Indizierungen Testbericht

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Erfahrungsbericht von LustigerMolch

Die Gewalt in Spielen und Erfurt

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Aus Aktuellem Anlass zum Bevorstehenden Jahrestag des Erfurt-Massakers und der dadurch wahrscheinlich wieder auftretenden Diskussion zum Thema Gewalt in den Medien/Spielen wollte ich mal eben hier meine Meinung und einige Fakten präsentieren. Gestern lief auf RTL eine Dokumentation mit dem Titel “Der Amoklauf – Was in Erfurt Wirklich geschah“. Sie dauerte knapp 2 Stunden. Was mich wunderte ist, das diese Dokumentation Donnerstag abends um 22.00 Uhr gezeigt wurde und nicht im Nachmittagsprogramm des 26. April, welcher der Jahrestag dieser schrecklichen Tragödie ist. Der größte Teil der Sendung war mit Statements der Überlebenden, Angehörigen, des Erfurter Oberbürgermeisters, einer Sanitäterin und der Mutter von Robert Steinhäuser gefüllt, dazu wurden die Bilder gezeigt die wir wahrscheinlich noch alle vom letzten Jahr im Kopf haben. Es wurde sich viel mit der Frage nach dem Warum beschäftigt, diese ist aber doch eigentlich recht einfach zu beantworten: Der Grund war doch schlicht und ergreifend der das Robert der Schule verwiesen wurde und nun ohne einen Abschluss dastand, er hat seine Wut abgelassen. Es wird vermutet das Robert lediglich die Schuldirektorin erschießen wollte, diese konnte er aber nicht finden, er hat sich quasi auf die suche nach ihr gemacht und dabei, so im vorbeigehen, die Lehrer erschossen, die ihm begegneten. Der Polizist wurde absichtlich getötet wurde berichtet, die beiden Schüler nicht. Was ich vorher nicht wusste, aber hier berichtet wurde, ist das Rainer Heise, der Lehrer zu dem Robert gesagt hatte: „Herr Heise, für Heute reicht es“ von der Polizei noch am Tattag als Mittäter angeklagt wurde! Es wurde ja während des Amoklaufs davon ausgegangen das es eventuell 2 Täter gäbe, dies wurde aber dann doch ausgeschlossen, dennoch wurde Herr Heise als vermeintlicher Mittäter angeklagt, find ich irgendwie komisch. Zu der Vermutung das es 2 Täter geben könnte kam es durch Berichte von Schülern, die die ihn von vorne gesehen haben beschrieben ihn als schwarze gestalt mit einer Pistole, die die ihn von hinten gesehen haben Beschrieben ihn als schwarze Gestalt mit schwerem Gewehr. Das Gewehr, oder besser: die Pump-Gun, hatte Robert aber nur auf den Rücken gebunden, Geschossen hat er lediglich mit seiner Glock 17. Erst 1 1/2 Stunden nachdem die Polizei, welche die gesamte Einsatzleitung hatte wurden Sanitäter in das Gebäude gelassen, obwohl der Eigentliche Amoklauf nur 10 Minuten dauerte. War dies von der Polizei grob Fahrlässig? Sogar die leitende Sanitäterin wurde an den Pranger gestellt: Hätte sie sich den Anweisungen der Polizei wiedersetzen sollen und einfach in das Gebäude gehen? Im Polizeibericht war zu lesen das keinem der Opfer zu helfen gewesen wäre. Dies steht aber im Wiederspruch Schülerausagen die Berichteten das einige Lehrer ein bis eineinhalb Stunden um Hilfe gerufen haben. Sogar die Sanitäterin hat einen Lehrer lebend aufgefunden, dieser Starb jedoch vor ihren Augen. Wäre die Anzahl der Opfer also niedriger gewesen wenn die Polizei die Rettungskräfte früher in das Gebäude gelassen hätte? Herr Heise berichtete auch das die Polizei nicht darauf reagiert habe das er Robert eingeschlossen habe, sie wollte nix von dem Schlüssel wissen. Die Polizei nahm keine Stellung dazu. Dazu, das Robert gewalttätige Spiele gespielt habe wurde nicht viel gesagt. Die Mutter sagt dazu nur das diese Spiele die Robert gespielt habe ein häufiges Streitthema zwischen ihnen beiden gewesen sei. Interrissant: RTL behauptete das Robert am Vorabend des Massakers noch mit einem Freund bei Robert zuhause Counterstrike gespielt habe. Das Merkwürdige daran: Die Polizei hat, nach Angaben der PC-Games, Ausgabe 07/2002, keine Hinweise darauf gefunden das Robert besagtes Spiel überhaupt besessen habe. Zitat RTL: „Robert hat am Vorabend mit einem Freund das Spiel Counterstrike gespielt, dabei geht es um das töten von Menschen“. Na ja, das Töten des Gegners ist die Einfachste Methode eine Partie zu gewinnen, aber ich habe selbst schon im Internet Matches gespielt bei denen nicht ein Schuss gefallen, geschweige denn jemand verletzt oder gar getötet wurde. Es wurden noch etwa 30-45 Sekunden lang Szenen aus Quake 3 und Counterstrike gezeigt. Kommentarlos. Der Grund für die Schiesskünste wurden diesmal also nicht primär bei den Spielen gesucht sondern im Schützenverein. Die Waffen wurden ihm Angeblich von einem Polizisten verkauft. Was ich noch ziemlich krass fand ist das die Familie Steinhäuser zwar zunächst zu der großen Trauerfeier eingeladen wurde, dann aber wieder ausgeladen wurde. Der Grund wurde mir persönlich nicht so recht klar. Die Familie konnte aber dann doch das Geschehen von einem Gebäude, welches sich am Domplatz befindet beobachten. Robert hat nach Angaben der Mutter in seinem Zimmer eine Sporttasche mit Munition gehabt und auf seinem Schreibtisch hat die Familie einen Ordner gefunden in welchem sowohl der Schulverweis als auch der Kauf der Waffe abgeheftet waren, so nach dem Motto: Hier, ihr braucht nicht zu suchen, hier habt ihr alles was ihr braucht. Die Traurige Bilanz des 26. April 2002: 1 Polizist, 1 Sekretärin, 2 Schüler, 12 Lehrer und Robert selbst. Heute noch Streiten die Angehörigen ob man Robert mit als Opfer zählen soll oder nicht. Herr Heise sagte dazu, dass die Gesellschaft Robert zum Opfer macht, zum Opfer der Gesellschaft, er hatte wegen dieser Gesellschaft keinen Schulabschluss. In jedem Fall aber waren es insgesamt 17 Tote. Natürlich blieb der Amoklauf nicht ohne Folgen: Das Waffengesetz wurde verschärft, Man darf jetzt erst mit 21 Schusswaffen besitzen. Auch das Jugendschutzgesetz wurde geändert. Die Idee dieses zu ändern war nicht neu, schon seit dem Jahr 2000 gab es Verhandlungen darüber, scheiterten jedoch an Unstimmigkeiten der Bundesländer. Das Thema Jugendschutz wurde erst durch den Amoklauf wieder Aktuell, man Sprach von „besonderem zeitlichen Nachdruck“. Im Schnelldurchlauf nahm das neue Jugendschutzgesetz (JuSchG) alle Behördlichen Maßnahmen. Die Folge des neuen JuSchG: Die USK Stempel werden verbindlich und sind nicht länger nur Empfehlungen, die BpjS heißt jetzt BpjM und darf auch mal eben ohne einen Antrag spiele Indizieren. Zu den Jüngsten Opfern der Indizierungswut zählen folgende Titel: Red Faction (PC, PS2), Resident Evil: Code Veronica X (PS2), GTA: Vice City (PS2), Unreal Tournament 2003 (PC) und Command & Conquer Generals (PC). Auf der Liste der Indizierten Spiele, gemeinhin als “Der Index“ bezeichnet, befinden sich mittlerweile Nahezu 400 Spiele der verschiedensten Systeme. Zu der Indizierung von Spielen, speziell von Strategie Spielen, äußert sich auch Rick Goodmann, seines Zeichens Chefdesigner der Spiele Age of Empires 1+2 sowie Empire Earth, auf der DVD der Ausgabe 05/2002 des Magazins PC-Games. Er selber ist darüber sehr entsetzt das bestimmte Strategie Spiele auf dem Index Landen, da es hier nicht um Gewalt geht, obwohl diese in gewisser weise zum Spiel dazugehört, Primär geht es um den Aufbau einer Zivilisation. Man sieht also: selbst die Spiele Entwickler sind darüber entsetzt was in Deutschland abgeht. Spiele die gar keinen USK Stempel haben dürfen ab sofort nur noch an 18 Jährige verkauft werden. Die Makabere Folge: Eigentlich Harmlose Spiele wie Super Mario oder Wave Race sind jetzt erst ab 18 zugänglich, den recht brutalen, und interrisannterweise nicht Indizierten, Ego-Shooter Serious Sam darf ich mir aber schon mit 16 kaufen. Irgendwie eine verkehrte Welt wie ich finde. Aber eine Frage ist bis heute nicht geklärt: Haben Spiele, in denen Gewalt zelebriert wird Einfluss auf unser Gehirn, auf unser Denken, unser Handeln? Mit dieser Frage beschäftigen sich Wissenschaftler schon solange wie andere Menschen eben solche Spiele entwickeln und wieder andere diese Konsumieren. Es wird häufig über dieses Thema Diskutiert, meist mit jeder menge halbwahrheiten, gestützt auf Anzuzweifelnde Forschungsergebnisse. Amokläufe an Schulen gibt es ja nicht erst seit Erfurt, einer der bekanntesten Amokläufe ist sicherlich der an der Columbine-High-School in Littleton in den USA. Hier töteten 2 Schüler, 17 und 18 Jahre alt, Insgesamt 2 Lehrer und 12 Mitschüler, 21 Personen wurden Teils schwer verletzt. Beide spielten, nach Ermittlungen der US-Polizei. Leidenschaftlich gern Ego-Shooter wie Half-Life, Quake oder Doom. Ob dies Stimmt kann ich nicht sagen, ich habe keine andere Angabe als eben diese gefunden. Allgemein kann man sagen das so gut wie jeder Jugendliche Amokläufer, egal in welchem dieser Welt, Gewalt spiele spielte. Kein Wunder das die Medien diese schnell als Jugendgefährdend hinstellen. Aber wenn man mal in der Geschichte etwas zurück geht wird man Feststellen das die Unterhaltungsmedien immer für Gewalt verantwortlich gemacht wurden, sei es nun Das Johann Wolfgang von Goethe (richtig gelesen) nach dem Erscheinen seines Stücks “Die Leiden des jungen Werther“ in Kritik geriet weil die Suizid Rate bei Jugendlichen stieg, oder Oliver Stone, Regisseur des Films “Natural Born Killers“ musste sich anhören das sein Film Schuld an Massakern habe, zu Liedern mit entsprechenden Inhalten, etwa denen von Slipknot, gibt es immer wieder Pfui Rufe. Die Diskussion über Gewalt in PC und Konsolenspielen ist da also nur eine logische Fortsetzung. Wer weiß, vielleicht wird 10 oder 20 Jahren über die Wirkung von Realitätsnahen 3D Kriegsfilmen diskutiert die den Zuschauer dank modernster Technik den Krieg am eigenen Leib erfahren lassen. Ihr schlechtes Image haben sich die Ego-Shooter aber leider auch zu einem gewissen Teil selbst aufgebaut. Doom wurde zu seiner Zeit bekannt da man im Nahkampf eine Kettensäge einsetzen konnte, in Duke Nukem 3D hingen Frauen gefesselt an der Decke und flehten “Kill Me!“, Striptease Tänzerinnen konnten auch abgeknallt werden. Die Werbung für das Spiel Soldier of Fortune war genauso Makaber wie lustig: Ein Nackter Mann verdeckte mit seinen Händen seine Weichteile, auf dem Körper Markierten gestrichelte Linien verschiedene Trefferzonen. Die Amerikanischen Wissenschaftler Craig Anderson und Karen Dill haben einige sehr zweifelhafte Studien durchgeführt. Eine davon möchte ich mal kurz erläutern: Sie ließen 32 Studenten jeweils zur hälfte mit dem Spiel Grafik-Adventure Myst spielen, die andere hälfte sollte ein in Deutschland beschlagnahmtes Action Spiel, ich nehme mal an das es sich um Return to Castle Wolfenstein handelt, spielen, allerdings nur 15 Minuten lang. Anschließend sollten sie auf einem Fragebogen ankreuzen ihn wiefern sie Sätzen wie etwa „Ich bin Sauer“ oder Ich bin gut gelaunt“ zustimmen. Danach wurden Wörter, die auch auf einem Monitor erschienen, vorgelesen, darunter dinge wie etwa „Mord“, gemessen wurde die Reaktionszeit. Nach einer Woche sollten die Studenten wieder eine viertel Stunde lang das Spiel spielen für das sie eingeteilt wurde. Danach wurden je zwei Probanden zu einem kleine Reaktions- und Quäl Spiel geholt. Bei diesem saßen die Testpersonen in getrennten Räumen und sollten eine Taste drücken wenn ihr Rechner das entsprechende Symbol anzeigte. Der langsamere bekam einen Ton zu hören dessen Dauer und Lautstärke (bis 100 Dezibel) der andere –angeblich- frei regelte. Ein anderer Rechner bestimmte aber was wirklich über den Lautsprecher zu hören war. Ergebnis aller Tests: Die Action Spieler seien Aggressiver. Ich und auch einige Wissenschaftler, etwa Jeffrey Goldstein von der Universität in Utrecht in den Niederlande, zweifeln diese Anderson-Dill Projekte ganz an. Punkt 1: Wenn jemand zu mir sagen würde „Du spielst das jetzt 15 Minuten lang“, da hätte ich keinen Spaß dran, jeder Spielt doch wann, wielang und was er will! Punkt 2: Dieses Reaktions- Quäl Spiel ist ja nun wirklich fernab jeder Realität. Wenn Anderson-Dill damit erreichen wollen das Action Spieler als Aggressiv dargestellt werden dann können sie das damit doch ganz einfach machen, sie lassen wenn der Action Spieler den Reaktions- Test gewonnen hat über den Adventure-Spieler einfach einen langen, ohrenbetäubenden Ton hereinprassen und schon stehen Action Spieler wieder schlecht dar. Professor Stefan Aufenanger, der an der Universität Hamburg Kinder und Lernsoftware entwickelt, meinte, das da noch so viel von „echter Grafik“ und „echtem Sound“ die Rede sein kann, die Illusion sei Falsch. Vor den Augen hat man einen Monitor, unter der einen Hand eine Maus, unter der anderen eine Tastatur, selbst ein 10 Jähriger müsse psychisch äußerst Labil sein um nicht verstehen zu können das dies nichts mit der Handhabung einer echten Waffe zu tun hat. Ich glaube das die Diskussion ob diese Spiele nun uns zu Gewalttätigen Menschen machen können oder nicht lange kein Ende finden wird. Ich selbst vertrete die Meinung das dies nicht so ist. Am PC kann ich ohne jeden Gewissensbiss in einem Ego-Shooter jederzeit ein Blutiges Massaker Anrichten, im wahren Leben könnte ich mit einer Waffe niemals auf einen Menschen zielen. Und jetzt mal im Ernst: Wer glaubt schon ernsthaft daran, das es Weltweit Millionen von potenziellen Amokläufern nur durch solche Spiele geben soll? Sicherlich niemand. Selbst, bis auf wenige ausnahmen, haben unsere Lehrer nichts gegen Gewaltspiele, wir haben bei und in der Klasse auf dem PC sogar die US-Retail Version von Counterstrike mit Bot installiert, unsere Lehrer wissen davon und haben nichts dagegen.

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