Kampfhundeverordnung Testbericht

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Erfahrungsbericht von chaosleo

Noch immer nicht ausgereift..

Pro:

Halbseidige Gestalten haben jetzt ein anderes \

Kontra:

unglaubwürdig weil undurchdacht, Massnahmen immer noch schleppend, Angebot zu gering (Hundeführerschein, freie Plätze)

Empfehlung:

Nein

Die Kampfhundeverordnung (in NRW), ein Thema, das vor nicht allzu langer Zeit Hundebesitzer und Nichthundebesitzer, Tierschützer und Eltern, Tierärzte und Politiker in eine wilde Diskussion stürzte.

Da ich damals selber \"betroffen\" war, und dementsprechend eine sehr einseitige Meinung zu dem Thema hatte (ein klares NEIN), möchte ich heute mal, nachdem sich die Wogen einwenig geglättet haben, darlegen, was passiert ist und was geplant war (und noch ist).

Die Vorgeschichte dieser Verordnung dürfte jedem bekannt sein, der endgültige Auslöser für das Inkrafttreten einer solchen Verordnung war die Attacke eines \"Kampfhundes\" in Hamburg auf einen kleinen Jungen, welche ein dramatisches Ende nahm. Endlich einmal nahmen sich Politiker (und natürlich auch die Presse) ernsthaft des Themas an.

Was dann allerdings folgte, war keine wirkliche Lösung, sondern eine gnadenlose Hetze, und zwar auf alle Hundebesitzer. So erging es mir wenigstens, ich wurde wenige Tage nach dem Unglück mit meinem Jagdterrier auf offener Straße angepöbelt und beschimpft, vielen Bekannten ging es mit ihren Dackeln, Pudeln und Boxern ähnlich. Die Leute waren in Panik und in rasender Wut.
Die Hysterie war ausgebrochen. Und unsere Politiker standen extrem unter Druck, schufen eine Verordnung, auf der wahllos auch Rassen als gefährlich eingestuft wurden, die seit Jahren gar nicht mehr existieren, allgemeine Leinenpflicht für größere Hunde, erhöhte Steuern, Hundehalterprüfungen und Wesenstests für die bekannten Rassen wie Staffordshire und co. Und die Durchsetzung dieser Verordnung ist bis heute nicht ganz einfach.

Zugegeben, einige dieser Massnahmen sind für mich selbstverständlich. Leinenzwang sollte in der Stadt für jeden Hund gelten (ob Dackel oder Rottweiler) und Hundehalter (und zwar alle) sollten auch generell auf Eignung überprüft werden. Aber leider, leider, ist diese Verordnung bis heute noch nicht richtig in Kraft getreten...

Was ist bis heute passiert?
Es sind extrem viele \"Kampfhunde\" in den Tierheimen einfach abgegeben worden, weil manchen Haltern die Anfeindungen zu groß wurden, viele waren überfordert. Allerdings auch die Halter, die ihren Hund als Waffe missbrauchten, haben ihre Hunde abgegeben. Diese Hunde werden einen Wesentests überstehen müssen, in dem die allgemeine Verträglichkeit und Reaktion des Hundes auf alltägliche Stressituationen getestet wird. Schafft er es, bleibt er am Leben (wird aber wohl nie mehr vermittelt werden), wenn nicht....
Züchter werden mittlerweile überprüft, die Züchtung einiger Rassen ist in Deutschland ganz verboten worden und der Import so gut wie unmöglich. Tatsächlich sehe ich auch nur noch ganz selten freilaufende Pitbullterrier & Co. auf offener Strasse, das scheint also schon zu wirken.
Auf der anderen Seiten häufen sich jetzt wieder die Unfälle mit den Nicht-Kampfhunden, vom Dackel bis zum Schäferhund, weil die ja nicht überprüft werden müssen. Und ein Widerspruch der Verordnung wurde direkt aufgedeckt: Jeder \"Kampfhund\" muss haftpflichtversichert sein, klar logisch, aber fast alle Versicherung haben diese Rassen gemäß der Verordnung ausgeschlossen.
Momentan macht sich sowieso Verwirrung breit, noch immer weiss keiner genau, wie er mit der Verordnung umgehen soll, da sie einfach zu ungenau ist.

In NRW ist jeder Hund der Liste 1 (Staffordshire, Pitbull, usw.) sehr gefährlich und darf nur mit Leine und Maulkorb geführt werden, für diese Rassen gelten weitere Beschränkungen, wie Versicherungspflicht, Zuchtverbot, \"Hundeführerschein\", etc.. Die Liste 2 beinhaltet einige nicht mehr existente Rassen, alle größeren Hunde (ab 40cm Widerrist) und stuft sie als vermeintlich gefährlich ein, für sie gilt unabdingbarer Leinenzwang.

Die Durchsetzung der Massnahmen scheint bis heute ein Teilerfolg zu sein, die Unfälle mit den gefährlichen Hunderassen werden weniger und die berühmten halbseidigen Gestalten, die statt einer Pistole ihren Hund neben sich als Waffe geführt haben, sind auch weniger geworden. Die Mühe hat sich wohl nicht gelohnt, der Hund wurde gegen ein Auto getauscht, welches man ja auch als Waffe nutzen kann (naja, nicht immer). Es gibt sogar schon einige Besitzer eines Hundeführerscheins, ich wollte auch einen machen, aber der wird kaum angeboten...Und die Menschen sind auch nicht mehr hysterisch und panisch. Soweit schon positiv.

Andererseits sind sehr viele Hunde getötet worden oder müssen jetzt ihr Dasein im Tierheim fristen, obwohl die Tiere nichts für ihre Rasse oder Halter konnten... Versteht mich nicht falsch, ich bin gegen dieses Dasein von Hunden (jeglicher Art), auf der anderen Seite frag ich mich aber auch, ob wir manche Rassen (die absichtlich gefährlich gezüchtet wurden - für Hundekämpfe, etc) wirklich brauchen. Man soll sie nicht ausrotten (gott bewahre), aber die Vorsicht sollte hier wirklich erhöht werden.

Ich habe immer noch sehr gemischte Gefühle bezüglich der Verordnung, vielleicht ist das auch einwenig zu umfangreich für einen Erfahrungsbericht, aber ich bin mittlerweile soweit, mal beide Seiten zu sehen und hoffe auf Euer Verständnis für die Länge dieses Erfahrungsberichtes....

Und ich hoffe, dass die Verordnung (die übrigens so ähnlich in Frankreich schon lange besteht, auch in Bayern gibt es schon lange eine Regelung) nochmal überarbeitet wird und sinnvolle Massnahmen auch durchgeführt werden. Nicht mehr existente Rassen gehören nicht darauf, das macht das ganze etwas unglaubwürdig, auch sollten andere Rassen überprüft werden (ob sie wirklich gefährlich sind). Des weiteren sollte es mehr Plätze geben, wo Hunde frei laufen und tollen können (und zwar alle), finanziert werden über die Hundesteuer und somit eine akzeptable Alternative für alle schaffen.
Denn, ob Rottweiler oder Pitbull oder Dackel, nur mit Maulkorb und Leine, das ist auch kein Hundeleben !!!!

Es grüßen Euch die chaos und der Flip (mein Kampfdackel, äh, Jagdterrier)

15 Bewertungen, 4 Kommentare

  • diewicca

    05.09.2002, 00:29 Uhr von diewicca
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich bin oft in Tierheimen unterwegs. Es ist unglaublich, wieviele dieser "Kampfhunde" da leben müssen, die gar nicht so sind. Die ich bisher kennen gelernt habe, sind lieb. Es gibt aber Menschen, die würde ich beissen! Muss ich jetzt au

  • tobi.birkner

    16.06.2002, 16:30 Uhr von tobi.birkner
    Bewertung: sehr hilfreich

    Also ich lasse meinen Hund, einen bayrischen Schweisshund immernoch frei laufen aber ich glaube bei uns in BW gibt es sowieso nicht so scharfe Verordungen. Ich denke der Hund ist immer so gefährlich wie ihn sein Herrchen haben will, unser ist auf jed

  • Indigo

    14.06.2002, 21:26 Uhr von Indigo
    Bewertung: sehr hilfreich

    In Brandenburg heißt die Regelung wenigstens "Hundehalterverordnung" und impliziert, worum es eigentlich gehen müsste. Ansonsten haben wir die gleichen Probleme, insbesondere durch die unmittelbare Nähe zu Berlin. Da gelten dann z

  • schnuppi

    07.06.2002, 11:47 Uhr von schnuppi
    Bewertung: sehr hilfreich

    ein sehr guter beitrag