Menace II Society (DVD) Testbericht

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ab 5,31
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Erfahrungsbericht von Die_böse_Maus

Und keiner gewinnt....

Pro:

Story, Schauspieler, Gesellschaftskritik

Kontra:

vielleicht etwas sehr viel Gewalt?

Empfehlung:

Ja

Hallo!

Menance II Society - wer von Euch erinnert sich noch an diesen Film aus dem Jahr 1993?
Ein Kultfilm, den man gesehen haben muss oder Zeitverschwendung? Viele aus meinem Bekannten - und Freundeskreis mögen diesen Film und meinen, dass auch “etwas dahintersteckt”, andere halten ihn nur für einen brutalen Gangsterfilm ohne jegliche Aussage und nur für pubertierende Jungen sehenswert.
An diesem lauen Frühlingsabend möchte ich Euch von diesem Film erzählen und mein ganz persönliches Urteil fällen.

````Fakten````

Menace II Society
USA 1993
FSK 16
115 Minuten
Albert Hughes, Allen Hughes [Regie]
Tyrin Turner, Larenz Tate, Samuel L. Jackson, Jada Pinketat [Darsteller]

````Handlung````

Der 18jährige Caine (Tyrin Turner) wurde in das Elend hineingeboren. In Watts, dem Schwarzen - Ghetto von Los Angeles wurde sein Vater, ein Drogendealer, erschossen und seine Mutter starb an einer Überdosis Heroin. Seine Großeltern nehmen ihn bei sich auf, doch sie können ihn nicht beschützen.
Unter dem Einfluss seines Freundes und Vorbildes Q - Dog rutscht Caine immer mehr ab - in einen Sumpf aus Drogen und Kriminalität. Einzig die alleinerziehende Mutter Ronnie, deren Freund seid Jahren im Gefängnis sitzt, gibt nicht auf und versucht Caine dazu zu bringen den Drogen und der Gewalt abzuschwören....

````Schauspieler````

Außer Samuel L. Jackson war mir keiner der Darsteller bekannt und der ist nur zu Anfang kurz als Caines Vater zu sehen, der dann ermordet wird. Ihm hätten mehr Szenen gegönnt werden können, denn er ist einer meiner Lieblingsschauspieler und gerade in Filmen mit solch brisanten Themen immer eine klasse Besetzung.
Schwarze spielen Schwarze und Schwarze können sich besser in das problematische und harte Leben in den Ghettos einfühlen und daher wirken die Figuren authentisch. An der grandiosen schauspielerischen Leistung der Einzelnen kann nicht gezweifelt werden.

````Bewertung´´´´

“Menace II Society” mag von manchen nur als brutaler Actionfilm bezeichnet werden, doch steckt meiner Meinung nach mehr dahinter. Der Film ist brutal und nicht ohne Grund erst ab 16 Jahren freigegeben, doch zeigen gerade die zahlreichen Schusswechsel, Morde und Prügeleien ein Leben, das uns doch recht fremd ist.
Der Film beginnt damit, dass Caine und sein Freund Q - Dog (Larenz Tate) einen Laden betreten, um ein paar Flaschen Bier zu kaufen. Als die beiden den Laden verlassen, ist Q - Dog zum Mörder geworden [der Ladenbesitzer liegt blutüberströmt hinter der Kasse] und Caine zum Mittäter. Der Zuschauer wird geradewegs in den Film “geworfen” und ist bereits mit einer Thematik konfrontiert: der Gefahr, dem Teenager durch “falsche” Freunde ausgesetzt sind. Caine hat zu diesem Zeitpunkt noch nie einen Menschen getötet, obwohl man ihm bereits als 5jährigem eine Waffe in die Hand gab und sich bereits als Dealer sein Geld verdient.
Caine ist der Protagonist des Films, er ist die Figur, um die es sich dreht. Der Zuschauer ist sowohl in der Lage Caines Handlungen von außen zu beobachten, als auch in ihn hineinschauen zu können, denn Caine ist auch Ich - Erzähler und schildert seine Gefühle und Gedanken. Er ist nicht in der Lage die Ereignisse zu reflektieren, da ist er noch zu sehr Kind ist und sich zu sehr von seinen Ghetto - Brüdern abhängig macht.
In das Ghetto hineingeboren und aufgewachsen mit dem Gedanken, dass ein Schwarzer in Amerika nichts wert ist, wenn er nicht durch Gewalt auf sich aufmerksam macht, wird in “Menace II Society” nicht der Weg einer besonderen Persönlichkeit, sondern der eines typischen schwarzen Jungen gezeichnet.

Caine ist Produkt seiner Umwelt, das wird bereits deutlich, wenn im Rückblick seine Kindheit im Ghetto gezeigt wird. Er ist nicht von Natur aus böse, er wird zu dem gemacht was er ist. Von klein auf von den Eltern vernachlässigt, wendet er sich anderen zu, die ihm die ersten Schlücke Alkohol verabreichen, ihn mit ansehen lassen wie Menschen grundlos erschossen werden oder sich durch Drogenkonsum kaputtmachen. Ihm ist nichts anderes vorherbestimmt, als selbst kriminell zu werden und zu Drogen zu greifen.
Selbst als sein Cousin bei einem Autodiebstahl erschossen wird, ist die Reaktion Caines darauf nur einen Racheplan auszuhecken, der wiederum in einem Blutbad endet. Weder seine religiösen Großeltern, die ihn nach dem Tod der Eltern liebevoll aufgenommen haben oder die alleinerziehende Mutter Ronnie können ihnen dazu bringen “endlich aufzuhören”, aus Watts wegzuziehen und ein neues Leben zu beginnen.

Caine steht exemplarisch für das Schicksal der Ghetto - Kinder, die in einer von den Weißen dominierten Gesellschaft keine Chance zu haben scheinen. Abgeschoben in Ghettos, weit weg von der Glitzerwelt der US - Städte schaffen viele nicht mal einen Schulabschluss. HIV und Aids sind dort weitverbreitet, die Mädchen werden schon im Teenageralter schwanger und wissen nicht, wie sie ihre Kinder ernähren sollen, Drogen lassen einen “cool” wirken und Gewalt und Verbrechen sind notwendig, um sich [vermeintlich] Respekt zu verschaffen.

Rassenkonflikte sind nach wie vor eines der größten sozialen Probleme in den USA [im Film wird auch der Konflikt zwischen Schwarzen und Asiaten angeschnitten] und dieser Film möchte auf die Situation der Schwarzen in den amerikanischen Ghettos aufmerksam machen. Düster, gewaltreich und voller Pessimismus versuchen die Regisseure Albert und Allen Hughes [übrigens Zwillinge] zu zeigen, wie eine solche Gewaltspirale entsteht und wie schwer es ist den Ausstieg zu schaffen, ohne vorher selbst eine Kugel im Kopf in den Kopf zu kriegen.

Die junge Ronnie stellt in „Menace II Society“ einen Gegenpol zu Caine da, denn durch die Verantwortung, die sie ihrem Kind gegenüber hat, gelang es ihr den Drogen abzuschwören und ein friedliches, wenn auch sehr hartes Leben in Watts zu führen.
Der Vater ihres Kindes sitzt seid Jahren im Knast, für ihn ist der kleine Anthony noch immer ein Baby, weil er seine komplette Entwicklung verpasst hat. Ronnie ist in der Lage die Situation zu reflektieren und richtig einzuschätzen. Sie erkennt, dass an den Gegebenheiten im Ghetto nichts zu ändern ist, dass Drogen und Gewalt dort immer regieren werden und bittet Caine mit ihr und Anthony wegzuziehen. Hier bahnt sich auch eine zarte Liebesgeschichte an, die in US - Filmen natürlich nie fehlen darf. Sie passt aber in die Story hinein und verstärkt noch einmal den Eindruck, dass Caine zwischen zwei Polen steht und sich entscheiden muss.

“Willst Du leben oder sterben?” fragt der Großvater Caine und der kann nur mit den Schultern zucken und “Ich weiß es nicht” erwidern - eine Schlüsselszene, wie ich finde. Hier wird auch wieder die Gleichgültigkeit der Jugendlichen dort deutlich, denn ihnen fehlen [berufliche] Perspektiven und die Hoffnung auf ein besseres Leben. Man wird erfahren, was mit Caine passiert, denn im Ghetto gibt es nur diese zwei Möglichkeiten: entweder man wählt das Leben oder den Tod!

Gerade am Anfang des Films mögen vielleicht manche jungen, männlichen Zuschauer meinen, dass die handelnden Personen doch ziemlich “cool” sind [sie fahren schicke Autos, hören laute Musik, schlafen mit mehreren Mädchen am Tag usw.], doch dieser Film verherrlicht weder Gewalt, noch Drogenkonsum noch ungeschützten Sex. Die coolen Sprüche [auf untersten Sprachniveau versteht sich] sollen übertünchen, was niemand aussprechen möchte: dass die Jugendlichen in Watts verdammt schlecht dran sind und dass die Zukunft einfach nur schwarz ist!
Dieser Film zeigt das Leben in den Ghettos, wie es ist, aber vergisst nicht den Zuschauern die Konsequenzen näher zubringen.
Wenn Caine als Ich - Erzähler seine Gedanken mitteilt, so bekommt man manchmal den Eindruck, als ob hier doch ein winzig kleiner moralischer Ansatz zum Vorschein kommt, doch im Gesamtbild wird klar, dass Caine noch nicht in der Lage ist die Situation richtig einzuschätzen und dementsprechend zu handeln. Wann wird er es sein?

Dieser Film ist gesellschaftskritisch, regt zum Nachdenken an und schockiert durch das notwendige Zeigen von Kriminalität und Gewalt.

Schaut Euch den Film selbst an und bildet Euch euer eigenes Urteil!

Ich vergebe für “Menace II Society” 5***** und spreche eine Empfehlung aus.

Vielen Dank für Eure Lesungen, Bewertungen und Kommentare!

Eure böse Maus (Mausimausmaus bei Ciao)

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