Die Schnäppchenjägerin (Taschenbuch) Testbericht

Ich möchte euch heute von einem älteren, aber immer noch oft gelesenem Buch berichten, über eine junge Frau, die ständig verschuldet ist, weil sie an keinem Sonderangebot vorbeigehen kann und sich die abenteuerlichsten Ausreden einfallen lässt, um ihre Shopping-Eskapaden vor ihrem Umfeld geheim zu halten...ich habe übrigens mal gelesen, dies wäre auch das Lieblingsbuch von Modedesigner Wolfgang Joop, na dann....

***Titel : "Die Schnäppchenjägerin"

***Autorin : Sophie Kinsella
Sophie Kinsella hat vor ihrem Boom als Schriftstellerin als
Wirtschaftsjournalistin gearbeitet. Von ihr stammen auch die
Nachfolge-Romane "Fast geschenkt" und "Hochzeit zu ver-
schenken" sowie "Sags nicht weiter, Liebling", in dem es
nicht um Titelheldin Rebecca Bloomwood (die Kaufsüchtige)
geht, sondern ein anderer, amüsanter Roman, der genauso
lustig geschrieben ist.

***Originalausgabe : "The Secret Dreamworld of a Shopaholic"
Die geheime Traumwelt einer Kaufsüchti-
gen - bei Black Swan in London

***Erscheinungsjahr : deutschsprachige Ausgabe 2001, das
englische Original 2000

***Verlag : Wilhelm Goldmann Verlag/München

***Preis : mittlerweile schon für 10 € zu haben

***Wo : in fast jeder Buchhandlung und bei Online-Anbietern
wie www.derclub.de (achtung, Mitgliedschaft) oder
www.amazon.de, wollte jedoch keine Werbung machen

***Inhalt***

Rebecca Bloomwood ist eine junge Frau (Alter nicht erwähnt, schätzungsweise um die Mitte 20), die als Finanzjournalistin in London arbeitet und dort auch angemessen bezahlt wird. Das Geld verjubelt sie jedoch innerhalb weniger Tage für Klamotten, Schnäppchen und die kleinen Extras. In ihrem Job soll sie anderen Menschen Spartipps und Antworten in Geldfragen und Aktiengeschäften geben, obwohl sie selbst nicht mit ihrem Geld auskommt.
Sehr lustig finde ich hier die "Briefe" an Rebecca, die am Buch schon in 1. Stelle abgedruckt sind wie die von ihrer Hausbank..

"Sehr geehrte Ms. Bloomwood,
wir bedauern sehr, dass Sie an Pfeifferschem Drüsenfieber
erkrankt sind. Dennoch möchten wir Sie bitten, sich nach Ihrer
Genesung telef. mit meiner Assistentin Erica Parnell in Ver-
bindung zu setzen, um einen Gesprächstermin zu vereinbaren,
bei dem wir Ihre derzeitige finanzielle Situation besprechen
können..."

Und von diesen und ähnlichen Briefen, in denen sie sich mit an den Haaren herbeigezogenen Gründen drückt, sind im Buch noch mehr, mal hat sie sich "ein Bein gebrochen" oder sie ist von einer "Panne im Computersystem" der Bank überzeugt.
Rebecca kann schlicht und ergreifend an keinem Geschäft vorbeigehn.Mal entdeckt sie ein tolles Paar Schuhe, dass sie "schon immer haben wollte" oder eine Creme bei deren Kauf es einen Lippenstift dazugibt "Er ist irgendwie braunrot. Eigentlich ein bisschen seltsam, die Farbe. Aber ich brauche ihn nur etwas mit meinen anderen Lippenstiften zu mixen, und dann sieht er bestimmt klasse aus!"
So macht Rebecca ein "Schnäppchen" nach dem anderen, ob sie die Sachen nun braucht oder nicht und unmerklich sinkt ihr Konto immer tiefer in die roten Zahlen. Doch mit ihrem Einfallsreichtum (Rebecca kommen die absurdesten Idden, wenn sie in Panik gerät, aber lustig) schafft sie es irgendwie immer, sich vor wichtigen Gesprächen oder Rechtfertigungen zu drücken. Als Rechtfertigung sieht sie zum Beispiel die Tatsache, immer topmodisch gekleidet und gepflegt zu sein und das Gefühl, ihr Leben mit einem Paar Stiefel, die "immer klassisch bleiben" bereichert zu haben. Es ist eine Freude, Rebeccas Gedankengängen zu folgen und den absurden Gründen für Einkäufe. Wenn sie in Problemen steckt, gibt es immer jemanden, der ihr kurzfristig aus der Patsche hilft, was sie auf Dauer nicht weiterbringt. Ihr Vater ist der Ansicht, man hat 2 Möglichkeiten 1. "Mehr arbeiten" oder "Sparen".

Da es für unsere liebenswerte Titelheldin unmöglich scheint, sich finanziell einzuschränken, versucht sie sich in Nebenjobs wie die Aushilfe in einer noblen Boutique, wo sie aber wegen ihrer kleinen Macke bald gefeuert wird...

"...ich folge ihrem Blick und erstarre. Die Zebra-Jeans ist unter dem Vorhang hervorgekullert. Einen Moment lang starren wir sie zu dritt an. "Na sowas !" stosse ich schliesslich hervor. "Da ist sie ja!" "Und was genau macht sie da unten?" fragt Danielle. "Ich weiss es nicht! Vielleicht ist sie..." "Vielleicht haben Sie sie sich genommen!" behauptet das Mädchen ungläubig. "Sie haben sie sich unter den Nagel gerissen! Erst wollten Sie mich nicht anprobieren lassen, und dann haben Sie sie versteckt!" "Das ist doch lächerlich!" wehre ich ab und hoffe, überzeugend zu klingen. Aber ich spüre schon, wie meine Wangen ein schuldbewusstes Rot annehmen. Mein Gott, warum muss ich eine von denen sein, die bei jeder Gelegenheit rot anlaufen? Warum?"

Des weiteren lässt sie sich auf einen Heimarbeits-Job ein, bei dem sie wattierte Bilderrahmen zusammenbasteln soll, scheitert jedoch daran, weil ihrer Meinung nach der winzige Stoff niemals um die dicke Watte passen soll. Heimlich bastelt ihre beste Freundin und WG-Mitbewohnerin Suze die Rahmen zusammen und überrascht Rebecca mit dem Verdienst von ein paar hundert Pfund. Tja, hier wird man geholfen..*g*
Sehr spassig ist auch der Abschnitt, in dem sich Suzes Cousin, der unattraktive Tarquin (der Rebeccas Meinung nach etwas von einem Wiesel hat) in Rebecca verknallt. Sie wehrt seine Annäherungsversuche jedoch solang ab, bis sie durch Zufall in einer Zeitschrift von ihm als einem der reichsten Junggesellen Englands liest. Natürlich beginnt sie wieder zu tagträumen....aber das Aussehen spielt dann natürlich immer eine grosse Rolle.
Aber dies wäre kein Frauenroman (wie ich diese Bezeichnung HASSE !) wenn Rebecca nicht irgendwann auf den "Richtigen" treffen würde in Form des attraktiven, erfolgreichen Geschäftsmannes Luke. Doch dieser bekommt auch bald Wind von Rebeccas kleiner, fataler Schwäche....

***FAZIT***

Ein tolles und sehr lustiges unterhaltsames Buch, nicht nur für Frauen. Viele werden sich an manchen Stellen in Rebecca wiedererkennen, wenn sie das Gefühl hat, bei irgendeinem Schnäppchen zuzuschlagen...ob es am Ende von Gebrauch ist, steht ausser Frage *g*
Jedoch kann der Roman auch mit ernsthaften Stellen überraschen, denn die Autorin will ja nicht dazu "ermutigen", seinen finanziellen Spielraum (den man oftmals nicht richtig einschätzen kann) total auszukosten. Sie lässt uns durchaus an einer verzweifelten Rebecca teilhaben, die plötzlich unversehens vor dem Bankdirektor steht, vor dem sie immer flüchtet. Aber auch dieser Abschnitt ist zwangsläufig komisch.
Ich habe das Buch in ein paar Tagen durchgelesen, weil ich es wegen seines grossartigen Humors einfach nicht aus der Hand legen konnte. Man muss wirklich oft während des Lesens lachen. Das Buch ist mehr eine "Komödie" als denn einer dieser angeblich frechen Frauenromane, die einen aus jedem Ladenregal anlachen. Hier wird man nicht mit Männergeschichten überschüttet, muss sich keine peinlichen Sex-Talks zwischen Frauen anhören - man liest einfach nur und lacht. Ein tolles Buch !!!


Geschrieben für ciao.de und yopi.de