Sterben sollst du für dein Glück (Taschenbuch) / Sabatina James Testbericht

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ab 10,98
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Erfahrungsbericht von cassy1909

Stirb, du Schlampe!

Pro:

klasse geschrieben, man erfährt viel, spannend, wirklich lohnenswert

Kontra:

Buch zu dünn, daher zu schnell zu Ende gelesen : - )

Empfehlung:

Ja

Heute möchte ich euch zur Abwechslung mal von einem Buch berichten, dass ich regelrecht verschlungen habe. Es heißt \"Sterben sollst du für dein Glück\" und wurde von Sabatina James (Pseudonym) geschrieben.
Erschienen ist es bei Knaur bereits 2003. Ich habe die Taschenbuchversion von 2004 gelesen. Ganz zufällig habe ich es bei meiner Mutti liegen sehen und weil mir langweilig war, angefangen es zu lesen. Gekostet hat es 7,90 €. Ich denke sie hat es aus irgendeinem Wühltisch in irgendeinem Kaufhaus. Ist aber auch egal.

Das Buch ist relativ dünn, zu dünn finde ich, denn ich hätte noch ewig weiter lesen können.. Es sind 235 Seiten, aufgeteilt in 7 Kapitel plus Prolog und Epilog.

Die Leidensgeschichte
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Auf der ersten Seite des Buches steht: \"Auf Anraten der Polizei wurden die Namen aller handelnden Personen in diesem Buch aus Sicherheitsgründen geändert. Doch die Beschriebenen existieren; sie leben in Österreich und Pakistan.\"

Sabatina, ebenfalls nur ein Pseudonym, lebt glücklich mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf in Pakistan. Ihr Vater, der in Deutschland arbeitet, kommt 2 Mal im Jahr zu Besuch und verspricht die Familie irgendwann mit nach Deutschland zu nehmen.
Im Alter von 10 Jahren passiert es dann tatsächlich: Sabatina, ihre Schwester, ihre beiden Brüder und ihre Mutter ziehen zu dem Vater, der mittlerweile in Österreich lebt.
Anfangs noch unglücklich in der neuen Welt, was nicht zuletzt an den Verständigungsproblemen liegt, lernt Sabatina die \"westliche\" Welt sehr zu lieben und hört nur ungern die Gespräche ihrer Eltern über eine Rückkehr nach Pakistan. Ebenso verdrängt sie die Tatsache, dass sie bereits kurz nach ihrer Geburt ihrem Cousin zur Heirat versprochen wurde.

Sie hat viele Freunde, fängt an wie ganz normale \"westliche\" Mädchen zu leben und hat auch kurze Zeit einen Freund. Doch ihre Eltern machen ihr das Leben immer mehr zur Qual. Ihre Mutter kontrolliert sie auf Schritt und Tritt und schlägt sie bei jedem kleinen Streit. So darf sie zum Beispiel keine engen Jeans oder T-Shirts tragen oder sich gar schminken.
Als die Mutter in ihrem Tagebuch liest, dass sie einen Jungen geküsst hat, eskaliert die Sache. Sabatina geht für 2 Wochen in eine Zufluchtstätte für Jugendliche. Doch die Betreuer raten ihr den Wunsch ihrer Eltern zu erfüllen und Pakistan zu besuchen.

Das ist wohl ihr größter Fehler. Angekommen in Pakistan beginnt ihr wahrer Leidensweg. Ihre Eltern lassen sie ein halbes Jahr dort zurück, damit sie in einer Koranschule \"ordentlich erzogen\" wird. Geschlagen und misshandelt soll sie nun gezwungen werden ihren Cousin zu heiraten.

Ich will nicht zuviel vorweg nehmen. Fakt ist nur, dass sie es schafft nach Österreich zurück zu kehren und das Martyrium dort weiter geht. Sie will normal leben und wechselt schließlich sogar zum Christentum. Im Islam steht auf solche Gotteslästerei der Tod. Am 20. Juni 2001 spricht ihre Familie schließlich das Todesurteil über sie aus. Deswegen lebt sie seitdem versteckt, mal hier mal dort. In Österreich und in Deutschland.

Dieses Buch ist der beeindruckend geschilderte Leidensweg einer jungen Pakistanin, die verzweifelt versucht ein, für uns, völlig normales Leben zu führen. Dafür aber von ihrer Familie aufs Übelste beschimpft und verfolgt wird.
Ich habe es in einem Stück zu Ende gelesen und muss sagen, dass es ehr gut geschrieben ist. Sie schildert immer wieder ihr Gedanken und man erfährt einiges über die Stellung der Frau im Islam. Sie greift Gedankengänge wieder auf und ich hatte nie das Gefühl, dass sie eine wichtige Stelle ausgelassen hätte, die vielleicht fehlen würde um ihre Situation zu verstehen. Und wenn ich mich frage \'Na warum ist die denn so blöd und geht nach Pakistan zurück?\', dann erklärt sie 2 Seiten weiter warum sie so blöd war.
Ich habe mich richtig in sie hinein versetzen können und wahrhaftig mitgefiebert und gehofft, dass alles gut wird.

Eine kleine Leseprobe
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\"Mein Tagebuch lag auf dem Fußboden, die meisten Seiten heraus gerissen und über den gesamten Fußboden verstreut. >>Sie hat es gefunden und gelesen<<, berichtet Aisha und kroch unter ihre Bettdecke. In diesem Moment kam meine Mutter ins Zimmer. Noch bevor ich Hallo sagen konnte, schlug sie schon auf mich ein. Krachend landete ihre rechte Hand auf meiner linken Wange. >>Was bildest du dir ein?<<, schrie sie, >>du bist eine Nutte!<< Sie riss mich an den Haaren, schleifte mich durchs Zimmer und schleuderte mich gegen die Wand.\"

Ich hoffe ich habe euch nicht gelangweilt und ihr seid nicht enttäuscht von meinem Bericht. Über Bücher berichten finde ich noch schwerer als über Geschmack.

Ich kann euch dieses Buch nur schwer empfehlen.

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