Erfahrungsbericht von wildheart
Schall und Rauch
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Nein
Was ließe sich aus einer solchen Geschichte alles zaubern: Wissenschaftlicher erfinden ein Mittelchen, das – in den Körper injiziert – jemanden unsichtbar macht. Die moderne Tarnkappe ist erfunden! Doch aus einer phantastischen Idee wird bei Paul Verhoeven („Showgirl“, 1995; „Total Recall“, 1990; „Basic Instinct“, 1992; „Starship Troopers“, 1997) ein Mischmasch aus geklauten Szenen (z.B. aus „Alien“), einer extrem langweiligen Psychopathen-Geschichte und Figuren, die es nicht verdient haben, als Charaktere bezeichnet zu werden.
Inhalt
Der Wissenschaftler Sebastian Caine (Kevin Bacon) arbeitet mit seiner Forschungsgruppe im Auftrag der Regierung an der Entwicklung eines Mittels, durch dessen Injektion man unsichtbar wird – und hat Erfolg beim Test mit Tieren. Zu seinem Team gehören Linda McKay (Elisabeth Shue), mit der Sebastian einmal liiert war, Matthew Kensington (Josh Brolin), mit dem sie jetzt ein Verhältnis hat (von dem Sebastian allerdings nichts weiß und auch nichts wissen soll), die Tierärztin Sarah Kennedy (Kim Dickens), die mit Sebastian etliche Konflikte austrägt, weil ihr die Tiere am Herzen liegen, sowie weitere drei Wissenschaftler, Carter, Frank und Janice (Greg Grunberg, Joey Slotnick, Mary Randle).
Der verantwortliche Leiter der Regierungsbehörde, Dr. Kramer (William Devane), verlangt von Sebastian verwertbare Ergebnisse. Sebastian allerdings verschweigt Kramer, dass man bereits Erfolg hatte bei dem Versuch, die Unsichtbarkeit durch ein weiteres Mittel wieder rückgängig zu machen. Sebastian plant, beide Injektionen bei sich selbst auszuprobieren – gegen alle Bedenken der anderen. Während es gelingt, Sebastian unsichtbar zu machen – wenn auch unter erheblichen Schmerzen –, scheitert der Rückwandlungsprozess kläglich. Trotz erster Anstrengungen gelingt es den anderen nicht, die richtige Zusammensetzung zu finden, um Sebastian wieder sichtbar zu machen. Der hat sowieso ab jetzt nur noch eines im Sinn: seine vermeintliche Macht der Unsichtbarkeit auszuspielen – gegen alle. Als er dahinter kommt, dass Matthew der neue Lover von Linda ist, ist dies für ihn nur ein weiterer Grund, Rache zu nehmen ...
Inszenierung
Verhoeven und seinem Team gelangen etliche sehenswerte special effects. Die „Verwandlung“ vom vollständigen Menschen zum unsichtbaren Etwas ist perfekt inszeniert. Zuerst verschwindet nach und nach die Haut, man sieht Muskeln, innere Organe, Blutbahnen, bis auch diese langsam verschwinden, das Skelett etc. Bei einem Gorilla wird diese Metamorphose auch im Umkehrprozess gezeigt. Sebastian ist in der zweiten Hälfte des Films entweder gar nicht zu sehen oder mit einer aus einer gummiartigen Masse geformten Maske mit zwei Augenlöchern und einem Loch für den Mund, hinter denen – logischerweise – nichts zu sehen ist als die Rückseite der Gummimaske. Wie eine Art Untoter schleicht er durch das Labor.
Allerdings: Das war’s dann auch schon. Die erste knappe halbe Stunde von „Hollow Man“ verspricht einen interessanten Film. Was dann folgt, kann man nur als langweilig, unlogisch und ärgerlich bezeichnen. Sicher, Sebastian wird als ein skrupelloser Wissenschaftler vorgestellt, dem beispielsweise das Leben der Versuchstiere piepegal ist. Das einzige, was ihn interessiert, sind brauchbare Ergebnisse, getestet am Menschen. Warum um alles in der Welt er nach der gescheiterten Umwandlung dann allerdings zum Vergewaltiger (seiner Nachbarin) wird und beabsichtigt, die gesamte Crew auszulöschen, bleibt ein Geheimnis der Drehbuchautoren. Logisch wäre es doch, daran zu arbeiten, das Gegenmittel zu erforschen. Immerhin hatte man ja bei einem Gorilla schon Erfolg damit. Statt dessen wird Sebastian mir nichts dir nichts zum Psychopathen, der entfernt vielleicht an Dr. Jekyll und Mr. Hyde erinnert, allerdings auf einer allzu primitiven Welle reitet, die da heißt: Macht, Rache, Mord – und das über geschlagene weitere 80 Minuten.
Nein, nein, dieser Sebastian ist derart gewollt böse, dass seine Bosheit zur Makulatur wird. Bacons Figur hat keine Konturen, keinen Schliff. Für Elisabeth Shue und Josh Brolin, allein und als Liebespaar, gilt dasselbe. Der Rest des Wissenschaftler-Teams beschränkt sich auf Statistenrollen, sozusagen Futter für Sebastians Mordgelüste. William Devane („Familiengrab“, 1976; „Der Marathon Mann“, 1976), der lediglich in zwei, drei kurzen Szenen zu sehen ist, spielt eine unbedeutende Nebenrolle.
Die Verfolgungsjagden im Labor sind eindeutig denen in „Alien“ nachempfunden. Sebastian löscht die Zugangscodes der anderen, die können nicht mehr raus und müssen um ihr Leben fürchten. Es beginnt eine Jagd durch die Gänge und Räume des Labors: Sigourney Weaver alias Ripley lässt grüßen. Aber im Gegensatz zu Scotts Klassiker ist Verhoevens „Hollow Man“ nur müder Abklatsch.
Abgesehen davon ist nicht ganz verständlich, warum die Regierung derart viel Geld für Sebastians Forschung ausgibt. Denn der Unsichtbare – das wird gezeigt – kann erkannt werden, im heißen Wasserdampf zum Beispiel; seine Bewegungen können durch entsprechende Sicherheitssysteme erfasst werden; gezeigt wird auch, wie er in ausgeschütteten Blutkonserven Fußspuren hinterlässt.
Fazit
Gute Special effects machen noch keinen guten Film. Es fehlt an einer glaubwürdigen Geschichte und ebensolchen Figuren, an Logik und Einfallsreichtum bezüglich der Ausarbeitung der Grundidee des Films. Am Schluss löst sich alles in Feuer und Rauch auf – wie der Film in Schall und Rauch.
Wertung: 2,5 von 10 Punkten.
Hollow Man – Unsichtbare Gefahr
(Hollow Man)
USA 2000, 112 Minuten
Regie: Paul Verhoeven
Drehbuch: Gary Scott Thompson, Andrew W. Marlowe
Musik: Jerry Goldsmith
Director of Photography: Jost Vacano
Schnitt: Mark Goldblatt
Produktionsdesign: Allan Cameron, Dale Allen Pelton, John M. Dwyer
Hauptdarsteller: Elisabeth Shue (Linda McKay), Kevin Bacon (Sebastian Caine), Josh Brolin (Matthew Kensington), Kim Dickens (Sarah Kennedy), Greg Grunberg (Carter Abbey), Joey Slotnick (Frank Chase), Mary Randle (Janice Walton), William Devane (Dr. Howard Kramer), Rhona Mitra (Nachbarin Caines), Margot Rose (Mrs. Kramer)
Internet Movie Database:
http://german.imdb.com/title/tt0164052
Weitere Filmkritik(en):
„Chicago Sun-Times“ (Roger Ebert) (2 von 4 Punkten):
http://www.suntimes.com/ebert/ebert_reviews/2000/08/080403.html
„Movie Reviews“ (James Berardinelli) (2 von 4 Punkten):
http://movie-reviews.colossus.net/movies/h/hollow_man.html
© Ulrich Behrens 2003 für
www.ciao.com
www.yopi.de
www.dooyoo.de
Inhalt
Der Wissenschaftler Sebastian Caine (Kevin Bacon) arbeitet mit seiner Forschungsgruppe im Auftrag der Regierung an der Entwicklung eines Mittels, durch dessen Injektion man unsichtbar wird – und hat Erfolg beim Test mit Tieren. Zu seinem Team gehören Linda McKay (Elisabeth Shue), mit der Sebastian einmal liiert war, Matthew Kensington (Josh Brolin), mit dem sie jetzt ein Verhältnis hat (von dem Sebastian allerdings nichts weiß und auch nichts wissen soll), die Tierärztin Sarah Kennedy (Kim Dickens), die mit Sebastian etliche Konflikte austrägt, weil ihr die Tiere am Herzen liegen, sowie weitere drei Wissenschaftler, Carter, Frank und Janice (Greg Grunberg, Joey Slotnick, Mary Randle).
Der verantwortliche Leiter der Regierungsbehörde, Dr. Kramer (William Devane), verlangt von Sebastian verwertbare Ergebnisse. Sebastian allerdings verschweigt Kramer, dass man bereits Erfolg hatte bei dem Versuch, die Unsichtbarkeit durch ein weiteres Mittel wieder rückgängig zu machen. Sebastian plant, beide Injektionen bei sich selbst auszuprobieren – gegen alle Bedenken der anderen. Während es gelingt, Sebastian unsichtbar zu machen – wenn auch unter erheblichen Schmerzen –, scheitert der Rückwandlungsprozess kläglich. Trotz erster Anstrengungen gelingt es den anderen nicht, die richtige Zusammensetzung zu finden, um Sebastian wieder sichtbar zu machen. Der hat sowieso ab jetzt nur noch eines im Sinn: seine vermeintliche Macht der Unsichtbarkeit auszuspielen – gegen alle. Als er dahinter kommt, dass Matthew der neue Lover von Linda ist, ist dies für ihn nur ein weiterer Grund, Rache zu nehmen ...
Inszenierung
Verhoeven und seinem Team gelangen etliche sehenswerte special effects. Die „Verwandlung“ vom vollständigen Menschen zum unsichtbaren Etwas ist perfekt inszeniert. Zuerst verschwindet nach und nach die Haut, man sieht Muskeln, innere Organe, Blutbahnen, bis auch diese langsam verschwinden, das Skelett etc. Bei einem Gorilla wird diese Metamorphose auch im Umkehrprozess gezeigt. Sebastian ist in der zweiten Hälfte des Films entweder gar nicht zu sehen oder mit einer aus einer gummiartigen Masse geformten Maske mit zwei Augenlöchern und einem Loch für den Mund, hinter denen – logischerweise – nichts zu sehen ist als die Rückseite der Gummimaske. Wie eine Art Untoter schleicht er durch das Labor.
Allerdings: Das war’s dann auch schon. Die erste knappe halbe Stunde von „Hollow Man“ verspricht einen interessanten Film. Was dann folgt, kann man nur als langweilig, unlogisch und ärgerlich bezeichnen. Sicher, Sebastian wird als ein skrupelloser Wissenschaftler vorgestellt, dem beispielsweise das Leben der Versuchstiere piepegal ist. Das einzige, was ihn interessiert, sind brauchbare Ergebnisse, getestet am Menschen. Warum um alles in der Welt er nach der gescheiterten Umwandlung dann allerdings zum Vergewaltiger (seiner Nachbarin) wird und beabsichtigt, die gesamte Crew auszulöschen, bleibt ein Geheimnis der Drehbuchautoren. Logisch wäre es doch, daran zu arbeiten, das Gegenmittel zu erforschen. Immerhin hatte man ja bei einem Gorilla schon Erfolg damit. Statt dessen wird Sebastian mir nichts dir nichts zum Psychopathen, der entfernt vielleicht an Dr. Jekyll und Mr. Hyde erinnert, allerdings auf einer allzu primitiven Welle reitet, die da heißt: Macht, Rache, Mord – und das über geschlagene weitere 80 Minuten.
Nein, nein, dieser Sebastian ist derart gewollt böse, dass seine Bosheit zur Makulatur wird. Bacons Figur hat keine Konturen, keinen Schliff. Für Elisabeth Shue und Josh Brolin, allein und als Liebespaar, gilt dasselbe. Der Rest des Wissenschaftler-Teams beschränkt sich auf Statistenrollen, sozusagen Futter für Sebastians Mordgelüste. William Devane („Familiengrab“, 1976; „Der Marathon Mann“, 1976), der lediglich in zwei, drei kurzen Szenen zu sehen ist, spielt eine unbedeutende Nebenrolle.
Die Verfolgungsjagden im Labor sind eindeutig denen in „Alien“ nachempfunden. Sebastian löscht die Zugangscodes der anderen, die können nicht mehr raus und müssen um ihr Leben fürchten. Es beginnt eine Jagd durch die Gänge und Räume des Labors: Sigourney Weaver alias Ripley lässt grüßen. Aber im Gegensatz zu Scotts Klassiker ist Verhoevens „Hollow Man“ nur müder Abklatsch.
Abgesehen davon ist nicht ganz verständlich, warum die Regierung derart viel Geld für Sebastians Forschung ausgibt. Denn der Unsichtbare – das wird gezeigt – kann erkannt werden, im heißen Wasserdampf zum Beispiel; seine Bewegungen können durch entsprechende Sicherheitssysteme erfasst werden; gezeigt wird auch, wie er in ausgeschütteten Blutkonserven Fußspuren hinterlässt.
Fazit
Gute Special effects machen noch keinen guten Film. Es fehlt an einer glaubwürdigen Geschichte und ebensolchen Figuren, an Logik und Einfallsreichtum bezüglich der Ausarbeitung der Grundidee des Films. Am Schluss löst sich alles in Feuer und Rauch auf – wie der Film in Schall und Rauch.
Wertung: 2,5 von 10 Punkten.
Hollow Man – Unsichtbare Gefahr
(Hollow Man)
USA 2000, 112 Minuten
Regie: Paul Verhoeven
Drehbuch: Gary Scott Thompson, Andrew W. Marlowe
Musik: Jerry Goldsmith
Director of Photography: Jost Vacano
Schnitt: Mark Goldblatt
Produktionsdesign: Allan Cameron, Dale Allen Pelton, John M. Dwyer
Hauptdarsteller: Elisabeth Shue (Linda McKay), Kevin Bacon (Sebastian Caine), Josh Brolin (Matthew Kensington), Kim Dickens (Sarah Kennedy), Greg Grunberg (Carter Abbey), Joey Slotnick (Frank Chase), Mary Randle (Janice Walton), William Devane (Dr. Howard Kramer), Rhona Mitra (Nachbarin Caines), Margot Rose (Mrs. Kramer)
Internet Movie Database:
http://german.imdb.com/title/tt0164052
Weitere Filmkritik(en):
„Chicago Sun-Times“ (Roger Ebert) (2 von 4 Punkten):
http://www.suntimes.com/ebert/ebert_reviews/2000/08/080403.html
„Movie Reviews“ (James Berardinelli) (2 von 4 Punkten):
http://movie-reviews.colossus.net/movies/h/hollow_man.html
© Ulrich Behrens 2003 für
www.ciao.com
www.yopi.de
www.dooyoo.de
30 Bewertungen, 1 Kommentar
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22.11.2010, 07:40 Uhr von XXLALF
Bewertung: besonders wertvollschöner bericht, nur schade, dass der film nix war. bw und ganz liebe grüße
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