Kanada Testbericht

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Erfahrungsbericht von MOFFt

GENIALER NATUR und OUTDOOR URLAUB

Pro:

abwechslungsreich, Traum für Sport-, Natur- und Outdoorliebhaber, freundliche Einwohner, hilfsbereit, problemlosest zu bereisen

Kontra:

sehr groß, teuer, amerikanische Städte im Osten

Empfehlung:

Ja

Mitte 2010 war Kanada angesagt, ein Land das wohl auf sehr vielen Wunschreise-Listen steht, ebenso bei der meiner Freundin und mir. Nach einiger Vorbereitungszeit war es dann im Juni soweit, 4,5 Wochen Kanada warteten auf uns. Wie es uns ergangen ist, lest ihr in diesem Bericht (der schon lange fällig war ;-).


== ALLGEMEINES ==

Der Urlaub war zwar auf unserer Wunschliste, aber die Entscheidung doch relativ kurzfristig (ca. 4 Monate vorher). So mussten wir uns erst mal eine grobe Route festlegen, da Kanada das zweitgrösste Land der Erde ist.
Da wir beide Outdoor- und Naturbegeistert sind, aber nicht extrem, fiel die Wahl schnell auf den Westen British Columbia (BC). 3 1/2 Wochen wollten wir die Natur geniessen und da man beim Rückflug sowieso in Toronto zwischenlanden muss, hingen wir noch eine Woche im Westen Quebec an.

Das Land ist wie bereits erwähnt riesig. Viele wählen auch eine Durchquerung von Ost nach West, doch dafür bräuchte man meiner Meinung noch mehr Zeit. In unserem Falle bekamen wir denke ich schon einen guten Eindruck des Landes mit, wenn wir auch nur 2 kleine Flächen des Ganzen bereisten.
Die Amtssprachen sind Englisch und Französisch, wobei man sicherlich mit beiden überall durchkommt. Knapp 10 Mio. km2 umfasst Kanada auf der ca. 34 Mio. Einwohner leben. Die meisten siedeln sich allerdings entlang der südlichen Grenze zu USA an und hier wiederum die meisten im Osten, wo sich die grossen Städte bildeten. Hauptsächlich dürfte dies wohl an den doch sehr strengen klimatischen Bedingungen liegen, die vor allem im Norden Kanadas herschen.
Bezahlt wird mit Kanadischen Dollars (bei unserem Urlaub ca. 0,8 EUR).

Nun aber weg von Zahlen, los gehts mit der Reise (wer mehr über Kanada nachlesen will findet in wikipedia einen tollen, ausführlichen Artikel).


== REISE ==

Wir legten uns eine grobe Reiseroute fest, buchten die Übersee- sowie Inlandsflüge über einen deutschen Reiseanbieter (Kanadaspezialisiert), den wir im Internet fanden. Ebenso einen Campingvan im Westen und das Mietauto im Osten. Der Rest sollte vor Ort organisiert werden.

Der Flug von München nach Toronto verlief problemlos, bis auf etwas Verspätung. Die Einreise etwas nervig, da man doch einige Fragen über sich ergehen lassen muss. Kurze Zeit später ging es weiter in den Westen von Toronto nach Vancouver, unsere erste Destination.

Vancouver ist eine echt geniale Stadt die alles bietet. Nicht zu gross, übersichtlich, dennoch einige Hochhäuser. Viel Grünflächen, sehr sauber und sicher, direkt am Meer und nur einen Katzensprung von den Bergen entfernt. 3 Tage genossen wir die Stadt, die man grossteils zu Fuss abgehen kann. Bereits hier fielen uns die sehr freundlichen und hilfsbereiten Kanadier/innen auf.
Gerade mal 600.000 Leute wohnen in der Stadt, die man nicht versäumen darf, aber seit Olympia doch preislich sehr angezogen hat.

Nach 3 Tagen holten wir uns unseren Campingvan, der uns die nächsten 3 Wochen begleiten sollte. Wir trafen einige, die den Westen mit Mietauto/Motels bereisten, aber dann versäumt man einige tolle Schlafplätze. Alternative gibts per Zelt, aber da muss man teilweise schon sehr hart im Nehmen sein. Wir wählten als Reisezeit die Vorsaisson, also eigentlich Anfang Sommer, dennoch kamen die Temperaturen bei Nacht teilweise auf den Gefrierpunkt herunter.
Preislich sind wahrscheinlich beide Varianten etwa gleich teuer, im Campingvan hat man den Vorteil, dass man sich selbst kochen kann, denn Essen gehen ist abgesehen von Junk-Food echt teuer.

Wir setzten gleich mit der Fähre über zu Vancouver Island, die nochmals westlich von Vancouver liegt. Ca. 2h dauerte die Überfahrt, die man an Deck geniessen sollte. Ab hier waren wir weit weg von Menschenmassen, man geniesst traumhafte Ausblicke und Landschaften, ein Mix aus Wälder, Seen und Berge bis man die westlichsten Punkte der Insel erreicht mit schönen aber kalten Stränden. Man springt von Park zu Park, einige gehören dem Staat, andere wiederum den Ureinwohnern, Reservate. Feuerheizen gehört bei den Kanadiern zu den liebsten Beschäftigungen Abends, ebenso wie Grillen. Ohne Feuer hälte man es aber auch nicht lange draussen aus.
So kamen wir schnell in einen Rhytmus und genossen Abends Feuerknistern und Stille - herrlich zum Abspannen.
Der Westen heisst nicht umsonst British Columbia - very british teilweise. Tofino war unser westlichster Punkt, ein kleiner Ort der aber schon wieder deutlich vom Tourismus geprägt ist. Dennoch ist Vancouver Island ein absolutes Muss. Bald wurde auch der erste Schwarzbär gesichtet.

Wir steckten uns jeweils die nächsten Tage etwas genauer aus, waren aber ständig ohne Stress unterwegs. 3 Wochen für den geplanten Rundkurs sollten ausreichend sein.
Über eine andere Route ging es wieder zurück zum Festland, wo wir von Vancouver Richtung Norden fuhren.
Sea-to-Sky-Highway nennt sich das Ganze, ein meist gut ausgebautes Strassenstück über den die Vancouveraner/innen Richtung Berge (Whistler Mountains) starten. Bald erreichten wir auch Whistler, wo man Olympia noch überall merkt.
Perfekt ausgebaut ist das Infonetz für Touristen. Überall findet man Info/Touristcenter, die man unbedingt aufsuchen sollte. In kurzer Zeit erhält man einen tollen (kostenlosen) Überblick über die Region, Kartenmaterial oder alle Infos zu den Tätigkeiten die man durchführen möchte.
Natürlich konnten wir als Mountainbiker nicht umhin den Whistler Bike Park auszutesten. Wir waren wohl die einzigen Nicht-Kanadier, steckten uns in Schutzausrüstung und krachten mit fetten Dowhill-Bikes die unzähligen Strecken hinunter ins Tal. Im Winter Skiort, im Sommer Bikemekka.

Die Berge wurden höher, die Spitzen immer weisser. Die Landschaft geprägt von Wäldern, Seen, Flüssen, Bergen uns Wasserfällen. Über weite Strecken erinnert es sogar oft an Österreich, doch in Kanada ist alles um ein vielfaches grösser.
Auf keinen Fall sollte man Wells Gray NP versäumen, mit echt genialen Wasserfällen (Dawson Fall sehr beeindruckend). Nicht so gross wie Niagara Falls, die wir uns später auch noch ansahen, aber sehr naturbelassen und kaum überrannt.

Das Wetter war gut, wobei Kanada absolut kein Badeurlaub ist. Wir konnten alles machen was wir uns vorgenommen haben. Wandern, Bergwandern, Biken, Kajak uvm. Im Landesinneren machten sich einige Gelsen breit, die aber bald wieder verschwanden als es weiter Richtung Osten zu den Rocky Mountains ging. Gleichzeitig sanken aber auch wieder die Temperaturen (gute Outdoor Kleidung ist in Kanada absolut zu empfehlen).

Ebenso wie in der Natur ist man auch in der Tierwelt.
Über 10 Schwarzbären sichteten wir, teilweise nur einige Meter entfernt. Aber keiner machten eine gefährlichen Eindruck auf uns. Man muss die Tiere nur respektieren bzw. sollte sie nicht aufschrecken. Besondere Vorsicht ist aber geboten bei Mütter mit Jungtieren. Auch ein Grizzly wurde gesichtet, bei dem uns aber nicht mehr ganz wohl war - deutlich grösser und wirkte auch aggressiver.
Ansonsten auch hier eine hohe Abwechslung. Besonders putzig sind die kleinen Erdmännchen die einem oft auf Schritt und Tritt begleiten.

Über die Columbia Mountains kamen wir bis Jasper unseren nördlichen Einstieg zu den Rocky Mountains. Von hier an stieg wieder die Touristenintensität. Der berühmte Icefield Parkway von Jasper nach Banff mitten durch die Rockies ist ebenso überwältigend wie befahren, obwohl wir uns noch in der Vorsaisson befanden. Man kommt auf 2.500Hm und fährt von einem Highlight zum nächsten. Vorwiegend Gletscher, Berge und blau/grüne Seen, die ihre intensive Färbung vom feinen Gesteinsmehl bekommen die die Gletscher in den See reiben.
Lake Luise, Bow Summit oder Emerald Lake, nur um ein paar Highlights zu nennen.
Ebenso sollte man Columbia Icefield nicht versäumen, sich aber von den Touristenmassen nicht verschrecken lassen.
Da wir noch einige Tage Zeit hatten machten wir noch einen kurzen Abstecher ins Landesinnere durch den Yoho NP. Wieder deutlich weniger Touristen, genossen wir noch einige Tage in Natur bei Wanderungen und tollen Campingplätzen.
Die heissen Quellen von Radium Hot Springs begeisterten uns weniger (Betonbecken mit Quellwasser), daher paddelten wir lieber ein paar Stunden mit einem Kajak. Über Banff verliesen wir schliesslich die Rockies und fuhren unsere letzten Kilometer mit dem Campingvan Richtung Calgary. Schnell wechselt die Landschaft von den Bergen mit Bären hin zu weiten Ebenen mit Ranchen und Rindern. In Calgary ist der Cowboy zu Hause, mit diesen letzten Eindrücken gings wieder per Flugzeug ein Stück Richtung Osten, nach Toronto.

Hier erwartete uns nun eine völlig andere Welt. Während der Westen sehr naturbelassen und sauber ist, fühlt man sich vor allem in Toronto in eine typisch amerikanische Auto-lastige Großstadt versetzt. Geprägt von Hektik, Schmutz und Junk Food.
Wir konnten beide Toronto wenig abgewinnen und schnappten uns unseren Mietwagen mit Ziel Montreal / Quebec. Diese Stadt konnte uns schon eher gefallen, sie lebt auf den Strassen. Musik, Jazz, Feste, gutes Essen und Trinken. So verbrachten wir gleich 3 Tage in Montreal und setzten nur mehr 1 Tag für Toronto an. War auch eine gute Entscheidung - die Unruhen zu den damaligem G8 Gipfel mitten in Toronto wären nicht besonders einladend gewesen.
Ein Erlebnis-Highlight war sicherlich auch der Vergnügungspark La-Ronde, ein Ableger der amerikanischen Six-Flags, die führ ihre gewaltigen Achterbahnen berühmt sind. Auch hier kann man Adrenalin hochschnellen lassen und eine richtige Burgerbar durfte natürlich auch nicht fehlen.

Über Toronto, wo wir in einem Tag die wichtigsten Punkte in Downtown aufsuchten (CN-Tower, Hockey Hall of Fame, Queens Park, ...), ging es weiter zu den Niagara Fällen. Wir waren zu dem Zeitpunkt recht froh, dass wir nicht länger in Toronto blieben - riessig, laut, auto-amerikanisch. Bei Niagara wühlten wir uns durch Touristenmassen. Niagarafalls sind bei weitem nicht die höchsten, aber wohl die mächtigsten Fälle Kanadas. Gleich an 2 Stellen (amerikanische und kanadische Falls) stürzen Unmengen an Wassermassen nieder. Beeindruckend, aber wie gesagt - schönere fanden wir im Landesinneren, an der Westküste.

Schliesslich ging es wieder zurück nach Toronto, wo wir unser Mietauto retour gaben und gute 10h Richtung Heimat in den Sommer flogen.


== MEINUNG / EINDRUCK ==

In Summe brachte Kanada genau das, was wir uns erhofft hatten. Nicht ohne Grund wird dieses Land von so vielen umschwärmt, und ist von so vielen Wunschreiseland. Verständlich auch, dass in dieses Land so viele Leute auswandern.
Es ist ein sehr offenes Land, mit sehr freundlichen und hilfsbereiten Einwohnern. Die Leute gehen auf einen zu, fragen oder helfen fast ohne Ausnahme. Wir fühlten uns die ganze Zeit sehr, sehr sicher und Kanada war wohl einer meiner problemlosesten Urlaube überhaupt.
Je nach Region kann sich wahrscheinlich jeder Reisende alle Wünsche erfüllen, einzig die Badeurlauber werden in Kanada wohl nicht glücklich.
Man sollte schon ein Auge für Natur und Tierwelt haben, denn sonst wird man sicherlich günstigere Alternativen finden. Billig ist Kanada jedenfalls nicht. So sollte man zu zweit für 4-5 Wochen schon um die 6000-7000 Euro einplanen. Die schönste Art den Westen zu bereisen ist meiner Meinung nach mit Wohnwagen bzw. Campingvan da man hier überall die schönsten Campingplätze finden kann.

Wir haben schon einige Länder gesehen und bereist, aber Kanada steht sicherlich ganz oben auf der Hitliste. Einzig das Essen und die Großstädte im Osten konnten weniger begeistern, aber mit Campingvan ist man auch recht flexibel und kann sich auch gesundes Essen zu leistbarem Geld zubereiten.

Viele Leute sind ausgewandert nach Kanada, sicherlich verständlich. Doch das Leben ist sicherlich nicht ganz leicht, da man sich Wohnen, Essen und Gesundheit erst mal leisten bzw. erarbeiten muss.

Als Urlaubsland kann ich Kanada bestens empfehlen, man sollte sich allerdings eine grobe Route feststecken, da man auf Grund der Weiten sonst hoffnungslos verloren ist.
Die beste Reisezeit ist im Sommer, wobei man hier auch höhere Preise und deutlich mehr Touristen hat. Ich fand Juni als eine gute Reisezeit. Hier hatte schon fast alles offen und man konnte schon die meisten Aktivitäten unternehmen, dennoch fanden wir über weite Strecken sehr ruhige bis einsame Plätze.

Ich könnte mir leicht vorstellen dass dies nicht mein letzter Urlaub in Kanada war - viel zu gross sind noch die Plätze die reizen (zb. Durchquerung von Ost nach West, oder Neufundland, ...).

So hoffe ich, ich habe euch auf den Geschmack, und vielleich den ein oder anderen auf ein Urlaubsziel für 2011 gebracht - es lohnt sich!


So bedanke ich mich fürs Lesen diese ausführlichen Berichtes und wünsche einen schönen, unvergesslichen Urlaub ...

.... heute schon geMOFFt?

54 Bewertungen, 9 Kommentare

  • anonym

    17.03.2011, 19:02 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Kanada war ich schon oft und liebe dieses Land

  • catmum68

    16.12.2010, 18:30 Uhr von catmum68
    Bewertung: besonders wertvoll

    besonders wertvoller Bericht, LG

  • anonym

    02.12.2010, 19:24 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Genialer Bericht :-) LG

  • Miraculix1967

    24.11.2010, 14:07 Uhr von Miraculix1967
    Bewertung: besonders wertvoll

    TOP Reisebericht - BW von mir! LG aus dem verregneten gallischen Dorf Miraculix1967

  • XXLALF

    24.11.2010, 11:33 Uhr von XXLALF
    Bewertung: sehr hilfreich

    und ganz liebe grüße

  • morla

    24.11.2010, 00:10 Uhr von morla
    Bewertung: besonders wertvoll

    super beschrieben lg. petra

  • anonym

    23.11.2010, 23:40 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Toll vorgestellt - GLG und eine schöne Woche :)

  • Lale

    23.11.2010, 21:22 Uhr von Lale
    Bewertung: besonders wertvoll

    Allerbesten Gruß

  • katjafranke

    23.11.2010, 21:17 Uhr von katjafranke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße KATJA....