Tod an heiliger Stätte (Taschenbuch) / P. D. James Testbericht

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ab 11,33
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Summe aller Bewertungen
  • Niveau:  anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  sehr hoch
  • Spannung:  sehr hoch
  • Humor:  kein Humor
  • Stil:  ausschmückend

Erfahrungsbericht von MissyG

Zeitvertreib für einsame Stunden

Pro:

Spannend, überraschend, symphatische Charaktere

Kontra:

Etwas langatmig

Empfehlung:

Ja

Nun, eigentlich hatte ich erwartet nach der Geburt unserer Tochter nicht mehr wirklich viel zum lesen zu kommen. Dennoch machte ich bei DerClub und Weltbild Schnäppchenjagd und erhaschte P.D. James „Tod an heiliger Stätte“ für 8 € in gebundener Fassung. Und da ich nun seltener vor dem TV zu finden bin, hatte ich das Buch auch recht schnell gelesen. Es handelt sich hierbei um einen Kriminalroman.


ZUR AUTORIN

Phyllis Dorothy James, seit 1991 Baroness James of Holland Park, wurde 1920 in Oxford geboren. 1945 erkrankte ihr Ehemann unheilbar und sie sah sich in der Zwangslage für die Familie zu sorgen. Sie arbeitete im staatlichen Gesundheitsdienst um sich, ihren Mann und die 2 Töchter zu ernähren. Später wechselte sie in die Kriminalabteilung des Innenministeriums. 1962 begann sie bereits zu schreiben, widmete sich jedoch erst nach ihrer Pensionierung 1980 ausschließlich diesem „Hobby“. Die Schriftstellerin lebt abwechseln in London und einem Cottage in Suffolk
Insgesamt sind bisher 17 Romane erschienen. 1983 erhob die Queen P.D. James in den Adelsstand und verlieh ihr den Titel „Officer of the Empire\". 1999 wurde P.D. James für Ihr Lebenswerk zum \"Grandmaster of Mystery Writers of America\" ernannt.
Mittlerweile ist P.D. James 83 Jahre alt.


SCHREIBSTIL

Ganz ehrlich bemerkt man auch bei diesem Krimi, dass er aus der Feder einer Frau stammt. Wohl jongliert James mit sprachlichem und stilistischem Können. Die Charaktere sind in sich realistisch und schlüssig, dennoch verleitet die Detailtreue zum ausschweifen und ich persönlich interessiere mich weniger für die Tapete an den Wänden der Verdächtigen.

Ganz erstaunlich ist jedoch das fundierte Fachwissen im Bereich Kriminoligie, sowie Religion. P.D.James vermag es auch dem nichtreligiösen Leser die Hintergründe geschickt zu erklären. ohne das Gefühl zu vermitteln, ihn zu belehren. Auch die geographischen Beschreibungen sind so genau (fast schon ZU genau), dass man den Ort nahezu wiedererkennen könnte, wenn man zufällig auf ihn stößt.


KLAPPENTEXT

St. Anselm, ein elitäres Priesterseminar an der wild zerklüfteten Küste East Anglias, ist der Schauplatz rätselhafter Todesfälle, bis der Mord an einem Archidiakon in der Kirche des Priesterseminars deutlich macht: Unter den Menschen an diesem geweihten Ort ist einer, der Böses will. Verdächtig ist für Commander Adam Dalgliesh zunächst jeder, der am Mordwochenende in St. Anselm war. Und fast alle - ganz gleich welchen sozialen Standes - hätten ein Motiv für die Tat gehabt!


INHALT

Commander Adam Dalgliesh soll eigentlich den Todesfall des Ronald Treeves, einem unbeliebtem Studenten des Seminars St. Anselm aufklären, der tot am Strand von Ballard‘s Mere aufgefunden wurde. Der junge Mann war unter einem herabfallenden Stück der Sandküste begraben worden und die örtliche Polizei befand seinen Tod als Unfall. Der nicht ganz unvermögende Adoptivvater hat einen Hinweis auf einen unnatürlichen Tod seines Sohnes bekommen und möchte den bereits abgeschlossenen Fall noch einmal aufgerollt haben. Und das ganz inoffiziell und natürlich durch die Metropolitan Police von London
Noch ehe Dalgliesh in St. Anselm eintrifft ist auch die Haushälterin des Seminars, die den Jungen tot aufgefunden hat, tot.

Dalgliesh wird in St. Anselm die Unterstützung der dortigen Patres zugesichert, doch er wird das Gefühl nicht los, dass der mögliche Mörder unter den Anwesenden ist. Und dann geschieht ein weiterer Mord in dem elitären Seminar:
Der Archidiakon, der schon seit Wochen für die Schließung des Seminars kämpft wird tot aufgefunden. Nun steht fest: Nur ein „Insider“ kann der Mörder gewesen sein. Der Tatort ist nur mit einem Schlüssel zu betreten gewesen, den lediglich die Seminarteilnehmer besitzen und die Patres. Die Suche beginnt!
Wer wohl hätte ein Motiv Archidiakon Crampton zu ermorden? Bei seinen Recherchen wird schnell klar, dass dieser Mann Feindbild des gesamten Seminars gewesen ist. Durch die Schließung würden vor allem die dort beschäftigten Patres zu reichen Männern. Die Gründerin des Seminars Agnes Arbuthnot hat ein Testament hinterlassen, dass im Falles keines legitimen Nachkommens die Patres als Alleinerben der Schätze des Seminars einsetzt. Der letzte leibliche Nachkomme jedoch wurde unehelich geboren, ist zufällig Student am Seminar, hat jedoch kein Anrecht auf das Erbe.

Die Angestellten des Seminars würden alle unter einer Schließung leiden. Doch für wen ist das Motiv genug??


„TECHNISCHE“ DATEN

Krimi, Droemer, 544 Seiten, ISBN: 3426195763
Ersch. 2001 unter dem Titel \"Death in Holy Orders\"
Aus dem Englischen Januar 2002 von Christa E. Seibicke

Bei Amazon.de als Taschenbuch für 9,90 €

Bisher letztes Buch aus der Reihe um Adam Dalgliesh. Davor erschienen sind:

Ein Spiel zuviel - Cover her Face
Eine Seele von Mörder - A Mind to Murder
Ein unverhofftes Geständnis - Unnatural Causes
Tod im weißen Häubchen - Shroud for a Nightingale
Der schwarze Turm - The Black Tower
Tod eines Sachverständigen - Death of an Expert Witness
Der Beigeschmack des Todes - A Taste for Death
Vorsatz und Begierde - Devices and Desires
Wer sein Haus auf Sünden baut - Original Sin
Was gut und böse ist - A Certain Justice


PERSÖNLICHE MEINUNG:

Ich bin kein Fan von Frauenromanen, sondern lese fast ausschließlich Thriller und Krimis. Ab und an taucht auch mal ein Sachbuch auf, aber grundsätzlich habe ich Kriminalromane in den Pfötchen.
Tod an heiliger Stätte liest sich frei von der Hand weg. Jeden Abend rund 50 Seiten und dann hat man das Buch in knappen 2 Wochen durch. Viele Krimis sind von Beginn an so durchschaubar, dass es keine Freude bereitet sie zu lesen. Dieser hier ist spannend bis zur letzten Seite. P.D. James rankt die Personen um das Seminar St. Anselm und spinnt ein feines Netz um sie, dass sich immer mehr verdichtet und immer mehr verdeckt und verwirrt, als das man eine Ahnung hat, wer wohl hinter den Morden steckt. Um genau zu sein, weiß man runde 300 Seiten noch nicht einmal, ob der Tod des R. Treeves überhaupt ein Mord gewesen ist. P.D. James lässt alle Personen verdächtig erscheinen und löst tatsächlich erst kurz vor Ende des Buches das Rätsel um den Täter auf. Dann wird etwas „kurzatmig“ ein Motiv präsentiert, um alles in einem Feuerwerk namens „Happy End“ verschwinden zu lasse.


FAZIT

Ein durchaus lesenswerter Kriminalroman. Durch die abschweifenden Beschreibungen der Orte und Personen wirkt er teilweise etwas langatmig. Ist aber ideal für einen kalten Winterabend vor dem Kamin (oder im Bett *grins)

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