Der Sandmann (Taschenbuch) / E. T. A. Hoffmann Testbericht

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ab 4,75
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Erfahrungsbericht von margy

der sandmann

Pro:

siehe bericht

Kontra:

siehe bericht

Empfehlung:

Ja

Zum Buch:

Das 79seitige Taschenbuch erschien im Reclam Verlag, Ditzingen 1998. Unter der ISBN 9783150002308 kostet es 2 €.

Buchumschlag:

Der Umschlag des dünnen Buches ist gelb. Eine schwarze Zeichnung zeigt zwei Männer und im Hintergrund der Umriss einer Frau.

Autor:

E. T. A. (Ernst Theodor Amadeus) Hoffmann kam am 24. Januar 1776 als Sohn eines Hofgerichtsadvokaten in Königsberg zur Welt. Nach der Scheidung seiner Eltern blieb der Junge bei der Mutter und besuchte die Burgschule in Königsberg. Als er das Jurastudium beendet hatte, heiratete er die Polin Maria Thekla Michaelina Rorer, mit der er später seine Tochter Cäzilia bekam. Der Jurist und Richter war ein künstlerisches Multitalent: Er arbeitete unter anderem als Komponist und Kapellmeister, Zeichner und Literat. Hoffmann starb am 25. Juni 1822 an einer schweren Krankheit in Berlin.
E. T. A. Hoffmann hat mit seinen tiefenpsychologisch geprägten Erzählungen der deutschen Romantik Weltgeltung verschafft.

Klappentext:

Der Sandmann

In E.T.A Hoffmans Novelle "Der Sandmann", dem ersten Werk aus dem Zyklus der Nachtstücke, setzt sich der Student Nathanael mit den Ängsten aus seiner Kindheit und den Gefahren der Gegenwart auseinander. Die Figur Coppelius aus seinem Albtraum, der ihn seit dem gewaltsamen Tod seines Vaters begleitet, taucht in der Gestalt des Linsenschleifers Coppola wieder auf und verführt ihn mit der Hilfe von Spalnzanis mechanischen Menschen Olimpia. Sein Leiden endet mit einem Sprung von einem Turm.

Figuren:

Nathanael: er erlebt, wie sein Vater stirbt
Klara: seine Verlobte:
Lothar und Siegmund: Freunde Nathanaels
Coppelius: macht mit Nathanaels Vater Experimente
Coppola: Händler aus Italien
Olimpia: Tochter des Professors, ist eine Puppe
Vater Nathanaels: kommt bei den alchemistischen Versuchen ums Leben
Mutter Nathanaels: hasst Märchen, list sie aber ihrem Jungen vor
Kindermädchen: erzählt Geschichten über den Sandmann

Inhalt:

Zu Beginn schreibt Nathanael Briefe, in denen er über sein bisheriges Leben schreibt. Einer dieser Briefe geht an Klara, denn er hatte die falsche Adresse aufgeschrieben. Es kommt zum Streit zwischen Nathanael und Klara, Lothar geht dazwischen. Er ist der Bruder Klaras. Fast käme es zu einem Duell, doch die beiden Männer versöhnen sich wieder. Dann geht Nathanael wieder seinem Studium nac h, sucht sich eine andere Bleibe. Die alte war abgebrannt. Durch ein Perspektiv beobachtet er Olimpia, verliebt sich in sie. In dem Moment, wo Nathanael erkennt, dass sich auch Coppola für sie interessiert, wird er wahnsinnig.

Schreibstil:

aus verschiedenen, immer wechselnden Blickwinkeln, stimmt nachdenklich, muss teilweise konzentriert gelesen werden, in Metaphern, mit psychologiscchen Aspekten, interessant, schaurig, spannend

Meinung:

1815 schrieb Hoffmann diese Geschichte um Nathanael und 1816 kam das Buch heraus. Die Richtung, die Hoffmann für seine Geschichte einschlägt, ist die schaurige. Es mutet unheimlich an, ist rätselhaft und es geht um die Nacht.
Auf den Seiten 5 - 16 geht es um einen Briefwechsel zwischen Nathanael, Klara und Lothar. Dabei skizziert Nathanael sein bisheriges Leben bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Alle anderen Figuren kommen kurz darin vor, so dass ich sie wenigsens kennenlernen konnte.
Auf den Seiten 16 - 35 kommt dann der Erzähler, der in der Ich-Form schreibt. Er schildert uns den weiteren Lebensweg Nathanaels bis zu seinem Tod. Dieser Erzähler scheint all dem, wovon er schreibt, zugesehen zu haben. Manche Ausdrücke sind obsolet, gibt es heute nicht mehr in unserem Sprachgebrauch wie zum Beispiel Geneigtester.
Realität und das, was sich Nathanael so ausdenkt, seine Einbildung vermischen sich durch den Wechsel der Erzählperspektive. Mich direkt ansprechend als den Leser, so fungiert dieser Erzähler. Dabei widmet er sich einem bestimmten Thema.
Nathanael erlebte den Tod seines Vaters mit. Es war ein einschneidendes, traumatisches Ereignis. Er konnte es nie vergessen. Er schuf sich seine eigene Welt, die für ihn lebenswert ist. Er konnte nicht lieben. Vater und Mutter hatten sich schon in seiner Kindheit nicht mehr verstanden und dann noch der Tod des Vaters. Nathanael wurde dadurch zu einem Menschen ohne eigene Persönlichkeit, sondern machte sich an anderen Menschen fest. Er schaut nur nach außen, hört und fühlt nicht in sich hinein. Er hat auch keinen eigenen Willen. Wo dieser Wille, das Bewusstsein des Ich sein müsste, da entstehen Illusionen, da ist die Einbildung und die Wahnvorstellung. Nathanael glaubt sich verfolgt von Coppola, meint auch Coppola und Coppelius seien ein und dieselbe Person. Er glaubt, Coppola ausgeliefert zu sein, er ist der Spielball dieses undurchschaubaren Mannes und mit ihm der dunklen Mächte. Nathanael spürt sich nicht, hat keine Gefühle, kann sie nicht einordnen, trifft keine Entscheidungen.
Coppelius ist auch der Sandmann. Er experimentierte einst mit dem Vater. Grässlich sieht er aus, hat breite Schultern, sein Kopf ist unförmig und rund, das Gesicht erdgelb, die Augenbrauen buschig und die Augen wie die einer Katze. Nathanael findet ihn unheimlich und fürchtet sich vor ihm.
Klara und Nathanael sind Gegenspieler. Klara ist die Reine, sie, die die Realität erkennt und klare Vorstellungen, einen eigenen Willen hat.
Metapher sind zum Beispiel die Augen. Sie nehmen nicht nur die Dinge in der Umgebung wahr und Hoffmann arbeitet die Augen jeder einzelnen Figur heruas. Diese Augen sind der Spiegel zur Seele eines anderen Menschen. Das Auge zeigt auch die Gefühle der Personen. Die einziegen Augen, die nicht beschrieben sind, sind die Nathanaels.
Einmal sind die Augen grün und stechend. Stechend sind sie bei den meisten Leuten, die das Böse, das Teuflische in sich tragen. Der Professor zum Beispiel und Coppelius. Klara dagegen hat strahlende, leuchtende Augen und sie ist eine gute Person.
Nathanaels Augen nehmen etwas Falsches, die Realität Verzerrendes, wahr. Was er sieht, hat mit der Realität nichts zu tun. So merkt er nicht, dass Olimpia nur ein lebloses Wesen ist, eine Holzpuppe.
Der Wahnsinn kommt zur Sprache. Nathanael ist krank. Das Erlebnis, das er als Kind hatte - er sah den Tod seines Vaters - gab Coppelius die Schuld daran, er hatte es nie verwunden und dann taucht diese Person unverhofft wieder auf.
Doch auch als sein Vater noch lebte, stritten sich seine Eltern. Dauernd floh er in eine selbst errichtete Welt. Doch die kostete ihn letztendlich das Leben.
Feuer ist auch ein Element, eine Metapher, ein bedeutungsvolles Symbol. Es deutet auf den Wahnsinn hin, denn wie Hoffmann schreibt, greift es mit glühenden Krallen um sich und wird an einer anderen Stelle auch als ein Feuerkreis, als flammender Blick usw. bezeichnet. Feuer greift um sich, umzingelt, lässt Unheil zurück.
Auch Automaten, ein lebloser Gegenstand, spielt eine Rolle in Form von Olimpia, der Professorentochter, die eine leblose Puppe ist. Nathanael benutzt sie als einen Spiegel, um sich daran festzumachen.
Insgesamt ist die Geschichte um Nathanael leicht zu lesen, doch an verschiedenen Stellen braucht es Konzentration, wenn die Perspektiven des Erzählens wechseln und um zu erkennen, was Realität und was Einbildung ist. Durch die Augen der Figuren hatte ich einen eigenen Einblick auf die Darstellung.
Auch in der heutigen Zeit noch gibt es Menschen mit traumatischen Erlebnissen. Dazu gehören Vergewaltigung und andere Formen der Gewalt, der Tod eines nahestehenden Menschen. Die einen ritzen sich, andere reagieren mit einer Art epileptischen Anfall. Ohne professionelle Hilfe kommt niemand allein da heraus. Die Menschen in den psychiatrischen Kliniken sind nicht verrückt oder irre, sie kommen mit ihren Erlebnissen nicht alleine zurecht. Sie fühlen und spüren sich nicht, entwickelen sich nicht zu einer eigenen Persönlichkeit mit einem eigenen Willen. Selbst mit professioneller Hilfe finden nur wenige den Weg in ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben.

13 Bewertungen, 5 Kommentare

  • Gi22Fr

    26.06.2013, 09:03 Uhr von Gi22Fr
    Bewertung: besonders wertvoll

    toller bericht!

  • Little-Peach

    25.06.2013, 10:40 Uhr von Little-Peach
    Bewertung: besonders wertvoll

    bw :)

  • anonym

    25.06.2013, 00:04 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    BW und LG

  • katjafranke

    24.06.2013, 23:50 Uhr von katjafranke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Einen lieben Gruß KATJA

  • bella.17@live.de

    24.06.2013, 23:27 Uhr von [email protected]
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße Annabelle