen das leider gar nicht. Viele Jäger und dazu gehöre auch ich haben ihren Jagdschein gemacht weil sie die Natur lieben!

►Meine schönsten Jagderlebnisse◄

So nun denken natürlich alle… die schönsten Jagderlebnisse klar, wie sie den dicksten Bock geschossen hat und die größte Sau und den schönsten Fuchs! Leute PUNKTO FALSCH!
Meine schönsten drei Jagderlebnisse waren:
1. Ich saß nachmittags um 16 Uhr auf meiner Leiter und wartete auf einen Bock. Das war letztes Jahr Mitte Juni, auf einmal kam direkt unter meiner Leiter eine Ricke mit 2 Kitzen raus uns äste während die Kitze fangen spielte. Danach konnte ich noch beobachten wie sie die 2 säugte bevor sie wieder im Unterholz verschwand und das alles aus 5 bis 10 Meter Entfernung! Ein Erlebnis schöner als jeder Schuss!
2. Ich stand auf Sauen an auf einer Kuhweide. Meine Jagdkollegen gingen das Unterholz durch um die Sau rauszudrücken. Plötzlich kam von rechts ein Fuchswelpe auf mich zu gepatscht, blieb vor mir sitzen, kuckte mich dann ganz groß an um dann auch gleich wieder zu verschwinden. Das ganze dauerte 5 Minuten und ich war so entzückt das ich die Sau voll übersehen habe…
3. Auf Arbeit gibt es auch Rotwild… das sind die ganz großen Hirsche… und ich saß dort die ganze Nacht auf Sauen. Morgens um Sechs kam dann so ein 20ender vor meine Kanzel und röhrte… Danach kam ein zweiter Hirsch und sie kämpften um die Weibchen. Ein Erlebnis wie man es aus dem Fernsehen kennt…

Jetzt wisst ihr warum ich den Jagdschein gemacht habe…

►Meine Jagd momentan◄

Momentan kann ich auf gut 3000 ha Jagen gehen und schieße dort im Jagd-Jahr was von April bis März geht ca. 15 Stück Schwarzwild, 6 Böcke 7 Weibliche, 3 Füchse und paar Dachse, Enten usw… In Relation dazu sitze ich aber gut täglich draußen bis zu 4 Stunden auch manchmal länger. Also ihr seht. Von nur Ballern kann also gar nicht die Rede sein.

►Frageecke◄

Hier werde ich eure eventuell auftretenden Fragen beantworten
►Schlusswort◄

Klar Leute was die Medien schreiben mag wohl auch stimmen aber sind diese Jäger die Haustiere schießen die kleine schwarze Masse unserer Zunft. Mein Anliegen an euch ist, bitte fragt nach bei vernünftigen Jägern und zwar auch im vernünftigen Ton und Wortwahl. Die Jagd ist kein solches Gemetzel wie es immer behauptet wird… im Gegenteil.
Ich wollte mit diesem Bericht mal aufzeigen das die Jagd nicht das ist was die Medien behaupten und hoffe das ist mir ein wenig gelungen. Würde mich freuen wenn ich paar Fragen in die Frageecke einstellen könnte, da mir die Aufklärung über die Jagd sehr wichtig ist!

So ich könnte hier noch 4000 Seiten schreiben will aber nicht das der Bericht zu lang wird. Hoffe er hat euch gefallen

Schönen Abend

feanny

28 Bewertungen, 4 Kommentare

  • anonym

    04.02.2005, 10:43 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    hast du wirklich sehr gut dargestellt, was jäger eigentlich machen. denn in tv, etc wird ja wirklich nur das schiessen dargestellt. ich könnte es trotzdem nicht. da laufe ich lieber einfach so durch den wald und hoffe auf schöne begegnungen

  • anonym

    25.07.2004, 23:51 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Hi, ja, in dieser Hinsicht ist meistens Streit vorprogrammiert, wie auch bei den Fleischessern und Vegetariern ... Na ja, ich war noch nie jagen, dennoch sind die besten Erlebnisse in 2 Fällen eher unerwartete Situationen und außerdem gibt es ni

  • redwomen

    22.07.2004, 23:42 Uhr von redwomen
    Bewertung: sehr hilfreich

    und auch sehr "hilfreich" und "aufschlußreich". Ich denke über dieses Thema kann man immer "wild" und "hitzig" diskutieren. Ich selbst sehe es mit sehr "gemischten" Gefühlen, aber ich denke

  • esplenada

    22.07.2004, 19:23 Uhr von esplenada
    Bewertung: sehr hilfreich

    Leute wie dich braucht die Welt, um wieder toleranter zu werden. Danke