A Long Way Down (gebundene Ausgabe) / Nick Hornby Testbericht

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ab 6,52
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Erfahrungsbericht von alteSchwedin

\'Runter geht\'s immer...

Pro:

erfrischend, fesselnd, amüsant; interessante Figuren, Tagebuchstil, schickes Cover

Kontra:

nix

Empfehlung:

Ja

Ich liebe Buchläden und manchmal gehe ich nur so zur Entspannung in einen, ohne wirklich etwas kaufen zu wollen. Meistens fällt mir dann mindestens ein Buch ins Auge, das ich gerne hätte, doch oft kann ich mich beherrschen. So schlich sich auch „A long way down“ von Nick Hornby in mein Blickfeld. Zunächst fiel mir nur das interessante Cover ins Auge. Der Klappentext klang verdammt interessant und hinzu kam noch, dass ich schon lange etwas von Nick Hornby lesen wollte, aber nie dazu gekommen war. Doch der Preis des gebundenen Exemplars schreckte mich und so legte ich es wieder aus der Hand. Aber so hatte ich hatte ich meiner Freundin, die mit mir im Buchladen war, eine Vorlage für ein Geburtstagsgeschenk geliefert und kurze Zeit später nannte ich das Buch mein Eigen. Ihr werdet jetzt erfahren, um was es geht und wie es mir gefallen hat!


Silvester auf einem Hochhausdach: Nicht gerade der Ort für eine Feier, doch hier treffen sich vier Menschen, die ihrem Leben ein Ende setzen wollen. Martin ist als erster da und hat an alles gedacht, sogar an die Leiter, um über den Begrenzungszaun zu klettern. Er war ehemals Moderator im Frühstücksfernsehen, verheirateter Familienvater, doch nach einem Gefängnisaufenthalt wegen Sex mit einer Minderjährigen will ihn niemand mehr im Fernsehen sehen und auch seine Frau will nichts mehr mit ihm zu tun haben. Maureen taucht als zweite auf dem Dach auf und auch sie möchte nicht mehr leben. Maureen hat einen schwerstbehinderten Sohn und niemanden, der sie unterstützt. Beide haben ihren Selbstmord von langer Hand geplant. Jess trifft als nächste ein und sie will sich ganz impulsiv umbringen, weil ihr Freund eine andere hat, wird allerdings von Martin daran gehindert. Zu guter letzt kommt JJ an. Eigentlich sollte er ja Pizzas ausliefern, doch ist sein Leben ziemlich bescheiden: Seine Band hat sich aufgelöst und seine Freundin, wegen der er von Amerika nach London kam, hat sich von ihm getrennt.
Alle vier sind sich einig, dass es doof ist, sich umzubringen, wenn andere dabei zugucken. Also beschließen sie, es fürs erste zu lassen und Jess’ Exfreund zu suchen, damit er ihr erklärt, warum er eine andere hat.
Dies lenkt sie zunächst ab und ein wenig später schließen sie einen Pakt, sich am Valentinstag umzubringen. Zwischendurch treffen sie sich regelmäßig, versuchen den jeweils anderen zu helfen und verbessern so ihre eigene Situation, ohne objektiv irgendwelche Fortschritte zu machen. Und am Valentinstag treffen sie sich wieder auf dem Hochhaus…


Eigentlich wollte ich schon lange etwas von Nick Hornby gelesen haben und nachdem ich vor gut einem Jahr zum ersten Mal „About a boy“ – einer der wenigen brauchbaren Filme mit Hugh Grant – gesehen hatte, wurde der Wunsch noch dringender. Doch irgendwie kam ich nie dazu. Das Cover von „A long way down“ stach mir gleich ins Auge und auch der Klappentext klang verdammt interessant. Und ich kann euch schon jetzt sagen, dass ich nicht enttäuscht wurde.

Die Story ist sehr ungewöhnlich und bezieht ihre größte Faszination aus der Konstellation der Figuren, die sich „im wirklichen Leben“ vielleicht nie begegnet wären, aber auf dem Dach eines Hochhauses alle mit einem Wunsch zusammentreffen: ihrem Leben ein Ende zu setzen. Die Beweggründe für diesen Entschluss sind sehr unterschiedlich und für den Leser mehr oder weniger nachvollziehbar, doch mitreißend ist jede Geschichte. Auch wird die Story so mit vielfältigen Themen versorgt und Nick Hornby erreicht eine gewisse Balance der einzelnen Inhalte. Glücklicherweise wirkt diese zusammengesetzte Story nie geflickt, vielmehr scheinen die (Vor-)Geschichten der Protagonisten wie für einander gemacht. (Sind sie ja auch!)

Obwohl die Geschichte einer jeden Person ihren eigenen Reiz hat, bezieht jede ihre wirkliche Faszination aus dem Zusammenspiel mit den anderen. So schätzen immer drei Figuren die Handlungen der jeweils vierten ein, tun dies aber auf so verschiedene Weise, dass viel mehr Perspektiven auftauchen, als wenn der Leser sich nur auf seine eigene Einschätzung verlassen müsste. Außerdem wird es so viel interessanter und witziger.
Auch ist es sehr unterhaltsam, zu entdecken, wie sich die einzelnen Personen beeinflussen. Nick Hornby legte seine Charaktere sehr geschickt an, so dass sie, obwohl sie einzeln schon ziemlich eigenartig sind, zusammen ein wirklich stimmiges Bild ergeben. Martin, Maureen, Jess und JJ haben außer der „Hochhaussituation“ keine weiteren gemeinsamen Erfahrungen und verstehen die Probleme der anderen besser als Menschen, die ihnen nahe stehen. Dabei ist es wirklich anrührend, wie sich jede einzelne Hauptfigur zwar nicht selbst helfen kann, aber durch die unterschiedlich gearteten Freunde neuen Mut gewinnt, wie sich plötzlich ungeahnte Perspektiven auftun, obwohl sich eigentlich überhaupt nichts geändert hat. Ich mag diese Einstellung und ihre ermutigenden Auswirkungen.

Kritiker mögen behaupten, dass doch nicht wirklich etwas passiert in diesem Roman. Es wird viel geredet und ansonsten geben die einzelnen Figuren im Tagebuchstil immer abwechselnd die gemeinsamen Erlebnisse wieder. Das bleibt es natürlich nicht aus, dass über manche Ereignisse mehrmals erzählt wird, doch dies nimmt nicht überhand, so dass es mich in keinem Fall störte. Vielmehr merkt man daran am deutlichsten, wie unterschiedlich die vier Charaktere sind und kommt ihnen so näher. Zudem ist es äußerst amüsant, die verschiedenen Einschätzungen der Situationen zu lesen.
Immer schon mochte ich den Tagebuchstil gern und Nick Hornby verfeinerte ihn auf seine Art, eben durch die verschiedenen Erzählperspektiven. Außerdem berichtet er nicht von jedem Tag, sondern wählt nur die Gelegenheiten aus, an denen sich Martin, Maureen, Jess und JJ treffen. Hornby blendet die meisten anderen Erlebnisse seiner Protagonisten aus, lässt nur ausgewählte Geschehnisse Thema werden und unterstützt so ganz gekonnt die Charakterzeichnung seiner Protagonisten.

Obgleich ich auch gern Romane lese, in denen viele Details beschrieben werden, hat mir der Stil Nick Hornbys in „A long way down“ sehr gut gefallen. Die Orte, an denen die Handlung stattfindet, werden meist überhaupt nicht dargestellt. Dem Leser wird selbst überlassen, ob er sich eine Umgebung vorstellt oder sich lieber ganz auf die Figuren und ihre Handlungen und Gespräche konzentriert. Hier zeigt sich Nick Hornby meisterhaft, indem er seine Figuren kurz, aber sehr sicher charakterisiert.


Insgesamt möchte ich euch „A long way down“ von Nick Hornby ganz klar empfehlen. Ich habe den Roman mit Vergnügen gelesen und konnte ihn kaum aus der Hand legen, denn die Story fesselt ungemein, obwohl objektiv betrachtet nicht wirklich viel passiert. Sondern es ist überaus interessant, zu entdecken, wie sich die vier Protagonisten weiterentwickeln, ohne es selbst zu bemerken, wie sie durch die Probleme der anderen wachsen. Dieser Roman ist auch aufgrund des Tagebuchstils, in dem alle vier Figuren immer abwechselnd von ihren Erlebnissen berichten, so lesenswert. Ich vergebe also volle fünf Sterne und mache mich auf die Suche nach dem nächsten Buch von Nick Hornby!


„A long way down“ von Nick Hornby erschien 2005 bei Kiepenheuer & Witsch. Die gebundene Ausgabe mit der ISBN 3-462-03455-3 kostet derzeit bei Amazon 19,90 €. Die englische Originalausgabe trägt den gleichen Titel und erschien ebenfalls 2005. Die Übersetzung machten Clara Drechsler und Harald Hellmann.

37 Bewertungen, 5 Kommentare

  • anonym

    07.03.2007, 20:44 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Damaris :-)

  • Wagnerianer1979

    22.03.2006, 23:30 Uhr von Wagnerianer1979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr informativ und schoen geschrieben

  • swissflyer

    21.03.2006, 14:32 Uhr von swissflyer
    Bewertung: sehr hilfreich

    ######### <br/>###S H### <br/>######### <br/> <br/>Liebe Grüsse, der Patrik :-)

  • morla

    08.10.2005, 19:51 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • crazygirl046

    10.09.2005, 18:56 Uhr von crazygirl046
    Bewertung: sehr hilfreich

    Der Bericht ist informativ geschrieben. Das Buch hört sich wirklich interessant an. Werde es mir mal merken und vielleicht auch kaufen. LG Jasmin