Todeshauch (Taschenbuch) / Arnaldur Indridason Testbericht

Luebbe-todeshauch-taschenbuch
ab 10,91
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Erfahrungsbericht von T_Goose

Knochenfund in Reykjavik

Pro:

hohe Spannung, Schreibstil, Aufbau des Romans

Kontra:

absolut nichts

Empfehlung:

Ja

Hallo liebe Community. Das Erstlingswerk des isländischen Autors Arnaldur Indridason „Nordermoor“ fand ich schlichtweg genial und absolut faszinierend. Daher stand es für mich auch außer Frage, dass ich mir auch das zweite Buch non Indridason kaufen würde. Diese heißt „Todeshauch“ und ich habe es mir vor ein paar Tagen für 7,90 € gekauft. Ob ich von dem Buch genauso begeistert war, könnte ihr im folgenden Bericht lesen.

.:: Story ::.

In einer Baugrube am Stadtrand von Reykjavik werden Teile eines menschlichen Skelettes entdeckt. Die drei Polizisten Erlednur, Sigurdur Oli und Elinborg werden zum Tatort gerufen und nehmen sich des Falls an. Das Freilegen des Skelettes ist nicht einfach und es wird ein Team von Archäologen hinzugezogen, die in mühevoller Kleinarbeit das Skelett bergen.

Erlendur, Sigurdur Oli und Elinborg machen sich derweil an die Ermittlungen. Sie schätzen das Alters des Skelettes zu Begin auch ca. 70 Jahre und beginnen, in dieser Zeit nach ungeklärten Verbrechen zu suchen. Doch ihre Arbeit erweißt sich als äußerst schwierig und sie kommen in der Sache nur schwer voran. Doch was ihnen schnell auffällt, sind Johannisbeersträucher, die in der Nähe des Tatortes stehen. Diese sind ehr ungewöhnlich für Island und man geht dieser scheinbar komischen Spur nach.

Tief in den Ermittlungsarbeiten erhält Erlendur einen Anruf von seiner Tochter, wobei die Verbindung abgebrochen wird. Sie scheint mal wieder in großen Schwierigkeiten zu stecken und Erlendur hat so noch ein Problem mehr, um das er sich kümmern muss. Bei seinen Nachforschungen nach seiner drogenabhängige Tochter Eva Lind hat er allerdings mehr Glück, zumindest was ihr Auffinden angeht. Sie liegt bewusstlos auf der Intensivstation des Nationalkrankenhauses und ihr Kind hat sie bei einer Fehlgeburt verloren.

So beginnt für Erlendur der große Spagat um die Aufklärung des Knochenfundes und die Pflege und Fürsorge für seine Tochter, was ihn auf eine Reise in seine eigene Vergangenheit bringt...

.:: Meinung ::.

Indridason ist ein Roman gelungen, der nicht lange um den heißen Brei herumredet. Ohne große Einleitung, ist man als Leser sofort mitten drin im Geschehen und somit auch in dem mysteriösen Knochenfund. Gefällt mir persönlich recht gut, dass hier ohne große Umschweife gleich für Klarheit gesorgt wird, denn langweilige und überflüssige Einleitungen müssen nun wirklich nicht sein.

Die Kommissare Erlednur, Sigurdur Oli und Elinborg sind die gleichen, wie auch im ersten Roman Nordermoor. Daher sind sie mir schon vertraut. Das ist auch in gewisser Weise wichtig, da hier nicht mehr so deutlich auf die einzelnen Charaktere eingegangen wird. Man erfährt zwar hier und da Kleinigkeiten über sie, doch sind diese nicht so detailliert, wie im ersten Teil. Lediglich Erlendurs Tochter Eva Lind wird hier nochmals sehr intensiv beschrieben, was aber auch wichtig ist, da sie einen großen Anteil im Buch spielt.

Sehr gut gelungen finde ich die beiden parallel laufenden Handlungsstränge, wobei einer in der Gegenwart und der andere in der Vergangenheit spielt. Diese sind durch eine unterschiedliche Schrift voneinander abgehoben, so dass einem dieser Unterschied allein schon beim Anblick auffällt. So ist man immer im Wechsel zwischen den aktuellen Ermittlungen und bei der Rückblende bei einer Frau, die von ihrem Mann misshandelt wird. Diese Rückblenden sind für den aktuelle Fall von großer Bedeutung.

Was ich ebenfalls positiv empfinde, ist das Wechselbad der Gefühle für Erlendur. Er setzt alles daran, den Fall zu lösen und es scheint für ihn nichts wichtigeres zu geben. Auch wenn sein Privatleben katastrophal verlaufen ist und niemand aus der Familie etwas mit ihm zu tun haben möchte, so ist er zeitgleich auch zutiefst um seine Tochter Eva Lind besorgt. Diese kam ebenfalls schon im ersten Teil vor und ihre Drogensucht hat sich weiter verschlimmert und sie hat eine Fehlgeburt erlitten. Das sie jetzt auf der Intensivstation im Krankenhaus liegt, ruft bei dem doch so harten Kommissar tiefste Besorgnis hervor. Es scheint, als gäbe es zwei verschiedene Erlendur. Das er sich bei den Besuchen seiner Tochter immer wieder in tiefstes Selbstmitleid stürzt, zeigt wie verzweifelt er doch ist.

Die Spannung ist von Beginn an sehr hoch und hält auch das gesamte Buch über an. Ich hatte zwar die ganze Zeit einen gewissen Verdacht, aber die tatsächliche Auflösung, wie es denn letztendlich zu allem kam, wird wirklich erst zum Schluss aufgelöst. Doch das finde ich wirklich sehr gelungen, denn so hatte ich große Freude, das Buch bis zur letzten Seite mit Freude zu genießen. Was den Lesespaß außerdem fördert, ist die sehr verständliche und logische Schreibweise. Ich konnte dem Buch von Beginn an folgen und kam mir nie so vor, als wüsste ich gerade gar nicht, um was es geht.

Auffallend am Schreibstil möchte ich noch sagen, dass dieser zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig ist. Zum einen, ist es die isländische Schrift, die bei Eigennamen beibehalten wurde. Das trägt aber zu einer hohen Glaubwürdigkeit bei, die bei einer Übersetzung verloren gegangen wäre. Das andere ist, dass es in Island auch für Fremde keine Sie-Form gibt. So wird jeder, egal ob bekannt oder nicht, fröhlich geduzt. Etwas fremd zu Beginn, da man nicht unbedingt unterscheiden kann, wer denn nun auf welcher Seite steht. Aber nach ein paar Seiten, hat man sich auch an den Stil gewöhnt. Und es trägt ja ebenfalls zur hohen Echtheit bei!

.:: Autor ::.

Der isländische Autor Arnaldur Indridason wurde 1961 in der isländischen Hauptstadt Reykjavik geboren. Dort studierte er an der Universität von Island wo er schließlich auch 1996 in Geschichte graduierte. Nach dieser Zeit arbeitete er bei der größten isländischen Tageszeitung Morgunbladid als Journalist und Filmkritiker. Indridason lebt heute mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Reykjavik. Dort arbeitet er auch als freier Autor.

Sein erstes Buch mit Erlendur als Hauptfigur erschien bereits 1995, womit er in Island großen Erfolg hatte. 2002 und 2003 wurde er mit dem „Nordic Crime Novel’s Award“ für den besten Krimi Skandinaviens ausgezeichnet.

.:: Daten zum Buch ::.

Autor : Arnaldur Indridason
Titel : Todeshauch ( Original : Grafarpögn )
Jahr : Original 2001, deutsche Übersetzung 2004
Übersetzung : Coletta Bürling
Richtung : Island Krimi
Seiten : 364
Verlag : Bastei Lübbe
ISBN : 3-404-15103-8
Preis : 7,90 €

.:: Fazit ::.

Todeshauch ist ein mehr als gelungener Nachfolger von Nordermoor. Indridason hat hier wieder ein sehr spannendes Buch geschrieben, was mich großer Begeisterung erfreut hat. Die Spannung ist von der ersten Seite an vorhanden, was auch bis zum Schluss anhält. Das Buch ist vollkommen fesselnd und ich konnte es nur sehr schwer aus der Hand legen. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass ich es innerhalb kürzester Zeit durchgelesen habe. Ich finde, dass die Auszeichnung mit dem nordischen Krimipreis 2002 und 2003 mehr als verdient ist.
Bei so viel Lob, kann ich nur 5 Sterne vergeben und eine klare Empfehlung aussprechen.

Danke für die Aufmerksamkeit, bis zum nächsten Mal

Ciao T_Goose

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