Achterbahn. Riding the Bullet (Taschenbuch) / Stephen King Testbericht

ab 8,55
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Erfahrungsbericht von mima007

Du musst wählen, wer stirbt: du oder deine Mutter...

Pro:

spannend, gruselig, bewegend

Kontra:

sehr kurz

Empfehlung:

Ja

Wir alle wissen, was Stephen King am Straßenrand nahe Bangor widerfuhr: Er wurde über den Haufen gefahren und landete schwer verletzt im Krankenhaus von Maine. Wie mochte er wohl den Fahrer des Unglücksautos gehasst und verwünscht haben, als er sich nach den Operationen im Krankenbett wiederfand.

Ich schätze, mit \"Riding the Bullet\" hat er nicht nur dieses einschneidende Erlebnis kreativ verarbeitet, sondern sogar für den Hass eine Lösung gefunden. Er konnte dem mittlerweile verstorbenen Unglücksfahrer vergeben. Zahlreiche Parallelen dazu in \"Riding the Bullet\" sollten also nicht allzu sehr verwundern.

Handlung
°°°°°°°

Alans Mutter liegt 100 Meilen entfernt im zentralen Krankenhaus von Maine, und er will sie unbedingt besuchen, obwohl seine Studentenkarre im Eimer ist. Beim Trampen durch die Wälder erlebt Alan so einiges, das man sich nicht als Alltagsroutine wünschen würde. Da ist der alte Witwer, der sich dauernd mit seiner \"Affenklaue\" im Schritt kratzt, weil ihn sein Leistenbruch schmerzt. Und schließlich landet Al auch noch nächtens auf dem Friedhof – allerdings nicht als Leiche, sondern als Verletzter.

Was man mit einer Beule am Kopf so alles träumt... Zum Beispiel, dass man in einem 60er jahre Ford Mustang von einem Toten mitgenommen wird, der beim Rauchen Qualm aus den Stichen bläst, mit denen sein Kopf angenäht ist... Geträumt oder nicht: Fakt ist, dass Al bei seiner Ankunft im Hospital einen Button am Revers trägt: \"Ich bin in Thrill Village, Laconia, mit dem BULLETT gefahren\". Zu dumm, dass Al nur einmal in Laconia, New Hampshire gewesen ist: Als kleiner Junge, begleitet von seiner Mutter. Doch weil ihm die Achterbahn dort Angst machte, benahm er sich wie ein Feigling, und seine Mutter versetzte ihm eine schmerzhafte Kopfnuss. An so etwas erinnert man sich sein Leben lang.

Und jetzt liegt sie im Krankenbett, mit einem Schlagfall, und Al denkt, sie ist tot, und er ist schuld. Klar, denn der Tote im Mustang war sein Alter Ego, und es stellte ihn vor die Wahl: Wenn ich dich hinbringen soll, musst du wählen: Wer soll leben – du oder deine Mutter? Und nun, als Alan vor dem Zimmer steht, in dem seine Mutter liegt, weiss er es einfach...

Fazit
°°°°°°°

Stephen King hat eine wunderbare Geschichte über Schuld, Angst und Versöhnung geschrieben. Sie lässt einen auch nach der Lektüre nicht mehr los. Ständig hat man diese Szene im Mustang des Toten im Sinn. Sie hat ihr Gegenstück in der Szene, als Alan an das Krankenbett seiner Mutter treten muss. Dazwischen liegt ein ganzes Leben, ein Alptraum, eine immense Spannung, die diesem kurzen Stück Prosa seinen besonderen Reiz verleiht.

Michael Matzer © 2000/2004ff

Info: Riding the bullet, 2000; Ullstein, 2000, Nr. 25121, Berlin; 95 Seiten, DM 7,90, aus dem US-Englischen übertragen von Edith Pänke; ISBN 3-548-25121-8

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