Bis zur letzten Stunde (gebundene Ausgabe) / Traudl Junge Testbericht




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Erfahrungsbericht von mmlstars
Ein überraschendes Buch
Pro:
Gut zu lesen, viele Hintergrundinformationen und sehr interessant
Kontra:
Nichs
Empfehlung:
Ja
Und ganz viele hat man auch gelesen.
Vor Jahre kam mir das Buch in die Hände von Traudl Junge und ich studierte den Klappentext.
Es hat mich schon interessiert wie es dazu kam, das eine junge Frau keine Widerstandskämpferin geworden ist und vor allem wie es sich lebte in direkter Nähe zu gruseligsten Menschen den man sich vorstellen kann.
Das Buch:
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"Bis zur letzten Stunde: Hitlers Sekretärin erzählt ihr Leben"
~ Der Preis: 8,95 Euro
~ Das Buch hat 271 Seiten
~ Der Verlag heißt Econ Ullstein List. Die erste Auflage erschien im Oktober 2003
~ Die Sprache des Buches ist Deutsch
~ ISBN-10: 3548603548
Das Buch ist unterteilt in:
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~ Vorwort von Traudl Junge
~ Eine Kindheit und Jugend in Deutschland von Melissa Müller
~ Meine Zeit bei Adolf Hitler - aufgezeichnet von 1947 von Traudl Junge
~ Chronologie einer Schulverarbeitung - aufgezeichnet 2001 von Melissa Müller
~ Dank
~ Personenregistern
Ich werde auf eine Leseprobe verzichten und teilweise Sätze (gekennzeichnet) aus dem Buch übernehmen.
Da er ja ihr Chef war, werde ich einige Sätze von Hitler in den Inhalt kopieren...
Der Inhalt - in der Kurzfassung:
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In der Kurzfassung könnte man sagen, der Inhalt geht darum, das Traudl Junge von Ende 1942 bis zum 30.04.1945 eine der Sekretärinnen von Hitler war.
Kurz nach dem Krieg ca. 1947 brachte sie ihre Erinnerungen zu Papier und veröffentlicht diese erst 2002.
Nun zur langen Fassung:
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Ich kann bei diesem Buch keinen Inhalt wieder geben, ohne die ein oder andere persönliche Bemerkung!
Frau Junge beschreibt schon im Vorwort, das sie sich selber nicht rechtfertigen oder rein waschen möchte!!! Sie möchte der Nachwelt dabei helfen zu verstehen.
Ich glaube, wenn man das Buch gelesen merkt man auch das es Frau Junge schwer fiel mit ihren Erinnerungen zu leben.
Im Vorwort beschreibt Frau Junge auch wie es zu diesem Buch kam. Wie sie 1947 ihre Worte niederschrieb und Jahre später entsetzt war, über ihre Naivität.
Sie beschreibt wie sie die Autorin Melissa Müller kennenlernte und konnte zu ihr deshalb ein gutes Verhältnis aufbauen, da Frau Müller "nicht zu denen gehörte, die hinterher alles besser wissen".
Der Hauptgrund für dieses Buch bzw. das Frau Junge ihre Erinnerungen veröffentlicht hat ist folgender:
"Wenn es mir gelingt, so dachte ich, ihr (M. Müller) verständlich zu machen, wie leicht es war, Hilters Fazination zu erliegen, und wie schwer es ist, mit der Erkenntnis, einem Massenmörder gedient zu haben, zu leben, müsste es auch gelingen, es den Lesern verständlich zu machen." (Frau Junge)
Sie erzählt von wie sie aufwuchs.
Der Vater machte sich schnell aus dem Staub und wirkt hier nur als Randfigur. Die Mutter zieht im Laufe der Kindheit von Frau Junge zu ihrem Vater. Ein sehr strenger Mann.
Sie bekommt weder von zu Hause noch in der Schule eine politische Bildung. In der Schule gibt es nicht viel Propaganda und so sind ihr die Grundbegriffe des Nationalsozialismus fremd. Sie liest keine politischen Bücher, sonder wie ein normales Mädchen in ihrem Alter "Trotzkopf" und "Nesthäcken".
Auch in ihrem Umfeld bekommt sie nichts mit. Zwar ziehen jüdische Freundinnen nach Amerika, aber das eine "Entjudung" gibt, bekommt sie nicht mit.
Nach der Schule arbeitet sie als Sekretärin in verschieden Firmen.
Ihre jüngere Schwester ist Tänzerin und auch Traudl hegt diesen Wunsch. Sie will unbedingt nach Berlin um zu tanzen. Ihr Chef gibt sie nicht frei, doch über die Schwester von Albert Bormann wird sie Dienstverpflichtet und zieht nach Berlin.
Ihre Schwester Inge tanzte in Berlin schon auf der Deutschen Tanzbühne und so folgte Traudl ihr. Sie arbeitete in der Kanzlei des Führers und war dort für das sortieren der Post zuständig. Eines Tages suchte Hitler noch eine Sekretärin und sie bekam ein Zugticket in die Hand gedrückt um sich dem Führer vorzustellen.
Sie und die anderen Damen wohnten in dem privaten Zug von Hitler, es dauerte Tage bis er sie zu sich rief und eine Ergebnis mitteilte. Er entschied sich für Frau Junge, sie vermutet, weil sie aus München kam.
Frau Junge blieb in der "Wolfsschanze" und zog in den Sekretärinnenbunker um. Sie hatte keine festen Arbeitszeiten, sondern arbeitete auf Abruf. Sie war zu diesem Zeitpunkt 22 Jahre jung!
Bei einer der ersten Treffen sorgte sich Hitler um sie, denn es wären ja so viele Männer hier. Er bat sie, falls sie sich belästigt fühlen würde, sich jederzeit an ihn zu wenden.
Die Anfangszeit verbrachte sie im Wald, nichts außer Wald. Der war in einem Sperrbezirk untergebracht. So das man Tag für Tag immer die gleichen Menschen sah und hörte.
Die meiste Zeit verbrachte sie nicht mit arbeiten, sondern nur auf das warten auf Arbeit. Sie war ja auch nicht die einzige Sekretärin von Hitler.
Sie beschreibt sehr genau und sehr ausführlich wer, wann und wo wahr.
Man erfährt das Hitler Vegetarier war und ein "anspruchsloser und bescheidener Esser".
Bei ihrem ersten, richtigen Diktat fragte Hitler sie: "Frieren Sie nicht, Kind? Es ist kalt hier?"
Immer und immer wieder liest man, wie sehr sich Hitler um die Mensch um ihn herum sorgt. Eine Regung an diesem Menschen, die man kaum in Einklang bringen kann, mit dem was man weiß.
Mit dem Zug ging es dann zum Berghof zum Obersalzberg.
Sie und die anderen Sekretärinnen leisteten ihm und seiner Gefolgschaft Gesellschaft beim Essen und bei seiner heißgeliebten Teestunden. Frau Junge lernte auch Eva Braun kennen. Für die damalige Zeit eine modische, aber nicht herausragend hübsche Frau.
In all den Monaten waren die Gespräche bei Tisch und in den abendlichen Runden immer frei von Politik. Es waren nur heitere und oberflächliche Themen über die man sich unterhielt.
Ein Thema was immer wieder zu Sprache kam, war das Fleisch essen. Ich zitiere mal aus dem Buch:
"Im Übrigen versuchte der Führer während des Essens, den Fleischessern ihre Lust an der Mahlzeit zu verekeln. Er wollte zwar niemanden zum Vegetarier bekehren, aber er begann plötzlich zu erzählen, wie scheußlich es in einem Schlachthaus zugehe".
Wenn man sich ihre Zeit auf dem Berghof oder der Wolfsschanze zu durch liest, merkt man, das sie viel Langeweile hatte. Frau Junge wartete auf Arbeit, auf Unterhalt und auf Gesellschaft. Sie wartete, sie wartete und wartete...
Richtig Urlaub gibt es nicht, denn Hitler verzichtet nur ungern auf seine gewohnte Umgebung und auch auf die Menschen die ihn umgeben.
Er sagte dazu:" Ich habe niemals Ferien, ich kann nicht irgendwohin fahren und ausspannen. So teile ich meinen Urlaub in Stunden auf, die ich hier mit meinen Gästen am Kamin verbringe".
Selbst zum Thema Frauen-Mode hatte Hitler eine eigene Meinung. "Wenn ich ein Kleid besonders schön finde, dann wäre es mir am liebsten, wenn ich die Besitzerin immer in diesem Kleide sehen würde... Aber kaum hat man sich an ein neues schönes Stück gewöhnt und sich noch gar nicht daran satt gesehen, dann kommt schon wieder etwas Neues."
Während des Essens wurde sie oft von Hitler auf ihr Essverhalten angesprochen. "Sie essen viel zu wenig, Kind, Sie sind sowieso so mager... Ich weiß gar nicht, was daran schön sein soll, wenn die Frau so mager wie Knaben sind. Wir lieben die Frauen doch gerade wegen des architektonischen Unterschiedes."
Alle "Großen" dieser Zeit lernt Frau Junge kennen. Goebbels, Himmler, Eva Braun und deren Schwester, Reichsleiter usw.
Sie lernt Hitler von einer Seite kennen, die man von ihm gar nicht kennen will. So sagt er einmal, sobald er irgendwann mal sagt, das ihm was gefällt (und wenn es nur aus Höflichkeit ist), so sehe er immer die gleiche Oper danach, bekäme die passenden Hunde, Bücher usw. geschenkt.
Auch machte ihm die Begeisterung der Menschen Angst.
In ihrer Zeit auf dem Berghof finden Empfänge, Staatsempfänge und Lagebesprechungen statt. Frau Junge beschreibt das Geschehen um das Ereignis sehr genau, denn endlich passiert etwas. Durchbricht die Monotonie.
Auch der Geburtstag bzw. die Geburtstage von Hitler beschreibt sie.
Die vielen, vielen Geschenke die ankommen. "Von Zahnbürste über komplette Kinderausstattungen bis zur feinsten Damenwäsche und kostbarem Porzellan oder Museumsstücken... Es kamen auch Geschenke von einfachen, rührenden kleinen Leuten. Ein altes Weiblein hatte Pantoffeln gemacht und zur Zierde das Hakenkreuz in der untergehenden Sonne außerordentlich geschmacklos gestickt."
Eins wird in diesem Buch bestätigt, die bedingungslose Liebe zu Blondie seinem Schäferhund.
"Hitler machte allerlei Spielchen mit ihr... Ihre Glanzleistung war ihr Gesang. Hitler bat sie mit seiner freundlichsten und schmeichlerischsten Stimme - Blondi, sing - und stimmte selbst ein lang gezogenes Geheul an."
Ein ungeheuerliche Szene spielt sich an Hitlers Geburtstag ab. Ich war schockiert!
Himmler, Dietrich, Goebbels, Esser, Ribbentropp und Werlin war zum Mittagsessen da. Himmler beeindruckte durch gutes Benehmen. Er begrüßte Frau Junge mit Handkuss. Er hatte eine leise Stimme und einen bayrischen Dialekt. Freundlich, höflich und herzlich.
"Wenn man ihn (Himmler) so hörte, wie er harmlose Anekdoten erzählte und dabei liebenswürdig und charmant plauderte, wer konnte dabei an Erschießungen, KZ und solche Dinge denken! ... Er erzählte, wie fabelhaft die KZ´s eingerichtet seien.
>Ich habe meine Leute ganz individuell für die Arbeit eingeteilt und mit dieser Methode nicht nur völlige Sicherheit, sondern auch gute Leistungen, Ruhe und Ordnung in den Lagern erreicht. Ein unverbesserlicher Brandstifter z.B. wurde als Brandwache in einem Lager aufgestellt. Er ist dafür verantwortlich, das kein Feuer ausbricht und ich habe ihm sagen lassen, dass er auf jeden Fall verdächtigt wird, sobald ein Brand entsteht. Sie sollten mal sehen, mein Führer, wie zuverlässig und aufmerksam dieser Mann ist<
Er lachte dabei zufrieden und wir mussten den Eindruck haben, dass er als menschenfreundlicher Psychologe die Leute in den KZ´s nicht nur einfach gefangen hielt, sondern sie schulte und erzog."
Bitte???
Sollten das etwa die Aussagen sein, die Hitler gegenüber gemacht wurden? Oder wurde so etwas nur in Gesellschaft gesagt? Da wundert es mich nicht, das man da nicht auf schlimme Gedanken kommt.
An einem dieser Geburtstage informierte Frau Junge (damals noch nicht Frau Junge) und Hans Junge (einem Diener) Hitler das sie sich verliebt hätte. Hans Junge wollte sich versetzen lassen und an die Front. Da Hitler für geordnete Verhältnisse war, wurde rasch geheiratet.
Nach der Hochzeit wurde die ganze Belegschaft wieder nach Ostpreußen in die Wolfsschanze verlegt. Die Baracken und Bunker wurden in der Zwischenzeit weiter ausgebaut.
Die Sekretärinnen (Fräulein Wolf, Fräulein Schröder und Frau Junge) hatten nun mehr Arbeit. Sie beantworteten Briefen, Stärkemeldungen der Leibstandarte, Beförderungsgesuche und Versetzungsbefehle.
Für sie war es eine willkommene Abwechslung zu dem eintönige Wald. Zu ihrer Tätigkeit als Sekretärin dienten die Damen als Gesellschafterinnen für Hitler. Er wollte nicht alleine essen.
"Meine Damen, Sie können nicht beurteilen, ob Ihre Arbeit oder Ihre Anwesenheit bei mir nützlich ist. Glauben Sie mir, Ihr Dienst bei mir ist weitaus wichtiger, als in irgendeiner Firma Briefe zu schreiben oder in einer Fabrik Granaten zu drehen. Und in den paar Stunden, in denen Sie für mich schreiben oder mir Kraft und Erholung geben, dienen Sie Ihrem Volk am besten."
Hitler hatte ja einen Leibarzt den er vertraute und nun kam auch noch eine Diätassistentin dazu. Frau Exner kam aus Wien und hatte auch den Charme Wiens. "Er (Hitler) freute sich über ihre lebendige Art, war von den Wiener Mehlspeisen begeistert, die besser schmeckten als Fleischbrühe. Er konnte ja nicht ahnen, dass die arme Marlene unglücklich über seine bescheidenen Ansprüche war."
Und langsam, ganz langsam bekam die Blase in der sie lebten Risse.
"Hitler lebte, arbeitete, spielte mit seinem Hund, tobte mit seinen Generalen, speiste mit seinen Sekretärinnen und trieb Europa seinem Schicksal entgegen - und wir bemerkten es kaum."
Stalingrad war gefallen und es war der erste herbe Rückschlag.
Hitler hatte Angst das man nun mit Fliegerangriffen die Wolfsschanze zerstören würde und so zog man wieder in den Berghof. Immer mehr zerbrach und immer mehr Soldaten fielen.
"Niemals hat Hitler gesehen, wie der Krieg in der Heimat aussah, wie groß die Zerstörungen und Verwüstungen waren. Immer nur sprach er von den bevorstehenden Vergeltungen und den Erfolgen und dem sicheren Endsieg. Ich konnte nicht anders, ich glaubte, er habe wirklich ein sicheres Mittel, eine letzte Reserve im Hintergrund, die eines Tages das Volk von den schweren Leiden befreien würden."
Nach weiteren Umbauten in der Wolfsschanze, zog es Hitler wieder dorthin.
Dort am 20. Juli 1944 waren sie alle zusammen. Es war heiß, die Mücken ärgerten die Menschen dort im Wald und ein fürchterlicher Knall ertönte. Frau Junge dachte erst, das es vielleicht Rehe waren die über Tellerminen gelaufen waren. Das hörte man öfters.
Eine Bombe ist im Führerbunker explodiert und nicht mal seine Sekretärinnen wussten in der ersten Zeit Bescheid ob Hitler noch lebte und was geschehen war.
"Wir kehrten zurück in unsere Baracke. Noch immer wussten wir nichts über Ursache, Verlauf und Wirkung des Unglücks. Wenn wir nur erfahren hätten was geschehen war! Ob Hitler noch lebte?"
Er lebte! Und der Rest ist Geschichte!
Im Nachhinein denkt Frau Junge, das wenn das Attentat geglückt wäre, der Krieg wohl zu Ende gewesen wäre und dadurch viele Menschen ihr Leben nicht verloren hätten.
Das Leben in der Zeit- und Raumblase das sie führten plätscherte weiter vor sich hin.
Hitler überlegte sich das es doch toll wäre, wenn Blondi Nachwuchs hätte und das hielt alle eine Zeitlang auf Trab. Der richtige Hund musste her und dann noch Blondi´s Herz erwärmen...
Mittlerweile war eine der Hauptbeschäftigungen der Sekretärinnen das schreiben von Schadensmeldungen. Hitler beschäftigte sich aber mehr mit dem gedanklichen Aufbau der zerstörten Städte.
Um es mal etwas abzukürzen und zum Ende zu kommen...
Hitler fühlte sich nicht mehr sicher in der Wolfsschanze und zog mit dem ganzem Tross nach Berlin in den Führerbunker. Hier wurde er am Anfang direkt operiert und ein Stimmbandknoten wurde entfernt. Tagelang und Nächtelang gab es Alarm.
Es ging der "Witz" im Führerbunker rum, man könne in Berlin mit der S-Bahn zur Front fahren. Doch immer noch sollte es Hoffung geben, doch von Tag zu Tag sahen alle bald ein, es gab keine Hoffnung mehr.
"Oft zitierte er Worte Friedrichs des Großen, dessen Bild über seinen Schreibtisch hing: > Wer das letzte Bataillon in die Schlacht wirft, wird Sieger sein!<"
Doch an seinem letzten Geburtstag standen die russischen Panzer längst in Berlin und auch Hitler glaubte nicht mehr an einen Sieg!
Der Führerbunker wurde fleißig, alle Unterlagen und Papiere sollten Richtung Süden geflogen werden. Hitler bot den Damen an, sie sollten auch fliegen.
"Unpersönlich und befehlend, wie ich ihn nie einer Frau gegenüber habe sprechen gehört, stößt er hervor: > Ziehen Sie sich sofort um. In einer Stunde geht ein Flugzeug, das Sie nach Süden bringt. Es ist alles verloren, hoffnungslos verloren.<
... Ich will es gar nicht sagen, aber es kommt von selbst; ich will nicht hier bleiben und ich will nicht sterben, aber ich kann nicht anders. > Ich bleibe auch < sagte ich."
Frau Junge bleibt bis zur letzten Minuten. Sie schreibt das politische und private Testament von Hitler und Goebbels.
Am 30. April erschießt Hitler sich und Eva Hitler nahm eine Giftkapsel.
Frau Junge erzählt dann über ihre Flucht und von ihrem Leben nach dem Krieg.
Wenn man das Buch liest, ist man doch erstaunt wie langweilig und einfach das Leben an der Seite von Hitler war. Man ist gefangen in dieser Blase von der heilen Welt und das grausame Geschehen rund herum bekommt man nicht mit.
Traudl Junge:
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Sie wurde als Gertraud Humps 1920 in München geboren.
Als der Krieg zu Ende war, war Traudl Jung erst 25 Jahre alt!!!
Sie verstarb im Februar 2002.
Frau Junge hat es im Buch ja selber geschrieben, Politik interessiere sie nicht. Doch habe sie sich von Hitler als Privatmensch blenden lassen.
Das Böse:
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Da hat man all die bösen und abscheulichen Taten vor Augen und erwartet auch so einen Privatmenschen. Doch im privaten Leben ist Hitler ein Langweiler.
Ein Vegetarier und Nichtraucher und ein Ehestifter. Ein Mann der es liebt in Gesellschaft von Damen zu sein. Er liebt Frauen und diese am besten auch mit Kurven!
Nach dem lesen des Buches kann ich sagen, im Privatleben war er anscheinend ein sehr höflicher und etwas langweiliger Mensch.
Was im krassen Gegensatz zu all den anderen Dingen steht....
Meine Erfahrungen:
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Nicht noch ein Buch über Erfahrungen aus einer der schlimmsten Zeit Deutschlands.
Ich gebe zu, mich hat die Perspektive gereizt, von einer Frau die nah dran war am Geschehen.
Das was passierte, war furchtbar, gruselig und abscheulich und bedarf (denke ich) keiner Diskussion!!!!
Stell Dir vor Du bist dabei wenn Dein eigenes Land im Chaos versinkt und Du merkst es nicht...
Könnte das passieren?
Heute nicht mehr, es gibt eine Unmenge an Informationsmöglichkeiten und so sollte es doch möglich sein über alles informiert zu sein.
Sicher? Ganz sicher?
Warum ich dies innerhalb eines Berichtes sage?
Ganz einfach, Wissen ist Macht. Doch wissen wir alles, ich denke nicht...
Hier mal die aktuelle Rangliste der Pressefreiheit (vom 20.10.2010) von Reporter ohne Grenzen mit den relvanten Ländern der Leser:
1) Finnland
2) Island
3) Niederlande
4) Norwegen
5) Schweden
6) Schweiz
7) Österreich
8) Neuseeland
9) Estland
10) Irland
11) Dänemark
12) Japan
13) Litauen
14) Belgien
15) Luxemburg
16) Malta
17) Deutschland
18) Australien
19) Großbritannien
20) USA
21) Kanada
22) Namibia
Wenn man die Freiheit bedenkt über das zu berichten, was in der Welt und im eigenen Land vor sich geht und das mal im Hinterkopf bei diesem Buch hat, dann sieht die Welt schon ganz anders aus.
Das Buch könnte auch gut den Titel haben "... denn sie wissen nicht was sie taten...".
Es gab kein Internet und wenig Möglichkeiten sich zu informieren.
Die Zeitungen und das Radio brachte nur die Informationen die die "Regierung" wollte. Die nannte man schlicht Propaganda. Gut, es gab schon Telefone. Nicht überall und nicht jeder hatte Zugang.
Wer also keine Bekannte oder Verwandte hatte die was zu berichten wussten, woher dann etas wissen? Einen Teil der Bevölkerung gestehe ich Unwissenheit zu.
Eins kommt auch noch verheerend hinzu, die preußische Erziehung!
Gehorsam, Disziplin, Pünktlichkeit, Korrektheit, Leistung!
Selbst mitdenken gab es dort nicht.
Unsere Kinder und auch meine Generation haben das mitdenken und hinterfragen gelernt. Doch unsere Großeltern nicht. Was in den Zeitungen steht ist wahr, was im Radio gesagt wird ist wahr! Man zweifelt nicht und man ist nicht ungläubig.
Man kann dies ganz gut im Buch bei der naiven und leicht kindlichen Schreibweise von Frau Junge feststellen. Eine Frau in ihrem Alter damals entspricht heute ja nur noch einem Teenager.
Kann man alles entschuldigen? Nein!
Doch welche Schuld trägt sie ganz persönlich? Was kann man ihr persönlich vorwerfen?
Frau Junge hat in dieser Zeit in eine Art Mikrokosmos gelebt, einer Parallelwelt. Sie hat nichts mitbekommen von der wahren Welt dort draußen. Kann man ihr das zum Vorwurf machen?
Man lebte abgeschottet unter sich und dort war es nie Thema wie dreckig es den Landsleuten ging und welch furchtbaren Verbrechen sich abspielten. Kann man ihr daraus einen Vorwurf machen? Kann man das wirklich?
Ich habe ganz lange nach dem lesen des Buches nachgedacht.
Wieso? Weshalb? Warum? Wer nicht fragt bleibt dumm...
Doch zu jener Zeit war dies nicht gewollt, nicht möglich und es bestand seitens der Erziehung nicht der Gedanke dies zu tun. Traurig, aber wahr. Ein Vorteil der Menschheit ist, das man sich weiter entwickelt. Und lernt, dazu lernt!
Ganz bewusst habe ich versucht das Buch einmal aus der Sicht der damaligen Zeit zu lesen. Ohne dieses Wissen von heute, was sie ja damals auch nicht hatte. Ich möchte nicht hinterher sagen, ich hätte es besser gewußt... Das wäre zu arrogant! Mit dem heutigen Wissen kann man sich auf ein hohes Ross setzen, man kann damit auch tief fallen.
Hat sich viel geändert? Haben sich die Deutschen verändert? Sind wir nun politisch korrekt?
Wenn ich mir heute anhören muss, das hinter Hamburg Dänemark anfängt, dann denke und befürchte ich fast, die Bildung und die Weiterentwicklung hat versagt.
Doch mal ehrlich, was wissen wir wirklich über die Politik in anderen Bundesländern. Oder gar den Nachbarstaaten? Wer kennt schon die Parteiinhalte wirklich? Und wieso erheben sich nur ganz wenige Menschen um ihr Land zu verändern?
Am Ende des Buches wird sie entnazifiziert. Auch hier stößt mir es etwas bitter auf, denn vom rechten Gedankengut wird klar und schnell umgeschwenkt auf eine Demokratie. Kann sich ein Land innerhalb einer Generation so verändern?
Auch noch heute wird es nicht gern gesehen wenn man sagt, das man stolz ist ein Deutscher zu sein.
Ist es denn so eine Schande?
Was habe ich verbrochen, das ich das nicht sagen darf?
Schaut man mal über den Tellerrand sieht man das es in anderen Ländern nicht besser war. Nehmen wir die USA. Zeitgleich zu den deutschen Internierungslagern, gab es dort welche wo Asiaten interniert wurden. Ups, sagt da einer was? Oder nehmen wir mal Hiroshima. Wo bleibt die Demut und die ewige Schuld der USA? Dort darf man sagen, das man stolz ist Amerikaner zu sein, ja - dort wird der Stolz auf sein Land zelebriert.
Ich habe mich gefragt, ob ich wenn ich die Möglichkeit hätte in einem großen Konzern einen guten und sicheren Job zu bekommen (der auch gut bezahlt wird) ob ich den ablehnen würde? Vielleicht eine Rüstungsfirma... würde ich diesen Job annehmen?
Ähnlich ging es Frau Junge. Es gab eine sehr hohe Arbeitslosigkeit früher. Jeder war froh einen Job zu haben und etwas Geld zu verdienen. Dann noch die preußische Erziehung und Kultur. Da dachte man nicht lange nach und nahm den Job an.
Ist es so schlimm, wenn man alle Juden zusammenleben lässt? So kam es doch oft aus Erzählungen rüber. Heute wissen wir, das es Konzentrationslager waren. Das Wissen von heute läßt sich nicht übertragen auf das Wissen damals.
Natürlich schüttelt man beim lesen oft den Kopf und denkt sich einfach nur: Mensch Mädel, mach doch die Augen auf!!!
Sieht sie es nicht, will sie es nicht sehen? Doch was soll sie sehen? Wenn selbst Hitler selber nie an der Front war und den Krieg gesehen hat.
Wäscht Frau Junge hier ihr Gewissen rein? Sie hätte nie etwas sagen müssen oder ihre Aufzeichnungen veröffentlichen müssen. Sie gibt Einblick auf einen mal ganz anderen Blickwinkel.
Ein Blickwinkel auf ihren direkten und nahen Arbeitgeber. Dem freundlichen Chef!
Was gibt mir das Recht über Traudl Junge zu urteilen?
Sind wir heute denn frei von Vorurteilen? Sind wir nur Gutmenschen? Ohne Lästern, Bösartigkeiten und ohne Vorverurteilung? Sind wird das?
Wer frei von Sünde ist werfe den ersten Stein heißt es schon in der Bibel und damit beende ich jetzt mal meinen Bericht!
Ich gebe dem Buch 5 Sterne!
Vielen Dank für´s lesen & bewerten!
Melanie
"Wir können unsere Biographie nicht im Nachhinein korrigieren, sondern müssen mit ihr leben. Aber uns selbst können wir korregieren."
Reiner Kunze - Tagebuch eines Jahres (steht als Widmung vorne im Buch)
67 Bewertungen, 32 Kommentare
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21.04.2011, 18:43 Uhr von topfmops
Bewertung: sehr hilfreichDas Gedächtnis ist gar gnädig mit uns und lässt nur die "netten" Erinnerungen zu. Deshalb habe ich was gegen "Zeitzeugen"!
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08.03.2011, 09:12 Uhr von Teilsmit
Bewertung: sehr hilfreichVoll auf dem Laufenden. lG Anja
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04.03.2011, 20:12 Uhr von l.x.klar@gmx.net
Bewertung: besonders wertvollgood job, well done ! greetz from wallcity beartown
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03.03.2011, 09:13 Uhr von Luna2010
Bewertung: sehr hilfreichSchöne Restwoche :) Ich freu mich auf Gegenlesungen. Lese derweil noch ein paar mehr von dir :)
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02.03.2011, 14:11 Uhr von Befamous
Bewertung: sehr hilfreichEin SH mit 5 Sternen ;) Hab leider kein BW mehr :( LG Vanessa
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28.02.2011, 12:14 Uhr von anonym
Bewertung: besonders wertvollBW...Liebe Grüße Edith und Claus
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27.02.2011, 11:35 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichwahnsinnig guter Bericht
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25.02.2011, 17:26 Uhr von Baby1
Bewertung: besonders wertvoll.•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.
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24.02.2011, 19:55 Uhr von knopfi
Bewertung: sehr hilfreichTja, was würde ich nun für ein Bw geben. Alle verbraucht. Bitte nicht böse sein, aber dieses SH kommt von Herzen! greetz@knopfi
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24.02.2011, 15:44 Uhr von cleo1
Bewertung: sehr hilfreichSuper Bericht. BW wert. Sind mir leider ausgegangen. LG cleo1
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24.02.2011, 08:32 Uhr von Powerdiddl
Bewertung: sehr hilfreichHab noch einen schönen Tag, lg
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23.02.2011, 18:54 Uhr von anonym
Bewertung: besonders wertvollkomme für eine bw wieder, lg willi
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23.02.2011, 11:05 Uhr von edelcat
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüsse von Edeltraud
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23.02.2011, 10:51 Uhr von mima007
Bewertung: sehr hilfreichViele Gruesse, mima007
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23.02.2011, 10:27 Uhr von anonym
Bewertung: besonders wertvollDazu gibt es entweder ganz viel oder kaum etwas zu sagen...was Du nicht schon angesprochen hättest. Im Nachhinein ist es immer leicht zu sagen: "Hätte mir nicht so passieren können!"...und doch denke ich oft, dass es heute - trotz Internet, Rundum-Infos, Pressefreiheit etc - auch passieren könnte. Sorry, gäbe so viel dazu zu sagen...sprengt einfach den Rahmen hier...:-/...LG
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23.02.2011, 07:05 Uhr von catmum68
Bewertung: besonders wertvollbesonders wertvoller Bericht, LG
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22.02.2011, 23:33 Uhr von Miraculix1967
Bewertung: besonders wertvollKlasse Buchrezension - BW von mir! Schönen Abend und LG aus dem gallischen Dorf Miraculix1967
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22.02.2011, 20:58 Uhr von Lale
Bewertung: sehr hilfreichAllerbesten Gruß *~*
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22.02.2011, 20:53 Uhr von morla
Bewertung: sehr hilfreichlg. ^^^^^^^^^^^^^petra
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22.02.2011, 20:03 Uhr von Mondlicht1957
Bewertung: sehr hilfreichSehr hilfreich und liebe Grüsse
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22.02.2011, 19:10 Uhr von hexi5
Bewertung: sehr hilfreichwünsch dir noch einen schönen Abend, glg Lisa
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22.02.2011, 19:09 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichSchöne Grüsse, Talulah
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22.02.2011, 18:27 Uhr von sigrid9979
Bewertung: sehr hilfreichPrima Beschrieben ..Lg Sigi
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22.02.2011, 18:09 Uhr von Clarinetta2
Bewertung: besonders wertvolldas ist auf jeden fall ein buch für mich-bw
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22.02.2011, 17:56 Uhr von Tweety30
Bewertung: besonders wertvollBW und liebe Grüße!
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22.02.2011, 17:34 Uhr von anonym
Bewertung: besonders wertvollBW und LG!
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22.02.2011, 15:44 Uhr von katjafranke
Bewertung: sehr hilfreichGrüße.... von der KATJA
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22.02.2011, 15:27 Uhr von atrachte
Bewertung: sehr hilfreichsh. lg
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22.02.2011, 15:01 Uhr von manyatta
Bewertung: sehr hilfreichAuch ich komme wieder mit einem bw
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22.02.2011, 14:50 Uhr von XXLALF
Bewertung: besonders wertvollund ganz liebe grüße
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22.02.2011, 14:44 Uhr von michelle975
Bewertung: besonders wertvoll.... und viele Grüße
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22.02.2011, 14:41 Uhr von uhlig_simone@t-online.de
Bewertung: besonders wertvollliebe grüße v. simone
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