Kopenhagen Testbericht

ab 126,23
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Erfahrungsbericht von Frosch4711

Die zweite Hochzeitsreise meiner Eltern

Pro:

Auch 45 Jahre später immer eine Reise wert

Kontra:

teuer

Empfehlung:

Ja

Meine Eltern machten im Frühjahr ihre 2.Hochzeitsreise nach Kopenhagen - vor 45 Jahren begann dort die Geschichte meines Lebens. Und daher widme ich meinen 100.Bericht meinen Eltern, denn ohne sie könnte ich keine Berichte bei Ciao schreiben.

Meine Eltern schreiben nach ihren Reisen immer Reiseberichte - und dieser hier stammt aus ihren Federn:


4 Tage Kopenhagen waren für uns eine Idee, die Stadt, in die uns Pfingsten vor 45 Jahren unsere allererste gemeinsame Reise führte, neu zu erleben.
Die Reise dorthin geht heutzutage schneller per Bahn dank Vogelfluglinie, leider fällt wegen der nur kurzen 45 Minuten dauernden Fährschiffahrt über den Fehmarnsund das früher so beliebte dänische Büffett aus. 2 Stunden lang damals konnten wir zwischen Großenbrode und Gedser schlemmen und genießen die dänischen Köstlichkeiten wie Krabben, geräucherten Lachs, verschiedenartig eingelegte Herings- und Sildhappen, diverse Salate, Schinken und Rührei. Das Fährschiff heute ist nüchtern und zweckmäßig. Immerhin war es schön, bei zwar kaltem aber sonnigen
Wetter die frische Seeluft an Deck zu schnuppern.
Großen Eindruck machte uns zunächst der Kogenhagener Bahnhof. Die riesige Halle mit ihren Holzstrebebögen wirkte solide und ein wenig romantisch, trotz der vielen eingebauten Restaurants, der Geschäfte und der wuselnden Menschenschar darin.
Das vorbestellte Hotelzimmer in der Nähe des Bahnhofs wer sehr zufriedenstellend und vor allem herrlich ruhig gelegen.

Beim ersten Bummel durch die Stadt staunten wir über die große Sauberkeit auf den Wegen und Plätzen. Schöne große, gepflegte Bürgerhäuser im Stil der Gründerzeit, mal mehr mal weniger verziert, säumen die Straßen. Auffällig aber auch große imposante öffentliche Gebäude, schöne Paläste, viele Kirchen, vorwiegend aus Backstein gebaut, und schließlich die königlichen Schlösser, die meist von großen Parkanlagen umgeben sind. Die letzte große Zerstörung durch englische Truppen erlitt Kopenhagen in Jahr 1807. Vorher gab es einige Großbrände, so daß nur noch einige Renaissancebauten (Börse, Schloß Rosenborg und der Runde Turm) erhalten geblieben sind. Die wiederaufgebaute Altstadt hat unversehrt den letzten Krieg überstanden, fast könnte man neidisch werden über diese geschlossene, harmonische Stadtansicht. Man pflegt hier die Tradition, ist stolz auf sein Königshaus und ehrt die Menschen, die etwas für das Land geleistet haben durch viele Denkmäler. Ein verschiedenartiges Völkchen, wie überall in Großstädten zu sehen, aber kaum Bettler. nur wenige Hunde oder dreckige, verschlampte Gestalten.

Lebensfroh und freundlich sind die Dänen und vor allem lieben sie die Geselligkeit. Die Restaurants, von denen es wirklich sehr sehr viele gibt, waren alle brechend voll und das mitten in der Woche ! Abends isst man große Menues, und es war für uns nicht ganz leicht, etwas für den kleinen Hunger zu finden.
Da der berühmte Vergnügungspark TIVOLI noch bis zum 19.4. geschlossen war, hatten wir viel Zeit uns per pedes und mit Hilfe einer Straßenkarte für Bus und S-Eahn die Stadt und Umgebung anzusehen.

Zunächst wurde des älteste Schloß Christiansborg in Augenschein genommen. Unter dem jetzigen Gebäude sieht man noch die Grundmauern des 1.Wehrschlosses, einem Rundbau aus dem 12. Jahrhundert, erbaut von Bischof Absalon. Die heutige sehr repräsentative Scbloßanlage enthält die königlichen Empfangsräume für Staatsgäste und ist Sitz des Parlaments (Folketing). Die königlichen Stallungen im Wiener Barockstil und das alte Hoftheater aus dem 18.Jahrh. sind leider erst ab Mai zu besichtigen. Schloß Rosenborg erscheint wie ein Märchenschloß und steht in einem wunderschönen Park. Es beherbergt die dänischen Kronjuwelen, die wir gern sehen wollten. Zunächst aber machten wir den Rundgang durch das Schloß, Unglaublich was da an Bildern, Gobelins, kostbaren Möbelstücken, Nippes, Kunsthandwerksarbeiten und Porzellan in den Räumen untergebracht waren. Män hatte 2 weiter Schlösser mit all den Dingen ausstaffieren können. Nichts war zerstört worden. Orginal eingerichtete Räume, wie das Schreibkabinett und Privaträume aus dem 18. Jahrhundert, sogar die königliche Toilette, waren zu sehen. Die Decken und Türen geschnitzt und reich verziert. Oft hingen über den Gobelins noch Ahnenbilder - für unseren Geschmack zu überladen. Aber die Dänen sind stolz, daß so viele schöne Dinge erhalten sind.

Die Kronjuwelen und köstliche Edelstein-verzierte Goldschmiedearbeiten, Becher, Tafelaufsätze, Elfenbeinschnitzereien, verzierte Waffen, kostbares Reitzeug, edle geschliffene Gläser u.a.m. sind in einem unterirdischen Tresorraum ausgestellt. Man verläset nach dem letzten Raum, wo die Königskronen und Brilliant- und Smaragd-verzierten Geschmeide hinter Panzerglas ausgestellt sind, das Ganze durch eine eine sehr dicke \"Sesam-öffne-dich\" aufgehende Türe, die sich sofort wieder hinter einem schliesst. Man geht eine Treppe noch oben ins Freie und befindet sich in der Nähe der Wachsoldaten.

Ein Kunstgenuss erwartete uns am Abend. Es gelang uns Karten zu bekommen für ein Konzert im Tivoli Konzertsaal, einer großen Arena für ca. 2000 Besucher. Neu war für uns, dass eine halbstündige Einführung über Leben und das aufzuführende Werk \"Penelopes Errettung\" von Benjamin Britten vor Beginn gegeben wurde. Obwohl wir, der dänischen Sprache nicht mächtig, nur wenig davon verstanden, beeindruckte uns die Aufführung des Werks sehr. Die Akustik des Konzertsaales ist hervorragend.

Ein Ausflug am nächsten Tag nach Roskilde brachte uns zum Wickinger Schiffsmuseum. 1956 fand man vor der Hafeneinfahrt 5 verschiedene Schiffstypen aus dem 11. Jahrhundert, die man einst als Sperre gegen Seeräuber mit Steinen beschwert dort versenkt hatte. In mühseliger Ausgrabungs- und Restaurierungsarbeit hat man die gefundenen
Reste so zusammengebaut, daß man Erkenntnisse über die damalige Schiffsbaukunst gewonnen hat und diese Typen auch nachbaut im angrenzenden Werftgelände. Roskilde liegt wunderschön etwas erhöht über dem Ostseefjord. Der älteste Teil, eine ehemalige Schiffersiedlung, ist gut erhalten und restauriert. Kleine entzückende bunte Häuschen, teilweise noch mit Stroh gedeckt, liegen inmitten blumenreicher Hausgärtchen. Imposant der berühmte Nidaros Dom, begonnen von Bischof Absalon, dem Gründer Kopenhagens, um 1170. Seit Anfang des 15.Jahrh. ist der Dom Grabkirche der dänischen Königsfamilie. Leider war er schon um 11.30 Uhr verschlossen weden einer Zeremonie. Für den letzten verstorbenen König Frederik und deesen Frau Ingrid (die Eltern der jetztigen Königin Margarete), hat man vor dem Dom eine Art offener Grabkapelle gebaut.
Beeindruckend ist der Bahnhof von Roskilde im italienischen Stil, gleich einer venezianischen Villa.

Der nächste Tag war der Besichtigung des Kastells, (5 eckige, ab 1662 angelegte Festungs- und Wallanlage, die mit ihren Kasernen noch heute vom Militär genutzt wird. Zackige Wachablösung !) in der Nähe des Hafens gewidmet.
Mit ihrer riesigen Kuppel ist die prunkvolle Marmorkirche in der Nähe des Schlosses Amalienborg weithin sichtbar. Während das Innere der Kirche ziemlich kühl wirkt, ist das königliche Residenzschloß, das um einen kleinen Platz mit dem Reiterstandbild Frederiks V. angelegt ist, wirklich schön und harmonisch. Durch den angrenzenden hübschen kleinen Park, kommt man zum interessanten Admiral Hotel, das in einem 200 Jahre alten langgestreckten großem Speicher sehr komfortabel eingebaut ist. Nach der Kleinen Meerjungfrau und dem Besuch des kleinen, aber nett angelegten Botanischen Gartens, kommen wir noch zum Nyhavn, mit seinem bunten Treiben und den vielen Gaststätten. Die Leute saßen in der Sonne auf den Terrassen und am Rande des Hafenkanals.

Es war uns gelungen Karten für eine Ballettaufführung im Königlichen Theater (Dornröschen von P. Tschaikowskij) zu bekommen. Das Theater leigt an dem großen Zentralplatz Kongens Nytorv. Im Inneren ist es reich verziert und voller Büsten und Bildern ehemaliger Künstler, Komponisten und Dichter. Es war eine herrliche Inszenierung. Das große Opernorchester spielte wunderbar. Eine großartige Choreographie mit hinreißenden Solisten in herrlichen Kostümen begeisterten uns. Die Königign war bei der Vorstellung in ihrer Loge anwesend. Wir wurden darauf aufmerksam, weil jedesmal, wenn sie die Loge betratm sich das Publikum geschlossen erhob und sie ehrte. Eine schöne Tradition !

Am letzten Tag nach soviel Klassik war ein Kontrastprogramm angesagt. Wir fuhren mit der S-Bahn nach Arken, eigentlich ein Erholungsgebiet mit feinem Badestrand für die Kopenhagener. Dort ist ein ganz modernes Kunstmuseum errichtet worden. z.Zt. war eine Bilderausstellung von dem kolumbianischen Maler Botero, der nur dicke Menschen oder Tiere malt. z.T. fanden wir die Bilder witzig und amüsant, z.Z. aber auch makaber. Auf dem Stroget, der Flaniermeile Kopenhagens, stehen von ihm geschaffene Skulpturen auch mit ausladenden Körperformen (nicht so abstrakt und bunt wie die Nanas in Hannover). Es war nun so sonnig und warm, daes wir eine Weile am Strand sitzen
konnten.

An Nachmittag fuhren wir wieder mit dem Zug zurück. In angenehmen 6,5 Std. waren wir in Hannover.

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