Judo Testbericht

Judo
ab 99,50
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Erfahrungsbericht von simon

der sanfte Weg zu Erfolg und Selbstvertrauen

Pro:

Spannend, man beherrscht seinen Körper besser, lernt seine Grenzen kennen, schöpft Selbstvertrauen, vielseitig, Selbstverteidigung, Wettkämpfe, billiges Hobby, trainiert viele Muskeln, für alle geeignet

Kontra:

keine

Empfehlung:

Ja

Hallo, bereits seit über 6 Jahren mache ich regelmäßig Judo und jetzt ist es an der Zeit, einmal einen Testbericht darüber zu schreiben! Ich betreibe Judo zwar nicht als Leistungssport, fahre aber doch sehr häufig auf Wettkämpfe, weshalb ich den Schwerpunkt des Berichtes auf dieses Thema gelegt habe. Aber auch die Anderen Möglichkeiten werden genannt!

Anmerkung: Am Ende des Berichtes habe ich ein kleines Glossar mit den wichtigsten Fachbegriffen angefügt. Nicht verzweifeln, wenn ein solcher auftritt!

Judo wurde um 1882 von dem damals 23-Jährigen Japaner Jigaro Kano aus verschiedenen Kampfsportarten, besonders aber aus Jiu – Jitsu entwickelt. In der Zeit bis heute wurde noch viel am Judo gefeilt. Zum Beispiel wurden Tritttechniken verboten oder bestimmte verletzungsintensive Würfe zeitweilig, vor allem bei Jugendlichen, aus den Regeln gestrichen. In Europa verbreitete sich Judo ab 1950.

Ausrüstung:
Als Ausrüstung fallen ein Judoanzug, der Kimono genannt wird und ein Gürtel an. Der Anzug besteht aus einer Jacke und einer Hose, ähnlich wie bei den meisten anderen Kampfsportarten. Der Anzug ist in der Regel weiß, manchmal auch blau und aus einem sehr dicken Baumwollstoff gewebt. Er ist extrem Reißfest. Den Anzug gibt es ab 30 Euro in den meisten Sporthäusern. Dort gibt es auch die Gürtel. Für den Anfang reicht ein billiger Anzug.


Judo heißt auf Deutsch „Der sanfte Weg“, und dies ist auch zugleich das Grundprinzip. Es wird nicht versucht, den anderen zu verletzen. Die Kraft und die Energie des anderen soll für eigene Aktionen, in der Regel würfe, ausgenutzt werden. Mit einem kleinen Kraftaufwand soll eine große Wirkung erzielt werden. Im Judo werden keine Waffen verwendet. Es wird nur mit dem eigenen Körper gekämpft.

Training:
In der Regel läuft ein 2-stündiges Judotraining folgendermaßen ab:
Angrüßen: Alle Judokas verbeugen sich kurz. Das hat zur Folge, dass alle ruhig sind und man sich auf das Training einstellen kann.
Ca. 20 Min: Kleine Aufwärmspiele: Je nach Alter der Teilnehmenden werden verschiedene Spiele gemacht. Bei Kindern auch schon mal etwas länger.
Ca 15 Min: Dehnen: Die Verschiedenen Muskeln werden gedehnt. Danach werden noch 3 bis 4 Runden gelaufen.
Ca 15 Min: Fallübungen: Wir trainieren das Richtige fallen, dazu gehören einmal die Standartfallübungen, aber auch das richtige Fallen aus verschieden Würfen wird geübt
Ca 45 Min: Eigentliche Training: Würfe, Hebel, Situationen werden trainiert oder es wird sich auf Turniere und Gürtelprüfungen vorbereitet.
Ca 20 Min: Kämpfe: Am Ende kämpft dann jeder gegen Jeden! Trainer gegen Teilnehmer, Groß gegen Klein und natürlich Trainingspartner gegen Trainingspartner. Es wird bunt gemischt und es gewinnt nicht immer der höher graduierte, der mit dem höheren Gürtel!
Ca 5 Min: Kleine Spiele am Ende, zum Beispiel Hase und Jäger, Abwerfball, etc.

In unserem Verein Jogging wir vor dem Training statt dem Aufwärmen auch manchmal. Es ist sehr abwechslungsreich.


Trainierte Muskeln:
Beim Judo werden fast alle Muskeln des Körpers beansprucht und damit auch trainiert. Mehr als doppelt so viele Muskeln wie bei Fußball oder Handball werden aufgebaut. Besonders stark werden die Arm und Rückenmuskulatur aber auch die Schulter und Hüftmuskulatur trainiert. Ich trainiere aber auch die Halsmuskulatur sehr stark, da diese bei Würgeangriffen wichtig ist. (Mehr dazu später!)

Gürtel:
Auch im Judo gibt es verschiedenfarbige Gürtel, welche die Fähigkeiten und den Fortschritt im Judo zeigen. Jedes halbe Jahr kann man einen weiteren Gürtel machen. Bis zum braunen Gürtel geht das im Verein. Ansonsten muss man zum Landesjudobund fahren. Dort wird es dann sehr Streng! Bei den höheren Gürteln ist die Zeit dazwischen größer, man kann aber verkürzen, wenn man z.B. Kampfrichter ist oder bei Turnieren erfolgreich war. Ich habe hier die wichtigsten aufgelistet. In den Klammern steht die offizielle Bezeichnung. Nach oben geht es noch etwas weiter…

weiß (9. Kju)
weiß-gelb (8. Kju)
gelb (7. Kju)
gelb-orange (6. Kju)
orange (5. Kju)
orange-grün (4. Kju) (Diesen Gürtel habe ich jetzt
grün (3. Kju)
blau (2.Kju)
braun (1. Kju)
5x schwarz (1. – 5. Dan)
3x rot-weiß (6. – 8. Dan)
2x rot (9. - 10. Dan)


Den Gürtel bindet man sich um seinen Anzug, den Kimono. Er wird zwei Male um den Körper gewickelt und dann geknotet.

Wettkämpfe:
Eine Anwendemöglichkeit von Judo sind Wettkämpfe. Ich fahre regelmäßig zu welchen. Turniere werden in der Regel von den Vereinen selbst ausgerichtet. Es gibt Pokale, wo die Vereine die Teilnehmer auswählen und offizielle Meisterschaften, bei denen man sich für Meisterschaften auf höheren Ebenen qualifizieren kann und womöglich sogar in den Landes- oder den Bundeskader wird.

Vorbereitungen:
Die Teilnehmer werden vor jedem Wettkampf gewogen und kämpfen in vorher festgelegten Gewichtsklassen. Bei Jugendlichen unter 20 gibt es zusätzlich auch noch Altersklassen. Die Gürtelfarbe spielt aber keine Rolle! Es kann auch ein Gelbgurt gegen einen Schwarzgurt kämpfen!

Je nachdem, wie viele Teilnehmer in einer Gewichtsklasse sind, ist das Kampfsystem unterschiedlich. Entweder kämpft jeder gegen jeden, oder jeder gegen einen anderen und der Gewinnen gegen einen anderen Gewinner usw. (Die Verlierer fliegen dann aber raus)

Ablauf eines Kampfes:
Die beiden Starter, die kämpfen sollen werden aufgerufen. Um sie zu unterscheiden, haben beide zusätzlich zu ihrem normalen Gürtel noch einen weißen bzw. roten Gürtel an, oder einer von beiden trägt einen blauen Judoanzug.

Beide Judokas betreten die Matte und verbeugen sich. Man schaut sich gegenseitig an und betritt die Matte. Man verbeugt sich dann ein zweites Mal. Der Kampfrichter startet nun den Kampf.

Bewertungen der Würfe
Jeder der beiden versucht mit Würfen den anderen zu besiegen. Für Würfe gibt es Punkte: Ippon, Wazaari, Yuko und Koka. (Eine Beschreibung der Bewertungen gibt es im Glossar.)Bei einem Ippon ist der Kampf vorzeitig zu Ende. Es ist die höchste Wertung. Zwei Wazza – Ari ergeben ein Ippon. Gab es für einen Wurf kein Ippon kann man den Gegner auch 25 Sekunden in einem Haltegriff halten oder ihn zum Aufgeben zwingen, indem man ihn würgt oder seinen Arm hebelt.

Natürlich gibt es auch Strafen, z.B. wenn man den Gegner am Handgelenk greift, Passiv ist, oder die Matte ohne eine Angriffstechnik verlässt.

Der Schiedsrichter
Der Schiedsrichter wird von ein bis zwei Außenrichtern unterstützt, welche mitentscheiden, wenn ein Teilnehmer disqualifiziert wird (Er die höchste Strafe ein Honsoru Make bekam) oder sie mit der Bewertung für einen Wurf nicht einverstanden sind.

Was erlaubt ist oder nicht und wie sehr es bestraft wird und wie Lang die reguläre Kampfzeit ist, hängt vom Bundesland und der Altersklasse ab. Schaft es in der Regulären Kampfzeit, in der Regel 4 bis 5 Minuten keiner einen vollen Punkt zu bekommen, gewinnt der, der mehr Wertungen erzielte. Ein Pat gibt es im Judo aber nicht, sollten beide Kämpfer gleich viele Punkte haben gibt es ein „Golden Goal“. Es wird so lange weitergekämpft, bis einer der beiden eine Wertung bekommt, egal, was es ist.

Fair Play
Auch wenn jeder gerne gewinnen möchte, laufen die Kämpfe in der Regel fair ab. Nach einem Kampf gibt man sich in der Regel noch einmal die Hand und der Sieger klopft dem Verlierer auf die Schulter. Durch die Kämpfe lernt man seine eigenen Fähigkeiten und Grenzen besser kennen

Siegerehrung
Hatte man das Glück und konnte oft gewinnen (oder hatte nur wenige in der Gewichtsklasse, was mir leider selten passiert) kann man sich auf die Siegerehrung freuen. Die ersten 4 bekommen Medaillen, da es 2 zweite Plätze gibt. Bisher habe ich nur drei Male von über 15 nichts abräumen können. Es ist immer ein schönes Gefühl, wenn man ganz oben auf dem Siegerpodest steht!! Mein Größter Erfolg war bisher 5. bei den hessischen Einzellmeisterschaften in der männlichen u17 unter 60 Kilogramm.

Natürlich gibt es noch viele weitere Möglichkeiten, um Judo zu betreiben, welche ich hier nicht nennen konnte. Ich habe mich auf die Wettkämpfe spezialisiert.

Selbstverteidigung:
Judo kann auch als Selbstverteidigung betrieben werden. Bei uns im Verein trainieren wir dies auch regelmäßig. Ich konnte es noch nicht anwenden, aber es ist doch gut, wenn man es kann. Trainiert werden verschiedene Judowürfe und einige Hebel um im Notfall die verschiedensten Situationen meistern zu können. Selbstverteidigungskurse sind aber meist teuer und es lohnt sich daher eher in einen Verein zu gehen. Ich bezahle an die Judoabteilung meines Vereins gerade einmal 1 Euro pro Monat!

Zum Fitt bleiben:
Auch zum Fitt bleiben kann Judo genutzt werden. In den meisten Vereinen gibt es dafür spezielle Trainings.

Selbstvertrauen und eigene Grenzen:
Bevor ich mit Judo angefangen hatte, war ich sehr schüchtern aber auch oft unkonzentriert. Jetzt bin ich viel offener, konzentrierter, selbstsicherer und kontaktfreudiger Geworden. Das muss vom Judo kommen. Auch viele meiner Judofreunde haben ähnliches erlebt. Auch in der Schule bin ich in fast allen Fächern um eine halbe Note gestiegen. Mittlerweile bringe ich mehr Einsen als irgendetwas anderes nach Hause. Auch das kann ich mir nur durch Judo erklären.

Verletzungsgefahr:
Verletzungen können natürlich vorkommen. Judo ist aber deutlich weniger Gefährlich als andere Kampfsportarten und kann mit Fußball durchaus mithalten. Wenn überhaupt zieht man sich oft nur Prellungen oder Nasenbluten zu. Ausgerenkte Arme sind bei verschiedenen Hebeltechniken auch nicht selten. Mir sind außer einigen Prellungen und einer Platzwunde am Kopf (Ein Gegner hatte mich bei einem Kampf neben die Judomatte auf den Boden geworfen) keine größeren Verletzungen passiert.

Übung macht den Meister:
Judo ist kein Sport, den man in einem Jahr erlernen kann. Viele hören schnell wieder auf. Von den ca. 30 Weißgurten aus einem Jahr aus unserem Verein bleiben nur etwa 3 Grüngurte übrig! Aber nicht aufgeben, desto länger man dabei ist, um so mehr macht Spaß!

Ein Sport für alle!
Judo ist ein Sport für alle! Die einen nutzen ihn als Selbstverteidigung, andere einfach nur um Fit zu bleiben und wieder andere fahren Regelmäßig auf Turniere. Das schöne ist, das man seinen Körper besser kennen lernt und seine Fähigkeiten besser einschätzen kann. Ich bin viel ausgeglichener, ruhiger und besser in der Schule (Ich war vorher auch schon gut). Die Ausrüstung ist auch nicht so teuer und der Sport macht viel Spaß!

Weitere Informationen:
Alle, die jetzt an Judo interessiert sind, können mal bei ihrem Verein in der Nähe fragen, ob dort Judo angeboten wird. In der Regel kann man 3 Mal kostenlos ein Schnuppertraining machen.

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Glossar
Haltegriff: Wenn man einen Gegner so am Boden hält, dass er entweder mit dem Rücken auf der Matte liegt oder ein Schulterblatt die Matte berührt hält man einen Haltgriff.

Honsoru-Make: Höchste Strafe im Judo. Man bekommt sie für ein sehr schweres Vergehen, oder wenn man schon 3 Strafen vorher hatte. Ein Kämpfer, der Honsoru-Make bekommt, wird für den Rest des Turniers gesperrt und der andere Gewinnt den Kampf. Es kann auch noch eine Zeitsperre verhängt werden.

Ippon: Einen vollen Punkt bekommt man, wenn der Gegner aufgibt (z.B. wegen eines Würgers oder eines Hebels), man ihn 25 Sekunden in einem Haltegriff hält oder man ihn mit einer schönen Technik so wirft, das er gerade auf den Rücken oder in einen Haltegriff rein fällt

Jiu – Jitsu: Alte Japanische Kampfsportart, bei der mit Stöcken gekämpft wurde. Der Sport wurde damals von dem Samurai betrieben.

Kimono: Ein Kimono ist der Judoanzug. Er besteht aus einer Hose, einer Jacke und einem Gürtel, die aus Baumwolle bestehen.

Kekoru: Die zweithöchste Strafe. Sie gibt es, wenn der Kontrahent schon zwei Strafen vorher hatte. Bekommt jemand diese Strafe, bekommt der Gegner ein Wazaari gutgeschrieben.

Koka: Bei einem Wurf landet der Gegner auf dem Oberschenkel oder auf dem Bauch oder man hat ihn 10 Sekunden in einem Haltegriff gehalten. Meist ist die Wertung nicht ausschlaggebend.

Wazaari: Einen halben Punkt gibt es, wenn der Wurf nicht ganz geklappt hat, weil z.B. der Gegner falsch gelandet ist, oder wenn man den Gegner mehr als 20 Sekunden in einem Haltegriff hatte.

Yuko: Für leicht misslungene Würfe oder 15 Sekunden halten im Haltegriff

14 Bewertungen, 1 Kommentar

  • Clarinetta2

    14.02.2007, 18:32 Uhr von Clarinetta2
    Bewertung: sehr hilfreich

    Klasse Bericht