Schwarz. Der dunkle Turm 1 (Taschenbuch) / Stephen King Testbericht

Heyne-verlag-muenchen-schwarz-der-dunkle-turm-1-taschenbuch
ab 9,62
Auf yopi.de gelistet seit 06/2004

5 Sterne
(3)
4 Sterne
(1)
3 Sterne
(1)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(1)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von Muffentennis

Mysterium

Pro:

mysteriös, ungewöhnlich, faszinierend

Kontra:

mysteriös, ungewöhnlich, viele offene Fragen

Empfehlung:

Ja

Trotz meiner Vorliebe für die Werke des bekanntesten Horrorautors unserer Zeit, habe ich lange Zeit Stephen Kings zentrale Arbeit „der dunkle Turm“ ignoriert. Auch wenn ich wusste, wie wichtig dieses Werk für die anderen Romane des Meisters ist, habe ich mich nicht so sehr für den „dunklen Turm“ begeistern können. Zum einen hatte ich den Tipp, dass der erste Teil sehr zäh zu lesen und wenig spannend sei, zum anderen, weil mich reine Fantasy-Geschichten eher wenig interessieren.
Doch einer Neuauflage des Heyne-Verlages (in schickem Glanzcover) konnte ich nicht widerstehen und habe daher zu Weihnachten viel neues Lesematerial erhalten...

DER DUNKLE TURM

„Rolands Geschichte ist mein Jupiter“ sagt King selbst und legt somit fest, welche Bedeutung die Geschichte des „dunklen Turms“ für ihn selbst einnimmt. „Der dunkle Turm“ ist eine mehrteilige Geschichte, die insgesamt sieben Stationen umfasst. Doch obwohl King schon das letzte Wort des siebten Bandes geschrieben hat, müssen sich seine Fans noch gedulden.
In Deutschland ist vor kurzem der fünfte Band erschienen, der bisher nur in der 25 € teueren Hardcover-Ausgabe erhältlich ist, und den Titel „Wolfsmond“ trägt.

Schon seit längerer Zeit hingegen sind die ersten vier Teile erhältlich, die da heißen:
SCHWARZ (OT: THE DARK TOWER: THE GUNSLINGER)
DREI (OT: THE DRAWING OF THE THREE – THE DARK TOWER II)
tot. (OT: THE WASTE LANDS – THE DARK TOWER III)
GLAS (OT: WIZARD AND GLASS – THE DARK TOWER IV)
Ihr seht, dass die deutschen Titel einmal mehr von den Originaltiteln abweichen, was ich aber gar nicht so schlimm finde – die deutschen Titel versprühen etwas Mysteriöses.

SCHWARZ

Langer Rede, kurzer Sinn.
Ich habe jetzt also endlich angefangen, „den dunklen Turm“ zu lesen und möchte euch nun den ersten Teil „SCHWARZ“ vorstellen.

DER REVOLVERMANN

Roland ist hinter dem Mann in Schwarz her. Sein Weg führt ihn durch eine lebensfeindliche Wüste. Seit Tagen hat er keinen Menschen mehr gesehen, sein Maultier ist unterwegs verendet und seine Vorräte neigen sich dem Ende zu.
Wir erfahren von seiner jüngsten Vergangenheit: der Revolvermann kam in Tull, der letzten Stadt vor der Wüste an. In diesem Ort voller seltsamer Menschen lernt der Revolvermann Allie kennen und lieben. Doch er wird in Tull argwöhnisch beobachtet.
Und als dann auch noch der Mann in Schwarz persönlich in Tull auftaucht und Allie mit einer Art Fluch belegt. Und wenig später wird Roland von der kompletten Stadtbevölkerung gejagt, die von einer Fanatikerin angestachelt wurde. Auch hier hatte der Mann in Schwarz seine Hände im Spiel.
Und so stirbt nicht nur Allie, nein, in einem riesigen Blutrausch tötet Roland die komplette Bevölkerung – und ist dann allein in der Wüste.

Als er kurz vor dem Verdursten ist, entdeckt Roland in der wüste eine einsame Hütte, in der der mutige, aber seltsame Junge Jake lebt. Roland kann hier seine Vorräte auffüllen und entwickelt echte Zuneigung zu dem Jungen, der ihm dann bei der Verfolgung des Mannes in Schwarz zur Seite steht. Doch nachdem sie dem endlich nahe gekommen sind und einige Gefahren überlebt haben, muss sich Roland einer wichtigen Entscheidung stellen: opfert er den Jungen, um endlich auf den Mann in Schwarz zu treffen und mehr über sein Lebensziel – das Finden des dunklen Turms – zu erfahren?

VERWIRRUNG

Macht sich breit – vielleicht geht es euch jetzt auch schon so, nachdem ihr die kurze Inhaltsangabe gelesen habt, die ich möglichst einfach wiederzugeben versucht habe. Dieses Buch ist für die Verhältnisse von Stephen King äußerst ungewöhnlich (auf den Schreibstil werde ich später noch näher eingehen). Wer von diesem Buch (oder Teil eines Buches) einen konventionellen Aufbau erwartet, wird enttäuscht werden: „Schwarz“ besitzt keinen echten Höhepunkt, auf den es hinarbeitet. Es ist deutlich als Teil eines umfassenderen Werkes zu erkennen.

So erfahren wir im ersten Buch noch nichts über Roland selbst und seine Beweggründe, warum er den Mann in Schwarz verfolgt und weshalb er den dunklen Turm nicht nur finden will, sondern finden muss. Handlungen bleiben unerklärt, Fragen offen – nach dem Lesen von „Schwarz“ bleibt der Leser tatsächlich verwirrt zurück – und kann gar nicht anders, als zu „Drei“ zu greifen, weil man auf jeden Fall wissen will, wie es mit Roland weitergeht und ob die Geschehnisse des ersten Teils nach und nach aufgeklärt werden.

Über den kompletten knapp 320 Seiten liegt ein Hauch des Unwirklichen - man kann keine der Figuren wirklich einschätzen, da sie schlicht und ergreifend nicht näher charakterisiert werden, die Beweggründe der Figuren bleiben unklar und auch die letzten Seiten machen höchstens Appetit auf mehr. Zahlreiche Einschübe verkomplizieren die Sache noch mehr – ich sage nur „die Welt hat sich weiterbewegt“; zudem stellt sich zumindest in der ersten Hälfte die Frage: Wo zum Teufel spielt denn das ganze Geschehen ab? In einer uns fremden Welt? Oder auf der Erde? Wie sonst wären Dollarnoten und Jukeboxes zu erklären?

King-Liebhaber werden hier in nur wenigen Szenen die Handschrift des Meisters wiedererkennen. So ist Kind in der Szene, als Roland die Stadt Tull verlässt, völlig in seinem Element und diese Szene ist auch tatsächlich unglaublich gewalttätig. Ansonsten ist es nicht die Spannung, sondern vielmehr die Unwissenheit, die den Leser bei der Stange hält. Das letzte Drittel dann weiß zu überzeugen. Mutanten und die diabolischen Entscheidung, vor die Roland gestellt wird, erzeugen Spannung und da fühlt der Leser zum ersten Mal wirklich mit.

Trotzdem: man liest weiter, weil man auch irgendwie von dieser befremdlichen, unwahren Welt fasziniert ist. Man will mehr erfahren und liest und liest und liest.

Am Ende bleibt man als Leser verwirrt zurück. Keine abgeschlossene Handlung, Charaktere, die undurchschaubar wie eine rußschwarze Glasscheibe sind und der ungewohnte Schreibstil charakterisieren diesen Roman.

Vielleicht merkt ihr: auch diese eigene Meinung klingt zwiespältig - so, wie eben meine Meinung zum Buch ist.

SCHREIBSTIL

In der Hinsicht erkannte ich die Handschrift Kings kaum wieder – insbesondere am Anfang. Im Vorwort ist zu lesen, dass King die ursprüngliche Version noch einmal deutlich verändert und so das Ergebnis leichter verständlich gemacht hat – ich will jetzt nicht so weit gehen und „Schwarz“ als schwer verständlich einstufen, aber viele Textstellen erscheinen zumindest ... ungewohnt.
King ist normalerweise dafür bekannt, gerne und viel zu erzählen: er beschreibt seine Schauplätze bis auf den letzten Grashalm und seine Charaktere bis auf das letzte Barthaar genau. Auch das ist in „Schwarz“ zu erkennen, denn die Landschaft wird mit Vergleichen und Metaphern beschrieben, die wenig bis gar keinen Sinn ergeben wollen.

Das macht das Lesen am Anfang zu einer wenig unterhaltsamen, beinahe müßigen Sache; die ersten Seiten schleppen sich träge dahin, die Beschreibungen wollen mysteriös klingen, sind aber eher verwunderlich und erreichen – zumindest bei mir – nicht die gewünschte Wirkung.
Auch das ändert sich erst gegen Ende des Buches, dann wird mehr und mehr die typische Handschrift Kings bemerkbar und das Lesen gestaltet sich flüssiger, auch der Spaß am Lesen erhöht sich.

FAZIT

„Schwarz“, die erste Episode der Dunklen Turm-Reihe, hinterlässt ein zwiespältiges Gefühl beim Leser: trotz des zähen Beginns und des etwas seltsamen Schreibstils wird der Leser spätestens am Ende in den Bann von Roland gezogen – und er hat Lust auf mehr, denn „Schwarz“ lässt natürlich viele Fragen offen.

Ein ungewohnter King und ein Auftakt zu einer Serie, die auf jeden Fall noch Steigerungspotential besitzt. Ich weiß nicht genau, wie ich den Roman bewerten soll – und entscheide mich letztlich für die goldene Mitte. Ich denke, das wird dem Gelesenen gerecht.

Ich danke euch für das Lesen dieses Berichtes. Viele Grüße, Muffentennis.

14 Bewertungen, 3 Kommentare

  • novit

    08.06.2005, 23:40 Uhr von novit
    Bewertung: sehr hilfreich

    geiler testbericht xD will den mir jetzt auch angucken ^^

  • dreamweb

    02.10.2004, 22:26 Uhr von dreamweb
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich war von dem Buch auch ziemlich enttäuscht. Liebe Grüße Miara

  • winterspiegel

    25.08.2004, 19:37 Uhr von winterspiegel
    Bewertung: sehr hilfreich

    ...wahre Stärke der Geschichte, zeigt sich dann aber erst mit dem Fortlauf der weiteren Teile. Sehr gut ge- und beschrieben von dir... lg Thomas