Kapregion Testbericht

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Erfahrungsbericht von FrankundFrei

Vom Tafelberg, Pinguinen und den Xhosa

Pro:

vielfältig, relativ billig, tolle Flora und Fauna

Kontra:

die Apartheit ist noch zu spüren, teilweise zu westlich

Empfehlung:

Ja

Nachdem schon viele interessante und entdeckungsreiche Länder auf meinem Reiseplan standen, aber noch nie eines der südlichen Halbkugel, war es nur eine Frage der Zeit, wann der afrikanische Kontinent bereist wird. Auserkorenes Ziel war Südafrika, das eine Mischung aus westlichen und afrikanischen Lebensweisen versprach, die aber nicht mehr wie zu Zeiten der Apartheid im Widerspruch stehen sollten.

Ziel war es diesmal auch über Sylvester „wegzukommen“, was nicht einfach ist, wenn man nicht wirklich frühzeitig bucht. Mit etwas Glück und direkter Anfrage bei Air Namibia gelang es aber mit noch recht kurzfristig über Warteliste an zwei begehrte Plätze zu gelangen. Mit einem Preis von 525.- € (+Gebühren) kann man sehr zufrieden sein, zumal auch rail+fly im Preis beinhaltet war. Zu Qualität und Service von Air Namibia kann ich sagen, dass man kleine Abstriche zu bekannten europäischen Airlines machen muss, die in meinen Augen aber nicht dramatisch sind.

Über Windhoek (Hauptstadt von Namibia) geht als direkt an das Südende Afrikas, nämlich Kapstadt. Schon vom Flieger aus kann man den alles überragenden Tafelberg sehen, den man getrost als Wahrzeichen Cape Towns bezeichnen kann.

Kapstadt
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Unterkünfte gibt es wie Sand am Meer, nur leider nicht über Weihnachten oder Neujahr. Über zig Internetanfragen bekamen wir schließlich noch eine Unterkunft in einem 4-Sterne-Hotel, was eigentlich unserer Travel-Mentalität etwas widerspricht, im Zusammenhang mit einem geplanten Sylvesteraufenthalt in Kapstadt aber einfach noch am sinnvollsten war. Bei dem Hotel handelt es sich um das Town House Hotel, professionell geführt, mit entsprechendem Preis.

Sylvester verbrachten wir dann erstmal völlig übermüdet an der Waterfront, was eine Mischung aus Hafen und Enterntainment-Komplex darstellt. Die Stimmung war in Ordnung, aber nicht als überschwänglich zu bezeichnen, was wahrscheinlich daran liegt, dass sich dort viele kleinere isolierte Gruppen versammeln. Als das Neue Jahr eine Stunde früher wie in Deutschland erreicht war, wurde ein verhaltenes Feuerwerk abgefeuert, was insbesondere die im Hafen ansässige Vogelwert irritierte und veranlasste, in riesigen Scharen über der Waterfront zu kreisen. Fazit: Ganz nett, nicht berauschend, aber die Tatsache, Sylvester nicht im kalten D, sondern mit T-Shirt bekleidet unter freiem Himmel verbringen zu dürfen, macht eigentlich jeden Zweifel über Erlebnis oder nicht zunichte.

Kapstadt verfügt über sehr großen Unterhaltungswert, auf Entdeckungsreise zu gehen, lohnt sich in jedem Fall.

Das Two Oceans Aquarium z.B., nahe der Waterfront gelegen, lohnt den Eintritt von 100 Rand (~11 €) in jedem Fall. Dort wird einem die Unterwasserwelt des Kaps, wo der indische und atlantische Ozean auf einander treffen, in beeindruckender Weise vorgeführt. In der Indian Ocean Exposition im Erdgeschoss finden sich farbenprächtige Fische, in der Diversity Hall Seepferdchen, als auch mega-große Krabben, die einem das Fürchten lernen können. Interessant ist auch das Skelett eines Wales oder das Activity Center, in dem zum aktiven Entdecken des Meeresraumes unter Mithilfe fachkundiger Mitarbeiter aufgerufen wird. Höhepunkt ist aber eindeutig die abschließende Raubfischausstellung, in der riesengroße Fische mit Rochen und Furcht einflössenden Sägehaien durch einen Unterwassertunnel gleiten und was sich herrlich über ausladende Glasfronten beobachten lässt.

Kapstadt immer überragend und vom Meer aus schon von weitem sichtbar – natürlich der Tafelberg. Mit 1087 Metern am höchsten Punkt, teilt sich das abgeflachte Massiv in Lion’s Head, Signal Hill, Devil’s Peak und die ebenfalls dazu gehörigen zackigen Twelve Apostles. Der Berg stellt eine kleine Idylle mit herrlichem Panorama in alle Himmelsrichtungen dar. Die Besteigung erfordert je nach Fitness ca. 1,5 Stunden, mit schnell aufziehendem Nebel muss aber jederzeit gerechnet werden – in dieser Richtung ist er unberechenbar und nicht zu unterschätzen. Die bequemere und von uns gewählte Alternative ist die Seilbahn, die an der sog. Cable Station startet. Für 95 Rand wird man dann in einer der 2 runden Gondeln schweizerischer Bauart gen Plateau gehievt. Angst, einen schlechten Sichtplatz zu haben, braucht man dabei nicht haben, da sich der Boden der Schwebebahn während der Fahrt um 360 Grad dreht. Oben angekommen ist man erst mal berauscht von dem fantastischen Panorama, danach stellt man ziemlich schnell fest, dass es völlig an Schatten fehlt. Das Massiv ist zwar mit 1400 Pflanzenarten ausgestattet, Bäume gehören aber nicht dazu. Eine Wanderung auf den ausgeschilderten Pfaden lohnt sich in jedem Fall, bedenken sollte man halt den Flüssigkeitsbedarf. Von den Klippschliefern (eine Art Meerschweinchen mit Abstammung vom Elefanten!) bekamen wir leider auf dem Tafelberg keinen einzigen zu Gesicht, was zunächst etwas enttäuschend war.

Nicht unweit von Kapstadt kurz nach Simons Town und auf dem Weg zum Kap befindet sich Boulders Beach, ein geschützter Strandabschnitt für Pinguine. Pinguine in Afrika? Das war mir auch neu. Und mit Pinguinen baden zu können und sie über das Badetuch watscheln zu sehen, war wirklich ein Erlebnis. Man kann diese afrikanischen Pinguine (auch Brillenpinguine genannt) auch hautnah beim Brüten, Sammeln von Nestmaterial oder dem Fischen zusehen. Die Pinguine, die vom Aussterben bedroht sind lassen sich im Badebereich nicht von den Menschen stören und haben außerdem einen sehr großen eingezäunten Bereich, der ihnen ein weitestgehend normales und artgerechtes Leben ermöglicht. Der Eintritt kostet 10 Rand und hilft diesen geschützten Abschnitt für die Pinguine aufrecht zu erhalten.

3 Tage Kapstadt sollten für den Anfang aber genug sein. Mehr afrikanische Eindrücke sollten schon aufgenommen werden, deswegen mieteten wir uns für 2 Wochen ein Auto (der Tojota Tazz erwies sich als ausreichend und zuverlässig), das uns auch in etwas entlegenere Gegenden wie die Wild Coast bringen sollte. Der Linksverkehr ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, sollte mit ein wenig Konzentration aber für jeden zu meistern sein.

Mossel Bay
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Nach ca. 400 km entlang der gut ausgebauten Landesstraße N2 in nordöstlicher Richtung gelangt man wieder an die Küste des indischen Ozeans. Mossel Bay nennt sich das erste nennenswerte Städtchen an der Garden Route und wie der Name schon vermuten lässt, stammt er von den holländischen Kolonialisten. Den „orangenen“ Einfluss kann man sich auch nicht entziehen. Man hat den Eindruck irgendwo in Europa zu sein, wo extrem viele Holländer mit ihren Caravans, Wohnmobilen und Grills (Brai) ihren Urlaub verbringen. In Wirklichkeit handelt es sich aber um Einheimische (zumeist aus Johannesburg), sog. Buren mit ehemals holländischer Abstammung, die ferner Africans sprechen, was dem Holländischen sehr ähnlich klingt.
Abgesehen davon ist Mossel Bay ein nettes Städtchen mit angrenzender Industrie, die aber beim Aufenthalt nicht wirklich auffällt. Recht interessant ist der „Point“, an dem sich nicht nur der St. Blaze Leuchtturm erhebt, sondern auch die St. Blaze Cave, eine Höhle mit großer archäologischer Bedeutung befindet. An diesem Ort hatten wir dann auch das Glück unzählige der bereits genannten Klippschliefer zu erspähen, die sich dort in den Felsen tummelten und wenig von den Touristen beeindrucken lassen wollten.

Tsitsikamma National Park
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Nach der Zwischenstation Mossel Bay stand ein erster Höhepunkt auf dem Programm. Auf halbem Weg zwischen Plettenberg und Port Elizabeth liegt der für mich schönste Fleck der Garden Route, der Tsitsikamma National Park. Dabei handelt es sich um einen Nationalpark der sich entlang der Küste zieht und der sich durch atemberaubende zerklüftete Felslandschaften, gewaltige Schluchten und uralte Wälder auszeichnet. Sehr schöne Unterkunft fanden wir im nahe gelegenen Storms River, das als Ausgangspunkt für Exkursionen ideal ist. Neben organisierten Aktivitäten durch Storms River Adventures, bieten sich z.B. reizvolle Tagesausflüge zu einem hoch gelegenen Aussichtspunkt und einem tollen Wasserfall mit Bademöglichkeit. Der Eintrittspreis beträgt übrigens 20 Rand (~2,20 €).
Ein ausführlicher Bericht über den Tsitsikamma National Park folgt gesondert.

PE + Addo Elephant Park
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Nachdem der bekannteste südafrikanische Nationalpark, der Krüger Nationalpark, innerhalb der kurzen Zeit nicht realisierbar war und außerdem ein erhöhtes Malariarisiko in sich birgt, stand der Addo Elephant Park als nächstes Highlight auf dem Programm. Da er nur 73 km von Port Elizabeth (PE) entfernt ist, bietet sich diese Industriestadt als Ausgangspunkt für einen Tagesausflug zum Addo Elephant Park an. Auch wenn PE nicht allzu viel zu bieten hat, finden sich ohne Probleme nette B&Bs zum Nächtigen und mit dem Boardwalk, ein Unterhaltungskomplex mit guten Restaurants, Shoppingmöglichkeiten und einem Spielkasino. Dieses kann man sich durchaus mal anschauen (keine Kleiderordnung!) und evtl. ein bisschen zocken.
Addo ist eine Garantie, um Elefanten zu sehen, auch wenn von den BIG FIVE (Elefanten, Nashörner, Büffel, Löwen und Geparden) lediglich mit Glück noch Nashörner und/oder Büffel zu sehen sind. Addo kostet ebenfalls 20 Rand Eintritt und kann per Auto oder Guided Tour erforscht werden. Wir entschlossen uns für die zweitere Alternative, da die Führer der Jeeps über ein geschultes Auge und die notwendige Erfahrung zur Tiersichtung verfügt. So war es auch kein Problem etliche der über 300 Dickhäuter hautnah zu erleben. Besonders putzig sind dabei die ganz Kleinen, die ständig Anschluss an ihre Mutter suchen. Daneben lassen sich auch schillernde Vögel, Antilopen, Schildkröten, Kudus und Erdmännchen (welche ich am witzigsten fand!). Ursprünglich waren es einmal nur 11 Elefanten (!), mittlerweile ist die Ausweitung auf einen Wasser-Nationalpark mit Wal- und Delfinbeobachtung geplant.
Ein ausführlicher Bericht über Addo ist ebenfalls geplant.

Cintsa
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Cintsa ist einer der ersten Orte nach East London, die bereits der Wild Coast zugeordnet werden. Cintsa ist zwar ein idyllisch gelegener exklusiver Ferienort, aber mit afrikanischem Flair ist es immer noch recht weit her. Der Ort wird eher von älteren Leuten präferiert, bietet aber herrliche Strände mit tollen Dünen, die leider aber zum Badetuch ausstrecken weniger geeignet sind, da man in kürzester Zeit durch den stetig starken Wind vom Sand zugedeckt ist. Nichtsdestotrotz ist Cintsa ein schöner und entspannender Ort, an dem sich durchaus gut Relaxen lässt.

Coffee Bay und die Xhosa
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Nach Cintsa wird die Landschaft aber dann merklich urtümlicher – die Straßen werden schlechter und immer mehr schwarze Einheimische und Tiere jeder Haustiergattung kreuzen die Straße. Dabei ist anzumerken: Kühe sind sehr berechenbar, die bringt nichts aus der Ruhe, sie trotten weiter oder bleiben einfach stehen – ähnlich verhält es sich mit Pferden. Gefährlicher sind dagegen die unberechenbaren Hacken von Ziegen und Schafen. Langweilig ist es entlang der Wild Coast auf alle Fälle nicht, alle paar Meter sieht man ausgeschlachtete und verrostete Autowracks unterschiedlichster Jahrgänge, umrandet von frei umherlaufendem Weidevieh, in den Wiesen liegen.
Das Problem an der Wild Coast ist, dass man sich fast für ein Ziel am Meer entscheiden muss, da der Weg von der N2 zur Küste zumeist doch sehr weit und eher beschwerlich ist. Wir hatten noch 2 Tage und entschieden uns für CoffeBay, einem relativ urtümlichen Ort der 88 km von der N2 entfernt liegt. Der Weg ist sehr reizvoll, da die Landschaft mit ihren Gras bewachsenen Hügeln etwas an Irland erinnert, durch die Stroh bedeckten Rondavels (runde Hütten) und wild verbreitetes Vieh wird einem aber die Bevölkerungsgruppe der Xhosa schnell bewusst. Neben den Klicklauten in der Sprache, fällt ein gewisser Aberglaube immer wieder auf: so befinden sich auf den Spitzen der Hütten Blechdosen oder Autoreifen, damit sich keine Unglück bringenden Eulen darauf niederlassen. Genauso weit verbreitet ist noch der Respekt vor dem Wasser, an dem man die Xhosa eher selten antrifft. Als bedenklich anzusehen dagegen ist das Relikt des Beschneidens, an dem immer noch viele Jugendliche erhebliche Verletzungen erleiden oder gar sterben, da Betäubung oder Desinfektion einfach nicht zur Tradition gehören.
Coffee Bay ist ein ausgesprochen beschaulicher Ort, an dem sich hervorragend Küstenwanderungen unternehmen lassen. Unterkünfte gibt es eine Handvoll, das Hotel Ocean View haben wir absichtlich gemieden, die Backpackers waren leider schon voll, mit unserer Auswahl hatten wir dann leider weniger Glück. Das White Clay, in der wir 2 Nächte verbrachten, erwies sich als Reinfall, da es für seine Leistung viel zu teuer war und ferner die Besitzerin an Grätzigkeit schwer zu toppen war. Also: bitte meiden!
Eine Empfehlung wert ist auf alle Fälle das nahe gelegene Hole in the Wall, das wie der Name schon sagt, eine riesige Klippe darstellt, in deren Mitte wiederum ein riesiges Loch mit enormer Kraft die Wellen bricht. Bei dem kurzen Abstecher hatten wir zumindest den Eindruck, dass dieser Ort bzgl. Baden und Entspannen gewisse Vorzüge aufweist.

Der Rückweg, der sich über 3 Tage erstreckte ist wenig erwähnenswert, insgesamt haben sich 3500 zurück gelegten Kilometer aufgrund der geballten Erfahrungen und Eindrücke in jedem Fall gelohnt.

Ich hoffe der Bericht hat gefallen, über Feedback jeder Art würde ich mich freuen!

PS: Dieser Bericht wurde unter gleichem Nickname und Titel ebenfalls bei Ciao gepostet.

28 Bewertungen, 3 Kommentare

  • plötzlichpapa

    19.04.2005, 15:51 Uhr von plötzlichpapa
    Bewertung: sehr hilfreich

    das Buch "Verheißene Erde" von James A. Michener empfehlen. Nach diesem Buch versteht man Südafrika besser.

  • Mundi

    17.02.2005, 14:11 Uhr von Mundi
    Bewertung: sehr hilfreich

    bh natürlich! lg mundi

  • AlterSchwede1966

    28.01.2005, 01:54 Uhr von AlterSchwede1966
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich war schon 3x dort und werde es nicht satt:-))ciao.de/Big_Island_Hawaii__Test_2801393 Gruß Dirk