Kapern Testbericht

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Erfahrungsbericht von MONETIX

Je Kleiner, desto Feiner !

Pro:

Gut wenn man weiss wofür es gut ist!

Kontra:

dumm, wenn man es vergisst oder falsch benutzt

Empfehlung:

Ja

Da werden wieder manche sagen, kaum aus dem „Arbeitsurlaub“ zurück, das Hirn noch von der Frühjahrsonne Kreta´s verbrannt und schon muss er wieder neu angelernt werden bei YOPI. Weit gefehlt, der intelligente und geneigte Leser wird die Zusammenhänge schnell erkennen, es geht um eine verkannte Frucht, die in hiesigen Breitengraden weitgehend nur als Gewürz bekannt ist. Warum dies allerdings unter Gemüse gepostet wurde, entzieht sich meiner Kenntnis.

Die KAPER
Für die Botaniker und Lateinfreaks unter uns möchte ich den lateinischen Namen natürlich nicht vorenthalten. Der Strauch selbst heisst: Capparis und kommt fast im gesamten Mittelmeerraum vor. Der Strauch, der letztendlich dieses edle Teil hervorbringt heisst Capparis spinosa, ein bis zu 1 Meter hoher, dorniger Strauch. Die Blütenknospen dieses Strauches, in Essig eingelegt oder gesalzen nennt der Volksmund „Kapern“.

Mehr dazu später, erst einmal möchte ich auf diverse Umstände der „Ernährungstechnik“ eingehen, denn es gibt sie:
Jene, die Kapern als kleine Ekelpakete betrachten. Das sind dieselben, die auch Sardellen und Oliven verachten. Weil sie ihnen allesamt zu salzig sind, geschmacklich extrem, undefinierbar speziell –typisch eben: speziell typisch kretisch eben.

Diese Armen im „lukullischen Geist“ werde ich nie bekehren, aber jeder darf ja auf eigene Verantwortung dumm sterben.

Hier möchte ich eine kleine Zwischen-Exkursion starten, sie dient später zum besseren Verständnis.

Ein moderner Supermarkt ist eigentlich ein bedrückender Anblick – die meisten Yopianer merken es bloss nicht mehr (es gibt schon Berichtsmässig einige Ausnahmen). Längst sind wir gegen die Reizattacken immun, denen wir uns beim Betreten dieser Konsumhallen aussetzen. Als ich als Urlauber vor über zehn Jahren zum erstenmal in den USA war, fragte ich mich, wer all diese Produkte (Produkte zig-fach gleich von verschiedenen Anbietern) im Überangebot kaufen soll. Auf Kreta wird in den grösseren Städten auch ein Überangebot produziert und ausgestellt. Es ist allerdings nicht so; dass es einem so vorkommt, wie teilweise in deutschen Supermärkten, wo mir manchmal Übelkeit, als Reaktion auf die optisch-akustischen Umweltverschmutzung begegnet.

Der Supermarkt bietet inzwischen grösstenteils „Produkt-Mumien“, die längst vergammelt wären, würden sie nicht chemisch, physich und Bestrahlung daran gehindert. Allein das Wort „Frische-Abteilung“ bekennt, dass es in den übrigen Abteilungen nichts Frisches. Sondern nur Konserviertes zu holen gibt.
Dort nähert sich das „Shelf-Life“ der Produkte (bedeuteted:Verweildauer im Regal) langsam der Halbwertszeit von Atommüll: Die Fleischabteilung müsste sich ohne chemische Behandlung eigentlich manchmal selbst kompostieren!

Nun ist die Haltbarmachung von Lebensmitteln nichts schlechtes. Ganz im Gegenteil war sie für das Überleben und die Entwicklung der Kultur und diese Lebens so wichtig wie die Entdeckung des Feuers. Nur haben sich die Methoden –einst auf Trocknen, Salzen, Räuchern, Ab- und Einkochen beschränkt –in eine kryptisch E-nummerierte Undurchschaubarkeit entwickelt und von der manuellen in die industrieelle Fertigung verlagert.
FAZIT: Wir sollen nicht mehr zubereiten, sondern nur noch aufwärmen!
ERGEBNIS: BIGBROTHER IS FEEDING YOU!

Wie löblich dazu die Rosine (Bericht: Rosi,Rosi,Rosi,….). Geradezu anachronistisch wirkt diese Dörrfrucht im Gewimmel der abgepackten Fertig-Nahrung, genau wie die Olive (in Essig-Salz-Lake) und die Sardelle (gesalzen).
Uralte Produkte, bis heute in jahrhunderte-, manchmal jahrtausende alten Verfahren geferigt und hergestellt.

Hier schliesst sich der Kreis wieder zur Kaper, denn genau in diese Reihe gehört sie, die Knospe einer dornigen, an öden Flecken von Orient und Mittelmeer vegetierenden Rankenpflanze.
Roh ungenissbar wird sie vor Tau und Tag von Hand geschnitten und muss erst einige Stunden welken, bevor sie in grobem Salz und Essiglake eingelegt über Monate jene wundersame und wunderbare Wandlung erfährt, die sie zum Würzmittel macht.

Wer hatte zuerst die Idee? Wer machte sich zuerst die Mühe?
Wohl irgendein Mensch im Orient, im Zweistromland, bei Bagdad, im mediterranen Raum. Nobody knows –but we use and eat it. Die Kaper ist so alt,dass schon der Sumerer-König Gilgamesch sein Essen damit würzte –so steht es in seinem Epos, das vor 5000 Jahren entstand.

Kapern passen zu Fisch, Tatar, Kalbfleisch, Lamm, Käse ,Tomaten und ohne Kapern gäbe es wohl auch keine „Königsberger Klopse“.
In Verbindung mit Senf und Meerrettich sind sie der ideale Indikator. Je kleiner sie sind, desto teurer sind sie. Als die besten gelten die von den liparischen Inseln, nördlich von Sizilien.
Kapernpflanzen blühen nur kurz, anschliessend wachsen aus ihnen die deutlich grösseren Kapernfrüchte –auch Kapern-Äpfel genannt, aber das ist wiederum ein separates Thema.
Also immer schön auf die sogenannten „Nischen-Pflanz-Gewürze“ achten –erst sie geben dem Essen den sogenannten „Pfiff“.

Ich bedanke mich fürs lesen und bewerten, und wie gesagt „I´m back from crete“, Günter

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