Hongkong Testbericht

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Erfahrungsbericht von cxgirl

Stadt der Drachen

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Das klingt jetzt nicht wirklich nach viel, aber in vier Tagen kriegt man eine ganze Menge Hongkong, wenn man es sich einteilt. Und \"sooo riesig ist es gar nicht\", stellen viele Besucher überrascht fest. Denn die Stadt, die eigentlich aus zwei Städten besteht, von denen keine so heißt wie wir glauben – präsentiert sich erstaunlich überschaubar. Da ist einmal diese Insel im südchinesischen Meer, die heißt Hong Kong. Auf der liegt Victoria, die Stadt mit der berühmten Skyline. Und gleich gegenüber auf dem Festland gibt sich Kowloon etwas asiatischer. Natürlich ist drum herum noch viel zu entdecken: einsame Buchten, malerische Fischerdörfer, Feste mit schwebenden Kindern und eine erstaunliche Einflugschneise für reizbare Drachen – aber halt, wir verzetteln uns, und das sollte man nicht, wenn Zeit und Zeilen knapp sind.

Also, an Victoria denken die meisten, wenn sie Hongkong hören. Hier regieren Hightech, Glas und Stahl. Abenteuerlich modern, aber nicht besonders weitläufig – am besten ist man hier ganz altmodisch unterwegs. Zu Fuß nämlich. Das allerdings nicht ganz so altmodisch, nämlich auf unzähligen Rollbändern und Rolltreppen, und auf verschiedenen Ebenen. Denn viele Hochhäuser und Einkaufszentren sind durch Schleusen in luftiger Höhe miteinander verbunden. Aber sogar hier, zwischen Banken, Wirtschaftspalästen und Nobelboutiquen ist Platz für das \"authentische\" Asien, kleine, traditionelle Geschäfte in den schmalen Seitengassen der teuren Queen’s Road. Suchen muss man sie halt. Central Market, also quasi den Hongkonger Naschmarkt, kann man dafür gar nicht verfehlen. Dreistöckig. Riesig. Pulsierend. Ganz oben wird wunderbar frisches Obst und Gemüse verkauft, in den Geschossen darunter ist es den meisten Europäern dann \"schon ein bisschen zu authentisch\". Hühner, Enten, Ferkel und andere Köstlichkeiten warten hier großteils lebend auf ihre Käufer. Wobei sie den Kauf dann eben nicht überleben. Gewöhnungsbedürftig, vor allem weil unsere Schweinderln ja vor lauter Spaß in die Billa-Fleischtassen hüpfen.

Eine Fahrt mit den Star Ferries (gut 120 Jahre alte Boote) bringt einen dann in nur fünf Minuten nach Kowloon – und in eine andere Welt. Und je weiter man die Küste hinter sich lässt, desto magischer wird diese Welt. Trotzdem sollte man sich Zeit nehmen und einen Halt im berühmten Peninsula Hotel einlegen. Vielleicht nicht für eine ganze Nacht, das kostet etwa 600 Euro, aber für einen Drink im Felix, so heißt die Bar im obersten Stock. Philippe Starck hat sie entworfen, das kann man schätzen oder auch nicht – der Blick auf Hongkong haut einen jedenfalls echt um. Fast noch unglaublicher ist der Blick, der sich bietet, wenn der konsumierte Drink den letzten Weg jedes Drinks geht. Edle Marmorbecken auf Säulen stehen knapp vor einer etwa vier Meter hohen Glaswand. Die ganze Stadt liegt einem also dabei zu Füßen, 110 Meter tiefer. Muss ein erhebendes Gefühl sein. Wie ein ähnlicher Effekt in der entsprechenden räumlichen Einrichtung des schöneren Geschlechts erzielt wird – ist eine Frage, die ich als Mann leider nicht beantworten kann. Dafür weiß ich, wie’s vom Peninsula weiter geht. Mit der \"MTR\", so heißt die U-Bahn, bis Yau Ma Tei, dort links in die Waterloo Road und die dritte Straße wieder links. Dann ist man in der Shanghai Street. Hier ist das verzaubernde Hongkong. Geheimnisvolle Läden mit knapp drei Meter Straßenfront aber schier unendlichen dunklen Räumen dahinter. Antikes und Kitschiges, Seidenkrawatten und Kräutermischungen, elektronischer Ramsch und Schmuck. Und \"Designerware\" natürlich, windschiefe Garküchen und Märkte, die bis lang nach Mitternacht mit diesem Zauber locken. Es ist fantastisch. So, ungefähr zwei Tage noch, jetzt wird es etwas eng, so rein zeittechnisch. Denn Hong Kong ist nicht die einzige Insel, die zur ehemaligen britischen Kolonie Hongkong gehört. Insgesamt sind es etwa 230. Eine der schönsten ist Cheung Chau. Autofrei und unglaublich malerisch mit ihrer im Hafen vertauten Fischerdschunken-Flotte. Nur einmal im Jahr, im Mai, ist hier der Bär los, beim Bun Festival zu Ehren der Verstorbenen. Tausende Besucher, Jahrmärkte, religiöse Zeremonien – und eine fantastische Prozession, die von fliegenden Kindern angeführt wird. Nur totale Skeptiker wollen dünne Drähte sehen, an denen die Kleinen befestigt sind.

Apropos fliegen: In der Repulse Bay steht an einem Berghang, gleich vor einem gepflegten kleinen Strand, eine riesige Apartment-Anlage. Mit einem riesigen Loch in der Mitte. So 20 mal 30 Meter. Das Loch ist da, weil im Berg ein Drache wohnt – schon seit ewigen Zeiten. Der liebt den abendlichen Blick auf seine Bucht, und ein morgendliches Bad in derselben. Jetzt ist so ein Drache ein Gewohnheitstier, gutmütig, okay, aber auch leicht reizbar. Jedenfalls hielt man es, als man die Anlage vor einigen Jahren baute, für klüger, auf ein paar Wohnungen und einige Hongkong-Dollar zu verzichten und besagten Freiraum zu lassen. Als Guckloch und als Anflugschneise. Aber um den Drachen zu sehen, muss man wahrscheinlich viel, viel länger bleiben.

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