Sterben sollst du für dein Glück (Taschenbuch) / Sabatina James Testbericht

Dieses Buch habe ich schon vor geraumer Zeit gelesen und als „ja ganz interessant“ abgetan. Aber ich glaube, dass das Buch jetzt einen sehr aktuellen Hintergrund hat. Gerade viel in den Medien diskutiert und nicht seit kurzem aktuell handelt auch das Buch über Muslimisch Mädchen im westlichem Umfeld. Mädchen die hier groß werden und ihren Eltern zu westlich wurden. Sabatina James (ist ein Pseudonym) berichtet in diesem Buch über ihr Leben, ihr Leben als muslimisches Mädchen, das in einem österreichischen Dorf groß wird. Aber lest am besten selbst:

°°°°° Fakten zum Buch und zur Autorin °°°°°

Sabatina (2004): Sterben sollst du für dein Glück. Gefangen zwischen zwei Welten. Knaur Taschenbuch. München.
ISBN 3-426-77754-1
Preis: 7,90
Seitenanzahl: 236

Sabatina James (Name ein Pseudonym) wurde 1982 in Pakistan geboren. Im Alter von zehn kommt sie mit ihren Eltern aus Pakistan nach Linz. Sabatina ist mittlerweile österreichische Staatsbürgerin und hält sich in Süddeutschland versteckt.

°°°°°°°°°° Inhalt °°°°°°°°°

Sabatina kommt mit ihren zwei Brüdern, ihrer Schwester und ihrer Mutter nach Österreich. Ihr Vater hat in Linz als Kranführer Arbeit gefunden. Sie lebt sich schnell ein, geht zur Schule und kann sich schon bald kein anderes Leben mehr vorstellen. Aber nach einer Zeit kommt es immer wieder zu Streitigkeiten im Elternhaus. Sabatina zieht sich an wie ihre Freundinnen und hat auch einen Freund. 1999 eskaliert die Situation und Sabatina wird von ihrer Mutter mit einem spitzen Schuh ins Gesicht geschlagen. Danach flieht sie in ein Frauenhaus, doch immer wieder melden sich die Eltern und beschwören, dass alles wieder gut wird, wenn sie zurückkommt. Sabatina glaubt ihnen und kehrt nach Hause zurück.
Im Sommer fahren sie zum Urlaub nach Pakistan. Was sie nicht weiß ist das sie dort mit ihrem Cousin verlobt werden soll. Aber nicht ur das, sie soll die Koranschule besuchen und von nun an Pakistan leben. Die Koranschule ist die Hölle auf Erden. Sie schläft auf dem Boden, sie muss um sechs Uhr aufstehen und beten, dann aus dem Koran lesen, sie wird geschlagen, wenn sie nicht gehorcht. Sabatina findet es dort so grausam, dass sie Essen verweigert und nach kurzer Zeit nur noch Haut und Knochen ist.
Ihrer Tante holt sie aus der Koranschule und nimmt sie mit nach Hause. Immer noch steht die Verlobung mit ihrem Cousin an und immer noch weigert sie sich und somit bleibt sie in Pakistan. Aber Sabatina gibt nicht auf.
Mit einem Trick gelingt ihr die Rückkehr nach Europa und flieht. Doch danach trifft sie auf die harte Antwort des Islam.

°°°°°°°°°° Leseprobe °°°°°°°°°°

„ Auch mein Vater begann allmählich, mir ständig neue Vorschriften zu machen. „Du bist eine pakistanische Frau“, sagte er immer wieder. Und das war gleichbedeutend mit zahlreichen, immer rigoroseren Verboten. Ich musste nach der Schule sofort nach Hause kommen. Ich dufte nicht einmal erwähnen, dass ich gerne auf eine Party gehen wollte. Und wenn meine Freundinnen sich im Sommer zum Schwimmen trafen, durfte ich auch nicht dabei sein.
Die Anweisungen meines Vaters, keinen Zentimeter Haut zu zeigen, wurde auch in der Schule langsam zum Problem. Mein Vater verlangte, dass ich beim Schulschwimmen eine lange Hose trug. Als ich das meiner Lehrerin erzählte, lachte sie nur. Doch als ich tatsächlich mit einer Jogginghose zum Schwimmunterricht erschien, verging ihr das Lachen. Sie rief meinen Vater an und drohte ihm, mich vom Turnunterricht auszuschließen. „Sabatina braucht einen Badeanzug, denn wenn sie keine ordentliche Schwimmbekeildung hat, dann kann ich ihr keine Note geben.“ Damit steckte mein Vater in der Klemme.“
(Sabatina, 62, 63)

°°°°°°°°°° Meine Meinung °°°°°°°°°°

Das Buch ist in wirklich sehr einfachen Worten geschrieben und auch die Länge finde ich viel zu kurz. Die Geschichte ist interessant, aber unter anderen Umständen hätte ich es hier wahrscheinlich nicht unbedingt vorgestellt.
Keine zwei Wochen später, als ich das Buch gelesen hatte, passierte der Mord auf Hatin Sürücü. Und erst hier wurde mir deutlich, dass die Geschichte von Sabatina echt ernst ist. Ich dachte immer, dass Vater und Mütter, Brüder und Schwestern ihr eigen Fleisch und Blut nicht töten würden. Vielleicht ein bisschen naiv von mir gedacht, allerdings war es für mich schwer vorstellbar. Ich hatte mich viel mit dem Gedanken „Ehrenmord“ beschäftigt und konnte oder kann es einfach nicht nachvollziehen. Und ich finde das Word auch irgendwie unpassend. Ehre bezeichnet doch etwas Würdevolles, etwas Respektvolles. Man fühlt sich geehrt, sehr geehrte Damen und Herren heißt es häufig, aber ist es Ehre jemanden zu morden? Ehre hat etwas mit Achtung zu tun, Ehre erweist man, Ehre muss man sich verdienen, aber hat ein Tod etwas mit verdient gemeinsam? Ist finde es unglaublich über einen Ehrenmord zu sprechen, wenn keine Ehre im Spiel ist. Ehre ist ein schönes Wort, das Wort bezeichnet ein Aufblicken und bewundernden Blick nach oben, aber kann ich noch würdevoll nach oben blicken, wenn ich unrecht sehe? Ehre hat viele Facetten, aber die wichtigste ist das tolerieren des anderen Lebens. Und somit frage ich mich, um welche Ehre ist handelte es sich? Ist es eine Ehre, wenn ein Kind seine Mutter verliert? Ist es Ehre, wenn Freunde eine Freundin verlieren. Mit Sicherheit nicht.
Erst allmählich wird mir bewusst, in welcher Gefahr sich Sabatina befindet. Und wie schwer, dass Leben als muslimisches Mädchen in Europa sein muss. Zwar habe ich es vorher auch schon bemerkt, aber erst jetzt wird es mir sehr deutlich vor Augen geführt. An dieser Stelle lässt sich wahrscheinlich viel über den Glauben und den Ehrenmord diskutieren, allerdings möchte ich langsam wieder auf, dass wesentliche in meinem Bericht zurückkehren.

Das Buch ist zeitnah am Geschehen der vergangenen Wochen. Und genau aus diesem Grund wollte ich es euch vorstellen. Es ist kurz, einfach geschrieben und nicht gerade teuer. Die Aspekte sprechen nicht alle für das Buch, allerdings kann es zur heutigen Zeit, sehr interessant für die Leser sein. Ich muss zugeben, dass ich das Buch damals gelesen habe und es ohne weiter Beachtung erst einmal in meinem Bücherregal verstaut habe. Aber ich glaube heute kann ich es ohne schlechtes Gewissen weiter empfehlen und dazu sagen, dass alle die etwas über die Tradition der hier lebenden Muslime erfahren wollen, dieses Buch einmal gelesen haben sollten. Sabatina gibt ihre Gefühle und ihr Leben sehr gut wieder und beschreibt ihre Situation als Muslimisches junges Mädchen in westlichem Umfeld sehr nachvollziehbar.
Ich lasse heute mein Fazit weg, da ich denke, dass alles in meiner Meinung schon erwähnt worden ist. Ich würde mich in meinem Fazit nur wiederholen und hoffe, dass euch mein heutiger Bericht gefallen hat und freue mich über eure Kommentare und Bewertungen.
Liebe Grüße Lana