Kultur Testbericht

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Erfahrungsbericht von OmicronXodiac

Abhandlung "Brain Tracy"

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Offener Brief

Es ist 04:30 Montag morgen - der Wecker klingelt. Ich erwache zufrieden und beginne den Tag mit einer kurzen mentalen Übung, bevor ich die Turnschuhe anwerfe und mich auf die morgentlichen 60 Minuten Jogging begebe. Und damit meine ich nicht die üblichen Trippelschritte eines Stadtneurotikers durch den 80 Meter breiten Grünstreifen, sondern eine Stunde intensives körperliches Ausdauertraining.
Um 6:00 Uhr komme ich aus dem Bad - im gewohnten Topstyling und lese die FAZ beim Mönchsfrühstück. Um 07:00 lege ich meine Lebensziele nochmals schriftlich nieder um anschließend die Fahrt zur Arbeit anzutreten. Im Auto nutze ich die 30 Minuten Fahrt um dem akustischen Motivationstraining zu lauschen und mich auf den Tag zu programmieren.
Um 08:00 beginne ich den Arbeitstag mit der Festlegung der Prioritäten. Auf dem Bildschirmrand prangt der Aufkleber \"Heute wird ein guter Tag\". Das baut auf.
In der ersten Kaffeepause nutze ich die Zeit effektiv und lese schnell ein Kapitel aus \"Einfach Managen\". Dann setze ich die Arbeit mit gesteigertem Tempo intensiv fort, immer darauf achtend den Mehrwert für die Firma zu erhöhen. Um 12:00 Uhr nutze ich die einstündige Mittagspause beim Salat effizient und schaffe drei Kapitel aus \"Führen - Leisten - Leben\". Dann erledige ich drei wichtige Aufgaben hintereinander in zwei Stunden, für die andere locker acht Stunden benötigt hätten. Das gibt Energie. Ich bin voll konzentriert. Die Nachmittagskaffepause nutze ich eloquent und lese ein weiteres Kapitel aus \"Einfach Managen\". Dann konzentriere ich mich auf die wirklich wichtigen Aufgaben, um meine Vorgesetzten im Nachmittags-Mitarbeitermeeting besonders gut aussehen zu lassen. Um 17:00 endet die Arbeitszeit für die normalen Angestellten. Ich esse einen Apfel und eine Banane um die nächsten vier Stunden eines Managers gestärkt und noch intensiver angehen zu können. Erneut erledige ich in vier Stunden, Arbeit für acht Stunden. Um 21:00 Uhr endet die durchschnittliche Arbeitszeit von normalen Managern. Ich aber gehe den Extraweg und hänge noch zwei Stunden e-mail Bearbeitung dran. Um 23:00 Uhr weiß ich, dass man nicht alle Aufgaben erledigen kann und leite schnell noch nach dem Pareto-Prinzip die Top 20 Prozent der wichtigsten e-mails an meinen Privat-Account weiter, bevor ich auf der Heimfahrt das akustische Motivationstraining so richtig genieße.

23:30 eintreffen zu Hause. Zufrieden stelle ich fest, das ich heute wieder in die Zukunft investiert habe. Erneut lege ich meine persönlichen Ziele nochmals schriftlich nieder und erledige noch schnell die \"privaten\" e-mails.
Gegen 01:00 Uhr investiere ich noch 60 Minuten in meine persönliche Weiterbildung bei der Lektüre von Schopenhauer. Die komplexen Zusammenhänge fasse ich nochmals schriftlich zusammen, bevor ich um 02:30 meine sexuelle Energie in ein Audiotraining von Napoleon Hill sublimiere.
Ab 03:30 leite ich den Schlaf mit einer ausführlichen Autosuggestion zur nachhaltigen Erfolgssteigerung ein.

Es ist Dienstag 04:30 Uhr als ich zufrieden erwache und den Tag mit einer kurzen mentalen Übung einleite, bevor ich die Turnschuhe anwerfe und mich auf die morgentlichen 60 Minuten Jogging begebe. Und damit meine ich nicht die üblichen Trippelschritte durch den Wald, sondern eine Stunde intensives körperliches Ausdauertraining.
Der Rest des Tages und der Woche verlaufen analog.

Am Freitag Abend bin ich total entspannt. Sicher den Erfolg vor den Augen, den Wecker eine Stunde früher für den Samstag programmiert. Denn ich habe viel vor. Am Samstag fahre ich nach Frankfurt um aktiv an einer Fortbildung teilzunehmen. Der Sonntag gehört dem Networking, meinem Gitarrenunterricht sowie dem Besuch einer expressionistischen Variante einer Monét Ausstellung mit anschließender offener Diskussion im Forum mit den langhaarigen Kunstexperten. Dem dort ausgeschenkten Brut entsage ich, da Unmaß nicht mit meiner Einstellung korrespondiert.

Schon nach sechs Monaten spüre ich die Auswirkungen. Meine Frau hat mich verlassen. Mein Chef liegt unter meinem geistigen Niveau und hat mich, als er es gemerkt hat, entlassen. Derzeit liege ich im künstlichen Schlafkoma, das mir die Ärzte aufgrund des enormen Schlafentzuges zwangsverordnet haben.
Aber ich weiß, dass das alles nur ein temporärer Rückschlag ist, aus dem ich gestärkt mit noch mehr Erfolg hervorgehen werde - oder Mr. Brain Tracy?

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