Krankenpfleger/Krankenschwester Testbericht

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Erfahrungsbericht von venus

Venus arbeitet im therapeutischen Milieu

3
  • Einstellungschancen:  durchschnittlich
  • Aufstiegschancen:  gut
  • Verdienstmöglichkeiten:  gut
  • Sozialleistungen:  durchschnittlich

Pro:

Dankbarkeit der Patienten, Zeit für Gespräche

Kontra:

geringer Lohn, Wechselschicht, kaum Aufstiegschancen

Empfehlung:

Ja

Seit über einem Jahr arbeite ich in der Psychiatrie. Seit April nehme ich an der Fachweiterbildung \"Fachpflege Psychiatrie\" teil. Im Rahmen dieser Ausbildung wurde die Aufgabe gestellt, das therapeutische Milieu für den Patienten zu analysieren und auf der eigenen Station etwas zu verändern zum Wohle der Patienten. Den theoretischen Teil meiner Facharbeit möchte ich Euch hier (leicht verändert, das heisst \"ciaotauglich\") vorstellen:

VORSICHT AUSFÜHRLICHER BERICHT!!!

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MILIEUTHERAPIE IN DER PSYCHIATRIE

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VORWORT
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Der erste Eindruck, als ich in Merzig begann zu arbeiten, war sehr positiv. Die Station wirkt durch große Fenster und helle Wände sehr einladend. Auf dem Fußboden im Flur und in den meisten Zimmern liegt Teppichboden. Auf den Fensterbänken befinden sich Pflanzen.

So fiel es mir zuerst schwer, ein geeignetes Projekt auszuwählen. Nach einiger Zeit viel mir auf, dass die Vasen, die auf Station üblich sind, eigentlich sehr karg aussehen. Sie sind einfarbig weiß, haben eine einfache Form und bestehen aus Plastik. Ich kam zu dem Entschluss, dass dies ein kleiner Anfang ist, mehr Atmosphäre im Patientenzimmer zu schaffen.

Vom Stationsleiter bekam ich die Auflage, nur während meines Dienstes mit den Patienten an dem Projekt arbeiten zu dürfen, wenn dies von der personellen Besetzung und vom Arbeitsaufwand möglich sei. Ich empfinde es jedoch auch als Arbeit, mich mit den Patienten zusammenzusetzen und mit ihnen zusammen zu basteln. Nicht selten gewinnen die Patienten durch die gemeinsame Aufgabe mehr Vertrauen und erzählen von ihren Ängsten und Problemen. Haben sie selbst eine Vase nach ihrem Geschmack fertiggestellt, fördert dies das Selbstbewusstsein.

Material zur Durchführung der Serviettentechnik ist ausreichend auf Station vorhanden. Ich konnte also beginnen. Vor meinem Urlaub im November hatte ich jedoch wenig Gelegenheit, auf Station an meinem Projekt zu arbeiten. Oft waren nur wenige Pflegekräfte auf Station und es ergab sich keine Gelegenheit, sich in Ruhe hinzusetzen, um zu basteln. Auch gab es sehr viele pflegebedürftige Patienten auf Station. Nur Wenige waren in der Lage,
mit mir das Vasenprojekt zu beginnen.

Ich hoffe, dass diese Arbeit ein wenig dazu beiträgt, noch mehr Atmosphäre auf Station zu schaffen. Ich wünsche mir mehr Interesse an der Fachpflegeausbildung von Seiten meiner Kollegen, das ich mit dieser Arbeit wecken möchte. Es bedarf nur wenig Veränderungen im Verhalten und an der Einrichtung, dass sich Patienten und Mitarbeiter richtig wohl fühlen können.

1. Das therapeutische Milieu
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Was ist das therapeutische Milieu eigentlich?
Wie entstand es?
Welche Ziele hat es?
Und wie kann man diese umsetzen
- am Kranken selbst
- an seinem sozialen Umfeld
- an seinem Wohn- und Lebensraum
- an der Betreuungsatmosphäre ???


1.1. MILIEUTHERAPIE IN DER LITERATUR

Die Idealform der therapeutischen Gemeinschaft ist oft nicht zu erreichen.
Hierbei lebt das Personal permanent mit den Patienten zusammen. Die aktuelle Lebenssituation findet in einem therapeutischen Feld statt, welches die Lebenssituation zeitlich und örtlich vollkommen umschließt.. Die Lebenssituation entspricht der Behandlungssituation. Sämtliche Verhaltensweisen kann das therapeutische Team so unauffällig beobachten und interpretieren.

1.1.1. Definition
„Milieutherapie umfasst die Veränderung der gesamten Wohn- und Lebensräume in Richtung auf eine vermehrte Anregung und Förderung ansonsten brachliegender Fähigkeiten. Gleichzeitig kann durch die Errichtung einer stützenden Umwelt versucht werden, die krankheitsbedingten Leistungseinbußen in verschiedenen Bereichen zu kompensieren.“
Zitat: www.deutsche-alzheimer.de/factsheets/factsheet6.htm

1.1.2. Grundlagen der Milieutherapie
Asklepiades war der erste Mensch, der die Psychiatrie milieutherapeutisch prägte. Schon im 1. Jahrhundert vor Christus empfahl er diätetische Maßnahmen wie ausgewogene Ernährung, Bäder und Massagen und die Einschränkung der Patienten mit mechanischen Mitteln.
Heute finden wir diese Ansätze wieder in der Musik- und der Hydrotherapie.

Die psychisch kranken Menschen genossen im Laufe der Entwicklungsgeschichte oft kein gutes Ansehen. Wo es nur immer ging, wurden sie von der Öffentlichkeit ferngehalten. Sie lebten teilweise unter einfachsten Bedingungen oder wurden sogar gequält.

Philippe Pinel befreite 1793 in Frankreich zwölf geisteskranke Männer und Frauen aus ihren Ketten. Er war der Meinung, dass sich die schmutzige Umgebung und die grausame Behandlung negativ auf das Verhalten der Menschen auswirke.

John Conolly übernahm 1839 in England die Ansätze Edwart P. Charlesworth und Robert Gardiner Hills und schaffte die zuvor verwendeten Zwangsinstrumente ab. Ernährung, körperliche Gesundheit und Erziehung spielen jetzt eine Rolle.

Die Entwicklung der psychiatrischen Versorgung in Europa ist von zwei wesentlichen Faktoren geprägt worden:

* Die Psychiatrie wird zum eigenständigen
medizinischen Fachgebiet
* Die Industrialisierung bringt bedeutende Nachteile mit sich. Maschinen ersetzen Menschen, die zuvor noch einfache Tätigkeiten ersetzen konnten. In den Städten können diese „unbrauchbaren“ Menschen nun auch nicht mehr bleiben. Enge Wohnverhältnisse und geringe Löhne sind der Grund, warum Familien ihre Angehörigen in Anstalten auf dem Land unterbringen. So entstanden die Landeskrankenhäuser.

Im dritten Reich hatten die vermeintlich „unheilbar“ psychisch kranken Menschen nichts zu Lachen. Sie wurden einfach umgebracht.. Nach 1945 wurde versucht, diese grausamen Verhaltensweisen nicht ans Licht kommen zu lassen. Eine wesentliche Entwicklung fand in der Psychiatrie zu der Zeit nicht statt. Die psychisch Kranken waren in Anstalten untergebracht, die nach heutigen Ansichten alles andere als ein therapeutisch förderndes Milieu hatten.

- Die Patienten trugen Anstaltskleidung.
- Sie lebten in großen Schlafsälen, ohne die Möglichkeit, ihr privates Hab und Gut unterzubringen sofern sie welches hatten.
- Duschen und baden konnten die Patienten nur zu bestimmten Zeiten.
- Nur Wenige durften eine Arbeit oder Beschäftigung ausüben.
- Mahlzeiten wurden wenig ansprechend serviert.
- Besuche von Angehörigen waren selten und unerwünscht.
- Ein Briefgeheimnis gegenüber den Patienten existierte in den Anstalten nicht.
- Es wurde strikt nach Geschlechtern getrennt.
- Verletzungen von Regeln konnten willkürliche Sanktionen nach sich ziehen. Welche Regeln das waren, war den Menschen leider meist nicht bekannt.
- Die zeitliche Struktur orientierte sich an den Bedürfnissen der Institution und nicht an den Bedürfnissen der Patienten.
- Es bestand keine Verbindung zur Außenwelt.
- Die Institution und die Mitarbeiter entschieden in allen Lebensbereichen für und über den Patienten. So war es nicht weiter verwunderlich, dass sich Hospitalismus und Anstaltsneurosen entwickelten.

Erst Erving Goffmann machte durch seine Vergleichsstudien zwischen Patienten der Psychiatrie und Gefängnisinsassen auf diese Missstände aufmerksam. Seitdem arbeiten viele Menschen daran, die Lebensbedingungen der Patienten in psychiatrischen Krankenhäusern zu verbessern.

1.1.3. Ziele

Als Ziele der Milieutherapie sehe ich hauptsächlich die Linderung der Symptome.
Durch eine häusliche Atmosphäre werden Angst, Unruhe und Aggressionen abgebaut.
Das Respektieren des Patienten als Person erhält ihm seine Menschenwürde.
Er soll durch das therapeutische Milieu schon im Krankenhaus lernen, mit seiner Erkrankung zu leben und umzugehen. In den Angeboten der Klinik steckt die Möglichkeit, seine Alltagsbewältigungsfähigkeiten zu fördern und schließlich die Verantwortung für das eigene Leben wiederzuerlangen.

1.1.4. Umsetzung

Je weiter sich das Dasein im Krankenhaus von den normalen Gegebenheiten des täglichen Lebens entfernt, umso schwieriger wird für den Patienten die Anpassung nach der Entlassung.
Je näher sich das Dasein im Krankenhaus den normalen Gegebenheiten des täglichen Lebens des Patienten individuell anpasst, desto besser wirkt sich dies auf sein psychisches Wohlbefinden aus, hat man mittlerweile erkannt. Milieufördernde Faktoren im Krankenhaus umzusetzen ist gar nicht so schwer. Es gilt einfach, die Bedürfnisse des Menschen zu erkennen und dessen Ressourcen zu nutzen. Ich erläutere nun die Aspekte der Milieutherapie
an folgenden Gesichtspunkten:

- am Kranken selbst
- an seinem sozialen Umfeld
- an seinem Wohn- und Lebensraum
- an der Betreuungsatmosphäre.

Der Patient verliert sein gewohntes Umfeld. Es gilt, ihm den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Stellen wir uns vor, wir sind selbst betroffen.
Wie würden wir uns den Aufenthalt in der Psychiatrie wünschen?

a) Milieutherapie am Kranken selbst

Das Eingehen auf die Bedürfnisse des Patienten und Geben einer festen Tagesstruktur kommt vor allem den dementen Patienten zugute. Man spricht hier von „Validation“.
Bei der Validation handelt es sich um ein Bündel von Umgangsprinzipien, die auf der humanistischen Psychotherapie basieren. Validieren heißt „für gültig erklären. Der Patient wird in seinen Äußerungen und Verhaltensweisen, das heißt, in seiner Individualität ernst genommen. Verhaltensauffälligkeiten und biographisches Wissen werden berücksichtigt, um dem Patienten zu helfen.

Durch festeingeplante Tagesaktivitäten, wie Mahlzeiten, Ruhezeiten, Therapien und Spaziergänge kann sich der Patient besser orientieren und ist nicht auf die Hilfe der Pflegekräfte angewiesen.

Durch geborgene Atmosphäre, wie es zu Hause der Fall ist und durch Eingehen auf die Vorstellungen des Dementen findet er sich besser zurecht. Oft wird im Heim ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit und Orientierungsvermögen verlangt, das genau dadurch verloren geht.

Aber nicht nur geistig verwirrte Menschen profitieren von einer geregelten Tagesstruktur und von einer sicheren und fördernden Umgebung.

Die Pflege signalisiert jederzeit die Bereitschaft, Gespräche mit dem Patienten zu führen. Vor allem nach belastenden Ereignissen, wie zum Beispiel einer Fixierung auf Station ist dies unbedingt notwenig. Ohne die Schweigepflicht zu verletzen müssen wir hier so gut wie möglich erklären, warum wir so gehandelt haben. Nur so kann der Patient Ängste vor Willkürmassnahmen des Pflegepersonals abbauen.
Manchmal müssen wir den Patienten auch helfen, sich mit existenziellen Erfahrungen des Lebens wie Angst, Isolation, Ungewissheit, Sterben und Tod auseinandersetzen.
Manchmal unterstützen wir ihn auch bei existenzfördernden Erfahrungen wie Integration, Sicherheit, Hoffnung, Wohlbefinden und Lebensfreude.
Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass der Patient das Recht hat, uns Informationen vorzuenthalten.

Wenn wir alle alltäglichen Lebensbereiche des Patienten ersetzen, muss regelmäßig überprüft werden, wann erste Ressourcen wieder genutzt werden können. Gemeinsam mit dem Patienten stecken wir nun neue Ziele ab. Der Patient wird so aktiv in seine Pflegeplanung miteinbezogen. Fähigkeiten, Fertigkeiten, Gewohnheiten, Vorlieben und Abneigungen werden akzeptiert und in unser Handeln einbezogen. Ließen sich die geplanten Maßnahmen nicht wie vorgesehen durchführen, muss der psychisch Kranke unterstützt werden, neue Lösungsmöglichkeiten zu finden und er muss eventuell zu Ausdauer ermutigt und motiviert werden.

Der Tagesablauf ist gut strukturiert und übersichtlich. Am besten steht dem Patienten hierzu ein Tagesplan zur Verfügung. Dies motiviert ihn,
keine Therapie zu verpassen.
Eventuell benötigt der ein oder andere Mensch Hilfe bei der Körperhygiene. Diese sollte ihm gegeben werden. Oft geschieht es in Ermangelung von Personal und Zeit leider, dass mehr Tätigkeiten übernommen werden, als eigentlich nötig sind, z.B. zu viel Hilfe beim Waschen. Beim Einüben alltäglicher Tätigkeiten wie Einkaufen und Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel ist anfangs Begleitung sinnvoll.

Und welche Rolle spielt die Familie in der Milieutherapie des Krankenhauses?

Die Familie soll nach Möglichkeit mit in die Pflege einbezogen werden. Dazu gehört, dass die Angehörigen ausführlich informiert werden über:
· die Erkrankung selbst,
· Selbsthilfegruppen und
· Betreuungsangebote.

Ideal ist, wenn das Krankenhaus sich nah am Wohnort des Patienten befindet. So bekommt er öfter Besuch von Familie, Partner und Freunden. Der Kontakt bricht nicht so schnell ab.
Die Familie hilft nach der Entlassung, den Patienten wieder in die Gesellschaft einzugliedern. So fällt es dem Patienten leichter, seine Krankheit zu akzeptieren und mit ihr zu leben.

b) Milieutherapie am sozialen Umfeld

Sobald wie möglich sollen neue Patienten ihre Mitpatienten kennen lernen. Wenn das Pflegepersonal diese vorstellt, wird die Kontaktaufnahme erleichtert. Auf Station sollten viele Möglichkeiten gegeben sein, zu kommunizieren und zu interagieren. Stühle und Tische im Flur und im Aufenthaltsraum erleichtern dies sowie gemeinsam eingenommene Mahlzeiten.

Der gemeinsame Besuch des Cafés und der Therapien fördert die Kommunikation ebenso. Die psychisch kranken Menschen profitieren davon, indem sie zeitweise von ihren Problemen und ihrer Symptomatik abgelenkt werden. Sind Missverständnisse aufgetreten , ermutigen wir die Patienten, diese selbst zu bereinigen. Gegebenenfalls bieten wir unsere Hilfe an. Die professionelle Pflegekraft signalisiert ständige Gesprächsbereitschaft..

Auch im Bezug auf das soziale Umfeld ist es wichtig, frühere Kontakte nicht einschlafen zu lassen. Die Patienten werden ermutigt, frühere Aktivitäten wieder aufzunehmen und Neue für sich zu entdecken. So schließen sie eventuell auch wieder neue Kontakte.

Leider ist ein Aufenthalt in der Psychiatrie immer noch etwas anderes als ein Aufenthalt in der Somatik. Das Haus sollte sich bemühen, dass keine Informationen, zum Beispiel über die Krankmeldung, an den Arbeitgeber gelangen. Hat der Patient seine Arbeitsstelle oder seine Wohnung verloren, hilft der Sozialpädagoge.

Er berät die Angehörigen auch in rechtlichen, finanziellen und sozialen Aspekten, damit nach der Entlassung des Patienten Versorgungsstrukturen geschaffen werden können, die der Entlastung der pflegenden Angehörigen,
der aktivierenden Pflege und der Informationsvermittlung über die Erkrankung dienen. Er kennt zumeist auch Selbsthilfegruppen für Patienten und Angehörige.

Wichtig für den psychisch kranken Menschen ist die Wiedereingliederung in die Gesellschaft, deshalb ist ein breitgefächertes Therapieangebot umso wichtiger. Der Patient erlernt in der Koch- und Backgruppe wieder Fähigkeiten, die er benötigt, wenn er wieder auf sich selbst gestellt ist. Manchmal ist es auch vonnöten, den Sinn des Tages- und Wochenplanes zu erklären, um den Patienten zu motivieren. Es liegt in den Aufgaben des Pflegepersonals und des Ärzteteams, den Patienten zu beraten, welche Therapiegruppen sinnvoll für ihn sind; ihm am meisten Nutzen bringen. Über Veränderungen im Therapieprogramm sollte der Patient stets informiert sein. In Merzig hängt zum Beispiel ein Wochenplan aus. In der Auswahl des individuellen Angebotes darf der Patient weder unter-, noch überfordert werden. Bei Überforderung droht depressiven Menschen oft Suizidgefahr, da sie den Anforderungen glauben, nicht gerecht zu werden.

Unter den Teammitgliedern sollten in regelmäßigen Teambesprechungen geklärt werden, welche Erwartungen an die anderen Teammitglieder gestellt werden und welche Normen und Regeln gelten, denn es gelingt geschickten Patienten sonst immer wieder Mitarbeiter gegeneinander auszuspielen. Die Stationsregeln gelten dann allerdings für alle; das heißt, für Patienten und für Mitarbeiter.

c) Milieutherapie am Wohn- und Lebensraum

Die Station sollte im Rahmen der Milieutherapie möglichst wohnlich gestaltet sein. Der Patient wird so an seine häusliche Umgebung erinnert. Dazu gehören gepflegte Grünpflanzen, helle freundliche Räume, saubere Tischdecken und gelüftete Räume. Die Wände sind mit ansprechenden Bildern dekoriert. Liegt die Klinik naturnahe, ergänzt die wohnliche Umgebung eine schöne Aussicht aus dem Fenster.

Um dem Patienten die Möglichkeit zu geben, sich zeitweise zurückzuziehen, müssen örtliche Gegebenheiten genutzt werden. Eine gute Anbindung öffentlicher Verkehrsmittel an die nächste Stadt ermöglicht es dem Patienten sobald wie möglich wieder Alltagsfähigkeiten einzuüben.

Sind die Bedingungen nicht so ideal, kann man mit viel Fantasie und Optimismus einige milieuschädigenden Faktoren ausgleichen.

Folgende Orientierungshilfen sollten jedoch gegeben sein. Der Patient sollte die Möglichkeit haben, ungestört fern zu sehen, Radio zu hören und seine Tageszeitung zu lesen, um sich über das Tagesgeschehen außerhalb des Krankenhauses informieren zu können. Außerdem trägt zur Orientierung und Selbständigkeit bei, dass er im Tagesraum einen Kalender und eine Uhr findet. Selbstverständlich sollte sein, dass der Patient bauliche Möglichkeiten zum Rückzug hat, gerade wenn er keinen Ausgang hat und auch dass das Briefgeheimnis nicht missachtet wird.

d) Milieutherapie an der Betreuungsatmosphäre

„Milieutherapie an der Betreuungsatmosphäre“ heißt, Schaffung eines möglichst gesunden Umfeldes auch im Krankenhaus Wichtig ist dafür, dass eine menschliche Atmosphäre herrscht, in der sich zwischenmenschliche Kontakte und ein gesundes Verhältnis zum sozialen Umfeld ausbilden kann. Alle Mitglieder des Teams und die Patienten sind dafür verantwortlich, dass die Atmosphäre angenehm ist.

Heutzutage leben verschiedene Völker in Deutschland, deshalb müssen andere Kulturen und Religionen berücksichtigt werden. Juden essen zum Beispiel kein Schweinefleisch.
Auch sonst sollte der Patient, so wäre es ideal, in seinen Wünschen und Bedürfnissen ernst genommen werden. Eine Schwesternrufanlage ermöglicht ihm, diese Bedürfnisse zu äußern.

Der Patient. hat bei der Stationsversammlung das Recht, Kritik und Anregungen anzubringen.
In seinem individuell festgelegten Tagesplan hat er die Möglichkeit, Therapien nach eigenen Interessen selbst auszuwählen. Auch bei den Mahlzeiten erhält er ein Mitbestimmungsrecht.
Heute tragen die Patienten der Psychiatrie auch keine Anstaltskleidung mehr. Vielmehr können sie mit ihrer persönlichen Kleidung ein Stück ihrer Persönlichkeit ausdrücken.

Das therapeutische Team bezieht alle Berufsgruppen ein, die mit dem Patienten zu tun haben. Idealerweise herrscht ein höflicher Umgangston und ein reger Austausch untereinander. So können Rückschritt, Stagnierung und Fortschritte der Patienten besser beobachtet werden. Wir müssen den kranken Menschen immer wieder signalisieren, dass wir für sie da sind und uns jederzeit Zeit nehmen zu einem Gespräch. Keine Informationen, die den Patienten betreffen, dürfen wir ihm dabei enthalten. Setze ich mich mit dem Patienten auf eine Tasse Tee zusammen wird ihm auch signalisiert, dass ich nicht wieder auf dem Sprung bin.

Das Team zeigt sich als unterschiedliche Personen mit verschiedenen Schwächen und Stärken. Fähigkeiten und Grenzen werden gegenüber den Patienten erkennbar.


1.2. DAS THERAPEUTISCHE MILIEU
WAS BEDEUTET ES FÜR MICH?

Das therapeutische Milieu bedeutet für mich eine vorübergehende Lebensgemeinschaft von Menschen, die durch schicksalhafte Entwicklung ihrer Krankheit zusammengeführt worden sind. Da sie alle ihren gewohnten Lebensraum und ihre Gewohnheiten zurücklassen mussten, sollte ihnen der Aufenthalt in der Psychiatrie so angenehm wie möglich gemacht werden.

Wärme, Geborgenheit, Freundlichkeit, Anteilnahme, Offenheit und Klarheit bauen die vielleicht bestehenden Vorurteile ab. Für mich spielen Erwartungen, Bedürfnisse und Interessen des Patienten eine große Rolle.

Ich stimme den in der Literatur beschriebenen Idealvorstellungen über das Leben in der Psychiatrie zu.
Alle Mitglieder des großen therapeutischen Teams müssen daran arbeiten, dass diese , trotz zum teil widriger Umstände, so gut wie möglich umgesetzt werden können. Leider sind viele Mitarbeiter der Ansicht, dass vieles nicht zu realisieren ist. Mit kleinen Schritten kann aber, meiner Meinung nach, noch einiges verbessert werden. Beständige Weiterbildung und Interesse am Patienten bilden die Grundvoraussetzungen dafür.


2. Erläuterung der Projektidee
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Selbst bei schweren psychischen Beeinträchtigungen ist der Zugang über die Sinne oft noch möglich. Aus diesem Grund hat die gestalterische Therapieform Zugang zu jedem Menschen.
Mithilfe der Kunst- und Beschäftigungstherapie kann ich den Patienten spielerisch ihre eigenen Fähigkeiten aufzeigen. Nicht selten ist es möglich, durch gemeinsame Tätigkeiten nonverbal den ersten Kontakt herzustellen und erste Einblicke in die Gefühlswelt des Patienten zu erlangen.

Die Serviettentechnik ist sehr einfach zu erlernen und deshalb gibt es die Möglichkeit, mit vielen verschiedenen Patienten zu arbeiten. Ihr Selbstwertgefühl wird enorm gestärkt und die psychisch kranken Menschen lernen wieder,
sich besser selbst einzuschätzen.

Manche Patienten verweilen recht lange im Krankenhaus. Sie haben so die Chance, ihren Lebensraum ihrem Geschmack entsprechend zu gestalten. Blumen und Pflanzen, die sie von ihrem Besuch geschenkt bekommen, kommen so besser zur Geltung als in den auf Station vorhandenen weißen Plastikvasen.

Die mit Serviettentechnik behandelten Vasen sind abwaschbar und robust. Man kann sie hygienisch reinigen und das Kunstwerk bleibt dennoch erhalten.


3. Analyse und Beschreibung der derzeitigen Situation
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Die Station P3 in Merzig, meine Arbeitsstelle, ist schon sehr milieutherapiegerecht gestaltet. Es gibt viele Pflanzen, Bilder an den Fenstern, viele Tische und Stühle, die die Kommunikation fördern, Teppiche und viele Fenster. Die Station wirkt dadurch hell und freundlich und den Umgangston möchte ich ebenfalls als gepflegt beschreiben.

Ein vielfältiges und abwechslungsreiches Therapieangebot ermöglicht es dem Patienten, seine Alltagsfähigkeiten zu erhalten und aufzubauen.

Rückzugsmöglichkeiten für den Patienten in seinem Zimmer sind jedoch schlecht zu gestalten, da oft umgeschoben wird, wenn neue Patienten kommen.
Ist die Station überbelegt, oder muss jemand einzelbetreut werden, wird seine Intimsphäre wenigstens mit einem Paravent geschützt.

Mein Wunsch ist, dass auch demente Menschen so weit wie möglich ernst genommen werden und dass das Personal in allen Dingen die Vorbildfunktion innehält.


4. Beschreibung von Planung und Durchführung
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Zuerst habe ich die Informationen zur Serviettentechnik zusammengetragen. Material gibt es genügend auf der Station und in der Ergotherapie. Darüberhinaus habe ich noch Servietten meinem Geschmack entsprechend gekauft. Auch die Patienten, die ich bisher animieren konnte, mir bei der Gestaltung der Vasen zu helfen, fanden die Idee und das Material ansprechend.

Wann immer es möglich war, habe ich mit den Patienten an den Vasen gearbeitet.
Am besten war dies bisher möglich, wenn ich die bastelinteressierten Menschen in die Ergotherapie begleitet hatte. Dort erhielt ich auch weitere Tipps und Informationen zur Serviettentechnik. Auch an Wochenenden war es von Zeit zu Zeit möglich, an meinem Projekt zu arbeiten.

Obwohl nun die Weihnachtszeit vor der Tür steht, möchte ich die Vasen in zeitlosem Design gestalten, damit sie auch mitten im Jahr zum Einsatz kommen.


5. Derzeitiger Stand der Planung bzw. Durchführung
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Zuerst habe ich meine Projektidee meinem Stationsleiter bekannt gemacht. Dieser gab zu Bedenken, dass wegen des Projektes andere Aufgaben außer Acht gelassen werden könnten. Auch den einzelnen Mitarbeitern erzählte ich von meiner Idee, stieß bisher aber auf wenig Interesse.

Aus diesem Grund stelle ich mir vor, meine Projektarbeit der Station zur Verfügung zu stellen und die Idee noch einmal in der Team-Versammlung zu präsentieren.

Motivation wäre:
- Die so beschäftigten Patienten gewinnen Vertrauen zum Pflegepersonal
- Die fertiggestaltete Vase bringt ihr Selbstbewusstsein zurück. Sie sehen,
dass sie etwas zustande gebracht haben.
- Die Patienten können ihr Zimmer mit der schöneren Vase schmücken.
- Die Stimmung der mitarbeitenden Patienten wird ausgeglichener, denn gestalterische Tätigkeiten wirken sich aktivierend und heilend auf die Menschen aus.
- Sie haben das Gefühl, etwas Sinnvolles und Gutes für nachkommende Patienten getan zu haben, deshalb habe ich auch den Untertitel „Patienten für Patienten“ gewählt.

Im September und Oktober war es leider sehr selten möglich, auf Station oder in den Therapieräumen an dem Vasen-Projekt zu arbeiten. Wir waren oft mangelhaft besetzt und mussten uns daher zuerst um die pflegebedürftigen Patienten kümmern. Außerdem ist das Arbeiten mit der Serviettentechnik auch nicht für alle Patienten geeignet.

Patienten, die krankheitsbedingt Klebstoffe bevorzugen, sollte man nicht einbeziehen, falls solcher in den Bastelmaterialien enthalten ist. Leider war keine Inhaltsstoffliste auf den Unter- und Überlacken verzeichnet.

Auch geistig stark behinderte Menschen sind nicht geeignet mit Schere, Servietten und Klebstoffen zu arbeiten.


6. Zusammenfassung
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Ich bin jedoch zuversichtlich, dass ich im Dezember und Januar Zeit finde, alle geplante Vasen (drei große Vasen, drei kleine Vasen) vollständig fertig zu stellen. Die Patienten können nun ihre Blumen in ansprechend schöne Vasen stellen. Ich habe absichtlich nicht geplant, nach welchem Design die Vasen gestaltet werden. Hier möchte ich dem Patienten freie Hand lassen und gegenüber kleinen Schönheitsfehlern möchte ich tolerant sein. Es handelt sich um Dinge,
die Patienten für Patienten liebevoll verziert haben.

Literaturverzeichnis

- Die Facharbeit, Werner Braukmann, Cornelson Verlag
- Psychiatrie- und Psychotherapie, Dilling/ Reimer
Springer Verlag
- Unterlagen aus dem Unterricht
- Praktische psychiatrische Pflege
Schädle/Deininger/ Villinger
- Irren ist menschlich
Prof. Dörner
- Internet-Adressen:
www.psywifo.klinikum.uni-muenchen.de
www.antipsychiatrie.berlinet.de
www.deutsche-alzheimer.de


MEINE MEINUNG ZUR FACHAUSBILDUNG PSYCHIATRIE
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Leider gibt es keine Kategorie, wo ich meinen Beitrag zur Milieutherapie hätte besser unterbringen können und ich habe keine Lust, so lange zu warten, bis es diese Kategorie gibt, deshalb habe ich meinen Erfahrungsbericht an dieser Stelle angebracht.

Die Fachausbildung habe ich begonnen, weil ich mir davon versprochen habe, kompetenter pflegen zu können. Jetzt, im November, ist etwa ein Viertel der Ausbildung bewältigt und ich habe immer noch nichts Neues hinzugelernt. Gerade gestern hatten wir in der Schule eine Diskusion über eben dieses Thema.

Lohnen sich 3500€ für zwei Jahre Fachausbildung???
Lohnt sich der hohe private Zeitaufwand von mindestens 10 Stunden wöchentlich???

Seit April besuchen 20 Pfleger und Schwestern fast jeden Dienstag den Unterricht, der von 8:15 Uhr bis 15:15 Uhr stattfindet. Die Ausbildung beinhaltet zwei Praktika à 5 Tage und 6 Tage Selbsterfahrung.
Ansonsten ist es das Ziel der Ausbildung, mehr Hintergrundwissen zu erlangen und sich mit anderen Kollegen auszutauschen.

Ob sich diese Fachausbildung als sinnvoll erweist, kann ich jetzt noch nicht beurteilen. ich halte Euch auf dem Laufenden.


Viele Grüsse
venus

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