Italien Testbericht

ab 105,00 €
Billiger bei eBay?
Bei Amazon bestellen
Paid Ads from eBay.de & Amazon.de
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003
Erfahrungsbericht von sili74
Die Felsbilder von Val Camonica
Pro:
-
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Vergangenes Frühjahr machte ich mit Freunden einen Kurztrip nach Norditalien. Es war eine geführte Busreise, bei der ich Italien von einer ganz anderen Seite kennerlernte. Eine unserer Stationen war ein schönes, mir bis dahin unbekanntes Alpental – genannt Val Camonica.
Was ist so besonderes an Val Camonica?
Die in Fels gravierten, stilisierten Darstellungen von Jagd, Landwirtschaft, Krieg und Religion. Seit Jahrtausenden sind sie stumme Zeugen einer längst vergangenen Lebenswelt.
Ich habe damals einige interessante Details, die uns unser Reiseführer erzählte mitgeschrieben. (Meine Freunde fanden das furchtbar? Aber immer wieder wenn ich das so entstandene Album ansehe und durchlese, bereue ich es nicht diese Informationen bewahrt zu haben .)
Ich möchte versuchen die Fakten und meine Eindrücke dazu in meinem Bericht zu verbinden. Und ich hoffe, dass ich euch auf diese Weise für dieses Tal und seine „Kunstwerke“ begeistern kann.
DIE CAMUNI
************
Als wir Val Camonica im schräg einfallenden Licht der Morgensonne durchfahren, können wir die Gravuren schon deutlich erkennen. In Val Camonica zieren buchstäblich Hunderttausende Abbildungen wie die oben erwähnten die felsige Landschaft. Unweigerlich fragen wir uns: Von wem stammen diese Gravuren? Und warum wurden sie gefertigt?
Wie uns unser Reiseleiter erklärt, wird dieses Alpental nach seinen früheren Bewohnern benannt, den Camuni. Sie werden das erste Mal im Jahr 16 v. Chr. erwähnt, als sie von den Römern unterworfen wurden. Doch die ersten Felsgravierungen von Val Camonica wurden bereits viele Jahrhunderte vor der Ankunft der römischen Legionen angefertigt.
Zudem schließen Fachleute aus den Motiven der Felsbilder – Waffen, Gerätschaften, Haustiere, Dorfpläne – auf ein Volk mit einer komplexen Wirtschaft. Offensichtlich widmeten sich die Camuni so vielfältigen Fertigkeiten wie Metallurgie, Textilherstellung, Ackerbau, Viehzucht und Handel.
Der überwiegende Teil der Felsgravierungen entstand während des 1. Jahrhunderts v. Chr., doch viele sind deutlich älter. Die camunische Kultur befand sich anscheinend zwischen 1000 v. Chr. und 800 v. Chr. auf ihrem Höhepunkt. Aus dieser Zeit stammen Tausende von Motiven, die Einzelheiten über die Lebensweise der Camuni verraten. Man sieht mit Speeren bewaffnete Reiter und aneinander gefesselte Menschen – wahrscheinlich Gefangene. Daneben existieren Abbildungen von Schmieden, Zugpferden und Wagen sowie von Pfahlbauten.
INSPIRATION AUS DEN BERGEN
*******************************
Im Frühjahr und im Herbst geht die Sonne hinter dem Pizzo Badile auf, einem Berg, der majestätisch über dem Tal thront. An bestimmten Tagen vor Sonnenaufgang bricht sich das Licht an diesem Berg und projiziert einen riesenhaften, strahlenumkränzten Schatten in den mächtigen Himmel. Wir hatten das unbeschreibliche Glück, dieses packende Schauspiel zu beobachten. Es flößte uns Ehrfurcht ein. Und wir verstehen nun warum die einheimischen dieses Schauspiel „Geist der Berge“ nennen.
Wenn die Sonne auf der anderen Talseite hinter dem Monte Concarena untergeht, ist in der Dämmerung außerdem ein spektakulärer Lichtstrahl zu sehen, der den Berg zu spalten scheint; bevor der Strahl verblasst, erleuchtet er noch einige Minuten land den Abendhimmel.
Diese für die frühen Talbewohner unerklärlichen Erscheinungen verliehen dem Ort in ihren Augen eine übernatürliche Aura. Vor allem am Pizzo Badile und in seiner mittelbaren Umgebung sind etliche Felsgravierungen zu finden.
Die Zeichnungen wurden mit Werkzeugen aus Stein, Horn, Knochen und Elfenbein eingeritzt. Manchmal zog der Künstler mit einem spitzen Gegenstand einen Umriss. Die Gravierungen sind unterschiedlich tief: Manche sind nur oberflächlich in den Fels gekratzt, andere dagegen sind bis zu 4 Zentimeter tief. Es ist sicher, dass die Künstler auch verschiedene Farben benutzten. Diese sind heute allerdings mit bloßem Auge nicht mehr zu erkennen. Schade!
IN STEIN GRAVIERTE GEBETE
*****************************
Die Camuni waren möglicherweise Sonnenanbeter, erzählt uns wieder unser Reiseleiter, der sichtlich immer noch begeistert von dem ist was er sieh, obwohl er die Felsbilder schon Zigmal gesehen hat. Das wäre eine Erklärung für ein häufiges Motiv der Felszeichnungen: eine Gestalt, die mit erhobenen Armen vor einer runden Scheibe betet – vielleicht eine Darstellung der Sonne. Ein Archäologe (den Namen konnte ich leider nicht verstehen) bezeichnete die Verehrung des Sonnengottes als den bedeutendsten Kult, erwähnt daneben aber auch weniger bedeutende Kulte. Er stellt fest: „Am häufigsten finde sich Darstellungen von Prozessionen, Beschwörungstänzen, Opfern, Kampfritualen und kollektiven Gebetshandlungen.“ Das erinnerte mich stark an die Felszeichnungen der Majas und ihre Bedeutung, die ich in Mexiko gesehen habe.
Man nimmt an, dass der Vorgang des Gravierens für die Camuni eine Form des Gebetes war. Gebete wofür? Die Herstellung der Zeichnungen zählte zu den Tätigkeiten, von denen die wirtschaftliche und soziale Wohlfahrt der Gemeinschaft sowie ihr friedliches Auskommen mit okkulten Kräften abhingen. Offensichtlich bildeten die Camuni Pflügezenen ab, weil sie sich davon höhere Ernteerträge versprachen. Durch die Darstellung der Viehzucht hofften sie, bessere Weiden zu erhalten. Und durch Kriegsmotive hofften sie, den Sieg über die Feinde zu erlangen.
Die UNESCO hat Val Camonica unter ihren Schutz gestellt und sie in die Liste des Welterbes aufgenommen.
WIE BERÜHRTEN MICH DIE FELSBILDER?
***************************************
Ich war und bin tief beeindruckt von dem was ich in Val Camonica gesehen habe. Das faszinierende ist, dass diese Bilder nicht in einigen wenige Höhlen zu finden sind. Nein, diese Bilder begleiten dich durchs ganze Tal und erzählen die Geschichte einer vergangenen Kultur. Für mich sind diese Bilder ein deutliches Zeugnis dafür, dass der Mensch den natürlichen Drang hat sich auszudrücken und sich übernatürlichen Mächten – einem Gott – zuzuwenden.
Ich werde dieses Tal und seine „Kunstwerke“ aus alter Zeit nicht nur wegen meines umfangreichen Fotoalbums nicht vergessen.
Wenn ich euch mal in den italienischen Alpen befindet, lasst euch bitte dieses Tal nicht entgehen. Vielleicht habt ihr ja Glück, so wie ich und seht das Schauspiel hinter dem Pizzo Badile oder dem Monte Concarena und trefft auf den „Geist der Berge“.
PS: Mich würde interessieren, ob jemand von euch schon mal was von Val Camonica gehört hat – vor meinem Bericht natürlich – oder vielleicht schon mal dort war.
Ich glaube nämlich, dass dieses Kulturerbe leider nur sehr wenigen bekannt ist.
Ich hoffe, ich konnte das mit meinem Bericht ändern und euch neugierig machen.
Was ist so besonderes an Val Camonica?
Die in Fels gravierten, stilisierten Darstellungen von Jagd, Landwirtschaft, Krieg und Religion. Seit Jahrtausenden sind sie stumme Zeugen einer längst vergangenen Lebenswelt.
Ich habe damals einige interessante Details, die uns unser Reiseführer erzählte mitgeschrieben. (Meine Freunde fanden das furchtbar? Aber immer wieder wenn ich das so entstandene Album ansehe und durchlese, bereue ich es nicht diese Informationen bewahrt zu haben .)
Ich möchte versuchen die Fakten und meine Eindrücke dazu in meinem Bericht zu verbinden. Und ich hoffe, dass ich euch auf diese Weise für dieses Tal und seine „Kunstwerke“ begeistern kann.
DIE CAMUNI
************
Als wir Val Camonica im schräg einfallenden Licht der Morgensonne durchfahren, können wir die Gravuren schon deutlich erkennen. In Val Camonica zieren buchstäblich Hunderttausende Abbildungen wie die oben erwähnten die felsige Landschaft. Unweigerlich fragen wir uns: Von wem stammen diese Gravuren? Und warum wurden sie gefertigt?
Wie uns unser Reiseleiter erklärt, wird dieses Alpental nach seinen früheren Bewohnern benannt, den Camuni. Sie werden das erste Mal im Jahr 16 v. Chr. erwähnt, als sie von den Römern unterworfen wurden. Doch die ersten Felsgravierungen von Val Camonica wurden bereits viele Jahrhunderte vor der Ankunft der römischen Legionen angefertigt.
Zudem schließen Fachleute aus den Motiven der Felsbilder – Waffen, Gerätschaften, Haustiere, Dorfpläne – auf ein Volk mit einer komplexen Wirtschaft. Offensichtlich widmeten sich die Camuni so vielfältigen Fertigkeiten wie Metallurgie, Textilherstellung, Ackerbau, Viehzucht und Handel.
Der überwiegende Teil der Felsgravierungen entstand während des 1. Jahrhunderts v. Chr., doch viele sind deutlich älter. Die camunische Kultur befand sich anscheinend zwischen 1000 v. Chr. und 800 v. Chr. auf ihrem Höhepunkt. Aus dieser Zeit stammen Tausende von Motiven, die Einzelheiten über die Lebensweise der Camuni verraten. Man sieht mit Speeren bewaffnete Reiter und aneinander gefesselte Menschen – wahrscheinlich Gefangene. Daneben existieren Abbildungen von Schmieden, Zugpferden und Wagen sowie von Pfahlbauten.
INSPIRATION AUS DEN BERGEN
*******************************
Im Frühjahr und im Herbst geht die Sonne hinter dem Pizzo Badile auf, einem Berg, der majestätisch über dem Tal thront. An bestimmten Tagen vor Sonnenaufgang bricht sich das Licht an diesem Berg und projiziert einen riesenhaften, strahlenumkränzten Schatten in den mächtigen Himmel. Wir hatten das unbeschreibliche Glück, dieses packende Schauspiel zu beobachten. Es flößte uns Ehrfurcht ein. Und wir verstehen nun warum die einheimischen dieses Schauspiel „Geist der Berge“ nennen.
Wenn die Sonne auf der anderen Talseite hinter dem Monte Concarena untergeht, ist in der Dämmerung außerdem ein spektakulärer Lichtstrahl zu sehen, der den Berg zu spalten scheint; bevor der Strahl verblasst, erleuchtet er noch einige Minuten land den Abendhimmel.
Diese für die frühen Talbewohner unerklärlichen Erscheinungen verliehen dem Ort in ihren Augen eine übernatürliche Aura. Vor allem am Pizzo Badile und in seiner mittelbaren Umgebung sind etliche Felsgravierungen zu finden.
Die Zeichnungen wurden mit Werkzeugen aus Stein, Horn, Knochen und Elfenbein eingeritzt. Manchmal zog der Künstler mit einem spitzen Gegenstand einen Umriss. Die Gravierungen sind unterschiedlich tief: Manche sind nur oberflächlich in den Fels gekratzt, andere dagegen sind bis zu 4 Zentimeter tief. Es ist sicher, dass die Künstler auch verschiedene Farben benutzten. Diese sind heute allerdings mit bloßem Auge nicht mehr zu erkennen. Schade!
IN STEIN GRAVIERTE GEBETE
*****************************
Die Camuni waren möglicherweise Sonnenanbeter, erzählt uns wieder unser Reiseleiter, der sichtlich immer noch begeistert von dem ist was er sieh, obwohl er die Felsbilder schon Zigmal gesehen hat. Das wäre eine Erklärung für ein häufiges Motiv der Felszeichnungen: eine Gestalt, die mit erhobenen Armen vor einer runden Scheibe betet – vielleicht eine Darstellung der Sonne. Ein Archäologe (den Namen konnte ich leider nicht verstehen) bezeichnete die Verehrung des Sonnengottes als den bedeutendsten Kult, erwähnt daneben aber auch weniger bedeutende Kulte. Er stellt fest: „Am häufigsten finde sich Darstellungen von Prozessionen, Beschwörungstänzen, Opfern, Kampfritualen und kollektiven Gebetshandlungen.“ Das erinnerte mich stark an die Felszeichnungen der Majas und ihre Bedeutung, die ich in Mexiko gesehen habe.
Man nimmt an, dass der Vorgang des Gravierens für die Camuni eine Form des Gebetes war. Gebete wofür? Die Herstellung der Zeichnungen zählte zu den Tätigkeiten, von denen die wirtschaftliche und soziale Wohlfahrt der Gemeinschaft sowie ihr friedliches Auskommen mit okkulten Kräften abhingen. Offensichtlich bildeten die Camuni Pflügezenen ab, weil sie sich davon höhere Ernteerträge versprachen. Durch die Darstellung der Viehzucht hofften sie, bessere Weiden zu erhalten. Und durch Kriegsmotive hofften sie, den Sieg über die Feinde zu erlangen.
Die UNESCO hat Val Camonica unter ihren Schutz gestellt und sie in die Liste des Welterbes aufgenommen.
WIE BERÜHRTEN MICH DIE FELSBILDER?
***************************************
Ich war und bin tief beeindruckt von dem was ich in Val Camonica gesehen habe. Das faszinierende ist, dass diese Bilder nicht in einigen wenige Höhlen zu finden sind. Nein, diese Bilder begleiten dich durchs ganze Tal und erzählen die Geschichte einer vergangenen Kultur. Für mich sind diese Bilder ein deutliches Zeugnis dafür, dass der Mensch den natürlichen Drang hat sich auszudrücken und sich übernatürlichen Mächten – einem Gott – zuzuwenden.
Ich werde dieses Tal und seine „Kunstwerke“ aus alter Zeit nicht nur wegen meines umfangreichen Fotoalbums nicht vergessen.
Wenn ich euch mal in den italienischen Alpen befindet, lasst euch bitte dieses Tal nicht entgehen. Vielleicht habt ihr ja Glück, so wie ich und seht das Schauspiel hinter dem Pizzo Badile oder dem Monte Concarena und trefft auf den „Geist der Berge“.
PS: Mich würde interessieren, ob jemand von euch schon mal was von Val Camonica gehört hat – vor meinem Bericht natürlich – oder vielleicht schon mal dort war.
Ich glaube nämlich, dass dieses Kulturerbe leider nur sehr wenigen bekannt ist.
Ich hoffe, ich konnte das mit meinem Bericht ändern und euch neugierig machen.
11 Bewertungen, 1 Kommentar
-
22.03.2003, 03:25 Uhr von Allgäuer
Bewertung: sehr hilfreichHab 3 Mal gelesen und wieß immer noch nicht wie ich da hinkomme. Trag die Reiseroute nach und ich kann umbewerten. Ansonsten Superbericht. Gruß Claus
Bewerten / Kommentar schreiben