Kosmos ANNO 1503 Testbericht

Kosmos-anno-1503
ab 12,01
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Summe aller Bewertungen
  • Präsentation:  sehr gut
  • Spaßfaktor:  durchschnittlich
  • Spielanleitung:  sehr gut
  • Wird langweilig:  nie

Erfahrungsbericht von linnie

Entdecke deine eigene Welt

4
  • Präsentation:  gut
  • Schwierigkeitsgrad:  durchschnittlich
  • Spaßfaktor:  hoch
  • Spielanleitung:  sehr gut
  • Wird langweilig:  nach wenigen Monaten
  • Spieldauer:  lang, 1 bis 2 Stunden
  • Das Spiel für:  Hobby-Spieler
  • Spielerzahl:  ab 2

Pro:

schöne Spieldauer, auch interessant für zwei Spieler, interessante taktische Möglichkeiten

Kontra:

der Preis, großer Kasten, zu wenig taktische Möglichkeiten?

Empfehlung:

Ja

Weihnachten ist die Zeit der Geschenke und auch dieses Jahr wurde ich nicht enttäuscht, denn ich habe wieder einmal ein interessantes Gesellschaftsspiel geschenkt bekommen, und zwar "Anno 1503" als Brettspiel.

** Allgemeines
Autor: Klaus Teuber
Illustration: Max Design
Grefik: Bluguy Grafikdesign, München
Das Spiel ist erschienen im Kosmos Verlag.

Spieler: 2 bis 4
Alter: ab 10 Jahren
Dauer: ca. 60 Minuten (eher mehr)
Spielmaterial: 1 Spielplan, 4 Heimatinseln, 90 Warenkarten, 28 Einwohnerkarten, 14 Kärtchen "Öffentliche Gebäude", 32 Inselkärtchen, 16 Wappenplättchen, 8 Holzschiffe, 1 Würfel, 1 Spielanleitung

Für wen?
Entdecker: 8 von 10 Punkten
Aufbaustrategen: 10 von 10 Punkten
Glückspilze: 5 von 10 Punkten

Kosten: etwa 30 Euro
Artikelnummer: 69 22 16

** Spielvorbereitung
Jeder Mitspieler erhält eine eigene Heimatinsel, auf die er später Pioniere, Siedler, Bürger, Kaufmänner (also Einwohner) und öffentliche Gebäude platzieren kann. Außerdem bekommt jeder Spieler zwei gleichfarbige Schiffe, zwei Waren (je ein Stein und ein Holz), 4 Wappenplättchen und 7 Einwohnerkärtchen. In die rot umrandeten Felder der Heimatinsel setzt zu Beginn jeder Spieler je einen Pionier und einen Siedler. Auf dem Hauptspielplan werden verdeckt die Inselkärtchen verteilt, außerdem setzt jeder Spieler eines seiner Schiffe auf das Startfeld und sein kleines Wappenzeichen auf das siebte Feld der Goldanzeige. Nun werden die sechs verschiedenen Warensorten sortiert und offen ausgelegt. Die verbliebenen Inselplättchen werden ihrer Wertigkeit (2, 3 oder 4) nach verdeckt auf einen Stapel gelegt.

Nun kann das Spiel beginnen.

** Spielverlauf
Um den Startspieler zu ermitteln, muss jeder einmal würfeln. Der Spieler mit der höchsten Augenzahl beginnt. In jedem Spielzug sind vier verschiedene Aktionen möglich. Zunächst wird der Ertrag eines jeden Spielers erwürfelt. Auf der Heimatinsel jeden Spielers sind Produktionsstätten abgebildet, die die Waren Werkzeug, Holz, Tuch oder Stein herstellen. Neben jeder Produktionsstätte ist eine Würfelzahl abgebildet. Wird die entsprechende Zahl gewürfelt, erhält der Spieler eine entsprechende Warenkarte. Wird die Zahl gewürfelt, die neben dem Fragezeichen abgebildet ist, darf der Spieler sich eine der sechs Warensorten aussuchen, wird eine 6 gewürfelt, so ist ein Entscheidungswurf nötig. Bei den Zahlen 1-4 sind negative Folgen zu erwarten, bei 5 oder 6 darf sich jeder Spieler eine Warensorte aussuchen.

Als nächste Aktion kann der Spieler Waren an seine Einwohner verkaufen (für 1-4 Goldstücke) oder Waren kaufen. Jede Ware kostet 6 Gold und ist somit recht teuer. Es dürfen in jedem Zug nur zwei Waren gekauft werden. Weiterhin darf der Spieler etwas bauen oder entwickeln. Für die Abgabe entsprechender Waren kann der Spieler ein Schiff bauen und es auf die Startposition des Hauptspielplanes setzen oder er kann einen Pionier bauen. Desweiteren ist es möglich, Pioniere, Siedler oder Bürger durch Abgabe von Waren weiterzuentwickeln.

Am Ende des Zuges kann der Spieler sein Schiff bzw. seine beiden Schiffe auf dem Hauptspielplan weiterbewegen. Es sind pro Schiff so viele Züge erlaubt wie Spieler teilnehmen. Beim Spiel zu zweit darf jedes Schiff demnach zwei Züge machen. Legt ein Schiff neben einem Inselplättchen an, so darf der Spieler unter dieses Plättchen schauen und entscheiden, ob er dieses behalten will.

Unter den Inselplättchen befinden sich Kontore, Handelsverträge und Schätze. Kontore können auf dem Inselfeld an die Produktionsstätten angelegt werden, Handelsverträge werden ebenfalls an die Insel angelegt und bringen dem Spieler den Vorteil, dass er von nun an billiger Waren einkaufen kann (bei einem Handelsvertrag kostet eine Ware 5 Goldstücke, bei zwei Verträgen 4 und bei 3 nur noch 3 Goldstücke). Außerdem sind zwei Schätze versteckt, der eine erlaubt dem Spieler, einen seiner Einwohner zu entwickeln, der andere bringt dem Spieler 12 Goldstücke. Entschließt der Spieler sich dazu, das Plättchen zu behalten, so muss er das Schiff wieder an sich nehmen. Um es erneut einzusetzen, muss es erst wieder gebaut und auf das Startplättchen gesetzt werden.

** Spielziel
Es sind 5 Siegpunkte zu verteilen. Einen Siegpunkt erhält man, wenn man vier öffentliche Gebäude gebaut hat (die man automatisch erhält, wenn man genug Einwohner gebaut hat), einen Siegpunkt bekommt man für 3 Kaufmänner, einen für 3 Handelsverträge, einen für 4 Kontore und einen für 30 Goldstücke. Bekommt ein Spieler seinen dritten Siegpunkt, hat er gewonnen und das Spiel ist beendet.

** Pro und Kontra
Anno 1503 ist ein abwechslungsreiches und interessantes Spiel, das sehr gut zu zweit spielbar ist. Die Zeitangabe stimmt nicht, denn selbst zu zweit haben wir deutlich länger als eine Stunde gespielt (beim ersten Spiel vielleicht 2 Stunden, danach etwa 90 Min.). Außerdem ist zu erwarten, dass das Spiel mit 3 oder 4 Spielern noch länger dauert, da dann mehr Inselplättchen und öffentliche Gebäude ins Spiel kommen. Die längere Spieldauer ist allerdings nicht negativ zu werten.

Was mir an Anno 1503 gefällt, sind die taktischen Möglichkeiten, die sich jedem Spieler eröffnen, denn da nur 3 der 5 möglichen Siegpunkte nötig sind, kann sich jeder selbst überlegen, welche Taktik er fahren will, ob er also lieber schnell seine Einwohner baut und entwickelt, um Kaufmänner und öffentliche Gebäude zu erhalten oder ob er lieber mehr Inseln erobert, um Kontore und Handelsverträge zu suchen. Hier bietet sich meist ein Mittelweg an, denn man weiß nicht, welche Dinge sich unter den Inseln verstecken. So kann es möglich sein, dass nicht jeder Spieler genug Kontore oder auch Handelsverträge sammeln kann, um diese Siegpunkte zu erhalten. Auch die öffentlichen Gebäude reichen nicht für alle Mitspieler, sodass es darum geht, irgendwo die Nase vorne zu behalten.

Der Glücksfaktor bei "Anno 1503" ist recht gering, denn man kann gut selbst überlegen, welche Taktik man verfolgen will. Glück braucht man lediglich beim Würfelwurf zur Ermittlung der Ware, die man pro Spielzug erhält. Bekommt man hier immer die falsche Ware ab, kann man manchmal nicht viel taktieren. Auch sind die Inselplättchen mitunter ungünstig verteilt, aber dennoch bleiben einem viele Handlungsspielräume.

Ich würde das Spiel als eine Mischung aus Puerto Rico und Siedler von Catan werten, denn die Warenausgabe erfolgt ähnlich wie bei Siedler von Catan, es muss aber ähnlich wie bei Puerto Rico eine Insel bebaut werden. Anno 1503 ermöglicht weniger taktische Möglichkeiten als Puerto Rico, sodass man das Spiel wesentlich entspannter spielen kann. Es eignet sich also prima für Leute, die keine Glücksspiele mögen, aber auch nicht lange überlegen wollen für jeden Spielzug.

Die Grafik des Spieles ist ebenfalls gut gelungen. Man merkt, dass das Spiel nicht von einem Grafiker entworfen wurde, sondern digital erstellt wurde, denn die Liebe zum Detail vermisse ich dann doch etwas, aber insgesamt ist das Spiel recht ansehnlich. Auch der typische Kosmos-Karton ist übersichtlich und praktisch gestaltet, so finden sich genug Plätze für die Schiffe, den Würfel, die Karten und die Plättchen im Kasten. Der Kasten hätte allerdings beim Blick auf das Spielmaterial durchaus kleiner ausfallen dürfen, da der Karton doch recht leer bleibt. Aber insgesamt bin ich ja schon froh, wenn ich das Spielmaterial übersichtlich und einfach unterbringen kann.

Sehr positiv finde ich, dass Anno 1503 auch für zwei Spieler sehr interessant ist. Die Kosmosspiele für 2 haben meist den Nachteil, dass sie nur kurz sind und oft sehr glücksabhängig sind, da fällt Anno 1503 aus dem Rahmen, denn auch zu zweit ist das Spiel ein wirklich guter Zeitvertreib. Leider habe ich das Spiel noch nicht mit mehr Spielern testen können, ich denke mir aber, dass Anno 1503 auch für 3 oder 4 Spieler noch gut geeignet ist.

Kritikpunkte fallen mir nur wenige ein, aber für manch einen mag das Spiel zu lange dauern oder schon zu viele taktische Möglichkeiten eröffnen, während einem anderen das Spiel nicht komplex genug ist. Anno 1503 bietet einen guten Mittelweg zwischen Glück und Taktik an, wobei die Strategie aber deutlich überwiegt. Liebhaber von Franz Vohwinkel Spielen könnten anmerken, dass die Grafik nicht schick genug ist, aber das finde ich nicht so wichtig wie ein gutes Spielkonzept. Ein bisschen unflexibel ist die Anzahl der möglichen Spieler, da Anno 1503 nur für eine recht kleine Gruppe spielbar ist, aber auch das finde ich nicht so schlimm.

** Fazit
Mein Fazit ist äußerst positiv, auch wenn ich erst etwas skeptisch war, da ich bezweifelt habe, dass ein PC-Spiel ein interessantes Brettspiel abgeben kann. Ich bin aber eines besseren belehrt worden. Wer Strategiespiele mag, die nicht gleich mehrere Stunden dauern, ist hier an der richtigen Stelle. Was den Langzeitspaß betrifft, bin ich etwas skeptisch, da ich mir vorstellen kann, dass man sich relativ schnell eine perfekte Strategie zurechtgelegt hat, die einem zum Sieg führen kann. Da bietet Puerto Rico mehr Anreize. Daher gebe ich "nur" 4 Sterne und eine Empfehlung.

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