Der Turm. Der dunkle Turm 7 (gebundene Ausgabe) / Stephen King Testbericht

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ab 16,85
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Erfahrungsbericht von Astarte

Endlich angekommen?

Pro:

Einfach alles, brilliantes Meisterwerk!

Kontra:

Eventuell das Ende..

Empfehlung:

Ja

Endlich also sollte ich Band 7, den letzten Teil von Kings monumentaler Turm-Saga, in den Händen halten und die Lektüre beginnen. Werden Roland und sein Katet endlich das lang ersehnte Ziel erreichen? Entspricht der Turm den Vorstellungen der Revolvermänner? Welche Hindernisse warten noch auf die Helden der Geschichte? Werden die vielen Fragen endlich beantwortet? All dies hoffte ich nun endlich zu erfahren….

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Aufmachung des Buches:
Da das Taschenbuch bis heute nicht erschienen ist, spreche ich auch hier von der gebundenen, etwas teureren aber auch schöneren Ausgabe. Eindeutig edler als die anderen Bände zieht dieses Buch schnell die Blicke auf sich. So ist der Einband in gold gehalten mit einer düster melancholischen Aussicht aufs Meer. Schon vor der Lektüre fragt sich der Leser, ob das Cover vielleicht einen Hinweis auf den Inhalt geben mag, was natürlich zutrifft. Das Bild stellt eine Verknüpfung dar zu einer subtilen Art von Weisheit, welcher aber im hier und jetzt von dunklen Wolken bedroht ist. Die Kreuze weisen auf die Sterblichkeit des Menschen hin und die Trauer, welche uns erfüllt, wenn wir eine geliebte Person verlieren.

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Aufteilung:
Dieser abschließende Band setzt sich aus 5 Teilen zusammen, welche wiederum in unterschiedlich hoher Anzahl von Kapiteln untergliedert sind, wie man der Inhaltsangabe auf den ersten Seiten entnehmen kann.
Eine Zusammenfassung der vorangegangenen Teile, wie sie in den Taschenbüchern abgedruckt ist, erfolgt hier nicht. Falls eine zeitlich größere Distanz zwischen der Lektüre des sechsten und eben diesen Bandes vorliegt, kann es sein, dass der Leser sich erst wieder ein wenig einlesen muss. Doch das geschieht bereits auf den ersten Seiten, denn man ist recht schnell wieder in der Geschichte verankert.
Von einer Lektüre dieses Buches rate ich ab, falls die anderen Teile nicht bekannt sind.

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Was erwartet uns im abschließenden, 1000-seitigen Band?

Bereits im ersten Teil erscheint der Widersacher Mordred, Sohn eines Dämons sowie Rolands Fleisch und Blut, und soll im ganzen Buch seine Schatten über die Geschichte werfen. Immer wieder wird er dabei von Identitätsfragen gequält, da er nicht weiß, wohin er eigentlich gehört. Er kann seine Gestalt dabei jederzeit ändern, ist aber allerhand teilweise ungeheuer ulkigen Schwierigkeiten ausgesetzt, da er einerseits noch ein Kind, andererseits aber eine wachsende Mörderspinne mit riesigem Appetit ist.

Besonders spannend, wie Mr. King wiederum in Person in die Geschichte des dunklen Turms eingreift. Dazu einen Auszug der „Anmerkungen des Verfassers“ Außerdem werden wir Zeuge einer packenden Verfolgungsjagd – Kind jagt Vater, Spinne jagt Beute -, und fragen uns, wer wohl gewinnen mag. Roland, oder sein vermeintlicher Sohn?

Erstaunlich allerdings, dass noch im letzten Band eine neue Person dem Kreis der Turmsucher beitritt. Ein talentierter Zeichner und Telepath, der in zweifacher Weise lebensrettend wirkt, sowohl für Susannah als auch für Roland zum Ende der Geschichte.

Eine große Rolle spielen in diesem Buch Trauer und Verlust. Denn das Katet bleibt nicht als solches bestehen. Das Schicksal behält die Oberhand und lässt die Prophezeiung wahr werden. Auch wenn scheinbar freiwillige Entscheidungen dazu gehören.

Die Helden müssen wieder eine ganze Menge Abenteuer bestehen, und der Leser wird entführt in Situationen aus den Bereichen Horror, Science-Fiction, Fantastik und tiefe Emotionen. Ein Happy End in erwartetem Sinne gibt es ganz nach alter King Manier selbstverständlich nicht. Zum Schluss will ich auch gar nicht viel verraten, diese Erfahrung sollte der Leser ganz alleine machen. (Auch wenn es mir in den Fingern juckt, noch mehr zu verraten..)
Nur eines: Roland erreicht seinen Turm und die Beschreibung des Mysteriums zieht den Leser dann vollends in seinen Bann, es erscheint plastisch vor dem inneren Auge und man fragt sich: Was erwartet uns dort, ist dies nicht sogar den Tod wert?
Aber es ist nicht alles, wie es scheint; und manchmal ist ein erreichtes Ziel nur eine neue Aufgabe….

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Meine Meinung zu diesem Buch:
Der siebte Teil hat meine Erwartungen mehr als erfüllt. King verbindet wie auch in den vorherigen sechs Bänden vielerlei Genres, lässt den Horror aber keineswegs zu kurz kommen. Viele unvorhergesehene Wendungen lassen die Ungeduld wachsen, fördern aber auch das Lesetempo.
Allerdings emfand ich die relativ späte Einbindung des telepathisch begabten Jungen zwar als überaus spannend und inspirierend, gleichzeitig aber irgendwie als störend, die Rolle erschien ein wenig wie ein Notstöpsel, denn Roland hätte sonst nicht auf diese Art siegen können. Doch halte ich King zugute, dass eine Saga, die in einem Zeitraum von über 30 Jahren entsteht, wahrlich alle möglichen Wege gehen kann. Wie er selbst betont, habe sich die Geschichte selbst geschrieben, im Grunde genommen sei er nur eine Art Medium.
Der Verlust der Katetmitglieder erfüllte mich mit tiefer Trauer, nachdem ich die fünf über einen so langen Zeitraum begleitet hatte, konnte ich gegen ein irreales Verlustgefühl nicht ankämpfen. Mehr als bei jedem anderen Buch, welches ich bisher gelesen hatte, wollte ich nicht, dass die Geschichte endet. Nur widerwillig legte ich es schließlich aus der Hand.
Zum Ende kann ich nur sagen, ohne dass ich es hier verrate, dass es so absolut nicht vorhersehbar war und somit meine Ansprüche an wirklich gute Lektüre erfüllt hat. Es regt außerdem stark zum Philosophieren an und sorgt dafür, dass die Geschichte eigentlich nicht mehr vergessen werden kann. Ich stimme Fans und Kritikern absolut zu, dass dies Kings Meister- und Lebenswerk ist, welches mit dem Herrn der Ringe absolut Schritt halten kann. Die kleinen Enttäuschungen, welche mit „Wolfsmond“ und „Susannah“ aufgrund des langsamen Vorankommens einhergingen, werden hier absolut wieder gutgemacht. Mal sehen, ob es irgendwann einmal eine Verfilmung gibt. Da wäre ich die erste im Kino.
Meine Bewertung: 5 Sterne, für dieses Buch und den Turm-Epos an sich.

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Leseprobe:
„Auch mit kristallener Klarheit. Seine Sinne waren so geschärft, dass er nicht nur bratendes Fleisch, sondern auch den Rosmarin roch, mit dem es eingerieben worden war; er konnte nicht nur den stetigen Rhythmus seiner Atmung, sondern auch das murmelnde Fluten seines Bluts hören, das auf einer Halsseite zum Gehirn aufstieg und auf der anderen zum Herzen hinab sank. Er erinnerte sich auch daran, dass Roland einmal gesagt hatte, selbst der kürzeste Kampf, vom ersten Schuss bis zur letzten zusammenbrechenden Gestalt, erscheine den Kämpfenden endlos lang. Die Zeit werde elastisch; dehne sich bis fast zum Verschwinden. Jake hatte genickt, als hätte er das alles verstanden, obwohl er nichts begriffen hatte. Jetzt verstand er’s. Sein erster Gedanke war, dass die Gegner zu zahlreich waren – bei weitem zu zahlreich. Er schätzte ihre Zahl auf nahezu hundert, von denen die meisten bestimmt zu Father Callahans »niederen Männern« gehörten. (Einige waren niedere Frauen, aber Jake zweifelte nicht daran, dass das vom Prinzip her egal war.) Zwischen ihnen verteilt – alle weniger fleischig als die niederen Folken, manche sogar schlank wie Florette; mit aschfahlem Teint und einer schwachen bläulichen Aura, die ihre Körper umgab –, befanden sich welche, die Vampire sein mussten. Oy, dessen schmales, füchsisches Gesicht ernst wirkte, verharrte bei Fuß und ließ ein leises Winseln hören. Der im Raum hängende Bratenduft stammte nicht von Schweinefleisch…“

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Anmerkung des Verfassers (Auszug):
„Ich habe mit dem Gedanken gespielt, den Band sieben ganz ohne Nachwort zu lassen; Rolands Entdeckung im Obergeschoss der Turms wäre dann mein letztes Wort in dieser Angelegenheit gewesen. Dann wurde mir klar, (…) dass es etwas gab, dass gesagt werden musste. Es hängt mit meiner Rolle in meinem eigenen Roman zusammen. Ich komme in dem Roman nur vor, weil ich nun schon seit längerer Zeit weiß, dass viele meiner Erzählungen einen Bezug zu Rolands Welt aufweisen. Da ich es bin, der sie alle geschrieben hat, erschies es mir nur logisch, in mir einen Bestandteil vom Ka des Revolvermanns zu sehen. Meine Idee war, die Dunkler-Turm-Romane als eine Art Zusammenfassung zu verwenden. (…) Das sollte niemals anmaßend sein, sondern nur als Mittel dienen, um zu zeigen, wie das Leben die Kunst beeinflusst (und umgekehrt)…“

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Das Buch ist erschienen im Heyne Verlag, ISBN: 345300096X, und ist als Hardcover für 26,00,- Erhältlich in jedem Buchhandel oder online. Wenn Euch das zu teuer ist, schaut einfach bei Ebay nach, da gibt´s eigentlich immer angebotene Bücher aus dem Turm-Epos

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Stephen King, geboren 1947 in Maine, konnte mit einer Auflage von weit über 100 Millionen seinen Erfolg weltweit verbuchen. Sein Durchbruch gelang ihm 1973 mit Carrie. Der Turm ist sein erstes wie auch finales Werk, denn es hat ihn über 30 Jahre lang begleitet. Er gesteht, dass die Saga um den Turm in oftmals überfordert hat, was nicht verwunderlich ist, ist es doch als Überbau aller von ihm geschaffenen Welten zu verstehen.
King begibt sich damit zur wohlverdienten Ruhe. Schade!

34 Bewertungen, 2 Kommentare

  • morla

    13.11.2006, 14:31 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • Preiselbeere

    07.07.2005, 23:36 Uhr von Preiselbeere
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich liebe die Bücher von Stephen King. Er ist einfach ein brillianter Schriftsteller. Und vor allem die Bücher um den dunklen Turm haben es mir angetan. Bisher besitzte ich leider nur 5 Bände. Habe sie aber schon mehrmals durchgelesen. Dein