Jean Paul Gaultier Le Male - Aftershave Lotion Testbericht

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ab 41,49
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Summe aller Bewertungen
  • Geruch:  sehr angenehm
  • Verträglichkeit:  sehr gut
  • Ergiebigkeit:  sehr ergiebig

Erfahrungsbericht von Milsch

Après le rasage oder: der Franzos ist famos

5
  • Geruch:  sehr angenehm
  • Verträglichkeit:  sehr gut
  • Ergiebigkeit:  sehr ergiebig
  • Duftnote:  elegant

Pro:

Duft und Preis

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Warum benutzen Männer After Shave?

Zur zwingend notwendigen Beruhigung der Haut nach der Rasur, weil diese in der Regel wie Feuer brennt und sich rötet? Weil wir Kerle endlich die Faszination von Beauty, Wellness und Körperpflege schätzen gelernt haben? Weil uns die häufig beworbene „tonisierende Wirkung“ so gut tut?

Nicht wirklich.

Wer nach dem Rasieren im Gesicht wie ein roter Puter aussieht, kann entweder mit der Klinge nicht umgehen oder hat derart empfindliche Haut, dass schon medizinische Spezialprodukte angesagt sein dürften. Das sich zeitweise einstellende, leichte Spannungsgefühl auf der Haut lässt sich ebenso mit einer ordentlichen Portion kaltem Wasser beseitigen, welches einerseits kühlt und andererseits die Poren schliesst. Den Boom von Beauty und Wellness halte ich persönlich für einen angebotsinduzierten Erfolg der Marketingbranche, und was „tonisierend“ bedeutet (stärkend, aufbauend), habe ich vorm Schreiben dieses Berichtes überhaupt nicht gewusst.

Warum dann also After Shave? Ganz simpel: um gut zu riechen, so einfach ist das.


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Wie soll es sein, das perfekte After Shave?
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Denn in diesem Punkt hat das After Shave gleich zwei liebenswerte Eigenschaften: Männer, die das Aufsprühen von Eau de Toilette als weibisch oder tuntig empfinden (und davon gibt es noch immer nicht wenige), behelfen sich mit der Ersatzdroge After Shave, die man ja aus eingangs genannten Gründen lediglich zur Pflege verwendet. Ein vorgeschobenes Argument, das aber psychologisch äusserst wirksam ist.

Der zweite, oft wichtigere Grund: After Shave und Eau de Toilette gibt es meist in identischen Duftnoten und Marken, wobei aber das After Shave regelmässig deutlich billiger ist.

Nun kommt aber eine weitere Komponente hinzu. Wir wollen ja mit unserem Duft wahrgenommen werden, was zur Folge hat, dass wir gelegentlich darauf angesprochen werden. Es ist nun aber überaus uncool, der bombig aussehenden jungen Dame in der Disco zu antworten: „Ja, das ist die Hausmarke von Edeka, war diese Woche im Angebot für 1,99 Euro“. Deswegen brauchen wir eine vorzeigbare und erwähnenswerte Marke.

Da das die Hersteller wissen, verkaufen sie ihre Markennamen teuer. After Shave als Lifestyleprodukt, das kann ins Geld gehen.

Wir suchen also einen ansprechenden Duft zum noch relativ akzeptablen Preis. Meine Wahl fällt dabei auf „Le Mâle“ von Jean Paul Gaultier.


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Ein unbeschreiblicher Duft
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Kommen wir zum ersten und wichtigsten Kriterium, dem Duft. Ich kennzeichne ihn aus zwei Gründen als „unbeschreiblich“: erstens, weil ich ihn unbeschreiblich mag und zweitens, weil ich tatsächlich ein Problem habe, ihn zu beschreiben.

Ein kurzer Blick in einige Ciao-Berichte über das gleichnamige Eau de Toilette verrät, dass viele Autoren hier ähnliche Schwierigkeiten mit präziser Beschreibung hatten. Subjektive Eindrücke wie sinnlich, geheimnisvoll oder anregend finden sich da, die sehr interpretationsbedürftig sind. Der Parfümshop Douglas kommt zunächst auch nur zur zwar verständlichen, aber wenig konkreten Aussage: „Der Genuss, gut zu duften, ganz anders.“ Der anschliessende müde Versuch, den Duft als „frisch, männlich und sanft“ zu charakterisieren, wird dem Produkt auch nicht wirklich gerecht.

Jean-Paul Gaultier gibt uns einen Einblick in die Inhaltsstoffe von „Le Mâle“, und deren denkwürdige Komposition lässt die Einzigartigkeit des Duftes schon erahnen: die Hauptkomponenten sind Minze, Lavendel, Orangenblüten, Sandelholz und Vanille. In kleinerem Umfang finden sich desweiteren Bestandteile wie Zedernholz, Kümmel (!) und Zimt.

Diese Stoffe vermischen sich zu einem wirklich schwer definierbaren Geruch. Wer behauptet, er rieche einzelne Komponenten deutlich heraus, ist entweder Profi oder hat ein äusserst feines Näschen. „Ich selbst vermag das nicht“, würde Hannibal Lector in Bezug auf die Leistungsfähigkeit seiner Geruchsnerven wohl sagen. Am ehesten abgrenzbar ist noch die leichte Herbheit der holzigen Komponenten und die Frische der Minze, wobei letztere auch durch den Alkoholanteil verstärkt sein mag. Eines ist der Duft bei aller Extravaganz aber auf keinen Fall: aufdringlich. Bei angemessener Dosierung ist der Geruch dezent und angenehm.

Insgesamt möchte ich behaupten, dass weder eine technokratische Sezierung des Duftes in seine Bestandteile noch eine gängig-griffige Sortierung nach bekannten Kriterien wie herb, sportlich oder süsslich diesem herausragenden Dufterlebnis gerecht wird. Wenn eine möglichst greifbare Definition dennoch als hilfreich angesehen wird, würde ich am ehesten die Beschreibung fruchtig-herb wählen, bei aller damit verbundenen Unzulänglichkeit.

Belassen wir es doch am liebsten bei sinnlich und einzigartig…


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Ein unbeschreiblicher Preis
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Auch die Kennzeichnung des Preises als „unbeschreiblich“ hat zwei Seiten: gemessen an den reinen Produkteigenschaften eines After Shaves ist „Le Mâle“ unbeschreiblich teuer. Gemessen am Wert des gekauften Markennamens im Vergleich zu anderen vorzeigbaren Labels ist „Le Mâle“ dagegen äusserst preiswert.

Der Preis für einen 125ml-Flakon liegt in der Grössenordnung von 40 Euro. Für ein halbes Saftglas Wasser, mit Alkohol und Duftstoffen versetzt, ist das natürlich unverschämt. Vergleichbare Produkte mit ähnlichem Grundnutzen, die sich jedoch nicht über den Markennamen hervorheben (z.B. Hattric oder Old Spice) sind bereits ab 5-6 Euro zu haben. Ob man diese Düfte mag oder nicht, steht dabei nicht zur Diskussion, sondern lediglich die Feststellung, dass es ähnliche Produkte auch locker 85% billiger gibt.

Wir haben aber festgestellt, dass ein After Shave meist einen ganz wichtigen Zusatznutzen erfüllen muss, nämlich einen klingenden Markennamen. Sehen wir uns also nach diesem Kriterium um, so stellen wir fest, dass bekannte Labels wie Calvin Klein, Boss oder Bogner mindestens 15% teurer sind (Ausnahme CK Obsession For Man). Zwar ist der optische Preis oftmals vergleichbar, jedoch ist die übliche Flaschengrösse bei den Wettbewerbern dann meist 100ml, so dass sich die Preisdifferenz aus der Hochrechnung der gekauften Menge erklärt. Für Fragrances von Bulgari oder Dior greift man sogar deutlich tiefer in die Tasche.

Hier zahlt sich vielleicht aus, dass Gaultier nicht so massiv in die Werbung geht wie Boss oder Calvin Klein und dadurch einen Kostenvorteil erzielt. Da es sich mehr oder weniger um einen Luxusartikel handelt, ist der Preis letztendlich ohnehin ganz einfach dann gerechtfertigt, wenn der Kunde ihn bezahlt. Im Verhältnis zur relevanten Konkurrenz rangiert „Le Mâle“ hier jedenfalls am unteren Ende, und das ist positiv hervorzuheben.


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Randnotizen
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Duft und (preiswürdiger) Markenwert sind hier die beiden kaufentscheidenden Kriterien, beide sind uneingeschränkt positiv zu beurteilen. Dennoch soll auch kurz auf Verpackung und Pflegeeigenschaften eingegangen werden. Nicht, um einen falsch verstandenen Vollständigkeitsanspruch zu befriedigen, sondern weil es dazu etwas zu sagen gibt.

Zunächst zur Pflegewirkung: da diese, wie ausgeführt, grundsätzlich auch mit kaltem Wasser zu erreichen ist, setze ich diese Eigenschaft bei einem Produkt dieser Preisklasse voraus. Hier unterscheiden sich Lotions ohnehin nicht sehr untereinander, die Abgrenzung läge eher zwischen Lotion und After Shave Balm, was aber eine fast schon philosophische Frage und nicht Gegenstand der Produktbewertung ist. Wichtigstes KO-Kriterium der Pflegeeigenschaft ist oft der Alkoholanteil. Ist dieser zu hoch, kann das v.a. bei kleineren Hauteinschnitten zu unangenehmem Brennen führen, was bei „Le Mâle“ niemals vorkommt. Es ist in dieser Hinsicht ausgesprochen mild.

Dann zur Verpackung: designmässig absolut gelungen, der Flakon in Form eines männlichen Torsos mit einer Umhüllung in Metalldosenoptik (siehe Produktbild). Unter praktischen Erwägungen allerdings weniger sinnvoll, denn die zylinderförmige Ummantelung macht das Produkt sehr sperrig, v.a. für den Transport in Kulturbeuteln und kleineren Reisetaschen. Aus diesem Grund wandert die Aussenhaut in der Regel direkt in den Müll, unter dem Gesichtspunkt Umweltschutz also nicht gerade eine gute Lösung. Hier bin ich allerdings der Ansicht, dass der Designaspekt im Vordergrund stehen darf, zumal es sich nicht um ein Massenprodukt handelt.


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Am Ende des Tages
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Was bleibt am Ende des Tages? So sagt man ja wohl bei einem Fazit, auch wenn das Produkt eher etwas für den Anfang des Tages ist.

Entscheidend bei einem After Shave ist in erster Linie immer der Duft, daher habe ich diesen Punkt ausgiebig gewürdigt. Eine verbale Beschreibung von Gerüchen bleibt immer mehr oder weniger unbefriedigend, viel mehr als eine subjektive Einschätzung transportieren und Neugierde wecken kann sie meiner Meinung nach nicht. Meine Begeisterung für diesen aussergewöhnlichen und einzigartigen Duft ist hoffentlich zum Ausdruck gekommen, für den geneigten Käufer ist natürlich zunächst die Benutzung eines Testfläschchens im Fachhandel obligatorisch.

Preislich ist „Le Mâle“, gemessen an anderen bekannten und angesehenen Marken, vergleichsweise erschwinglich, sofern man es nicht lediglich nach seinem Grundnutzen beurteilt. Wer dies tut, wird freilich niemals 40 Euro dafür zahlen.

Die Pflegewirkung ist wie erwartet nicht zu beanstanden. Die extravagante Verpackung unterstreicht die Extravaganz des Duftes, wobei man verschmerzen kann, dass das meisterliche Design die Funktionalität beeinträchtigt.

Was also bleibt? Eine uneingeschränkte, begeisterte Empfehlung.



(Dieser Bericht erschien unter gleichem Namen zuerst bei Ciao)

25 Bewertungen, 1 Kommentar

  • Laithy

    17.09.2005, 16:41 Uhr von Laithy
    Bewertung: sehr hilfreich

    beschrieben. Ich benutze von JP Gaultier das Parfum Fragile und bin begeistert. LG, Mel