Karlsruhe, Universität Testbericht

Hallo ihr Lieben!

Dieser Bericht richtet sich an all jene, die vorhaben Informatik zu studieren.

Ich studiere mittlerweile im dritten Semester Informatik an der TU Karlsruhe. Heute möchte ich euch meine Erfahrungen mitteilen.

Ich kam nach Karlsruhe ohne konkrete Erwartungen. Computer hatten mich schon immer fasziniert und so war für mich schnell klar, dass ich Informatik studieren will. Ich komme ursprünglich aus Velbert (zwischen Essen und Wuppertal). Ich wollte unbedingt raus aus NRW. Ausziehen, selbstständig werden. Meine Eltern unterstützen mich da voll.
Wieso ich mir Karlsruhe ausgesucht habe? -Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht! Irgendwann spukte mir diese Stadt im Kopf rum. Während ich noch auf dem Gymnasium war, bin ich ein Wochenende her gefahren um mir die Stadt anzusehen. Für jemanden wie mich, der nur Wuppertal, Essen, Düsseldorf, Köln und sonstige Großstädte kennt, war Karlsruhe ein echtes Erlebnis. Gut 280000 Einwohner, ein schönes Schloss (Karlsruhe - die Fächerstadt), eine ansprechende Innenstadt und nette Kneipen.

Nun, im im Oktober 2000 kam ich also her. Nun ist es in Karlsruhe so, dass für alle Erstsemester (liebevoll "Ersties" genannt) eine Woche vor Studienbeginn eine Orientierungsphase veranstaltet wird - die sagenumwogene "O-Phase". Da werden alle Ersties (bei uns damals gut 650) in Gruppen von bis zu 40 Leuten eingetelt, die von Höher-Semestrigen betreut werden. Eine Woche Uni und Stadt kennen lernen. Alles rund ums Studium, Kneipentouren und andere Ersties! Eine geniale Einrichtung der Uni! Soweit ich weiß, gibt es diese O-Phasen an allen Fakultäten der Uni. In der O-Phase habe ich eine Menge neuer Leute kennengelernt, die ich heute meine Freunden nenne. Die Leute die ihr da kennenlernt, begleiten euch wohl übers ganze Studium!
Wenn ihr also zum Studieren nach Karlsruhe kommen wollt, dann nehmt unbedingt an der O-Phase teil, denn so schnell lernt ihr nie wieder so viele neue Leute kennen!

Nun gut, am 15. Oktober begann dann also das Studium. Mit hunderten anderer Studenten in anfangs überfüllten Hörsälen, mittags Mensa, Übungsblätter zusammen abgeben... recht schnell gewöhnt man sich in Karlsruhe an das Studentenleben.
Und trotz des hohen Lernaufwandes - gerade für Mathe - es macht eine Menge Spass!
Schnell wurde mir klar, dass das Vordiplom in Karlsruhe ein halbes Mathevordiplom ist. Numerik, Wahrscheinlichkeitstheorie, Höhere Mathematik und Lineare Algebra (der Horror schlechthin!) - diese 4 müssen geschrieben und bestanden werden. Zusätzlich Informatik I-IV, Technische Informatik I und II und ein selbst gewähltes Ergänzungsfach. Da besteht die Auswahl zwischen BWL, Physik und Mathematik.

Warum so viel Mathe? Ich habe einen Prof gefragt und er sagte "Wir wollen euer logisches Denken schulen." - Prima. Vielmehr haben wir Studenten den berechtigten Eindruck, dass Mathe nur zum "sieben" da ist. 58% Durchfallquote z.b. in Höherer Mathematik... happig ist das.

Es ist kein Geheimnis, dass in Karlsruhe während des Vordiploms 50% der Studenten ausgesiebt werden. Ins Hauptdiplom kommt nur, wer es verdient.
Und an Mathe hat man sich schnell die Zähne ausgebissen. Pro Klausur hat man 3 Versuche: Zweimal schriftlich - wers dann immer noch nicht geschafft hat muss ins mündliche. Wer da versagt ist "todgeprüft" - soll heissen: Studium der Informatik in ganz Deutschland nicht mehr möglich! (Aber man darf Wirtschaftsinformatik studieren oder man geht zur FH)

Nun gut, ich wollte euch gerade keine Angst machen. So schlimm wie es sich anhört, ist es nun auch nicht. Wer lernt und halbwegs intelligent ist, der schafft es!

Aber: Sagt euch nicht "Mathe konnte ich in der Schule - wird kein Problem!"
Ich hatte 14 Punkte im Mathe-LK Abi. Schulmathe und Unimathe kann man überhaupt nicht vergleichen! Ein Matheprof meinte in der ersten Vorlesung "In der Schule habt ihr gerechnet - Jetzt machen wir Mathe!"

Zur Uni an sich: Die Informatikfakultät ist prima ausgestattet. Karlsruhe ist die bestausgestattete Indormatikfakultät in Deutschland. Neue Technologien sieht man hier je nach Prof in den Vorlesungen. Der eine hat seinen gigantischen Plasmabildschirm dabei auf dem er seine Folien beschreibt. Der andere hat ein grundverschiedenes System und fährt mit einem Alu-gefährt mit einem Apple drinnen druch die Gegend - mit Touchscreen.
Die Rechner-Pools sind super ausgestattet. 19´´ für alle! Ist recht beeindruckend.

Die Professoren sind größtenteils echt klasse. Forschungsmäßig ist Karlsruhe ganz vorne dabei.

Zur Geschichte:
Die Fakultät wurde 1972 als bundesweit erste gegründet. Seidher gehört sie zurecht zu den besten Informatik-Fakultäten Deutschlands - wenn nicht gar die Beste.
Es ist sehr anspruchsvoll - aber dass ist auch nötig, wenn Karlsruhe seinen Ruf bewahren möchte, dass von hier wirklich gute Studenten kommen.

Also ihr Lieben, ich hoffe ich konnte euch ein wenig meiner Erfahrungen näher bringen!
Wenn ihr Fragen habt, dann schaut doch mal auf www.ira.uka.de vorbei (die Homepage der Informatik-Fakultät)

Ach übrigens: Der Frauenanteil steigt stetig an! Waren es letztes Jahr bei mir nur 9%, so sind es dieses Jahr schon 12% bei den neuen Ersties! Weibliche Professoren gibt es so gut wie gar nicht. Auch an den einzelnen Instituten sind Frauen Mangelware.
Wenn ihr also vorhabt als Frau herzukommen, überlegt euch, ob euch stierende Männerblicke, notgeile Informatiker und Vorurteile nix ausmachen! Und habt wenn möglich einen Freund, sonst werdet ihr ohne Ende angebaggert! Frauen sind hier echte Mangelware!

Eure Jaleira