Kartoffelsalat Testbericht

Von unterschiedlichen, nicht verschiedenen Seiten, denn sie leben alle noch, weiß ich, dass es zu Weihnachten bei vielen Familien sowohl ‚Würstchen mit Kartoffelsalat’ als auch Gänsebraten gibt.
Also nicht in einem Menü, sondern schon an mehreren Tagen.
Auch wenn die Tiefkühltruhen der Lebensmittel-Discounter oder der anderen Läden allem Anschein nach etwas anderes beweisen.
Denn Pizzen und Fertigprodukte sind ausverkauft und das lässt einige Rückschlüsse auf das Einkaufs- und Essverhalten der Allgemeinheit zu.
Aber glücklicherweise sind die Geschmäcker unterschiedlich!!
Die Tapferen unter meinen Lesern können diesen Abschnitt überspringen, denn sie kennen ihn schon aus unzähligen Berichten und durch ständiges Wiederholen wird etwas nicht besser oder wahrer.
Dennoch stelle ich mir immer wieder mit Schrecken vor, alle Mädels hätten den gleichen Geschmack.
Furchtbar der Gedanke: Ich könnte mich vor Weibern ja nicht retten!!
Moment: Da steht ‚gleich’, nicht ‚gut’, als entscheidendes Adjektiv.

Allerdings haben wir auch jahrelang zu Weihnachten ‚Würstchen mit Kartoffelsalat’ und Gänsebraten gemacht.
Der Warnung der wichtigsten Frau in meinem Leben zum Trotze, die immer den Standpunkt vertrat:
„Eine Gans ist ein großer, hohler Vogel!“
Ja, die wichtigste Frau in meinem Leben ist ‚Euli’ die Mutter des mir ehelich anvertrauten Weibes, denn ohne sie gäbe es dieses Weib nicht.
Alles nach der niederrheinischen Methode:
‚Wenn Du die Tochter haben willst, musst Du die Mutter poussieren!’

Nun haben wir eine größere Sammlung – fast zwei Meter Bücherregal – von Kochbüchern.
Dass ich diese Art von Bücher durchaus aus Eigennutz verschenke, habe ich an unterschiedlichen Stellen schon erklärt, denn ich profitiere davon, weil diese Bücher für das Weib – eine professionelle Küchenmeisterin – Berufslektüre sind, so lange jemand anders – also ich – mit den niederen Arbeiten betraut ist.
Wie haben versucht, diese beiden Mahle miteinander zu kombinieren.
Nicht etwa ‚Gänsebraten mit Kartoffelsalat’.
Nein, wir haben Teile, die beim Gänsebraten übrig blieben, mit im Kartoffelsalat verwendet.

Gerne möchte ich das Kochbuch, das uns in den Versuchen bestärkte, vorstellen und besprechen, aber leider hat es keine ISBN-Nummer, denn es ist eine Sonderausgabe der Gruner + Jahr AG & Co. Hamburg aus dem Jahre 1979 aus der Redaktion von Renate Peiler, Titel und Layout ist von Jürgen Pengel, die Grafik stammt von Gerd Giese und die einleitenden Texte hat Dr. Hansgeorg Bergmann verfasst. Die Zeichnungen sind von Daria Gan, und alle gehören zur Monatszeitschrift >>essen & trinken<<.
Aber keine ISBN-Nummer = keine Freischaltung, so einfach macht die Kuh Emma sich das.
Über’s Räsonieren an anderer Stelle – auch wenn da jetzt ‚nieren’ drin sind.

Das Buch hat den Titel

UNVERGESSENE KÜCHE

mit dem Untertitel
‚Die schönsten Rezepte aus den deutschen Landschaften’

Bei Gänsebraten bleibt immer – wenn er denn korrekt zubereitet wird – Gänseschmalz über. Und das hat nun mal einen sehr hohen Eigengeschmack, der vieles übertönt. Und wenn es schon zum Gänsebraten Kartoffeln gibt, die ordentlich zerkleinert, zerdrückt und mit dem Schmalz zusammen genossen werden, warum dann nicht auch Kartoffelsalat mit Gänseschmalz??
Auf Seite 303 wurden wir fündig. Die Redaktion verlegt das Rezept in die Gegend ‚Sachsen und Erzgebirge’ und gibt ihm den Namen

WENDISCHER KARTOFFELSALAT

Und das braucht Ihr für vier Personen:

1 kg Kartoffeln,
3 EL Essig,
3 EL Gänseschmalz,
Salz,
Pfeffer,
3 EL Zucker,
500 g Äpfel,
1 große Zwiebel,
2 saure Gurken
1 Bund Schnittlauch.

Wobei wir immer die Menge des Gänseschmalzes fast verdoppelt haben, also 5 – 6 EL.

Und so geht’s:

Die Kartoffeln kochen, heiß pellen, in Scheiben schneiden und warm halten.
Den Essig erhitzen, das Gänseschmalz darin schmelzen, mit Salz, Pfeffer und Zucker abschmecken.
NICHT KOCHEN LASSEN!
Gewaschen, geviertelte und entkernte Äpfel in kleine Würfel schneiden.
Die Zwiebel fein hacken.
Die Gurken auch würfeln.
Äpfel, Zwiebel und Gurken unter die Kartoffeln mischen.
Den heißen Essigsud darüber gießen und gut durchheben.
Den gewaschenen Schnittlauch in Röllchen schneiden, über den Kartoffelsalat streuen und warm servieren.

FEEEEEEEEEEERTISCH

Wie Ihr seht eine ganz einfache Arbeits-Methode, allerdings gehört ein wenig Mut dazu.
Aber traut Euch!!
Das Ergebnis ist umwerfend und alle Mitspeiser werden Euer Können in den höchsten Tönen und an den höchsten Stellen loben.

Der wendische Kartoffelsalat ist zudem eine hervorragende Beilage für Zwickauer Klopse, wer die Königsberger oder besser die Kaliningrader Klopse leid ist, für Buletten, Bratwürste oder eben Würstchen.
Dazu gehört unbedingt ein Senftopf auf den Tisch.
Und ‚Buletten’ sind lediglich ein Synonym für Frikadellen, Fleischpflanzerl oder ähnliches.

Und auch diesmal weise ich darauf hin, dass dieser Artikel auch auf anderen Plattformen, auch unter dem Namen des mir ehelich anvertrauten Weibs – cunda - erscheinen wird. Ebenfalls – auszugsweise und umformuliert - in etlichen Tageszeitungen,.
Anderslautende Meinungen werden – wie üblich – respektiert, jedoch weitgehend ignoriert.

topfmops bedankt sich fürs Lesen und Bewerten, freut sich auf viele, lesenswerte Kommentare und hofft, Euch eine kleine Anregung gegeben zu haben.