Jeep Wrangler Testbericht

Jeep-wrangler
Abbildung beispielhaft
ab 30,85
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003
5 Sterne
(2)
4 Sterne
(2)
3 Sterne
(1)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)
Summe aller Bewertungen
  • Fahreigenschaften:  durchschnittlich
  • Fahrkomfort:  durchschnittlich
  • Platzangebot:  großzügig
  • Zuverlässigkeit:  sehr gut

Erfahrungsbericht von uchimata

Das robuste Teil meines Vaters!

4
  • Fahreigenschaften:  schlecht
  • Fahrkomfort:  schlecht
  • Platzangebot:  sehr großzügig
  • Zuverlässigkeit:  gut
  • Besitzen Sie das Produkt?:  nein
  • Dauer des Besitzes & der Nutzung:  länger als 1 Jahr

Pro:

Stark, Sound, Edel

Kontra:

von A-Z

Empfehlung:

Ja

Das robuste Teil meines Vaters.
***********************************

Mein Herr der Schöpfung, tauschte vor 5 Jahren einen Jeep Wrangler 2,5 Bj. 90, für einen Aufpreis von knapp 60.000,- Schilling (ca. € 4.300,-) einen Jeep Wrangler 4.0 YJ high Output Bj. 92 ein. Auf Grund der Motorleistung des Vorgängers wollte er sich etwas mit mehr Temperament kaufen. Seit rund einem Monat ist aber eine Autowerkstatt Eigentümer des Jeeps.

Geschichte
****************
Was soll man dazu sagen?
Der legendäre Jeep stammt aus dem Jahr1941, und wurde damals für die US-Armee von Willys dem Urvater dieses Geländewagens produziert. Das Grundkonzept ist ja seit damals gleich geblieben, jedoch hat sich der Jeep seit dato natürlich weiterentwickelt.

Umbau und Optik
****************************

Ein normaler „0815 Jeep“ ist das natürlich nicht. Nein, er ist höher, breiter, aber sicher nicht schneller.
Gleich nach Ankauf erfolgte ein kleiner Umbau, um das Straßenverhalten noch ein bisschen zu verschlechtern. Beginnen wir von unten.
Die Standartreifen wurden gleich einmal gegen BF Goodrich 31,5 x 15 getauscht, welche nicht nur höher, sondern auch nur zu 20% straßentauglich sind. Kaufpreis je Stück € 150,- Die schon leicht durchhängenden Plattfedern wurden auf verstärkte Teile getauscht.
Doch nicht genug, es musste auch gleich ein Bodylift (Höherlegung des Fahrwerkes) erfolgen, welches natürlich selbst gemacht wurde.
Durch die verstärkten Federn, den Reifen und dem Bodylift wuchs das ganze Fahrwerk gleich einmal um knappe 10cm. Wobei die Federn ca. 450,- und die Höherlegung ca. 160,- Euro kosteten.

Jetzt zur eigentlichen Optik des Boliden.
Nachdem das Hardtop und Rücksitzbank entfernt wurden, verpassten wir ihm ein Riffelblechdach mit dazupassender Ladefläche. Unbaukosten: Knappe 1000 Euro.
Ein nicht sehr großes aber sicherlich sehr wesentliches Anbauteil ist die Seilwinde.
Eine Ramsey Platinum 9000 mit einer Zugkraft von 5.000kg. Der Preis dieses Schmuckstücks betrug stolze 900,- Euro.
Diese Investition zahlte sich aber bei zahlreichen Ausritten ins Gelände aus. Neben den großen verchromten Seitenspiegeln in denen man sowieso nichts sehen kann, hatte er obendrein eine undankbare weiße Farbe. Das typische Reserverad für einen Geländewagen am Heck war natürlich auch montiert.

Technische Details/Ausstattung
************************************************

Unter der Haube des Geländewagens liegt ein Reihen- 6 Zylinder mit 4 Litern Hubraum und 180 PS. Sonderausstattung wie ABS, ASR, ESP, Limaanlage… sind klarer Weise nicht vorhanden. Das Gesamtgewicht liegt bei ungefähr 1600kg, wobei ich keine genauen Angaben von den Außenmassen mehr habe, da das Fahrzeug nicht mehr in meiner Obhut, oder in der meines Vaters ist. Wesentlich bei einem Geländewagen ist natürlich das Getriebe. Ohne zugeschalteten Allradantrieb bewegt sich der Kraftprotz mittels Hinterradantrieb fort. Der „Ganghebel“ schaltet die Gänge problemlos, jedoch mit Schaltwegen wie die eines Traktors. Noch dazu hat der Hebel die Länge eines Gehstockes. Der Allrad bzw. die kurze Übersetzung (Geländeübersetzung) werden durch einen separaten Schalthebel zu/weg geschaltet. Bei diesem Hebel gibt es vier Stufen: 1. Hinterradantrieb; 2. Allradantrieb (lang Übersetzung); 3. Leerlauf (da geht gar nichts); 4. Allradantrieb (kurz Übersetzung).
Lange Übersetzung: Einfacher 4- Rad- Antrieb bei gleich bleibender Schaltübersetzung. Würde ich im Winter als Standard verwenden.
Kurze Übersetzung: Das Schaltgetriebe wird stark verkürzt und verleiht im deswegen Dank der 180 PS eine ungeheure Portion Kraft. So geht er zum Beispiel mit ausgefahrenem 5- Gang. ca. 85 km/H.
Das lässt erahnen welche Power er bei dieser Übersetzung hat. Weiters wird auch der erste Gang zur Nebensache. Es empfiehlt sich mit dem zweiten Gang anzufahren.

Das Interieur des Jeeps ist wohl nichts für Luxusbedürftige. Außer einer zusätzlichen Anzeige für den Allradantrieb, ist der Innenraum nicht wirklich interessant. Die Sitze sind mit einem braunen Stoff überzogen, wobei es jedoch bei einer Körpergröße von unter 1,80m, empfehlenswert ist ein paar Sitzunterlagen zu benutzen um bei der Fahrt die sonst gut übersichtlichen Kanten des Fahrzeuges sehen zu können. Die Beinfreiheit ist sehr komfortabel. Ansonsten sind alle Schalter und Anzeigen am richtigen Platz außer der Schalter der Alarmblinkanlage die durch einen unübersichtlichen jedoch überaus großen Schalter bei ca. der Mitte des Lenkrades angebracht ist.
Zu den Türen ist zu sagen, dass bei diesem Modell keine Türbremsen angebracht sind. Beim langsamen Einstieg, kann schon mal ein Bein darin fest klemmen. Im Gelände ist dies wiederum nützlich, da man mit nur einem Handgriff die Tür aushängen kann.


Bitte Einsteigen!
*********************

Der Einstieg des Fahrzeuges ist durch die Erhöhung des Fahrzeuges sicher für unbewegliche Menschen ohne Hilfe eines Krans nicht wirklich leicht gemacht. Auch die Tatsache des die Türen beim Öffnen nicht halten, macht das Ganze nicht einfacher.
Endlich Platz genommen, und durch Sitzunterlagen in eine höhere Ausgangsposition gebracht, kann es losgehen. Die vergrößerten Chromseitenspiegel einzurichten hat wohl keinen Sinn, den ab einer Geschwindigkeit von ca. 60 km/H beginnen sie so stark zu vibrieren, dass man sowieso nur mehr durch den Innenspiegel ordnungsgemäß den Folgeverkehr beobachten kann.

Auf der Straße
*****************

Jetzt geht’s los. Den Zündschlüssel umgedreht, entsteht ein Ohren betäubendes Geräusch, durch den in der Garage parkenden Jeep. Ein Sound er Superlative. Noch einmal kurz Zwischengas gegeben den Gang einlegen und die Fahrt beginnt.
Da ich von Berufswegen Produktionsleiter bin und auch des Öfteren einen alten 3,5 Tonnen schweren Dieselstapler chauffiere, kann ich das Fahrverhalten des Geländewagens durchaus mit dem Stapler in Vergleich stellen. Nun, vielleicht ein bisschen übertrieben, aber durch den höher gelegten Schwerpunkt und der schwimmenden Off- Road- Reifen, wurden die Fahreigenschaften des Jeeps um ein Vielfaches verschlechtert. Das große Lenkradspiel ist auch sehr gewöhnungsbedürftig – typisch amerikanisch. Nichts für enge Kurven. Auch eine Tachoabweichung konnte ich beobachten. Bei ca. 90 Sachen fährt man schon knappe 100 km/H. Bei einer Höchstgeschwindigkeit von ca. 160 km/H ist dann endgültig Endstation, wobei diese Geschwindigkeit sicher NICHT zum sicheren Verkehrsverhalten beiträgt.
Dieses Wohl oder Übel schlechte Verhalten, kann nur noch durch den Einbruch des Winters gedopt werden, denn zu dieser Jahreszeit wird das Geländemobil wirklich fast unfahrbar.
Nur mit Hilfe des Allradantriebes ist es möglich halbwegs gut und unfallfrei durch den Winter zu kommen. Schon bei leichten Bremsmanövern ist sehr große Vorsicht geboten – SCHLEUDERGEFAHR. Die Verzögerung der Bremsen ist auch nicht das Gelbe vom Ei. Nach einer Gewöhnungsphase wird aber der richtige Druckpunkt mit Sicherheit gefunden.


Gelände
***************

Ab in den Schlamm, dass ist wohl das Motto mit diesem Fahrzeug, denn da beginnt der absolute Fahrspaß. Problemlos nimmt er alle Hürden die sich ihm in den Weg stellen.
Auch wenn es mal wirklich heiß hergeht bewahrt das tollkühne Gefährt mit Garantie die Ruhe.
Mit dem „normalen Allradantrieb“ (einfacher Vierradantrieb), bewegt man den Wagen problemlos über Wald- und Wiesenwege. Auch steile Bergauffahrten ohne große Hindernisse meistert er problemlos. Durch das stabile und harte Fahrwerk, kann man bei holpriger Strecke schon mal richtig durchgeschüttelt werden.
Diese Fahrten die auch ein SUV ohne weiteres verrichte ist doch nichts für den Jeep Wrangler 4.0.
Das richtige Gelände um den Jeep herauszufordern muss aber einmal gefunden werden,…

Kurz stehen bleiben und bei Leerlauf in die kurze Übersetzung schalten. Wie oben
beschrieben den zweiten Gang einlegen und Vorsicht mit der Kupplung - AGGRESSIV.
Und jetzt,… Spaß pur. Bei Schlamm, Matsch, Dreck, Schräglage, Engpässen,… geht das JEEP- FAHREN erst richtig los. Man kann das Gefühl nicht leicht beschreiben, wenn man in ein Schlammloch einfährt und am anderen Ende mit einem Luftstand von 50 cm wieder rausfliegt.
Steckenbleiben??? Geht fast nicht, und wenn wirklich einmal alles steht, dann gibt’s ja noch immer die Seilwinde. Bei gröberem Gelände bzw. Vorhaben sollte man aber trotzdem immer von einem zweiten Wagen begleitet werden.

Probleme
***************

Das so genannte Kreuzgelenk welches sich zwischen der Kardanwelle und dem hinteren Differenzialgetriebe befindet, ist sehr anfällig. Im Originalzustand sicher nicht so sehr, als bei Höherstellung und Umbereifung. Da sich Motor, Getriebe, Achsen,… nicht in die Höhe stellen lassen, wirkt auf das Kreuzgelenk ein Schrägdruck ein, welcher durch den Kraftaufwand mit den Off- Road- Reifen bei der Anfahrt auf Asphaltstraßen besonders hoch ist. So ein Gelenk kostet ca. 80,- Euro mit der passenden Buchse, welche immer mit gewechselt werden soll.
Wenn das Fahrzeug bei Karosserieteilen zu oxidieren beginnt, macht das an sich nichts (auch bei Durchrostung), weil der Geländewagen wie die meisten einen selbst tragenden Rahmen besitzt. Das heißt: Bei „normalen Fahrzeugen“ trägt die Karosserie wesentlich zur Stabilität bei, wobei beim Jeep wie der Name schon verrät der Rahmen tragend ist.
Bei der Karosse ist zu beachten, dass beim Rahmen von unten hinauf Löcher gebohrt sind um etwaige Wasseransammlungen ablassen zu können. Wenn diese Löcher zu sind, kann auch ein Rahmen dieses Fahrzeuges durchrosten.
TIPP: 2 mal jährlich gründlich mit dem Hochdruckreiniger auswaschen und einen Hohlraumschutz einfüllen.

Zum Verbrauch
*******************

Ein klares von bis. Wir sind mit dem Wagen auch schon nach Italien gefahren, wo bei einer Autobahnfahrt mit einer Geschwindigkeit von ca. 100 km/h der Verbrauch bei knapp 10 Litern liegt.
Im Durchschnitt pendelt sich der Verbrauch bei Straßennutzung bei ca. 12-13 Litern ein.
Ich finde, dass man bei einen amerikanischen 6 Zylinder mit 180 PS, 4 Litern Hubraum und einem Eigengewicht von 1600 kg durchaus rechnen muss. Das ist halt so.
Im Gelände wird’s dann schon (ein bisschen sehr viel) mehr. Bei reiner Geländefahrt, liegt der Verbrach bei ungefähr 20- 30 Litern (je nach Gelände). Man muss ja da nicht hinfahren.

Für wen ist er NICHT?
***********************

Für alle Zahnbürstenvertreter die mit ihrem Dienstwagen schnell und kostengünstig von A-B kommen wollen. Für alle die, die Luxus beim Autofahren wollen oder brauchen. Für alle die lange Strecken fahren und dabei nicht nur Versicherung, Steuern, Benzin,… sparen wollen, sondern auch noch für längere Zeit gut zu hören gewillt sind. Auch für waschfaule Fahrer, weil es fast unvermeidlich ist, mit dem Jeep einen Ausritt in die Wildbahn zu machen.
Oder nur einfach für die, die ihn nicht haben wollen.

Für wen ist er?
******************

Gegenteilig dem „Für wen ist er NICHT“.
Vor allem ist er auch noch für die, die einfach einmal wirklich Spaß am Fahren haben wollen, und keine Scheu vor heiklen Situationen haben.

Fazit
********

Wie man nach diesem Bericht sicher nicht erwarten kann, gebe ich diesem Jeep Wrangler 4 Sterne.
Bei diesem legendärem Fahrzeug, stelle ich sicher den Spaßfaktor in den Vordergrund. Das Fahrverhalten, der Verbrauch,… sind sicher negative Aspekte, jedoch geht es hier nicht um irgendein Fahrzeug, sondern um ein absolutes Kultobjekt. Im Originalzustand, sind mit Sicherheit einige negative Punkte aufzuwerten. Im Großen und Ganzen ist er schlicht und einfach der robuste Off- Road- King.

Noch ein Tipp:

Für alle Geländefahrer oder solche die es werden wollen. Sollte einmal im Gelände nichts mehr weitergehen, ein bisschen Luft raus auf ca. 0,5 bar. – wirkt oft Wunder.

7 Bewertungen