Im Netz der Spinne (DVD) Testbericht

D
Im-netz-der-spinne-dvd-thriller
ab 2,96
Paid Ads from eBay.de & Amazon.de
Auf yopi.de gelistet seit 05/2008

5 Sterne
(4)
4 Sterne
(6)
3 Sterne
(3)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(1)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von mima007

Im Netz des Verwirrspiels von James Patterson (DVD)

Pro:

spannend, Tempo & Action, überraschender Schluss

Kontra:

stellenweise klischeehaft; Ton nicht überragend, wenig Bonusmaterial

Empfehlung:

Ja

Wenn Morgan Freeman in einem Thriller mitspielt, kann fast nichts mehr schiefgehen. Sein Auftritt in \"Sieben\" zum Beispiel war beeindruckend: ein Monument moralischer Integrität, der Einsichtsfähigkeit und Anteilnahme. Doch wenn die Story so irreführend angelegt ist wie bei \"Im Netz der Spinne\", kann auch Freeman nur noch auf die Intelligenz des Zuschauers hoffen.

Regie führte Lee Tamahori, der Film ist ca. 98 Minuten lang und ab 16 Jahren freigegeben.

Filminfos
°°°°°°°°°°°°°°°

O-Titel: Along Came A Spider (USA 2001), DVD: 2001
FSK: ab 16
Länge: 98 Min.
Regisseur: Lee Tamahori
Musik: Jerry Goldsmith
Drehbuch: Marc Moss
Darsteller: Morgan Freeman (Alex Cross), Michael Wincott (Gary Soneji), Monica Potter (Jezzie Flannagan), Penelope Ann Miller (Frau von Senator Rose), Megan Rose (Mika Boorem), Dylan Baker (Oliver MacArthur, Secret Service), Michael Moriarty (Senator Hank Rose) u.a.

Handlung
°°°°°°°°°°°°°°°

Detective Alex Cross (M. Freeman) durfte in zwanzig Jahren in so manchen seelischen Abgrund schauen. Nicht wenige Fälle haben dabei ihre Spuren des inzwischen gereiften Polizeipsychologen hinterlassen. Acht Monate Pause forderte der Tod seiner Polizeipartnerin, als sie versuchte, einen Sexualverbrecher zu stellen - eine ziemlich spektakuläre Eingangssequenz. Eines Tages wird er jedoch bei einem Fall hinzugezogen, der selbst für ihn einige Überraschungen birgt. Nicht die Polizei fragt, sondern ironischerweise der Täter. Und das hat seinen Grund.

Die junge Schülerin Megan Rose (Mika Boorem aus \"Hearts in Atlantis\") ist unter den Augen des bewachenden Secret-Service-Personals aus einer Hochsicherheitsschule für Diplomaten- und Politikerkinder entführt worden. Der Kidnapper der Tochter von Senator Hank Rose (im Original ist er Kongressabgeordneter) ist der seit immerhin zwei Jahren dort tätige und zuvor völlig unauffällige \"Internet-Lehrer\" Gary Soneji (Michael Wincott, u.a. \"Alien 4\"). Mit seinem Opfer verschwindet er geradezu im Nichts. Tage später meldet er sich telefonisch bei Dr. Cross und fordert diesen auf eine Weise zum Duell heraus, die dieser nicht ablehnen kann: Cross findet als Beweis Megans Kinderschuh in seinem Briefkasten: seine Eintrittskarte zu den Ermittlungen.

Cross nimmt die Spur der beiden Verschwundenen auf. Er fordert die Unterstützung der Secret-Service-Agentin Jezzie Flannagan (Monica Potter) an, die Megan und Soneji ja schon zwei Jahre gekannt hat. In seiner letzten Botschaft hat Soneji die letzten Worte des Entführers des Lindbergh-Babys zitiert: \"Dieses Buch ist noch nicht geschlossen.\" Diese Entführung wurde \"das Verbrechen des Jahrhunderts\" genannt. Soneji ahmt den Entführer nach, damit er selbst eine Legende werden kann. Doch dazu braucht er jemanden, der ihn dazu macht, einen Fachmann als Profiler und im Verfolgen von Serienkillern: Dr. Alex Cross hat schon einige Bücher darüber geschrieben, mit Fallbeispielen. All diese Bücher stehen in Gary Sonejis Haus, das Cross über eine Internetverbindung in der Schule findet.

Es gibt nur ein Problem: Senator Hank Rose (Michael Moriarty) ist ein Nobody, den kein Schwein kennt. Hier ist kein Ruhm zu erlangen. Daher braucht Soneji schon bald Ersazu für Megan, nämlich Dimitri, den Sohn des russischen Präsidenten. Dimitri lernt an der gleichen Schule wie Megan, und weil Soneji ein Überwachungsprogramm laufen ließ, weiß er, dass die beiden Schüler Freunde sind. Indem er sich als Megan ausgibt, nutzt er das aus, um Dimitri aus der streng bewachten russischen Botschaft herauszulocken.

Auf Betreiben von Jezzie Flannagan überwacht sie zusammen mit Alex Cross die Botschaft an genau diesem Abend, an dem Soneji Dimitri entführen will. Zufall? Oder steckt etwas anderes dahinter? Nachdem sie die Entführung vereitelt und so eine internationale Krise verhindert haben, fordert der Entführer seltsamerweise Diamanten im Wert von 10 Mio. Dollar. Die blödsinnige Schnitzeljagd, die nun folgt, ist nur ein Ablenkungsmanöver. Das erkennt Cross zu spät, denn als Soneji bei ihm und Jezzie auftaucht, hat dieser keine Ahnung von den Diamanten.

Jemand hat Soneji für seine eigenen Zwecke benutzt, aber wer? Und wo ist Megan Rose abgeblieben?

Mein Eindruck
°°°°°°°°°°°°°°°

Morgan Freeman ist der Star in diesem spannenden Psychothriller mit doppeltem Boden. Er spielt erstmals in seiner Karriere zum zweitenmal die gleiche Rolle: den Washingtoner Detective und Kriminalpsychologen Dr. Alex Cross, eine Figur, die Thrillerautor James Patterson schuf und einiges mit Freemans Figur in David Finchs Thriller \"Sieben\" gemeinsam hat: das Einfühlungsvermögen, die analytischen Fähigkeiten und eine gewisse charakterliche Integrität und Autorität. Kein Zweifel: Er ist der Held des Films.

Falsche Fährten, doppelte Böden und unerwartete Wendungen sind eine Spezialität James Pattersons. Zum Glück wurden sie eins zu eins in den Film übernommen, der mitunter zwar etwas brav wirkt, aber sein Ziel erreicht: den Zuschauer immer unter Spannung zu halten. Bis zur letzten Minute des Thrillers bleiben Umfang des Verbrechens und Identität der Hintermänner selbst dem veritablen Schlaumeier in der Hauptrolle, nämlich Dr. Cross, ein Geheimnis mit sieben Siegeln. Hätte er sich bloß nicht auf Miss Flannagan verlassen.

Besonders gut gefiel mir der knochentrockene Humor, den Dr. Cross an den Tag legt, sowie sein Steh- und Reaktionsvermögen selbst in verzweifelten Situationen. Bei derart verzwickten Plots wie diesem kann man sich an ihm quasi festhalten. Schade, dass diese Konstantheit mitunter zu einem etwas starren Gesichtsausdruck führt. Leider entspricht auch die Blondine Monica Potter wieder einmal dem Klischee vom \'blonden Gift\'. Diese Rolle wurden u.a. von Eva-Marie Saint in Hitchcocks \"Der unsichtbare Dritte\" gespielt - mit weitaus größerem Erfolg. Mich haben Monica Potter als von Selbstzweifeln gelähmte Geheimdienst-Agentin und Michael Wincott als viel zu freundlicher Schurke weniger beeindrucken können. Daran ist aber das Drehbuch von Marc Moss schuld, das den ganzen Plot auf Freeman ausrichtet. Mit ihm steht und fällt die Sache.

Die ausgeklügelt inszenierten und doch logisch herbeigeführten Actionsequenzen wissen meistens zu überzeugen. Da hat James-Bond-Regisseur Lee Tamahori (\"Stirn an einem anderen Tag\") saubere Arbeit geleistet, auch wenn so mancher vergeblich auf einen Geniestreich warten mag. Einzige Ausnahme: die wenig überzeugenden CGI-Effekte in der Eingangsszene. Auch die Schnitzeljagd im Mittelteil war nicht so doll: Sie wurde aus \"Stirb langsam 3\" abgekupfert. Die Musik von Profi Jerry Goldsmith passt jedoch in allen Szenen genau richtig, egal ob schnell und dynamisch oder langsam. Sie ist ein echter Pluspunkt der Produktion.

Die DVD
°°°°°°°°°°°°

Technische Infos

Bildformat: Cinemascope 2,35:1 (Anamorph)
Tonformat: Dolby Digital 5.1* (Deutsch, Englisch)
Tonformat: Dolby Surround 2.0 (Tschech.)
Untertitel : Arabisch, Bulgarisch, Dänisch, Deutsch, Englisch, Finnisch, Holländisch, Isländisch, Norwegisch, Polnisch, Rumänisch, Schwedisch, Tschechisch, Türkisch, Ungarisch, Englisch für Hörgeschädigte

*: Laut Verpackung ist die deutsche Tonspur in Dolby Digital 5.0.
Obwohl laut Verstärker 5.1 angezeigt wird, kann man den Ton als 5.0 bezeichnen, da der Bass (LFE) während des Films nicht aktiviert wird (Weder bei der englischen noch bei der deutschen Tonspur). (Getestet am Autounfall zu Beginn und beim Schuß mit dem Gewehr.) (Information von Ofdb.de)

Extras:

- Originaltrailer (1:50)
- Making-of (14 Min.) inkl. Entfallener Aufnahmen
- Animiertes und mit Musik unterlegtes Hauptmenü

Mein Eindruck: die DVD
°°°°°°°°°°°°°°°

Der Ton der deutschsprachigen Fassung ist einfach nur enttäuschend. Er liegt noch nicht einmal in DD 5.1 vor, und seit dem Jahr 2001 hat es keine Special Edition gegeben. Also muss sich der Zuschauer immer noch mit Quasi-Stereo-Sound in DD 5.0 begnügen (siehe Anmerkung oben.). Welche sonoren Stimmen die Hauptdarsteller Freeman und Wincott haben können, wenn man die Tonspur richtig behandelt, belegt hingegen das Making-of: Hier kommen die Bässe richtig gut. Das Bild ist hingegen gut: nicht zu dunkel und ohne Artefakte oder Reflexe auf der Linse.

Das Making-of besteht zwar zu einem Drittel aus den Aufnahmen, die auch im Trailer zu sehen sind, doch es fanden auch etliche Interviewaufnahmen Eingang: mit Tamahori, Freeman, Potter, Wincott und sogar eine seltene Aufnahme mit James Patterson, dem Autor der literarischen Vorlage. Gerade dieses Statement ist leider nur von begrenztem Wert, denn, wie er indirekt zugibt, hatte er zu diesem Zeitpunkt den fertigen Film noch nicht gesehen. Auch der greise Produzent dieses und drei anderer Freeman-Filme wie \"Kiss the girls\", \"Deep Impact\" und \"Driving Miss Daisy\" darf ein paar Worte äußern. Klar wird wohl eine Tatsache: Ohne Morgan Freeman würde dieser Film nicht funktionieren oder in der Masse der Thrillerproduktion untergehen. Die Ähnlichkeit zu Philip Noyces Tom-Clancy-Verfilmungen mit Harrison Ford in der Hauptrolle, \"Stunde der Patrioten\" und \"Das Kartell\", ist unübersehbar.

In den Ausschnitten, die aus dem Trailer und Material vor der Endfassung des Films entnommen wurden, finden sich einige Aufnahmen, die in der Endfassung nicht mehr zu finden sind. Diese Aufnahmen - von Szenen kann man nicht reden - sind recht kurz und tragen nichts Bedeutendes zur Handlung bei. Vielleicht wird es sie mal in einem Director\'s Cut zu bewundern geben. Längere \"entfallene Szenen\" sucht man ebenso vergeblich wie Filmografien oder weitere Trailer.

Unterm Strich
°°°°°°°°°°°°°°°°°

Der Thriller sorgt für gute Spannungsunterhaltung über eineinhalb Stunden, strengt aber die grauen Zellen doch ein wenig an. Man muss erst kapieren, worum es dem Entführer geht und dann darauf kommen, dass er nur benutzt wurde. Die Dialoge weisen den Zuschauer zwar ständig darauf hin, aber so ganz einfach scheint das nicht zu glauben zu sein: Man glaubt nur, was man sieht, nicht das, was die Figuren ständig behaupten.

Das ist das Problem mit Buchverfilmungen: Man muss wichtige Wahrheiten erst einmal in entsprechend aussagekräftige Szenen umsetzen. \"Im Netz der Spinne\" gelingt dies nicht allzu gut, weshalb er immer eine Art Geheimtipp bleiben wird. Im Vergleich zu dem weitaus beklemmenderen \"... denn zum Küssen sind sie da\" ist die Atmosphäre eine ganz andere. Und das liegt nicht daran, dass \"Im Zetz der Spinne\" die meiste Zeit in irgendwelchen Interieurs spielt.

Fazit: maximal vier von fünf Sternen für die Silberscheibe.

Warnung
°°°°°°°°°°°

Weil aber im Film zwei Kinder extrem bedroht werden, sollte man diesen Film nicht Kindern unter 16 Jahren zeigen, wie man leicht an der FSK-Freigabe ablesen kann. Man kann sich streiten, ob auch Zwölfjährige die Gewaltszenen aushalten würden, aber ich würde mich nicht darauf verlassen.

Wem dieser Film mit Morgan Freeman gefällt, sollte auch \"Denn zum Küssen sind sie da\" und \"Sieben\" ansehen, Filme, in denen Freeman ebenfalls eine tragende Rolle spielt.

Michael Matzer (c) 2004ff

23 Bewertungen