Tod an heiliger Stätte (Taschenbuch) / P. D. James Testbericht

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  • Niveau:  anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  sehr hoch
  • Spannung:  sehr hoch
  • Humor:  kein Humor
  • Stil:  ausschmückend

Erfahrungsbericht von catmother

Unter den Kutten sind sie doch alle nur Menschen mit Sünden und Fehlern

Pro:

gediegene Krimikost

Kontra:

manchmal etwas ausschweifend

Empfehlung:

Ja

Nachdem ich mich vor einiger Zeit an einem der doch zahlreichen Krimis von P.D. James vergeblich versucht hatte (es war einfach reichlich zäh), habe ich mir nun ein anderes vorgenommen.


** Die Story **
Am Strand von Ballard‘s Mere im Norden Englands findet die Haushälterin des katholischen Priesterseminars St. Anselm eine Leiche. Es ist der Körper von Ronald Treeves, eines der Studenten, der unter dem Sand eines herabgestürzten Stückes der Küste begraben wurde. Die Polizei von Suffolk. untersucht den Fall und befindet auf Tod durch Unfall. Der einflussreiche Adoptivvater des Jungen jedoch bringt die Metropolitan Police von London dazu, dem Fall noch einmal inoffiziell nachzugehen. So wird Commander Adam Dalgliesh, Aushängeschild der „Met“, nach St. Anselm entsandt. Der hat sowieso gerade Urlaub und kennt das Seminar, da er dort einige Male seine Sommerferien verbrachte, als sein Vater auf St. Anselm unterrichtete.

Die Patres des elitären Seminars sind nicht gerade begeistert, dass dieser an sich schon rufschädigende Todesfall erneut untersucht werden soll, sichern Dalgliesh jedoch jede Unterstützung zu.
Und so wird es ein aufregendes Wochenende, denn ausgerechnet jetzt hat sich eine explosive Mischung an Gästen angesagt:
1. Commander Adam Dalgliesh, wie gesagt, der erfahrungsgemäß seine Nase in alles hineinstecken wird,
2. Clive Stannard, ein nerviger junger Mann, der dort kostengünstig forschen will und dem man nur verpflichtet ist, weil er der Sohn eines Partners der Anwaltskanzlei ist, die das Seminar betreut,
3. Inspektor Roger Yarwood, ein psychisch angeschlagener Polizist, der an der Untersuchung des Todes der Ehefrau von Crampton beteiligt und von der Schuld des Archidiakons überzeugt war
4. und schließlich Archidiakon Crampton selbst, der mit aller Macht die Schließung von St. Anselm vorantreiben und deren Schätze der Kirche einverleiben will. Vor Jahren war er derjenige, der durch seine übertriebene Eifrigkeit einen jungen Pater wegen angeblichen Missbrauchs an Ministranten ins Gefängnis brachte. Jener Pater John arbeitet seit seiner Freilassung auf St. Anselm.

Komplizierte Verhältnisse, nicht wahr?

Als Dalgliesh ankommt, ist die Zeugin, die den Toten gefunden hat, ebenfalls tot. Herzstillstand.
Doch worin sollte das Motiv für einen möglichen Mord an dem Studenten liegen? Wer würde davon profitieren? Wenn das Seminar geschlossen wird, ginge das ganze verwertbare Inventar der Gründerin Agnes Arbuthnot (dazu gehören einige wertvolle Gemälde, ein mysteriöser Papyrus und Tafelsilber) an die zur Zeit dort beschäftigten Patres. Es gibt zwar einen letzten Arbuthnot, der sogar Student auf St. Anselm ist, aber der wurde unehelich geboren und ginge deshalb laut Testament leer aus. Und es scheint, als hätten eine Menge Leute etwas zu verbergen.

Von den Angestellten gibt es zudem auch noch einige, die es garnicht gern sähen, würde die Studienanstalt geschlossen. Und so hat Archidiakon Crampton eine Menge Feinde, als er an diesem Wochenende die baldige Schließung ankündigt.
Kurz darauf ist er tot und Dalgliesh hat gleich zwei Fälle am Hals.


** Buchkritik **
Ein durch und durch solide gemachter Krimi. Die Erzählweise ist gediegen, für meinen Geschmack allerdings manchmal etwas weitschweifig und sehr auf die Beschreibung von Orten, Gegebenheiten und Personen bedacht. Aber das ist wohl gerade das Markenzeichen von P. D. James.
Die Autorin kennt sich zudem offenbar in Sachen Kirche und Bildungseinrichtungen gut aus, denn ich erinnere mich, schon mal einen Roman von ihr gelesen zu haben, der ebenfalls auf einem Campus spielte.

Geschickt läßt P. D. James eine Figur nach der anderen mit ihrer Lebensgeschichte, mit ihren Schwächen und Makeln vor des Lesers Auge auftreten und verbindet die vielen einzelnen Schicksale zu einem großen Netz, in dem irgendwo die Spinne sitzt.
Dabei geht sie trotzdem sehr liebevoll mit ihren Charakteren um, läßt sie bei allen Fehlern immer noch menschlich wirken. Kaum eine der handelnden Personen ist nur gut oder nur schlecht, sondern alle einfach Produkte ihrer Umwelt.

Bei diesem Roman entwickelt die Autorin wieder einmal ein Gewirr aus Verdächtigen, zieht einen wohldurchdachten Faden der Spannung kontinuierlich über das ganze Buch hin – und präsentiert erst am bitteren Ende eine überraschende Auflösung. Krimi nach alter Schule, aber gerade das macht ihn lesenswert. (Gerade nach dem Patrick Dunne brauchte ich mal wieder was “Ordentliches”.)
Sicher werde ich mir gelegentlich wieder eines ihrer Werke antun.


** Meine Meinung **
Für Freunde von guter, gediegener Krimikost auf jeden Fall lesenswert.


** Daten **
Verlag Droemer/ Knaur
gebunden 543 Seiten
Preis: 22,91 €/ 44,80 DM
ISBN 3-426-19576-3

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