Kanada Testbericht

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Erfahrungsbericht von LoMei

Seefahrt 9: Mit dem Schiff nach New Brunswick

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Vor der Küste von New Brunswick lag der Nebel ganz dick. Das Schiff fuhr langsam, und das Typhon heulte seine Warnung in die Umgebung. So sah es auf der ersten von drei Reisen aus, die wir in den Monaten Juli bis September 1955 nach New Brunswick gemacht haben.

INHALT

1. Saint John
2. Auf dem Miramichi River
3. Landgang in Chatham
4. Zum Tanzen
5. Waldwanderungen
6. Fazit


1. SAINT JOHN

Unser erster Anlaufhafen war Saint John an der Bay of Fundy. Das ist der größte Hafen und die Hauptstadt der Kanadischen Provinz Neu Braunschweig. Am 5. Juli 1955 machten wir im an der Pier fest.
Am Abend nach Dienstschluss haben wir uns landfein gemacht und sind in die Stadt gefahren. Dazu benötigte man etwa 40 Minuten mit dem Bus. Saint John ist eine für amerikanische Verhältnisse ziemlich alte Stadt. Die Straßen sind eng. Schwarze klobige Telegrafenmasten mit einem Gewirr von Drähten stehen am Rande der Bürgersteige. Es sieht halbwegs aus wie in manchen Wildwestfilmen. Die meisten Häuser sind aus Holz.
Auf einer großen Grünanlage im Zentrum der Stadt hatte sich eine Blaskapelle auf einem eigens dafür errichteten Podest niedergelassen und spielte einen auf. Zweimal kam dabei eine deutsche Marschmelodie vor. Die wurde aber so langsam geblasen, dass wir sie nicht sofort erkannten. Uns schien, ganz Saint John säße auf den Parkbänken am Wege oder stände an der Rasenkante und hörte begeistert zu. Wir stellten Vergleiche mit der Blasmusik daheim an. In einem Restaurant naschten wir dann etwas Eis und tranken eine Tasse Kakao. Alkohol gab es in keiner öffentlichen Gasstätte. Coca Cola war Trumpf.
Am Tage darauf lernten wir einen Deutschen kennen, der mit seinem Volkswagen zu uns an das Schiff gefahren kam. Er stammte aus dem Odenwald und war drei Jahren zuvor nach Kanada ausgewandert. An einem der nächsten Abende fuhr er uns durch einen Wildpark. Dort sahen wir Waschbären, Stachelschweine und andere Tiere des Landes. Bei untergehender Sonne fuhren wir durch Wälder, an kleinen und großen Seen vorbei immer bergauf und bergab in die Stadt zurück. Es gibt in New Brunswick Wälder von ungeheuren Ausmaßen. Das Innere der Provinz ist ein riesiges Waldgebiet, in dem es viele Seen gibt. Es leben dort Bären, Elche, Biber und allerlei Tiere, die es bei uns nicht (oder nicht mehr) gibt.
In den Fischläden der Stadt sah man den fetten Lachs mit seinem roten Fleisch, der hier an der Küste und sogar im Hafen gefangen wird.
An einem anderen Abend wanderten wir per VW wieder hinaus ins Grüne. Unser deutscher Freund zeigte uns ein Autokino. Das war etwas absolut neues für uns. Abseits der Straße war ein großer ebener Platz, an dessen einem Ende eine riesige Tafel angeordnet war, die als Leinwand diente. Sie wurde von einem Gerüst getragen. Auf dem Platz waren reihenweise Pfosten in die Erde getrieben, an denen mittels einer Schnur kleine Lautsprecher befestigt waren. Der Kinobesucher fuhr an den ihm zugewiesenen Pfosten heran und langte sich den Lautsprecher ins Auto herein. Vor sich im Freien an der großen Tafel sah er das Bild und bei sich im Auto hatte er den Ton.
In Saint John fließt der Saint John River über Stromschnellen in die Bay of Fundy. Das sind keine gewöhnlichen Stromschnellen. Bei Ebbe fließt das Wasser mit Getöse ins Meer und bei Hochwasser wieder zurück. Ein Naturschauspiel besonderer Art.


2. AUF DEM MIRAMICHI RIVER

Die beiden nächsten Reisen brachten uns in die nördlich von Prince Edwards Island gelegene Miramichi Bay und auf den Fluss gleichen Namens. Am 6. August 1955 fuhren wir den Fluss erstmals aufwärts. Das Südufer ist leicht felsig und das Nordufer flach und grün. In der Ferne sieht man Wald, Wald und nochmals Wald.
Abends gegen 22:00 Uhr waren wir in Newcastle an einer sehr einfachen Holzpier fest. Weitere Häfen waren Chatham, Millbank, und Nelson.


3. LANDGANG IN CHATHAM.

Nach dem Abendbrot gingen wir zu dritt in die City und machten einen kleinen Spaziergang. Zum Schluss setzten wir uns in ein Restaurant und tranken ein Glas Limonade. In Digby und auch in Saint John war uns aufgefallen, dass die Mädchen hier alle wie ein Strich aussehen und in Bezug auf Schönheit durchaus nicht mit den deutschen Mädchen konkurrieren können. Das ist hier aber anders. Das Mädchen, das uns bediente, war nicht angemalt und nicht aufgetakelt und machte einen richtig süßen Eindruck


4. ZUM TANZEN.

Am nächsten Abend war Tanz. Zu mehreren gingen wir dorthin. Der Saal hatte riesige Ausmaße. Um 22:00 Uhr fing das Fest an. Es fand an jedem Dienstag, Freitag und Sonntag statt. In dem Saal stand kein Tisch und kein Stuhl. Lediglich eine schmale Bank führte an den Wänden entlang. Dort saßen die Schönen und warteten darauf, von den Herren geholt zu werden. In der hintersten Ecke des Saales konnte man Coca Cola und andere alkoholfreie Getränke erstehen. Die Kapelle war aus Klavier, Trompete, Saxophon und Schlagzeug zusammengesetzt. Es wurden immer nur ganz langsame oder ganz schnelle Sachen gespielt. Walzer, Tango, Marschfox und andre bei uns übliche Tänze waren scheinbar nicht bekannt. Außerdem herrschte die sehr üble Sitte, dass die Damen nach Belieben Körbe verteilen dürfen. Davon weiß ich ein Lied zu singen. Weil das hier aber an der Tagesordnung war, dachte ich mir dabei auch nichts. Der Zimmermann hatte im Schleppen von Körben in kürzester Zeit einen unheimlichen Rekord aufgestellt. Bei mir waren 4/5 aller Versuche mit einem Korb gekrönt. Die Kanadier fingen das Auffordern auch ganz anders an als wir. Sie packten die Auserwählte gleich am Arm und zogen sie mit. Wir dagegen machten unsere Tanzstunden-Verbeugung. Das Verbeugen vor und nach dem Tanz fiel auch flach. Die Herren kamen auch nicht wie wir im frischgebügelten Anzug, sondern erschienen in Nietenhosen und Buschhemd. Die Damen dagegen waren gut angezogen. Eine Zeitlang unterhielt ich mich mit einem jungen Mann, der mit der Luftwaffe in Westdeutschland in Zweibrücken stationiert gewesen war. Er sprach etwas deutsch.


5. WALDWANDERUNGEN.

Von Millbank (das sind nur einige Häuser und viele Bäume) machten wir an einem Abend zu viert eine Wanderung. Zuerst zogen wir zum felsigen Steilufer des Flusses. Es war etwa 15 m hoch und wild zerklüftet. Dort zogen wir uns schnell aus, und dann ging es hinein in die kühle Flut. Es war ein herrliches Bad. Die Uferzone war sehr steinig, und das Ufer fiel sehr steil ab. Nach dem Baden machten wir uns durch Gymnastikübungen trocken.
Als die steile Küste wieder erklommen war, wanderten wir waldwärts. Nach einer Weile saß vor uns auf dem Wege ein kleiner Fuchs. Er wartete, bis wir auf einige Meter herangekommen waren, ehe er sich davonmachte. Über den Wipfeln ging im Westen die Sonne unter. Wir gingen auf einem Holzabfuhrweg eine Höhe hinauf und sangen dabei alle Wald- und Wanderlieder, die uns gerade einfielen.
An einem anderen Abend wanderten wir zu zweit ein bei der ersten Wanderung entdecktes Tal aufwärts. Ein Bach schlängelte sich durch einen Wiesengrund, der mit gelben duftenden Blumen bedeckt war. Wiese und Blumen hörten aber bald auf, und dichtes Gebüsch trat nahe an die Bachufer heran. Der Boden wurde sumpfig. Vor uns tauchten einige Kühe auf. Wir drangen immer weiter vor. Bald befanden wir uns im „Indianer-Urwald“. Birkenstämme und entwurzelte Stämme lagen kreuz und quer. Überall wucherte neues Grün über den gefallenen Bäumen. Das Rauschen des Baches und das sanfte Rascheln von Blättern in den Baumwipfeln waren die einzigen Geräusche. Ab und zu sang ein Vogel sein Lied. Wir setzten uns auf einen dicken Birkenstamm und genossen für geraume Zeit diese Ruhe. Das Wasser des Baches schmeckte herrlich. Immer wieder tranken wir davon.
Während beider Reisen betrug die Liegezeit jeweils etwa 10 Tage. Wir waren von dem Fluss, den herrlichen Wäldern und den Menschen sehr begeistert und wünschten, wir hätten neben unserem Borddienst viel mehr Zeit für das Erkunden der Umgebung gehabt


6. FAZIT

So habe ich diese Dinge damals in meinem Tagebuch festgehalten.
Auch New Brunswick wir sich inzwischen verändert haben. Aber soviel steht fest: Für Natur-Liebhaber ist New Brunswick ein echter Geheimtipp.


----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-03-30 23:00:31 mit dem Titel Seefahrt 10: Reise nach Kanada in die Bay of Fundy

Die Beschreibung dieser Reise bezieht sich auf fast 50 Jahre alte Tagebuchnotizen. Deshalb wird derjenige, der aktuelle Reisetips sucht, wohl nicht fündig werden. Ich war damals 19 Jahre alt. Wer Interesse an echten Reiseerlebnissen hat, kann weiterlesen.
Am 8. Mai 1955 verließen wir Hamburg in Richtung Kanada. Gegen Mittag passierten wir Elbe I, am 9. Mai Dover, und am 10. Mai morgens um 06:00 Uhr hatten wir den Englischen Kanal hinter uns.


INHALT

1. Auf dem Atlantik
2. Digby in der Bay of Fundy
3. Gewaltiger Tidenhub
4. Landgang
5. Heimreise
6. Fazit


1. AUF DEM ATLANTIK

Als ich an diesem Tag um Mitternacht von Wache kam, schrieb ich in mein Kalenderbuch: Es ist herrlich an Deck. Der Mond steht hinter einigen dunklen Wolken, durch die auch ab und an vorsichtig ein Stern hindurchblinzelt. Die Lichter einiger Fischerboote tanzen am Horizont immer rauf und runter. Es sind die letzten Grüße von Europa.
An den folgenden Tage war die See recht bewegt. Wir machten einen Umweg von einigen zig Seemeilen nach Süden, um einem Tief aus dem Wege zu gehen. Dadurch kamen wir so weit nach Süden, dass wir eine Seewassertemperatur von 22°C hatten. Alle paar Tage war Nebel. Manchmal begegnete uns ein Tanker, der einsam seine Bahn zog. Sonst sah man nur Himmel und relativ ruhiges Wasser.
Vom 23. Mai (03:00 Uhr) bis 26. Mai morgens (02:00 Uhr) hatten wir so dicken Nebel, dass man nicht einmal das Vorschiff deutlich sehen konnte. Unsere Fahrgeschwindigkeit kam aus diesem Grunde dem einer Schnecke gleich. Der Alte hat während dieser Zeit kein Auge zugemacht. Da wir uns außerdem in einer Zone befanden, in der mit Eisbergen zu rechnen ist, war doppelte Vorsicht geboten. Alle Augenblicke heulte das Typhon. So eine Nebelfahrt ist eine aufregende Sache. Man kommt sich vor wie ein Radfahrer ohne Licht in stockfinsterer Nacht. Als wir in den Bereich des Labradorstromes kamen, ging die Seewassertemperatur auf 7°C herunter. Wir waren gehalten, einen weiteren plötzlichen Temperaturabfall sofort an die Brücke zu melden, weil daraus die Nähe eines Eisberges abgeleitet werden kann.
Einmal war ich gerade allein am Maschinenfahrstand, als plötzlich das Manöver „Stopp“ kam. Es war kein Ing. in der Nähe. Ich habe also die Maschine gestoppt und auf die Schnelle einen Hilfsdiesel zum Luftpumpen gestartet. Dann kam auch schon „Ganz langsam voraus“. Es war das erste Mal, dass ich die Karre allein angefahren hab. Als sie lief, und alles wieder klar war, kam der Chief dann herunter.
Am 26. Mai erreichten wir endlich morgens um 09:00 Uhr das Ziel der Reise. Am 25. mussten wir etwa 20 Seemeilen von Digby entfernt und 5 Seemeilen vor Saint John ankern, weil dem Alten des dicken Nebels wegen eine Weiterfahrt zu riskant war.


2. DIGBY IN DER BAY OF FUNDY

Als wir am Abend des 27.5. nach dem Abendbrot von Bord gingen, stand vor dem Schiff an der kleinen Holzpier ein großer amerikanischer Wagen, der wie ein riesiger Schwimmer aussah. Arno, der andere neue Assi und ich wollten zum Krankenhaus und unseren Freund Günter besuchen. Der Lenker des Wagens fragte uns ein bisschen aus und wollte wissen, was die Buchstaben E und R mit dem Stern (ER*) am Schornstein zu bedeuten hätten. Er hatte vermutet, dass es von „Elizabeth Regina“ abgeleitet sei und mit der englischen Königin zusammen hinge. Wir erklärten, das stände für unsere Reederei „Ernst Russ“. Wir kamen näher mit ihm ins Gespräch und schließlich fragte er, ob wir nicht Lust hätten, ein wenig mit ihm durch die Gegend zu fahren. Er würde uns gerne das Land zeigen. Wir nix wie rein in die Kiste und los ging es.
Er fuhr uns durch eine wunderschöne Gegend. Auf sehr guten geschwungenen Asphaltstraßen ging es an der Bucht entlang durch hügeliges Gelände. Immer wieder hatten wir einen Blick auf das Wasser. Die Sonne schien. Der Motor summte leise, und wir fuhren durch das „Switzerland of Nova Scotia“. Frau und Kinder, es waren drei im Alter von ½ - 4 Jahren, waren auch mit dabei. Da die Lütten zu Bett mussten, kehrte er bald wieder um. Es waren äußerst freundliche Menschen. Die Kanadier sind überhaupt freundliche Leute. Wer gut englisch spricht, hat Chancen, gute Freundschaften zu schließen. Ich bin jedenfalls begeistert. Vor einem nicht sehr großen Gebäude, dem Hospital, setzte er uns ab. Wir verabschiedeten uns und sagten: „Thank you very much!“
Der Günter hat drei Tage vor Digby auf See mit dem neuen Messesteward nach einer kleinen Zecherei eine Keilerei gehabt. Dabei ist ihm die Nase demoliert worden. Das Nasenbein ist gebrochen und gesplittert und hat sich anschließend gefährlich entzündet. Deshalb wurde eine Operation erforderlich. Er war gerade wieder zu sich gekommen, als wir eintraten. Es ging ihm momentan nicht gut. Wir gingen aber davon aus, dass es sich bis zum Auslaufen verbessert haben würde.


3. GEWALTIGER TIDENHUB

In Digby wurde das Schiff mit Holstämmen (logs) beladen, die im Ruhrgebiet als Grubenholz verwendet werden sollten. Das Laden war nicht einfach, weil das Schiff wegen des großen Tidenhubes nicht lange ruhig lag. Es war mit normalen Trossen festgemacht. Die Wache an Deck musste ständig Sorge tragen, dass die Leinen immer richtig gespannt sind. Bei auflaufendem Wasser hob sich das Schiff und die Leinen wurden lose. Also mussten sie auf leichte Spannung fest gezurrt werden. Bei ablaufendem Wasser war es umgekehrt, das Schiff schwamm langsam tiefer und drohte sich an den Leinen aufzuhängen deshalb mussten sie wieder gelöst werden. Die Kontrolle und ständige Korrektur der Leinenspannung hielt die Janmaaten in der Deckswache in Trab. Sie hatten in Digby keinen ruhigen Job.
Der große Tidenhub also der enorme Unterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser in der Bay of Fundy ist beeindruckend. Er beträgt ungefähr 12 – 14 m. Neu-Schottland liegt mit etwa 20 m Tidenhub an der Spitze aller Länder der Erde.


4. LANDGANG

Am 28. Mai waren wir abends im Kino. Es wurde ein Wildwestfilm gespielt. Ich habe fast nichts verstanden. Nach dem Film erschien auf der Leinwand Queen Elizabeth II, und es ertönte die Nationalhymne „God save the Queen...“ Alle erhoben sich dabei. Das hat mich beeindruckt.
Über Pfingsten war unser Schiff überall mit Birkengrün geschmückt. An den Mastspitzen, auf der Brücke, an der Back und am Heck, überall steckten einige Büsche. Die Kanadier wunderten sich darüber. Dort kennt man das nicht. Am Pfingstmontag machten unser Elektriker Hans Lemke und ich eine Waldwanderung. Es war ganz herrlich. Wir fanden Stellen mit Teppichen blühender Veilchen. Die Vögel sangen ihre Frühlingslieder und die Sonne schien auf all das Grünen und Blühen herab.
Jeden Abend besuchten wir unseren kranken Assi. Es ging ihm inzwischen von Tag zu Tag besser. Er wurde zuletzt sogar richtig fidel und riss seine Witze genau wie früher. Im Anschluss an die Besuche setzten wir uns meistens in eine sogenannte „snack bar“ verspeisten einen „hot dog“ und tranken eine Pepsi Cola. Es stellte sich heraus, dass Günter nicht mit uns heim fahren würde. Der Arzt wollte ihn noch nicht gesund schreiben.
Wir waren alle von dem gastlichen Städtchen Digby an der Bay of Fundy begeistert. Ich hätte hier gerne noch eine Reihe von Tagen ausgehalten. Am 2. Juni liefen wir aus.


5. HEIMREISE

Am 5. Juni schrieb ich in mein Büchlein: Wind und See kommen von Steuerbord. Ab und zu fegt so ein Spritzer über die Reling und befeuchtet meine Fensterscheibe. Nach der letzten Wache war es so richtig romantisch. Der volle runde Mond stand am fast wolkenlosen Himmel und zauberte wie schon öfter eine silbern glitzernde Straße auf das bewegte Wasser. Ich komme mir dann jedes Mal vor wie in „Tausend und eine Nacht“. Am nächsten Abend war die Mondscheibe von dünnen Wolken zart verschleiert. Das Mondlicht ist gedämpft und gerade hell genug, um silbern auf dem Wasser zu spielen.
Die ganze Heimreise war ruhig. Wir hatten gutes Wetter, warmen Sonnenschein und eine hervorragende Stimmung an Bord. Besonders unser II. Ing. Schmidt trug durch seine Art dazu bei.
Am 11. Juni beobachtete ich nachts nach der Wache meinen bisher schönsten Mondaufgang. Ein herrliches Farbenspiel. Aus schwarzen Wolkenstreifen stieg er blutrot sachte und zögernd hervor.
Am 13. Juni kündeten Fischerboote um uns herum die Nähe des Landes. Einzelne Möwen umkreisten das Schiff. Am Horizont zog ein Zweimastschoner mit weißen Segeln seine Bahn. Das ist ein seltener und schöner Anblick. Am 14. fuhren wir um 19:30 Uhr unter der Steilküste von Dover entlang.
Am Morgen des 15. Juni, meinem 19. Geburtstag um 07:00 Uhr ging es in den Kanal von Ijmuiden. Um 09:00 Uhr war das Schiff festgemacht und wir am Ziel unserer Reise angekommen. Zu meinem Geburtstag bekam ich von der Kombüse eine dicke Torte. Die war sehr lecker.


6. FAZIT

Wer eine Urlaubsreise auf einem Frachter bucht, kann vielleicht etwas von dem erleben, was damals unser Alltag war. Ich habe diese 10 Jahre Seefahrtzeit sehr genossen. Zuerst als Assi (Ingenieur- Assistent) und später als Wachingenieur. Heute hat sich unter dem Druck der internationalen Konkurrenz viel verändert. Jedenfalls ist Nova Scotia eine Reise wert. Gute Reise.

30 Bewertungen, 1 Kommentar

  • blondinchen31

    01.04.2002, 02:19 Uhr von blondinchen31
    Bewertung: sehr hilfreich

    schoene ostern wuensche ich