Die Schnäppchenjägerin (Taschenbuch) Testbericht

Goldmann-wilhelm-die-schnaeppchenjaegerin-taschenbuch
ab 5,95
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Erfahrungsbericht von dani___

Sie haben... Sie haben ja reduziert.

Pro:

spannend und fesselnd geschrieben; Rebecca ist eine sympathische Figur; anschaulich; authentisch; interessantes Liebesleben; lockere Erzählweise; einfache Sprache; abwechslungsreich; gute Witze; wenige Personen;

Kontra:

teilweise unglaubwürdig

Empfehlung:

Ja

Rebecca Bloomwood lebt mit Suze zusammen in London und eines haben sie gemeinsam: sie lieben den Kaufrausch, neue Klamotten, die sie zwar eigentlich nicht brauchen, aber super teuer und schick aussehen, die neuesten Trends und noch so vieles mehr.
Kein Tag vergeht, dass Rebecca an einer Boutique vorbeikommt, ohne etwas gekauft zu haben, und sei es nur ein Tuch von Denny und George, was jedoch auch seinen stolzen Preis hat. Und das, obwohl Rebecca doch Journalistin bei einer Finanzzeitung ist und eigentlich anderen Leuten Tipps geben sollte, wie sie mit ihrem Geld umzugehen haben.
Ok, zwischen Geld anlegen und „sinnvoll investieren“ liegen ja auch Welten...

Das Problem beginnt eigentlich erst, als Rebecca mehr Geld ausgibt, als sie verdient. Mahnungen flattern ins Haus und schließlich bekommt sie einen Brief von der Endwich Bank, dass sie ihr Konto heillos überzogen hat und die zuständigen Angestellten gerne einmal mit ihr reden würden.
Oh nein! Nun hat das Ganze ein Ende – sie kann nie wieder einkaufen gehen, bis sie ihre Schulden zurückgezahlt hat!! - So werden einige von uns wohl denken, aber nein... Rebecca hat eine viel einfacherere Lösung: sie öffnet keine Briefe mehr von Banken und anderen Instituten, kauft noch mehr ein als je zuvor und verdrängt alle Gedanken, die jemals mit Schulden zu tun haben könnten.

Doch oh Schock – eines Tages steht sie in einem Geschäft, will sich eindecken mit neuen Sinnlosigkeiten und all ihre Karten sind gesperrt. Sie steht an der Kasse, läuft rot an und kann sich gar nicht erklären, warum das Schicksal seinen Luaf nimmt.
Auch mit Nebenjobs kann sie sich nicht mehr weiterhelfen, schließlich vergrault sie jeden Kunden und ist die Arbeit schneller wieder los, als sie dachte.

Verzweifelt und aufgewühlt fährt sie zu ihren Eltern. Rebecca hatte es gar nicht vor, landet aber damit den Coup ihres Lebens, denn dort deckt sie einen Betrug einer Firma auf und hängt das, dank ihrer journalistischen Fähigkeiten, an die große Glocke.
Eine Reihe von Ereignissen folgen, meist etwas anders, als sie sich das ausgedacht hat, dennoch sehr interessant und empfehlenswert...



~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Meinung ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Perfekt geschrieben, um einen langweiligen Abend ziemlich spannend zu gestalten, denn wer dieses Buch einmal anrührt, kann es sicherlich nicht mehr weglegen.
Rebecca Bloomwood ist eine sympathische Figur des Romans, sie stellt den Mittelpunkt dar, auch wenn sie meist eher durch negative Eigenschaften auffällt. Schließlich ist sie es, die kaufsüchtig ist, die ständig nach Schnäppchen Ausschau hält und nie nein sagen kann, wenn sie dann eines gefunden hat und sei es wirklich etwas, was sie nie und nimmer brauchen würde.
Rebecca weiß das, dennoch kann sie nicht mehr aus diesem Dilemma ausbrechen.

Diese Situation wird recht anschaulich dargestellt. Als Leser bekommt man genau mit, wenn sie auf Streifzug durch die Geschäfte ist und keinem noch so kleinen Schnäppchen widerstehen kann. Ihre Gedanken liegen offen dar, da sie den Leser manchmal direkt anspricht und ihre Gedanken genauestens beschrieben werden – die Gefühlslage, die Körpertemperaturunterschiede, der trockene Mund, die Panik, dass dieses Teil im nächsten Moment von jemand anderem gekauft werden könnte und der Druck, genau das haben zu müssen, weil man sonst immer dran denken müsste.
Manchmal hat man auch das Gefühl, dass Rebecca nicht die Schulden an sich stören, nein, mit dem lieben Geld scheint sie kein Problem zu haben, eher damit, dass durch das Fehlen des Geldes auch das Shopping nicht mehr möglich sein wird – diese Tatsache beschäftigt sie weitaus mehr.
Denn wer erklärt sich denn schon dazu bereit, Rahmen mit Stoff zu versehen, die dann auch noch einigermaßen ordentlich aussehen sollen?

Nachvollziehen kann man ihr Dilemma aber allemal. Wer kennt das nicht? Im Schaufenster liegt etwas, was man schon so lange wollte, was seinem super gefällt, aber wenn man auf das Preisschild schaut, kriegt man erst mal einen Schock, der nicht so schnell überwunden werden kann. Dennoch kann man sich in sie hineinversetzen, mit ihr fühlen, mit ihr lachen, weinen und ab und zu auch still sein, was nicht zuletzt an der Ich-Perspektive liegt.
Unsereiner würde dann einfach weitergehen, doch Rebecca hat diesen Drang, den man als Leser nur mit einem Schmunzeln belohnen kann, denn wie das alles dargestellt wird, wie sie sich selbst belügt, sich selbst Dinge einredet, die offensichtlich nicht stimmen, das ist einfach herrlich.

Eine dieser Szenen, in der sie süchtig nach dem Kauf ist, handelt von einem Tuch von Denny und George, hierzu eine kleine Leseprobe:

<„An Ihrer Stelle würde ich nicht lange überlegen.“ Die Verkäuferin lächelt mich an. „Das ist das Letzte.“
Unwillkürlich kralle ich mich an ihm fest.
„Ich nehme es“, keuche ich. „Ich nehme es.“
Während sie das Tuch auf Seidenpapier ausbreitet, hole ich mein Portemonnaie heraus, klappe es auf und greife automatisch nach meiner VISA-Karte – aber ich fasse ins Leere. Überrascht und verwirrt durchwühle ich sämtliche Fächer in meinem Portemonnaie und überlege, ob ich die Karte vielleicht zusammen mit einem Kassenbon irgendwo hingesteckt hatte oder ob sie sich hinter einer Visitenkarte versteckt... Und dann fällt es mir siedend heißt ein. Sie liegt auf meinem Schreibtisch. Mir wird schlecht.>> (Seite 23)

Soviel zu Gefühlsveränderungen, Temperaturunterschieden usw. ...


Aber auch Rebeccas Liebesleben gibt einiges her – oder wie man es nimmt, es sollte zumindest einiges hergeben...
Da wäre einmal Luke Brandon, den Rebecca ganz schön anziehend findet, der zufällig auch zu den reichsten Leuten in London gehört.
Kennenlernen tun sie sich durch die Arbeit und für Rebecca ist klar: den will sie! Dumm nur, dass er eine Freundin hat, Rebecca aber nichts davon weiß.
So ist es kein Wunder, dass sie von einem in das nächste Fettnäpfchen tappt, wobei das für den Leser mehr als amüsant wird. Wenn es ein Film wäre, hätte ich manchmal wirklich nicht mehr hinsehen können, weil sich manches Mal wirklich alles in mir zusammengekniffen hat. Das war so offensichtlich und Rebecca kommt einfach nicht drauf.
Klar, dass ich viel Lachen musste, denn so viel Peinlichkeiten auf einmal sieht man nicht oft.

Doch Rebecca ist jetzt keine Frau, die immer wieder aufsteht und sich sagt, dass alles kein Problem ist. Auch sie hat zwischenzeitlich mal ihre Tiefs, die sich in etwa so äußeren: <> (Seite 227)
So etwas ähnliches denkt sie sich zum Beispiel, als sie Luke hemmungslos anbaggern will, dann aber erfährt, dass er vergeben ist. Was solls, auf zum nächsten Fettnäpfchen.

Dann wäre auch noch Tarquin, Suzes Cousin, welcher auch zu den reichsten Junggesellen Londons zählt.
Rebecca ist einzig und allein deswegen auf ihn scharf, vielleicht könnte er ihr ja bei ihren Schulden helfen. Dadurch kommt sie ganz schön in Schwierigkeiten und sogar bei so einem schüchternen Menschen schafft sie es, abweisend zu wirken.
Für Rebecca scheint alles ausweglos, aus der so selbstbewussten Frau am Anfang wir deine gequälte und von sich selbst enttäuschte Frau, die eine Auszeit braucht. Da kann man schon mal Mitleid mit ihr haben, zumindest habe ich so empfunden, als dann wirklich alles schief ging, auch im Bezug auf die Nachbarn ihrer Eltern. Alle verstanden sie nur noch falsch, sie manövrierte sämtliche Chancen ins Nirvana und hatte einfach keine Lust mehr.

Das Buch „Die Schnäppchenjägerin“ weist eine lockere Erzählweise auf – man kann das Buch locker an einem freien Abend lesen, weil es keine verschnörkelten Sätze aufweist, keine Fremdwörter, die nicht geläufig sind.
Sophie Kinsella versteht es einfach, den Leser in den Bann zu ziehen und vor allem den Leser fast schon als beteiligte Person dastehen zu lassen. Denn ich hätte auch an fast jeder Stelle mitheulen, mitlachen können. Alles war so nah, wenn auch die ganze Geschichte etwas unrealistisch erschien.
Keineswegs will ich bestreiten, dass es kaufsüchtige Menschen gibt, aber mit soviel Witz und Ironie würde keiner mehr an die Sache rangehen und auch die Mitbewohnerin würde nicht so viele Augen zudrücken.
Die vielen kleinen Notlügen, die sich Rebecca gezwungenermaßen ausdenken muss, sprechen zwar für eine Sucht, jedoch wirkt es insgesamt eher unglaubwürdig.
Das hat mich aber auch weniger gestört, schließlich wollte ich keine Abhandlung über Kaufsüchtige lesen, sondern ein nettes Buch und das habe ich hier auf jeden Fall bekommen.

Das Buch verspricht aber auch einiges an Abwechslung, schließlich handelt es nicht immer nur von Boutiquen und den neuesten Trends, nein, man erfährt auch einiges über das Londoner Leben und zum Ende geht es erst recht heiß her. Die Wendung, die die Geschichte nimmt, hätte ich niemals erraten, plötzlich steht Rebecca in einem ganz anderem Licht da, wobei es widerum etwas unglaubwürdig erscheint, dass nun alles anders ist, ohne dass sie sich ein Bein dafür ausgerissen hat.
Spannend ist es zwar bis zum Schluss, jedoch sollte man nicht an die eigentliche Wirklichkeit denken, davon ist alles zu weit entfernt.
Die Witze waren nicht abgeflacht, denn in diesem Buch besteht der Witz darin, dass sich Rebecca in Grund und Boden wirtschaftet. Sie selber schafft es immer wieder, dass andere über sie schmunzeln. Die Story braucht also gar keine superwitzigen Stellen, die kommen von ganz allein.

Aber nicht nur der Humor ist wichtig, sondern auch die ziemlich romantischen Stellen, welche man auf keinen Fall vernachlässigen darf. So verbringt Rebecca einige schöne Stunden mit netten Herren, die sie sicherlich nicht so schnell vergisst.
Das nur als kleiner Warnhinweis, nicht dass jemand noch denkt, „Die Schnäppchenjägerin“ würde nur von dem einem Thema leben...

Schön an dem Buch war zuletzt auch, dass es nur wenige wichtige Personen gab. Nicht wie in manchen Büchern, wo man dann den einen mit dem anderen verwechselt, sondern nur eine kleine bescheiden Anzahl an Charakteren, die man gut auseinanderhalten kann.
Zusammenfassend ist es daher wirklich ein Buch, über das man noch lange danach schmunzeln kann. Es ist zwar jetzt nicht immer ganz glaubwürdig gewesen, dennoch hatte es seinen Reiz.



~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Autorin ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Sophie Kinsella ist Schriftstellerin und ehemalige Wirtschaftsjournalistin. Sie geht sehr, sehr vorsichtig mit ihrem Geld um und wird nur ganz selten dabei erwischt, sie sie auf der Jagd nach Schnäppchen ihre Heimatstadt London durchstreift. Das Verhältnis zu ihrem Manager ihrer Bank ist durch keinerlei Probleme getrübt.
(Auszug aus dem Buch)

Leider wurden keine weiteren Angaben über Geburtsdatum usw. gemacht.



~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Sonstiges ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Titel: Die Schnäppchenjägerin
ISBN: 3-442-452864
Seitenanzahl: 412

Preis: 8,90€
weitere Informationen unter: www.goldmann-verlag.de

weitere Bücher von Sophie Kinsella:
-Sag\'s nicht weiter, Liebling
-Fast geschenkt
-Hochzeit zu verschenken
-Vom Umtausch ausgeschlossen

und einige andere Bücher in Englisch, die in Deutschland noch nicht veröffentlicht wurden.



~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Fazit ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
Ein super witziges und spannendes Buch, in dem man sich einmalig mit der Hauptperson identifizieren kann. Nichts kommt zu kurz, weder die Lachmuskeln noch die Tränendrüsen, also auf in die nächste Bücherei!
Aber halt: nichts für schwache Nerven, nicht dass sich doch noch der ein oder andere/die ein oder andere in Rebecca wiederfindet!?

Viel Spaß beim Lesen wünscht dani!


+++

70 Bewertungen, 1 Kommentar

  • autobus5769

    09.02.2005, 16:16 Uhr von autobus5769
    Bewertung: sehr hilfreich

    schöner Bericht, weiter so