Identität (DVD) Testbericht

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Identitaet-dvd-thriller
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Erfahrungsbericht von Kuhli

Da waren\'s nur noch neun...

Pro:

Cast, Pointe, Wendungen, Atmosphäre

Kontra:

...

Empfehlung:

Ja

Durch einen Autounfall werden ein Ehepaar mit Kind und die Unfallfahrerin gezwungen in einem nahe gelegen Motel Unterschlupf zu suchen, da durch einen heftigen Regen die Straßen unbefahrbar geworden sind. Zu ihnen gesellen sich nach einiger Zeit weitere Personen, die auch der Flucht vor den nassen Massen ein Bett für die Nacht suchen. Ein Chauffeur mit seinem berühmten Fahrgast, ein junges Liebespaar und schließlich ein Polizist mit seinem Gefangenen.

Kaum ist das Unfallopfer versorgt und scheint in Sicherheit werden aus den zehn Personen im Motel neun plus eine Leiche im Wäschetrockner. Als einziger Hinweis wird ein Zimmerschlüssel gefunden. Aus Angst werden die Leute immer nervöser, hektischer und aufgeregter. Bald sind sie nur noch acht, dann sieben…
Ein mysteriöser Mörder treibt in dem Motel sein Unwesen. Ist es der Gefangene, der dem Polizisten entwischen konnte? Unwahrscheinlich, denn dann waren es nur noch sechs ihn nicht eingeschlossen.

Die noch Überlebenden fangen an zu forschen und sich gegenseitig zu beschuldigen, doch langsam kommen sie dahinter, dass nicht ein Unwetter oder der Zufall sie dort ins Motel getrieben hat.

Warum haben die Charaktere alle am gleichen Tag Geburtstag?
Was hat es mit den Zimmerschlüsseln auf sich, die immer am Tatort gefunden werden?
Und was hat all das mit dem Verhör eines Schwerverbrechers auf sich, das immer wieder Einkehr in den Filmverlauf findet?

Fragen über Fragen für die es neunzig Minuten benötigt um sie vollends aufzuklären. Neunzig Minuten in denen man sich fragen kann, wer der Mörder ist, warum er mordet, wer der Nächste ist und wer übrig bleiben wird. Sicherlich, Fragen die in der Filmgeschichte mehr als einmal gefragt und beantwortet wurden, doch abseits dieses perfiden Katz und Maus-Spiels bietet „Identität“ zusätzlich zu dem ultimativen Thriller-Fragebogen eine Atmosphäre, die man sonst eher aus älteren Filmen kennt, denen man gerne nachweint.

Dass der Film mit einer konsequenten Düsternis aufwartet macht ihn noch nicht retrospektiv, nicht nach einem Film wie Sieben und dem darauf folgendem Imitationswahn, aber zusätzlich zu der allgegenwärtigen Dunkelheit, auch in erleuchteten Innenszenen, bietet der Film eine im wahrsten Sinne des Wortes in sich geschlossene Welt.

Das Motel wird für die Charaktere und den Zuschauer der einzige Ort auf diesem Planeten, nicht nur abgeschottet von der Außenwelt, sondern völlig abgetrennt, autark. Die Welt herum scheint es nicht mehr zu geben, sie interessiert nicht, ist nicht existent und man bekommt sie nie zu Gesicht. Der Regen der sich von der ersten Minute bis zum Showdown durch den Film entlädt schränkt die Sicht dermaßen ein, dass die Gegend zehn Meter um das Geschehen schon pechschwarz, nicht mehr greifbar wirkt.

Der Regen prasselt unaufhörlich wie Blei und beeinflusst die ganze Stimmung des Films. Düster, autark, gegenstandslos, all das führt zu einer surrealen Atmosphäre, die aus dem eigentlich simplen „zehn kleine Negerlein“-Prinzip so viel herausholt wie es einst Alien tat.

Man stört sich nicht an den eingehaltenen Regeln dieses Genres und an den typischen Verhaltensmustern der Charaktere, die lieber alleine auf Mördersuche gehen als in Gruppen, denn diese sind wunderbar durch die mysteriöse Atmosphäre kaschiert. Man ahnt, dass an diesem Ort etwas nicht stimmt, dass irgendetwas noch kommen wird. Dieses Prinzip „Einer nach dem Nächsten wird umkommen“ wirkt nicht als dramatischer Selbstzweck, sondern als in die Geschichte eingeflochtene Notwendigkeit, die am Ende des Films bestätigt wird benutzt. Somit sind die „Zehn kleinen Negerlein“ nicht nur Rissbrettumsetzung einer Filmverlängerungstheatralik sondern der essentielle Kernpunkt dieses Films, die Pointe eines zu genüge ausgelutschten Horrorelements.

Jetzt kann man nur noch warten, dass sich eine Produktionsfirma daran wagt, die berühmte „Ich werde verfolgt und renne die Treppe hoch anstatt zur Tür hinaus“-Dramatik zu einem spielfilmlangen Horror auszudehnen.

Dauerregen, Das Motel, ein seit Hitchcocks Psycho gern gesehener und oft kopierter Schauplatz und die ordentlich geregelte, chronologische Ausrottung der Charaktere. Diese Auflistung schreit nicht nach Kreativität. Die filmische Umsetzung trotz aber dieser Grobzeichnerei allemal, denn der Film trägt sich nicht nur durch seine beklemmende Atmosphäre, sondern auch durch eine Optik, die zwar in Hochglanz gefilmt ist, aber dennoch was Kameraspielereien angeht angenehm altmodisch ist.
Der Film ist trotz seiner wunderschön edlen Bilder näher an „Bis das Blut gefriert“ als an einer ausladenden, überschwänglichen, angeberischen Optik wie bei dessen Remake „Das Geisterschloss“.

Auch wird der Film von einem Schauspielensemble getragen, dass genügend Gesichter enthält, die jeder kennt, die aber kaum als Zuschermagneten bezeichnet werden können. Dadurch wirkt der Film fast wie eine höhergestellte Independent-Produktion.

Eine klassische Hauptfigur zu ermitteln fällt schwer, doch folgt die Kamera meist dem Geschehen von Ed, der von John Cusack verkörpert wird. Er nimmt zwar keine wichtigere Rolle als die anderen Charaktere ein, doch scheint er die Person zu sein, die der Rolle des klassischen Filmhelden am nächsten kommt. Anfangs etwas undurchsichtig, leicht verschroben, aber realistisch hat er die investigativen Fäden in der Hand, das aber leider nicht immer sicher, denn auch er fällt auf den wahren Mörder herein.

Als weibliches Pendant zu ihm kann Paris gesehen werden, gespielt von Amanda Peet. Durfte diese in anderen Film hauptsächlich gut aussehen, beweist sie hier Mut zu einer starken, teilweise actionorientierten Rolle. Keine Scream Queen, sondern eine selbstbewusste Frau, die wie alle in dem Film einen leichten Hauch Mysteriösität umschwebt.

Ray Liotta spielt den Polizisten Rhodes, der ein Geheimnis mehr als alle anderen zu haben scheint und mit den beiden Vorangegangenen das Hauptdreigestirn des Films bildet. In weiteren Rollen kann man zudem bekannte Gesichter wie Clea DuVall, John C. McGinley oder Jake Busey sehen.

Keiner stielt dem anderen die Show, alle Schauspieler sind auf ihre Charaktere fein abgestimmt und ergänzen sich hervorragend und laden die Spannung der Geschichte in ihr Agieren.

Was es am Ende mit diesem Film eigentlich auf sich hat, kann durchaus überraschend sein und den ein oder anderen Mundwinkel herunterklappen lassen, ob aus Erstaunen oder Verwirrung sei einmal dahin gestellt.
Wer sich mit Fincher, Lynch und Shyamalan auskennt und immer im Hinterkopf behält, dass der Film nicht nur ein Thriller, sondern ein Mystery-Thriller ist, der kann das Rätsel vor der eigentlich Filmwendung lösen, was der Spannung vielleicht ein klein wenig den Wind aus den Segeln nimmt, aber das Selbstbewusstsein in ungeheure Höhen treibt wenn man seinen Mitzuschauern seinen Lösungsansatz präsentiert und sich dieser als richtig erweist.

Ist der Showdown trotz vorheriger Auflösung dann noch originell und spannend, da man weiß, dass von nun an alles passieren kann und auch vermeintliche Hauptdarsteller vor nichts sicher sind, ist die Schlusssequenz Geschmackssache, da hier in allerletzter Sekunde vor dem Abspann eine weitere Wendung folgt, die überrascht, aber dann in Zeitknappheit sehr schnell heruntergerasselt wird.

Doch bis man dort erst einmal angekommen ist hat man die ganzen neunzig Minuten voller surrealer Detektivarbeit noch vor sich, in denen der Kopf brummt bis man dem Geheimnis der zehn Identitäten auf die Schliche gekommen ist.

Die Freiwillige Selbstkontrolle gab den Film eine Freigabe ab sechzehn was durch die pessimistische, düstere Stimmung und wenige aber grandios erschreckend platzierte Schock- und Schauereffekte gerechtfertigt ist. Und zusammen mit dem Busunfall aus Final Destination und der einzig spannenden Szene aus Rendezvous mit Joe Black bietet der Film einen Autoschock der Sonderklasse, einen zweckentfremdeten Baseballschläger und weitere blutige Gemeinheiten. Nichts für schwache Nerven, aber auch kein ausarten in eine Ketchuporgie. Über strecken dezent, so dass man wohldosiert und kontinuierlich die Nackenhaare in Sekunden zum erstarren bringt.

Fazit:
Alles in allem ist der Film eine pointierte Auseinandersetzung mit dem „Zehn kleine Negerlein“-Prinzip, ein hochgradig spannender Thriller, der von einer beklemmenden Atmosphäre, Storywendungen und einem durchweg talentierten Ensemble getragen wird.

8 klitschnasse von 10 schizoiden Punkten

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