Kindererziehung Testbericht

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Erfahrungsbericht von MONETIX

Machtverhältnisse oder..........

Pro:

Kinder sind unsere Zukunft!

Kontra:

Der Alterungsprozess wird beschleunigt!

Empfehlung:

Ja

.......Wer erzieht hier wen !?!
Dieser Bericht ist für Eltern gedacht, die glauben sie würden ihre Kinder erziehen!

Vergesst es am besten direkt, jedenfalls wenn ihr unter Erziehung versteht, dass die Kinder machen, was ihr sagt. Das ist eine der vielen Illusionen, die in den Köpfen von Eltern herumgeistern, so ähnlich wie die Vorstellung, Spinat hätte mehr Vitamine als Wiener Würstchen. Auch wenn es sich unwahrscheinlich anhört: Das Gegenteil ist der Fall.
(Im Falle von Spinat und Würstchen liegt die Sache so: Durchs lange Rumliegen im Gemüsegeschäft ist beim Spinat das Vitamin C schon weitgehend raus, während im Schweinefleisch der Würstchen jede Menge Vitamin B steckt. Das nur am Rande!)

Eltern neigen zu dem Irrglauben, sie könnten durch ständiges Wiederholen der immer gleichen Befehle wie „Räum dein Zimmer auf!“, „Zieh deine Hausschuhe an!“, „Mach das Licht aus!“, „Räum den Tisch ab!“, „Mach deine Hausaufgaben!“ und so weiter und sofort einen Effekt erzielen.
Aber mal ehrlich: Reagieren eure Kinder auf irgendeinen der oben aufgeführten Befehle?
Na, bitte! Meine Tochter auch nicht.

Ich kann es einmal am Tag sagen oder hundertmal, die Wirkung ist gleich null, meine Nerven sind zwar abends nicht zerrüttet, aber ich merke das meine Autorität wohl doch zu wünschen übrig lässt.
Wenn ich es schon nicht schaffe, das meine Tochter die Hausschuhe anzieht und ich sie nicht von meinem Büro fernhalten kann (sie kommt immer, wenn ich gerade telefoniere oder Kunden da sind), wie soll ich es dann schaffen, einen guten Menschen aus ihr zu machen?

Vermutlich sollte ich mich fragen, ob es sich lohnt, soviel Energie in die Durchsetzung des Hausschuh-Anziehens zu investieren, oder ob ich diese Banalitäten nicht besser überspringe und mich gleich der Aufgabe widme, einen guten Menschen aus ihr zu machen. Vielleicht hängt das aber auch miteinander zusammen, vielleicht können Kinder nur gute Menschen werden, wenn sie lernen, dass Vernunft wichtiger ist als Bequemlichkeir, und das Tragen von Hausschuhen ist ja nun eindeutig eine Gebot der Vernunft, da man seltener ausrutscht, sich die Zehen nicht stösst, die Socken schont und Erkältungen vermeidet.
Letzlich sind all diese Überlegungen aber müssig, da die Dinge –wie erwähnt- ohnehin völlig anders liegen.

Nicht wir erziehen unsere Kinder, unser Kinder erziehen uns.
(Schon die Einsicht, das es sinnlos ist, das Tragen von Hausschuhen zu verlangen, ist wahrscheinlich schon einer ihrer Erziehungs-Erfolge.)

Das eigentliche Geheimnis von Erziehung ist: Man muss das perfekte Vorbild sein –aber wer ist schon perfekt?
Die geringste Schwäche wird gnadenlos registriert; ein im Zorn geäusserter Kraftausdruck, eine Nachlässigkeit (selbst die Hausschuhe vergessen!), ein ätzender Kommentar über einen Mitmenschen (in dem Falle ist es momentan George W. Bush, der bei mir die Top-Ten der Charakterschweine anführt, dicht gefolgt von Donald Rumsfeld) –schon steht die „Kinder-Polizei“ auf der Matte und zeigt erbarmungslos mit dem Finger auf den Sünder.
„Hast du nicht gesagt, man darf nicht fluchen, schlecht über andere reden und überhaupt, wo sind eigentlich deine Hausschuhe???“

Während wir also versuchen, gute Menschen aus unseren Kindern zu machen, werden wir selbst zu besseren Menschen, wir haben gar keine andere Wahl. Wir verkneifen uns die Schokolade nach dem Essen (aber es gibt ja Möglichkeiten), wir beschränken unseren Fernseh-Konsum, wir rauchen nicht (oder heimlich), trinken wenig oder gar nicht, treiben Sport und arbeiten fleissig –und das alles nur, damit wir glaubwürdige Vorbilder sind.

Manchmal frage ich mich dann schon, wofür es sich eigentlich gelohnt hat, erwachsen zu werden.
Früher, zu meiner Zeit, haben mir meine Eltern alles verboten, was Spass machte, heute besorgt das meine Tochter.
Und dann soll man auch noch lustig sein...

Ich hoffe beim lesen ist keiner in Depressionen verfallen und danke für selbiges, sowie auch für die Bewertung, Günter.

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