KTM LC4 620 Supercompetition Testbericht

Ktm-lc4-620-supercompetition
Abbildung beispielhaft
ab 38,36
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Summe aller Bewertungen
  • Fahreigenschaften:  sehr gut
  • Gewicht:  leicht

Erfahrungsbericht von gleitschirm

Eine klassische Hard Enduro oder mehr???

Pro:

s.b.

Kontra:

s.b.

Empfehlung:

Ja

Ein kurzer Abriss zu KTM´s LC4 SuperCompetiton ...

Na, wer ab und zu bei mir rum´stöbert weiss es schon – ich fahr leidenschaftlich gern Motorrad und hab zur Zeit „nur“ drei Bikes bei mir in der Garage stehen: eine BMW R1100S, eine Honda VTR 250 und die KTM LC4 SC. Den geneigten Leser lässt das vermuten, dass mich überwiegend Strassenmotorräder interessieren – ätsch, falsch gedacht!

Kurze Autobiografie oder wie alles begann:
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Eigentlich komme ich nämlich aus der Crosser-ecke – früher hiess das mal Gelände-ecke. Zwischen 14 und 20 bin ich legal und illegal eigentlich nur mit diesen Geländehopsern rumgefahren, angefangen mit einer Suzuki ER 50 TS und einer umgebauten YR 125 und zuletzt zweier Yamahas, eine UrXT 500 und einer DT 250, bin ich inzwischen ein großer Hard-Enduro und auch Trail-Fan geworden.
Nach einigen Jahren Geländeabstinenz, hab ich erst mal zwei Lehrgänge bei meinem KTM Händler im Nachbardorf mitgemacht, der ganz selbstlos und markenunabhängig und relativ billig (180 DM für zwei Tage) diese Kurse angeboten hat.
Da wurde unter anderem angeboten, unter Anleitung verschiedene Maschinen auf allen losen Untergründen wie Schotter, Grass, Kies und auch auf der Cross-Piste zu bewegen.

Die KTM und die Entscheidungsfindung:
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Es kam wie es kommen musst – ich mit meiner Uralt DT 250 (Einzylinder-Zweitakter BJ 81, 23 PS und einem Verbrauch und Fahrwerk, wie ein Supertanker) und dann als Testgeräte zwei Modelle von KTM neben der Piste, Baureihe LC4, erstens die „normale“ Enduro und zweitens die „wettbewerbsmässige“ Supercompetition, beide Bj. 1997 (also damals niegel-nagel-neu) und beide mit ihren bärenstarken 609ccm Motoren und beide nur mit Kickstarter: Da trennt sich dann sofort die Streu vom Weizen. Der KTM Motor fordert schon beim Start einen Könner. Sein Startverhalten ist nicht nur Temperaturabhängig (kalt und heiss eher gut, warm eher bescheiden), sondern auch vom Kolbenstand, nach einer angemessenen „Einarbeitungszeit“ lässt er sich dann auch vom Untrainierten sehr gut zu starten.
Na egal das war 1997 und seit Frühjahr 1998 fahr ich nun die KTM LC4 620 SC.

Warum die SC?
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Ich hab damals nicht die Enduro gewählt, weil Enduro Motorräder ist damals ja „jeder“ gefahren und weil die SC die höchere Sitzbankhöhe hatte (ich bin selbst knapp 190cm) und weil sie subjektiv für mich am besten fürs Gelände geeignet war, was sich im Nachhinein als durchaus richtig herausgestellt hat.
Dass die KTM keinen Anlasser und keine Batterie hatte, fand ich damals ziemlich abgefahren, einfach cool!
In den nächsten Jahren bis 2000 hatte ich dann nur die KTM als einziges Motorrad und habe Sie sowohl für den gelegentlichen Strassenbetrieb, aber hauptsächlich fürs Gelände genutzt!

Der Strassenbetrieb:
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Mit „richtigen“ Enduros (also keine 1150 GSen oder Veraderos, Stromwinds ect. pp, also den ganzen sogenannten Reiseenduros) ist es sowieso schon eher langweilig auf befestigten Strassen zu fahren.
Aber mit der KTM ist es wirklich nichts, was Spass macht, sie hat keine besonders hohe Endgeschwindigkeit, überhaupt keinen Windschutz, der Motor vibriert bei höheren Drehzahlen, dass einem die Finger taub werden, Sie hat eine ultraharte Sitzbank, die Crossergabel wirkt auf der Strasse teigig und verwindet sich beim Bremsen und die extremen Federwege vorn und hinten, lassen das ganze wie eine Wüstenschiff schauckeln - nichtsdestotrotz habe ich auch in dieser Zeit doch einige Touren unternommen: hauptsächlich in den Alpen und mehrfach an die oberitalienischen Seen, einmal sogar Frankreich.
Es gab da auch Gerüchte, die kleine Ölmenge der KTM würde bei Langstreckenfahrten den Motor ruinieren, stimmt aber nicht, wer nicht permanent am Drehzahllimit fährt hat auch mit dem sensiblen Pleul-Hauptlager keine Probleme.
Wahr ist aber, dass die schmale und harte Sitzbank den Hintern ruiniert.

Strassenfazit:
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Mein Strassenfazit ist, dass die LC4 SC durchaus auf der Straße bewegt werden kann, mit ihren typischen bauartbedingten Einschränkungen macht das aber wenig Spass. Die fallen aber z. B. in den italienischen Alpenstrassen schlagartig weg, in den engen Serpentinen und Kehren ist man auf der leichten KTM definitiv der Kurvenkönig – Supermoto lässt grüssen! Dergleichen gilt im Besonderen auch für alle mir unter die Räder gekommenen Schotterpisten ob daheim oder in Italien oder in der Schweiz.

Der Geländeeinsatz:
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Ab Februar 2000 hab ich mir dann die BMW R1100S als Straßenmotorrad gekauft und die LC4 SC zum reinen Spassgerät im Gelände umgebaut.
So ohne Blinker, Spiegel und mit neuem leichterem Aluheck, ohne den schweren Serienauspuff, und als schliesslich die Serienbedüsung und Bereifung auf Gelände umgestellt wurde, war die SC noch eine Spur kompromissloser als zuvor.

Die Umbauer- und Aufrüsterei ist bei KTM nicht schwer, der geschäftstüchtige KTM Händler hat immer einen Katalog mit fein abgestimmtem Equipment in der Auslage, wie meist ist das dann nur noch eine Frage des Geldes oder es Einfallsreichtums.
In der jetzt nicht mehr Strassen zugelassenen Version fährt die Maschine dann meiner Meinung nach noch bissiger, hängt aber vielleicht auch mit der neuen geänderten Getriebeübersetzung zusammen ...

Geländefazit:
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Das Fahrwerk und die Federung der LC4 sind von vorn herein sehr robust, eine Up-side-down Gabel wäre aber sinnvoll, der Dreck kann sich da nämlich nicht so leicht in den Simmerringen absetzen. Bei der SC hab ich fast immer ein Problem mit einer undichten und verdreckten Gabel. Federweg und Ansprechverhalten sind dagegen hervorragend.
Die Hinterhand ist ebenfalls über alle Zweifel erhaben, auch die deftigsten Sprünge verkraftet das Federbein mit 32cm Federweg von White Power ohne mit der Wimper zu zucken.
Mit der umgebauten SC werde ich nun wirklich keine Touren mehr auf der Straße fahren, ihre Ölmenge ist mit dem neuen kleine Ölfilter wirklich winzig und die Gefahr eines kapitalen Motorschadens aufgrund von Dauerlasten zu hoch!
Ansonsten ist der Motor thermisch hochbelastbar, wir sind in den italienischen Alpen in Hängen rumgefahren, in denen ich an meine persönliche Grenze kam und dazu den Motor und die Kupplung zum Glühen gebracht habe.
Hat ihnen (Motor und Kupplung zumindest ;-) ) aber toitoitoi bisher nichts ausgemacht, der Motor dreht munter weiter. Die Kupplung werde ich jetzt im Frühling mal prophylaktisch tauschen, was nicht schwer ist, dauert alles in allem nicht mal zwei Stunden inclusive Ölwechsel. Ansonsten gilt im Grunde für das Geländeverhalten der KTM, dass zumindest ich die Maschine nicht ausreizen kann.
Obwohl mit steigender Fahrer Erfahrung dann auch die Belastungen für das Material steigt, kann ich nur sagen, diese „Enduro“ KTM LC4 SC kann mit ihrem Potential nicht von vielen Fahrern zur Neige genutzt werden. Hier lautet mein endgültiges Geländefazit: Die SC kann mehr als ich!!! Sie ist sehr robust und leicht zu warten, was nach einigen Stürzen dann auch das ein oder andere Mal nötig war.

Gesamtfazit:
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Klar kann jetzt einer kommen und sagen, was willst du den mit dieser alten auf Crosser gemachten Enduro???
Und es ist sicherlich auch keine Frage, dass die neue EXC 520 der LC4 SC im Gelände deutlich überlegen ist, dazu ist die SC viel zu schwer mit viel zu weniger Leistung.
Heutzutage ist die SC daher nicht mehr das Maß aller Dinge im Gelände, aber ich glaube, dass sie andererseits unempfindlicher auf mangelnde Pflege und Motorquälerei reagiert als die neuen Renner.
Für den Geländeeinsatz macht sich zwar jedes eingesparte Kilo bemerkbar, dennoch würde ich wenn ich heute noch mal entscheiden könnte, die nächste Maschine mit Anlasser kaufen (wer einmal am Ende seiner Kondition versucht hat, eine am Hang abgewürgte KTM anzutreten, weiss was ich meine ...).
Insgesamt würde ich sagen, die KTM LC4 SC ist eines der geilsten Motorräder, die ich bisher gefahren bin, das liegt zum grossen Teil an meiner Vorliebe fürs Unbefestigte.
Die Maschine ist kompromisslos und du musst wissen, was du tust, wenn du nicht willst das die LC4 Sachen macht die du nicht willst!
Meine LC4 SC hat eigentlich bisher keine grossen Probleme gemacht. Startverhalten war kalt und heiss gut, warm eher schlecht. Die Enduro lässt sich für eine solches Raubein ganz manierlich auf der Straße fahren, der Fahrstil geht dann aber so in Richtung Super-Moto. Sie ist aber in erster Linie eine Serpentinenmaschine. Auf der Autobahn fühlt Sie sich einfach überhaupt nicht wohl, fängt schon ab 120km/h an zu pendeln.

Disclaimer:
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Technik- und Fahrwerksdaten spar ich mir. Wer´s wissen will kann unter http://www.ktm.co.at nachlesen ...


Cu
Qmac © Sept 2003

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