Brandzeichen (Taschenbuch) / Dean Koontz Testbericht

Ullstein-brandzeichen-taschenbuch
ab 2,07
Auf yopi.de gelistet seit 06/2004

5 Sterne
(6)
4 Sterne
(0)
3 Sterne
(0)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von Volker111

Nichts für schwache Nerven!

Pro:

Spannung, Ideenreichtum

Kontra:

Brutalität

Empfehlung:

Ja

BRANDZEICHEN Dean Koontz

◙◙ Vorwort ◙◙
Dean Koontz ist für mich neben Stephen King einer der besten Horrorthriller Autoren der Gegenwart. Bei der Unzahl von Werken, die er ähnlich wie Stephen King beinahe am Fließband produziert, ist es recht erstaunlich, dass mir bisher kaum schlechte oder weniger gute Romane von ihm untergekommen sind.

Ihn direkt mit Stephen King zu vergleichen erscheint mir nicht sinnvoll, denn jeder von ihnen hat seine spezifischen Stärken und Eigenarten, auch unterschiedliche literarische Schwerpunkte.
Je nach Stimmung ziehe ich mal einen Roman des einen, mal des anderen vor.

Eine Reihe von Gemeinsamkeiten gibt es jedoch, so z.B. der Hang Übernatürliches einzubeziehen, dramatische Spannung zu erzeugen, die meistens auch bis zum Ende des jeweiligen Romans erhalten bleibt und die Schauplätze beider Autoren sind entweder Phantasiewelten, überwiegend jedoch die jeweils heimischen Plätze in den USA.

Viele Bücher beider Autoren enthalten inhaltlich allerdings auch grenzenlose Grausamkeiten, so dass der Leser für einige Thriller wahrlich ein gutes Nervenkostüm braucht. Im Roman Brandzeichen, der Titel ist in Hinblick auf den eigentlichen Helden des Buches, den Golden
Retriever Einstein, recht gut gewählt, werden einige Serienmorde so brutal wiedergegeben, dass einem buchstäblich der Atem wegbleibt.

Erstaunlich, dass gleichzeitig der Thriller durchaus romantische bis sentimentale Gefühle vermittelt, die sogar in einer besonderen Art von Happy End münden. Der amerikanische Titel WATCHERS müsste wohl adäquat mit dem im Roman eine wichtige Rolle spielenden Begriff des wechselseitigen BEHÜTERS übersetzt werden.

Na ja, genug der Vorrede, vielleicht macht mir den Schriftsteller ja auch nur sein Geburtsjahr 1945 (ein Jahr vor mir) und seine Tätigkeit als Englischlehrer, bevor er bereits mit 24 Jahren freier Schriftsteller wurde, besonders sympathisch.


◙◙ Inhaltsanriss ◙◙
Drei Erzählstränge laufen zunächst scheinbar ohne Zusammenhang nebeneinander her.

Der 36jährige, an seinem bisherigen Leben verzweifelnde Travis Cornell unternimmt einen Ausflug zum Santiago Canyon am Ostrand des Orange County südlich von Los Angeles.
Dort, im Wildnisgebiet seiner Jugend, stößt er auf einen etwas merkwürdigen Golden Retriever, der ihn vor einer drohenden Gefahr aus dem Wald zu warnen scheint.
Er kann den bittenden Augen des Hundes nicht widerstehen und nimmt ihn mit. Schon in der Kennenlernphase wird er das Gefühl nicht los, dass der Hund buchstäblich versteht, was er jeweils zu ihm sagt.

Im zweiten Kapitel beobachten wir sozusagen den Profikiller Vincent Nasco bei seiner präzisen, mitleidlosen, mörderischen Arbeit. Dr. Davis Weatherby heißt sein erstes ahnungsloses Opfer an diesem Tage. Vincent Nasco liebt seine Arbeit und meint zudem, die jeweilige Lebensenergie seiner Opfer aufzunehmen und sich damit Stück für Stück seiner eigenen Unsterblichkeit entgegen zu arbeiten.

Inzwischen hat sich die Vermutung Cornells verdichtet, dass der ihm zugelaufene Hund über besondere Fähigkeiten verfügen muss und er hat ihn bereits endgültig als seinen Hund akzeptiert, wenngleich er ihm noch keinen Namen gegeben hat.

Im dritten Erzählstrang erfahren wir etwas über die fast 30jährige Nora Devon. Sie fühlt sich nicht ganz zu Unrecht von dem Fernsehmechaniker Art Streck während seines Hausbesuches zur Reparatur des defekten TV-Gerätes subtil sexuell belästigt. Die Situation spitzt sich zu, doch scheint sie sich durch die Notlüge, ihr Mann sei Polizist und müsse bald zurückkommen, aus der unmittelbaren Belästigungsbedrohung befreit zu haben.

Zwischen diesen drei überschaubaren Erzählsträngen wechselt jetzt immer schneller die Erzählung hin und her, wobei es in allen Bereichen zu eskalieren scheint. Selbst die brutale Vorgehensweise des Profikillers erfährt weitere Steigerungen als er weitere Aufträge in selbst für ihn ungewöhnlich schneller Reihenfolge erhält.

Travis Cornell hat inzwischen entdeckt, dass der Hund ihn nicht nur versteht, sondern dass er mit ihm kommunizieren kann. Nora Devon muss sich den Nachstellungen Art Strecks telefonisch und auch außerhalb ihres Hauses erwehren.

Schließlich werden zwei der Erzählstränge, die von Travis Cornell mit dem Wunderhund und der über Nora Devon in zwei Stufen zusammengeführt, wobei der Golden Retriever eine besondere, gewissermaßen heldenhafte Rolle spielt.

Damit wird sozusagen Platz für eine weiteren Erzählebene, nämlich die der ermittelnden Bundesbehörde NSA. Inzwischen kennt der Leser auch bereits durch Überlegungen des Profikillers die Gesamtzusammenhänge, die nun durch den NSA-Beamten Lemuel Johnson völlig aufgehellt werden.

Noch mehr Inhalt zu verraten, hieße künftigen Lesern zu viel Spannung wegzunehmen, daher endet hiermit der Inhaltsanriss.


◙◙ Wertung ◙◙
Auch diesen Thriller mit 526 Seiten las ich in nur 2 Tagen durch. Dazu trug die fast durchgehende Spannung genauso bei wie die Übersichtlichkeit der Erzählebenen.
Die geschickte Schilderung der Persönlichkeiten der Helden, insbesondere Travis Cornell, Nora Devon und vor allem der Golden Retriever Einstein lassen eine emotionale Bindung entstehen, bei der man sich fast schmerzlich größte Sorgen um das Wohlergehen bzw. die Rettung vor lebensbedrohenden Gefahren durch OUTSIDER und Profikiller Vincent Nasco macht.

Doch auch andere Personen entstehen recht anschaulich, sympathisch und unsympathisch, vor dem geistigen Auge, egal ob es sich um den helfenden Anwalt, den umgestimmten Tierarzt oder eben um den psychopathische Profikiller Vincent Nasco handelt.

Wären da nicht einige Grausamkeitsexzesse:

S.116 „Der Wissenschaftler zuckte und schlug aus wie ein halbzerdrückter Wasserkäfer und wühlte Absätze, Kopf und Hände tief ins Moos. Als der Taser nicht mehr zu gebrauchen war, schlug Vince Haines mit dem Totschläger bewusstlos und tötete ihn dann, indem er den Korkenzieher zwischen zwei Rippen ansetzte und schräg in das schlagende Herz bohrte.“,

wobei dies nicht einmal die grausamste Mordbeschreibung darstellt, könnte man dieses Buch fast allen Lesern empfehlen, so aber ausdrücklich nur „gefestigten Erwachsenen“.

Erwähnenswert scheinen mir noch die Ansätze der Diskussion um Gentechnologie zu sein.
Berücksichtigt man das Entstehungsjahr der US-Ausgabe 1987 bzw. der deutschen Erstveröffentlichung 1990, so haben sich allerdings die positiven Annahmen der Auswirkung der Gentechnologie nicht bewahrheitet. Mich wundert es nicht, denn umgesetzt wird letztlich nur das, was eine Kapital- oder Machtvergrößerung der „Rechte-Inhaber“ zur Folge hat.

Zusammenfassend gebe ich dem Thriller alle 5 Sterne, denn wenn auch einige Vorurteile im Roman enthalten sind, z.B.

S. 357 „Sie alle waren ebenso gut gebaut wie die Mädchen draußen. Einige hatten harte Gesichter, anziehend, aber hart, andere dagegen sahen unschuldig aus wie Lehrerinnen.“
S. 485 „Vince fand es einfach unpassend, dass die kriminelle Unterwelt sich Weihnachten und Neujahr frei nahm, gerade so, als wären sie Schullehrer.“


so überwiegen doch für mich bei weitem die positiven Aspekte der gradlinigen gut verständlichen sprachlichen Darstellung und der Ideen- und Gedankenreichtum.

Allen erwachsenen Lesern und Fans von Horror-und Fantasiethrillern wünsche ich viel Spaß beim Lesen.

69 Bewertungen, 13 Kommentare

  • giselamaria

    05.02.2009, 12:19 Uhr von giselamaria
    Bewertung: sehr hilfreich

    auch dieser Autor gehört nicht zu meinen Favoriten, ist aber nichts neues für dich gell - LG Gisela

  • Puenktchen3844

    04.02.2009, 09:00 Uhr von Puenktchen3844
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein klasse Bericht. LG

  • blackangel63

    06.08.2008, 14:52 Uhr von blackangel63
    Bewertung: sehr hilfreich

    SoNnIgE mItTwOcHsGrUeSsE..aNjA

  • try_or_die87

    07.07.2008, 14:37 Uhr von try_or_die87
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße aus Regensburg

  • mrwong

    21.03.2008, 15:56 Uhr von mrwong
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sh & LG Felix ;-)

  • anonym

    13.05.2007, 16:53 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Damaris

  • hjid55

    12.05.2007, 18:34 Uhr von hjid55
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sh & lg Sarah

  • Baby1

    28.02.2007, 14:37 Uhr von Baby1
    Bewertung: sehr hilfreich

    .•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.

  • Django006

    28.02.2007, 00:39 Uhr von Django006
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & *lg* Alan ;>))))

  • campimo

    23.02.2007, 11:17 Uhr von campimo
    Bewertung: sehr hilfreich

    ‹^› ‹(•¿•)› ‹^› SH & LG ‹^› ‹(•¿•)› ‹^›

  • sape26

    31.07.2006, 11:51 Uhr von sape26
    Bewertung: sehr hilfreich

    Koontz les ich auch sehr gerne..das Buch kanntei ch aber komischerweise noch nicht!dürft ganz nach meinem Geschmack sein!!:) werd ich gleich mal bei amazon bestellen:) lg,Sandra

  • kleinvolli

    11.01.2005, 13:51 Uhr von kleinvolli
    Bewertung: sehr hilfreich

    mit einem schöner Bericht von Dir dazu! Hab´s auch gelesen. Super das Stück

  • Puchi_Pan

    04.01.2005, 23:47 Uhr von Puchi_Pan
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich habe schwache Nerven, schade... (Würde mich über Gegenbewertung freuen ^^""""")