Azrael (Taschenbuch) / Wolfgang Hohlbein Testbericht

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ab 11,12
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Erfahrungsbericht von MarkOh

Bremer zog es vor, nichts dazu zu sagen!!!

Pro:

Spannend, siehe Text

Kontra:

man kommt nicht mehr davon los

Empfehlung:

Ja

Das Buch Azrael hat auch einen Fortsetzungsroman – Azrael – Die Wiederkehr – und beides zusammen gibt’s in einem Doppelband bei Ebay für nur 1 Euro. Zugreifen! Nach dem Lesen kann man CPs bei Ciao dafür bekommen und es wieder verkaufen, man kann also nur Gewinn machen!

Das erste Buch ist fast 500 Seiten lang und über dieses berichte ich heute. Kurzer Anriss zur Story:

In der Stadt geschehen mysteriöse Morde, in die schließlich auch beim Absturz eines Chemikers namens Löbach aus einem Hochhaus Polizeiinspektor Bremer hineingerät. Widerwillig muss er mit dem unbeliebten, aber über ihm stehenden Polizist Sendig ermitteln, der komischerweise mit einem „niederen Tier“ wie ihm ermitteln will. Warum? Es scheinen doch ganz normale Selbstmorde zu sein, ok, ein bisschen dramatisch sind sie schon, aber das ändert doch nichts an ihrer Normalität, oder? Nein, eigentlich nicht, doch der eigentlich rational denkende Bremer (der hat auch diese Gabe des logischen Denkens wie z.B. „Der_Troll“) bekommt bald Visionen, in denen ein furchteinflößender Schatten, der einem Todesengel aus der Bibel (Azrael) gleicht, die Hauptrolle spielt. Er glaubt, ihn real warzunehmen, aber immer, wenn jemand kommt, zerplatzt diese Wahrnehmung und es war doch nur eine Täuschung. Jedoch eine sehr reale! Zu real...

Bremer glaubt, dass die anderen Menschen auch diese Vision hatten und vor diesem Schatten flüchten wollten. Doch wie entsteht diese Vision und was hat der gerade 18-jährige Mark Sillmann mit ihr zu tun, der auch in seinen Träumen den Schatten sieht, der ihm jedoch nichts anhaben kann? Und woher weiß Sendig, DASS er etwas damit zu tun hat? Bremer erfährt erst zum Schluss die ganze Wahrheit, und bis dahin ist das Buch spannend bis zum Gehtnichtmehr, denn Sendig verhält sich wie ein verschlossenes Buch und man weiß wirklich nicht, warum er mit Bremer arbeiten will, wenn er doch viel mehr weiß und es nicht verraten will.

An einer Stelle des Buches dachte ich, jetzt wäre doch eigentlich schon der größte Teil verraten, aber beim Weiterlesen sah ich, dass durchaus noch nicht alle Fragen geklärt sind, noch nicht annähernd. Der Leser tappt mit Bremer im Dunkeln, jedoch ist er ihm immer ein Stück vorraus, da er nicht nur aus Bremers, sondern auch aus der Sicht von Mark und den Opfern sehen kann. Jedoch haben mich diese Sichtwechsel eher noch mehr verwirrt als der Lösung nähergebracht, sodass ich nach jedem Kapitel, in dem es zu Ende so richtig spannend wurde, weiterlesen wollte und wissen wollte, was denn nun los ist. Doch da ist Hohlbein ziemlich gemein, weil er wirklich jedes Kapitel wieder einen anderen Handlungsstrang verfolgt, so dass man eigentlich nie mit dem Lesen aufhören kann, besonders gegen Ende nicht. Netterweise wurden hier jedoch die Kapitel immer kürzer, weil es ja schließlich auch zum hektischen Countdown kam, in dem alle Stränge ineinanderführten.

Dieser ist grandios gelungen und alle Fragen werden beantwortet, ohne Unlogiken zurückzulassen. Von einem Happy End kann man jedoch nur bedingt reden, denn das hätte bei der Handlung auch unmöglich gepasst! Stattdessen muss man nach dem Lesen noch eine zeitlang nachdenken und bekommt das Buch nicht mehr so schnell aus dem Kopf. Ich habe es, da ich die Lösung ja nun wusste, stellenweise ein zweites Mal durchgelesen, wodurch mir mehr Details auffielen als zuvor, die ich beim ersten Lesen aber wirklich noch nicht deuten konnte. Wie gesagt, Hohlbein lässt einen in diesem Kriminalroman, der gar nicht mal so unrealistisch ist und auch eine gute Erklärung dieses „Schattenwunders“ beinhaltet, wirklich miträtseln und erzeugt eine wirklich kaum vorstellbare Spannung, die einen nicht mehr loslässt. Da viele Leute sterben, hat es auch einen gewissen Horroreffekt, deshalb möchte ich hier anmerken, dass das Buch nicht völlig harmlos ist. Dennoch kann ich es sonst jedem empfehlen, der auf Kriminalistik, aber auch Fantasy und Horror steht. Ein wenig Romantik kommt zwischen Mark und Krankenschwester Beathe sogar auch auf, aber das ist nicht nennenswert. Außerdem sorgen die vielen sarkastischen Bermerkungen für willkommene Abwechslung und auch für Erholung von dem Schrecken. Das Buch ist mal was andres, aber dennoch gelungen und auch, wenn man es sich nicht im Doppelband, sondern einzeln kauft, befriedigt einen das Ende schon. Jedoch empfehle ich den Doppelband, da der zweite Band auch nicht schlecht ist!

Von mir gibt’s 5 Sterne und zum Schluss noch eine Leseprobe aus einem Alptraum Marks, um einen Einblick in den eigentlich recht nüchternen, und doch unglaublich spannenden Schreibstil zu gewähren und auch, um zu beweisen, dass ich das Buch wirklich besitze!

(Auszug aus einem von Marks Alpträumen)

Das dunkle Dröhnen des Herzschlages hielt an, aber der Gesang verstummte für einen Moment. Ein Dutzend Gesichter wandten sich ihm zu, bleich, tot und mit erloschenen Augen, und dahinter, noch nicht ganz die Grenze des wirklich Sichtbaren erreichend, aber schon da, war die Lichtgestalt. Der Todesengel, der erneut gekommen war, um ihn zu holen.
„Du hast uns verraten Mark. Du hast uns alle getötet.“
Er schrie. Es war ein lautloser Schrei, denn seine Kehle war zugeschnürt, aber er hallte in seinem Kopf wieder und machte aus der schwarzen Spinne der Furcht einen rasenden Wirbel, der sein klares Denken und seine Vernunft verschlang. Entsetzt riss er die Arme vor das Gesicht und taumelte rückwärts vor der Gestalt davon, die vor ihm aus dem Licht trat und die Hände nach ihm ausstreckte.
„Du hast uns verraten. Wir haben dir vertraut, und unser Leben war der Preis.“
Mark taumelte weiter. Er prallte gegen die Wand (...) Marks Rücken schrammte an rauhem Stein und an rostzerfressenen Metall entlang, und er spürte, wie sich die tür hinter ihm schwerfällig bewegte, sich öffnete. Er wollte nicht hindurchgehen. Er DURFTE es nicht.
Wenn er es tat, dann würde er sterben. Hier und jetzt und endgültig – und vielleicht nicht einmal wirklich tot sein, sondern für alle Zeiten in diesem Alptraum gefangen.
(...)
Die Gestalt war jetzt ganz nahe; ein bleicher Schemen ohne klar umrissene Konturen oder Gesicht, aber von tödlicher Bedrohung.
(„Mark!“)
Er schrie. Diesmal wirklich und so laut, dass sein Hals schmerzte. Die Tür in seinem Rücken schwang weiter auf, und irgend etwas war da. Er wollte nicht hindurchgehen. Was immer es war, es erfüllte ihn mit panischer Angst: Einer Furcht, die noch größer war als die vor dem Todesengel, der ganz langsam näher kam und nun die Arme ausstreckte. Vielleicht würde ihn seine Berührung töten, vielleicht ihm etwas Schrecklicheres antun, doch was immer es war, es konnte nicht schlimmer sein als das, was hinter der Tür lauerte.
Mark fand mit wild fuhrwerkenden Armen seine Ballance wieder, stieß sich von der zurückweichenden Barriere aus rostigem Eisen ab und schlug blind vor Furcht um sich...

Das war’s von mir, wer mehr davon lesen will, sollte sich das Buch wirklich kaufen!

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