Die Chronik der Unsterblichen 03. Der Todesstoß (gebundene Ausgabe) / Wolfgang Hohlbein Testbericht

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Erfahrungsbericht von vampire-lady

unsterblich tot?

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Nachdem ich gestern irgendwie noch ziemlich genervt war, was wohl im nahenden Montag begründet war, beendete ich per Nachtschicht den dritten Teil der „Chronik der Unsterblichen“ der sich da schimpft: „der Todesstoss“. Hohlbeins Chronik umfasst folgende Bände, welche in der Regel 350 – 400 Seiten umfassen.

Bd. 1: Am Abgrund
Bd. 2: Der Vampyr
Bd. 3: Der Todesstoss
Bd. 4: Der Untergang
Bd. 5: Die Wiederkehr
Bd. 6: Die Blutsgräfin

Die Chronik spielt zu einer Zeit als die Türken den Balkan mit Krieg überzogen, als Vlad Tepesch seine Pfähle spitzte (wie man in Bd. 2 gelernt hatte) und als die Inquisition vielerorts lustige Hexengrillfeste zelebrierte.

In dieser Zeit treffen wir die Hauptfigur Andrej Delany, welcher im ersten Teil als Unsterblicher geoutet wird. Zunächst nimmt man an, das würde einen Highlander-artigen Verlauf nehmen, in Teil 2 erfährt man dann, daß Andrej ein Vampyr ist, wozu er durch das Überleben einer schweren Krankheit wurde. Natürlich ist Andrej darüber nicht wirklich glücklich und hadert mit seinem Schicksal. Der rote Faden der Geschichte ist somit Andrejs Suche nach der Natur seinen Wesens, nach Erklärungen und vielleicht einer Lösung seines „Problems“. Nachdem sein erster Begleiter Frederic durch ein Treffen mit Vlad Dracula an akuter Unabkömmlichkeit leidet, hat Hohlbein seinem Protagonisten, den Ex-Piraten und Nubier Abu Dun zur Seite gestellt. Die beiden ziehen als Duo durchs Land und haben dabei so eine Art Asterix und Obelix Kumpelei. Ständig am zoffen, aber trotzdem haben sie sich lieb und trotzen dem gemeinsamen Feind, der Inquisition. Ich mag nicht mehr über gelegte Eier erzählen, da man die ersten Teile für das Verständnis von „der Todesstoss“ nicht zwingend kennen muß.

Band 2 hatte eigentlich mit einer Thematik geendet, die ich als unabgeschlossen und durchaus Wert der Weiterverfolgung betrachtet habe. So erwartete ich eigentlich einen direkten Anschluss. Hohlbein hatte wohl keine große Ambition die Geschichte ordentlich zu Ende zu bringen und so treffen wir Delany 10 Jahre später und etliche Kilometer vom guten alten Transsylvanien entfernt. Erfreulicherweise immer noch in Begleitung von Abu Dun, den ich mit seiner lauten und oft böshumorigen Art recht gern mag – auch wenn diese Art von Charakter literarisch doch schon sehr ausgenudelt ist. Eigentlich suchen beide einen ruhigen Rückzugsrot, geraten aber rein zufällig in die Nähe eines inquisitorischen Grillabends und befreien eine „Hexe“, welche Andrej für eine Artgenossin hält. Hier sei erwähnt, daß „unsterblich“ bei Hohlbein nicht gleichzusetzen mit „unkaputtbar“ ist. Man kann seine „Unsterblichen“ also durchaus (mit einigem Aufwand) vom Angesicht der Erde tilgen.

Ich möchte hier nicht auf die Eigenschaften von Hohlbeins „Vampyren“ eingehen, weil der Autor dies für meinen Geschmack nicht klar definiert hat. Über Andrejs Gewohnheiten wird man eigentlich immer verwirrter, je mehr man liest. Er unterscheidet sich deutlich vom Dracula-Image (mit Knofl, Fledermausanwandlungen, fehlendem Spiegelbild.......), teilt aber auch einiges damit (Lichtempfindlichkeit, Blutdurst...). Hohlbein entwickelt daran herum, wie es ihm gerade passt. Zumindest hat Andrej nichts gegen einen netten Braten, bechert gern Wein und hat auch nichts gegen weibliche Gesellschaft. In vielerlei Beziehung steht er der Figur des „Highlander“ näher.

Erstaunt muß Andrej miterleben, wie die Errettete stirbt. Vorher hat sie aber von einer Zigeunerin berichtet, die Andrej mehr über Unsterbliche erzählen kann. So verschlägt es Abu Dun und Delany in Richtung eines kleinen Süddeutschen Landes, welches Jahrhunderte später von dem fiesschwarzen Stoibermonster heimgesucht werden sollte. Aufgrund eines finanziellen Engpasses nehmen sie einen Söldnerjob an, die Befreiung eines Kindes aus den Krallen von Teufelsanbetern. Und so wie man als Leser die Chronik kennt, sitzen die unsere Hauptfiguren mal wieder meterdick in der Patsche bzw. Falle.

Der Verlauf der Story ist analog zu den Vorgängern. Andrej soll einen gefährlichen Job übernehmen, was er teils sogar gern tut, teils weil sein Gegner Abu Dun als Geisel hält. Kennt man mittlerweile echt zur Genüge. Auch die Gegenspieler sind altbekannte Stereotype – ich habe mich daran gewöhnt, daß zunächst freundliche Charaktere sich als die wahren Mieslinge entpuppen, während anfängliche Ekelpakete zu kleinen Sonnenscheinen mutieren. So steht für mich der wahre Übeltäter lange fest, bevor dieser sich endlich outet. Die Vorhersehbarkeit der Geschichte treibt einem das Gähnen ins Gesicht.

Ins Zentrum der Ereignisse rücken in „der Todesstoss“ diesmal Werwölfe. Ich persönlich fand die Viecher (*hihi die Kinder der Nacht machen Musik, blabla) schon immer blöde, doch sind sie seitens Hohlbein dermaßen ekelhaft dargestellt, daß es richtig schön zwischen den Schulterblättern prickelte, besonders weil es sich um entstellte Mutationen von Werwölfen handelt. Das ist weniger übertrieben erzählt, als es sich jetzt bei mir anhört. Leider erfährt man auch hier nichts über den Ursprung dieser Wesen. Einer ist normal sozusagen reinrassig, die anderen entstammen irgendwelchen Pfuschversuchen – so habe ich mir das jetzt zu recht gelegt. Es muß was mit dem Grad der Unsterblichkeit zu tun haben, den jemand vor der Wolfberührung hatte, wie gut man das überlebt. Wenigstens lässt Hohlbein dem Leser viele Möglichkeiten zum herumspinnen. Nicht zu vergessen, daß die fiesen Biester gen Ende zu armen Tucktucks mutieren, Hohlbeinhohlbeinhohlbein.........tsssss!

Andrej selbst bekommt es mit einem der Wölfe zu tun, nimmt dessen (Blut) Lebensenergie in sich auf und spürt, wie er sich innerlich wandelt. Sein Vampyrtum wird ihm fast sympathisch, als er feststellt, daß er den Vampyr in sich im Gegensatz zum Wolf kontrollieren kann. Delany fürchtet ebenfalls als bösartige Bestie zu enden. Hohlbein hat hier wirklich mal so etwas wie Charakterarbeit geleistet – was für ein Fortschritt! Endlich erfährt man sogar etwas über Andrejs Alter (zumindest hat mich das brennend interessiert, um die Abläufe einordnen zu können, und in den Vorgängerbänden ist mir kein diesbezüglicher Hinweis bewusst geworden). Zumindest bin ich jetzt soweit, daß ich Delanys endgültiges Ableben mit Bedauern betrachtet hätte. Außerdem ist seine stetige Deprimiertheit verschwunden und er fühlt sich in der Rolle des Unsterblichen ganz wohl... zumindest hat er die Tatsache erst einmal akzeptiert.

Ich hatte weniger Probleme mit diesem Band in Bezug auf die gute alte Logik. Allerdings ist die Geschichte auch wesentlich kompakter erzählt. Sie beschränkt sich auf einen Ort und ein Problem. Statt also wie zuvor von Fettnapf zu Fettnapf zu tappen, sitzt Andrej diesmal konsequent und durchgehend in der Patsche, was Hohlbein weniger Gelegenheit gibt, die Geschichte zu versauen.

Die Geschichte allerdings:

Tja...

Ähm...

Also, wenn ich jetzt behaupten würde, ich hätte das alles verstanden und nachvollziehen können, wäre das glatt gelogen.

Ansatzweise mag es sich um eine Form von Psychothriller handeln, in dem ein Charakter hintergründig die Fäden zieht. Ich verstehe auch dessen Motivation, alles ganz prima, im Grunde auch echt ok, der Werwolf.... ABER die Entwicklung dahin...... nee! Das ganze hin und her? Hätte man einfacher haben können, glaub ich. Weiß ich aber nicht, weil: ich kapiere nicht, was das soll und wie man so was planen kann.

Wiederum gibt es eine gute Bewertung, denn die Geschichte ist sehr spannend, sehr temporeich und wiederum actiongeladen und die Werwolfdarstellung hat mir wirklich ausgesprochen gut gefallen.

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