Der Turm. Der dunkle Turm 7 (gebundene Ausgabe) / Stephen King Testbericht

Heyne-verlag-muenchen-der-turm-der-dunkle-turm-7-gebundene-ausgabe
ab 16,85
Auf yopi.de gelistet seit 09/2004

5 Sterne
(4)
4 Sterne
(1)
3 Sterne
(0)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von Montipora

Der Turm

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Wie nähert man sich einem Werk wie Stephen Kings Sage vom \"Dunklen Turm\"? Vielleicht durch einen Vergleich mit d e m anderen großen Werk der Fantasy-Literatur, J.R.R. Tolkiens \"Herr der Ringe\". Wie alle Vergleiche, so mag auch dieser ein wenig hinken, dennoch sind die Parallelen unverkennbar. Beide Geschichten handeln, ähnlich der Artus-Legende, von einer Handvoll Personen, die sich auf eine lange Reise voller Gefahren begibt, um eine Mission zu erfüllen, von deren Ausgang unser aller Schicksal abhängt.

King leugnet dabei nicht, vom Urahn des modernen Fantasy-Romans mehr als nur beiläufig inspiriert worden zu sein, vielmehr verbeugt er sich tief vor Tolkiens Klassiker (ohne vor ihm in die Knie zu gehen). Wie in der \"Ring\"-Erzählung, so bekommen es auch die Helden der \"Turm\"-Bücher mit allerlei mystischen und magischen Wesen zu tun (selbst die unvermeidliche Riesenspinne taucht auf), doch während Tolkien stets seiner medevial anmutenden Mittelerde treu blieb, erweitert King den Kosmos seines ursprünglichen Wild-West-Universums um lüsterne Dämonen, grausige Vampire und die moderne Technik in Form von Robotern, Laserstrahlen und computergesteuerten (wenngleich völlig übergeschnappten) Hochgeschwindigkeitszügen und schreckt auch nicht davor zurück, seine Protagonisten in verschiedene Welten und Zeiten zu schicken. Dabei zitiert er ausgiebig die moderne Popkultur in Form von Filmen, Büchern und Comics (von \"Star Wars\" über die \"Glorreichen Sieben\" bis hin zu \"Harry Potter\" und die Legende vom Heiligen Gral - Rolands Revolver sind lediglich eine zeitgemäße Version des Schwerts Excalibur), läßt geschickt die jüngere amerikanische Geschichte einfließen und nutzt so gut wie jedes stilistische Werkzeug, um seine Erzählung mit unbändiger Energie voranzutreiben, kurzum: wo Tolkien die Versatzstücke der unterschiedlichsten Sagen und Legenden der Antike und des Mittelalters zu einem neuen, eigenständigen Werk zusammenfügte, greift King auf die Sagen und Legenden unserer Zeit zurück (die meisten natürlich amerikanischen Ursprungs).

Während Tolkien so den ultimativen europäischen Fantasy-Roman schuf, gelang King der ultimative amerikanische Fantasy-Roman.
Vieles von dem, was King dank seiner überbordenden Kreativität in den \"Turm\" einfließen ließ, hätte bei manch anderem Schriftsteller einfach nur lächerlich gewirkt. Genau das Gegenteil ist hier der Fall, und darin zeigt sich erneut, weshalb King zu den erfolgreichsten (und besten) zeitgenössischen Autoren gehört. Da der \"Turm\"-Zyklus nicht nur eine sich sich geschlossene Erzählung ist, sondern als übergreifendes Werk zu (fast) allen anderen King-Romanen gesehen werden muß, ist es sicher nicht falsch, ihm schon heute das Prädikat eines Klassikers zu verleihen. King versteht sein Handwerk wie kein zweiter und stellt dies auch im letzten Buch eindrucksvoll und schon beinahe schmerzlich unter Beweis.

Schmerzlich deshalb, weil die Karten noch einmal neu gemischt werden und nicht alle Gefährten des Revolvermanns dessen Suche nach dem Dunklen Turm überleben werden. Da sie einem dank Kings außergewöhnlichem Talent mit jedem Buch lebendiger und vertrauter vorkommen, tut es weh, sie zu verlieren. Doch gerade die tragische Entwicklung der Geschehnisse bis hin zum furiosen Finale macht den letzten Band des \"Turm\"-Zyklus zu einem atemberaubenden literarischen Erlebnis und zu einem würdigen Abschluß von Kings größtem Werk

4 Bewertungen