Kurzgeschichten Testbericht

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Erfahrungsbericht von PatriciaP

Die Faule und der Trinker

Pro:

Es gibt Eltern, die das Leben der Kinder versüssen

Kontra:

Es gibt auch welche, die ihr Leben zu Hölle machen

Empfehlung:

Nein

Prolog

Mittwoch , den 21.06.2005

9:30

Adela und Frieda saßen gerade beim Frühstück. Wiktor war im Bad, weil er - im Gegensatz zu Adela - immer auf Sauberkeit geachtet hatte. Er war ein ziemlicher Pedant. Nun waren er und Adela über 50 Jahre verheiratet, aber bis heute verstand keiner aus der Familie, warum die beiden so lange zusammen waren. Liebe war es nicht – das war allen klar. Was war es dann??? Adela sagte immer, sie würde ihn verlassen, aber sie wollte auf keinen Fall auf das Vermögen verzichten.

- Welches Vermögen? – fragte Sophia erstaunt, als sie das hörte. – Du hattest doch nie was. Wir waren doch die Penner in unserer Stadt, dein ganzes Leben lang hast du irgendeinen befleckten Kittel getragen, hattest noch niemals eine Frisur und warst immer dreckig. Die Wohnung sah wie eine Müllhalde aus und du hast bis Mittag gepennt. Also welches Vermögen meinst du???
Darauf war Adela immer beleidigt. Sie meinte nämlich, dass es alles ganz anders war. Sicher war es wahrscheinlich nur ihre Phantasie, aber anscheinend hatte sie schon längst die Realität aus den Augen verloren. Oder wollte sie es nicht wahrhaben? Niemand konnte sich erklären, was in ihrem Kopf geschah, wenn sie so etwas erzählte.

Wiktor und Adela hatten drei Kinder…. Von den „ungeborenen“ – einer Menge Abtreibungen - nicht zu sprechen. Sophia war die ältere Tochter von Adela und Wiktor. Heinrich war der Älteste und Danuta die jüngste Tochter.

- Wiktor? Bist du nun endlich fertig? Wir wollen gleich in die Stadt.
- Verdammt noch mal, komme gleich raus.

Bis zu diesem Moment wussten die drei nicht, dass ihnen gerade nur noch ein paar Minuten zu leben blieben.
Frieda, die ältere Schwester von Adela – ein kaltes Biest, das ihren Mann Stephan zum Selbstmord trieb – setzte gerade Kaffee auf. Den letzen Kaffee in ihrem Leben, den sie nicht mal schaffen wird zu trinken.
- Ich habe heute wieder von Stephan geträumt – sagte sie mit rollenden Augen – Er kann es dort oben nicht ohne mich aushalten. Wir haben uns doch so geliebt!!! – Ob sie es selbst glaubte oder ob sie versuchte nur ihre Gewissensbisse damit zu rechtfertigen, wusste auch niemand.
- Meine Liebe zu Stephan fing an, als er anfing mir fettes Geld nach Hause zu bringen- pflegte sie immer zu sagen. Das versetzte Wiktor immer in unglaubliche Wut. Es hasste diese Frau. Komischer Weise erkannte er nicht, dass seine Frau doch genauso dachte und fühlte. Er war ein einfacher Arbeiter, der nicht schreiben konnte und sein Wissen nur auf wenige Dinge beschränkt war. Das einzige, was ihn sein ganzes Leben lang interessierte war … das gute alte Wodka.
Wiktor schaute – ein letztes mal in seinem Leben – in den Spiegel. Der Gedanke, den ganzen Tag mit dieser Hexe Frieda zu verbringen ließ ihn erschauern. Er wusste aber nicht, dass er nur noch wenige Augenblicke sind, die er mit diesen beiden Frauen erleben würde.

Adela schaute aus dem Fenster als es an der Tür klingelte. Sie stand auf und ging zur Tür. Sie schaute durch das Guckloch und sah ein bekanntes Gesicht. Die Angst durchdrängte ihren Körper. Sie wusste nicht, was sie tun soll. Der Mann hinter der Tür lächelte ganz lieb.
- Es ist der Liebhaber von Danuta – sagte sie mit gebrochener Stimme zu Frieda.
- Mach bloß nicht auf – sagte ihre Schwester.
- Vielleicht will er nur reden?
- Ich weiß nicht, ich trau dem Hurensohn nicht. – Frieda war genauso verängstigt wie ihre Schwester.
Langsam schloss sie die Tür auf. Der Mann trat sofort rein und gleich hinter ihm auch die jüngste Tochter von Adela.
- Was wollt ihr hier? – fragte Adela. Ihre Stimme zitterte. Sie erinnerte sich an das letzte Treffen mit ihrer Tochter vor einem Jahr.
- Wir wollen uns nur das holen, was uns zusteht. Wenn die Alte dort stirbt, wird die Wohnung doch mir gehören – sagte Danuta mit einem kalten Lächeln. Sie sah vollkommen bekifft aus und beide rochen nach Alkohol. Sie schubste ihre Mutter weg und ging direkt auf Frieda zu. Adela und Frieda fingen sofort an zu weinen.
- Nein! – schrie Frieda, aber der Mann machte ein Schritt in ihrer Richtung und fasste sie von hinten so fest an den Armen, dass er ihr den Ärmel ihrer Bluse ausriss. Er holte einen Messer aus seiner Tasche und brachte ihn direkt an die Pulsader von Frieda an. Sie spürte die kalte Klinge an ihrem Hals und konnte nicht aufhören zu zittern. Plötzlich war ihr klar, dass die beiden nicht gekommen sind, um mit ihnen zu reden, sondern, um sie umzubringen.
- Was ist denn hier los? – Wiktor kam gerade aus dem Bad und erstarte als er dieses Szenario sah. Er fühlte wie seine Hose nass wurde und konnte es nicht verhindern. Seine eigene Tochter stand da und lächelte während Frieda mit einem Messer am Hals in der Küche stand.
- Danuta, was macht ihr da??? Du weißt doch, dass ich dich liebe – weinte Adela.
- Du, alte Schlampe hältst jetzt die Klappe – sagte sie und schlug Adela direkt ins Gesicht. Adela fiel auf den Boden.
- Ich bitte euch… - weinte Adela, sie konnte aus Angst keinen Ton mehr aus sich herausholen. In diesem Moment holte Danuta eine Axt, die sie unter ihrer Jacke versteckt hatte. Sie leckte sich den Finger und fuhr über die Schneide, um die Schärfe zu überprüfen. Ihr Blut vermischte sich mit der Spucke. Die Axt musste so scharf sein wie ein zerbrochenes Glas. Adela konnte nicht erkennen, ob Danuta lacht oder ob sie eine Grimasse macht. Ihr inneres Gefühl sagte jedoch, dass sie sich köstlich amüsiert. Dass sie ihre Mutter töten wird, wird Danuta wahrscheinlich ein wirklich angenehmes Gefühl geben. Sie fühlte, dass sie etwas sagen muss. So lange sie reden wird, werden sie alle drei noch leben. Über ihrem Gesicht rollten Tränen und sie konnte kein Wort herausholen. Sie wusste jedoch, dass das Leben ihrer Schwester und ihres Mannes jetzt nur von ihr abhängt. Sie verfluchte den Tag, an dem sie sich entschlossen hatte, ihre Schwester zu besuchen.
- Ihr könnt sehr reich sein – versuchte sie ihr Glück mit der Hoffnung, die Geldgier der beiden zu wecken. – Wir werden euch immer Geld schicken und alle Schulden bezahlen. Wir kaufen euch eine neue Wohnung.
Mit schrecklicher Langweile hob Danuta ihre Waffe über den Kopf. In einer Hundertstel Sekunde dachte Adela, es sei nur ein Alptraum. Sie würde träumen und wenn sie sich kneift, dann wacht sie auf und alles wird wieder gut sein. Doch in diesem Moment wurde der Alptraum zu Realität. Die Axt fiel plötzlich nach unten. Adela machte ein Geräusch wie ein geschlachtetes Tier, als die Schneide der Axt nur ein Drittel ihres Halses durchschnitt. Doch die Arterien ihres Halses wurden durchgetrennt und auf den Teppich gossen Liter von Blut. Danuta schlug noch ein zweites Mal zu und plötzlich fiel Adelas Kopf von dem restlichen Körper ab und mit einem lauten Geräusch rollte sie unter den Sessel. Frieda schaute mit Entsetzen, wie der Kopf ihrer Schwester unter dem Sessel verschwand. Sie versuchte auf die Knien zu fallen um ihre Schwester zu retten. Das konnte alles nicht wahr sein, das konnte nicht ihre Schwester sein. Sie dachte, es wäre nur ein Trick, nur ein Zirkusauftritt von Verrückten. Wiktor weinte wie ein kleines Baby. Er hatte das Gefühl, dass er ohnmächtig wird. Seine Beine waren wie Blei, er konnte sich nicht mehr bewegen, nichts sagen. Er stand einfach da und weinte.
Friedas Beine wollten nicht mehr gehorchen, doch die Klinge des Messers wurde noch fester an ihr Hals gepresst. Sie schrie vor Schmerz und wusste genau, wenn sie sich nur bewegt, wird sie auch tot sein. Irgendwo am Rande ihres Bewusstseins hörte sie Wiktors Weinen – ein langes, scharfes Heulen. Wie das Heulen eines Wolfes. Danuta ging zu Wiktor rüber und rieb ihm die blutverschmierte Axt an der Nase. Doch er war nicht mehr beim Verstand. Das einzige, was er machen konnte war sein Heule fortzusetzen. Die Axt fiel noch mal und diesmal so treffend, dass Wiktor Kopf nur an einem dünnen Stück Fleisch hing. Er fiel langsam zu Boden und starb. Frieda schaute hin und verlor in diesem Augenblick das Bewusstsein. Ihre Knie wurden weich und sie fiel. Das Messer an ihrem Hals schnitt in dem Augenblick als sie fiel ihre Ader durch. Die Küche wurde in einigen Sekunden blutrot. Ihre ganze Kleidung blutdurchnässt.
Drei Leichen lagen in der Wohnung als die Tür zufiel. Drei Leichen ohne Brieftaschen. Alle drei waren Mitglieder der gleichen Familie. Einer Familie, in der vieles falsch gemacht wurde. Doch alle drei wussten bis in die letzten Sekunden ihres Lebens nicht, was sie falsch gemacht haben. Alle drei hielten sich immer für perfekt und für etwas Besonderes. Nun waren es nur noch drei Leichen, die selbst schuld an ihrem Tod waren.



Kapitel 1

Kurz nach dem Krieg lernte Adela Wiktor kennen. Genauso wie ihre Schwester war sie kein hübsches Mädchen. Sie war prüde und schüchtern, wie viele in dieser Zeit. Frieda war immer schon kalt und unberechenbar. Beide sagten immer, sie hätten eine gute Mutter gehabt, aber keine von ihnen war wirklich wohlerzogen. Ihr Vater hatte immer eine Schwäche für andere Frauen und Mädchen gehabt. Und die Mutter? Sie schien das alles nicht zu interessieren. Wahrscheinlich war auch hier das nur Geld wichtig. Sie schickte ihre beiden Töchter auf eine Schneiderschule. Adela machte einen Abschluss, aber arbeiten wollte sie natürlich nicht. Wozu ist den schließlich ein Mann da? So lernte sie also Wiktor kennen und wurde schwanger. Mit 20 Jahren, hochschwanger heiratete sie also Wiktor. Er war ein Arbeiter in der Stahlhütte und verdiente sehr gutes Geld. Schon vor der Hochzeit gab er sein Geld seiner zukünftigen Schwiegermutter immer brav ab. So gehörte sich das… Adela pflegte immer zu sagen, dass ein Mann dazu da ist, um Geld nach Hause zu bringen. Von Liebe war nie die Rede. Wahrscheinlich spielte Liebe uns Sex in ihrem Leben überhaupt keine Rolle. Kurz nach der Hochzeit kam Heinrich auf die Welt. Adela konnte sich – sagte sie – nicht um ihn kümmern, weil sie angeblich nach der Geburt krank gewesen sein sollte. Sie gab ihren Sohn ihrer Mutter. Und so blieb Heinrich sieben Jahre bei seiner Oma. Sieben Jahre war Adela natürlich nicht krank. Sie war einfach faul. Es ist fraglich, ob sie ihr Kind überhaupt liebte. Es war ja schließlich nur Mittel zum Zweck, um Wiktor zur Heirat zu zwingen. So konnte sie weiterhin ihr nutzloses Dasein fortsetzen, ohne irgendwelche Pflichten – die ihr schon immer ein Dorn im Auge waren - zu haben. Wiktor fing an zu trinken. Er hat zwar immer hart gearbeitet, nach der Arbeit gönnte er sich jedoch immer einen Besuch in der bekannten Trinkstube. Dort war er der Stärkste, der Beste und der Tollste – so sah er sich selbst. Alle anderen hielten ihn für ein Weichei und Angeber. Als er dann nach Hause kam, besoffen und wütend, sah er nicht, dass seine Frau schmutzig ist und dass die Wohnung wie eine Müllhalde aussieht. Überall in der Küche lagen ungewaschene Töpfe und Teller. Ein Blick auf den Offen verriet, was alles so in den letzen Wochen oder sogar Monaten gekocht wurde. Abends stieg er im Bett auf seine Frau – was er Sex nannte – und befriedigte seine Triebe. Sie wusste nie, was am Sex so toll sein soll, weil sie niemals befriedigt oder nur erregt war. Für sie war es eine schmerzhafte Pflicht, damit die Ehe erhalten bleibt und sie wieder Geld von ihm bekommt. Eine Art Geld-Leistung-Verhältnis… also um es beim Wort zu nennen – Prostitution. Das traurige daran war, dass sie immer wieder schwanger wurde. Immer wieder hatte sie abgetrieben. Natürlich wusste Wiktor nichts davon. Das war doch eine Sache der Frau und nicht seine, er war immer nur um sich besorgt.
Adela war immer unzufrieden, denn obwohl ihr Mann sehr gutes Geld verdiente, hatte sie nie Geld. Die ersten Tage nach dem 15-ten waren großartig, doch als es wieder um den 20-ten war und kein Geld mehr in der Brieftasche, lief sie mit einer finsteren Miene durch die Stadt. Wiktor legte ihr jeden 15-ten seinen ganzen Lohn auf dem Tisch, doch was mit dem Geld geschah, bleibt ein dunkles Geheimnis. Adela war nie gut angezogen, ging weder zum Frisör noch zu Kosmetikerin. Wo war das Geld? Höchst wahrscheinlich – so die Vermutungen – hatte sie es verfressen.
Sie wohnten damals in einer Wohnung mit zwei Zimmern, Küche und, was in der damaligen Zeit sehr ungewöhnlich war, einem Badezimmer. Miete gab es nicht, weil er als Arbeiter der Stahlhütte einen Anspruch auf eine solche Wohnung hatte. Wiktor verdiente etwa das 10-fache von dem, was die Arbeiter in anderen Betrieben verdienten. Es war sehr ungewöhnlich, dass man mit einem so hohen Lohn so arm gelebt hatte. Viele seine Kollegen brachten es bis ganz nach oben; sie waren Besitzer von ganzen Häusern und vermieteten Wohnungen. Er hatte nicht mal eine Waschmaschine oder Fernseher.
Zwei Jahre nach dem Heinrich geboren wurde, war Adela wieder schwanger, nur diesmal durfte sie nicht mehr abtreiben. Der Arzt hatte es ihr verboten, da es nach so vielen Abtreibungen einfach nicht mehr möglich war, noch mal abzutreiben, ohne ein großes Risiko einzugehen. Also musste sie das Kind gebären. Sophia wurde zu Hause geboren. Wieder mal eine ungewollte Pflicht für Adela. Und obwohl Heinrich immer noch bei seiner Oma lebte und Adela sich eigentlich nur um das eine Kind kümmern musste, war es ein Muss. Liebe? Wohl kaum. Schon als kleines Kind wäre Sophia aus dem Fenster gefallen, wenn Wiktor sie nicht frühzeitig aufgefangen hätte. Wo war Adela zu der Zeit? Welche Mutter lässt ein 3-Jähriges Kind im offenen Fenster im ersten Stock? Adela war sehr unzufrieden über diese Verpflichtung. Ihr Interesse galt dem Kaffeeklatsch bei den Nachbarn oder bei ihren Bekannten, die meistens genauso wie sie in einem Drecksloch gelebt hatten. Mit sieben kam Heinrich wieder nach Hause, aber nicht, weil Adela das so gewollt hatte, sondern weil er zur Schule gehen musste und zwar in seinem Bezirk. Sophia war fünf als Danuta zur Welt kam. Wiktor trank immer noch.
- Scheiß Schule – schrie er immer besoffen seine Kinder an, wenn er nach Hause kam – Sucht euch einen Job. Heinrich war ein stiller, sehr braver Junge. Er stand da und rührte sich nicht, als sein Vater ihn mit geballter Faust ins Gesicht schlug. Er tat überhaupt nicht und ließ es über sich ergehen. Sein Gesicht war mit Blut überlaufen, das Blut floss auf seine kleine Brust und doch stand er einfach nur da und weinte. Wofür er Schläge bekam? Tja, einfach aus Laune oder weil sein Vater wieder mal in der Schenke von Kumpels ausgelacht wurde. Es gab doch immer einen Grund für ihn, seine Kinder zu schlagen. Adela schaute dabei zu… Sie tat nichts, um das grausame Schicksal ihrer Kinder zu ändern. Und obwohl Heinrich dann doch ihr Lieblingssohn wurde, hat sie sich nicht gerührt als er von seinem Vater geschlagen wurde. Heinrich war ein sehr guter Schüler, ein Primus. Als er dann älter war, gab er Nachhilfestunden für… Essen. Essen war auch so eine Sache. Bei Adela waren die Portionen immer schon aufgeteilt. Sie fragte nie, ob jemand noch etwas möchte.
- Du hast genug – sagte sie einfach. Es interessierte sie nicht, dass ihre Kinder Hunger hatten genauso wenig interessierte sie es, dass ihre Kinder nur eine Unterhose haben, die sie jeden Abend mit in die Badewanne mitnehmen und selbst waschen. Sie war niemals mit ihren Kindern einkaufen.
- Hast du dir in die Hose gemacht? – hieß es dann als eins von den Kindern baden gehen wollte. Man badet ja schließlich nicht jeden Tag. Einmal die Woche sollte reichen. Als die Kinder älter wurden, war es nur noch schlimmer. Es gab Schläge bei jeder Gelegenheit; weil Sophia vor dem Haus mit einem Jungen stand (Schande!), weil Danuta ihren Vater etwas gefragt hatte oder einfach nur so aus Spaß. Wiktor saß immer in der Küche und las Zeitung. Er legte die Beine auf dem Tisch und machte sich so breit, dass man gar nicht mehr durchgehen konnte… und wartete bis eins von den Kindern vorbeigehen will und seine Zeitung berührt. Wehe, dass es jemand wagte. Wieder mal ein Grund für Schläge.
- Aber Papa, du hast doch auf deinem Teller Senf – sagte die kleine Danuta bei einem Abendessen – wieso nimmst du dann von meinem Teller?
Darauf hatte Wiktor doch nur gewartet, er zog das Mädchen ins Badezimmer, schloss die Tür hinter sich und schlug auf sie so lange ein bis sie ohnmächtig wurde. Blutüberströmt mit einer gebrochenen Nase lag sie im Badezimmer, mit blauen Flecken überdeckt. Für mehr als zwei Wochen musste sie sich eine Ausrede ausdenken lassen, um nicht am Sportunterricht in der Schule teilzunehmen. Heinrich machte noch mit 15 Jahren ins Bett.

....

Daraus wollte ich mal \"ein Buch\" machen, bin jedoch nur bis zur dieser Stelle gekommen. Der Anfang ist das Ende, das es vielleicht geben kann - d.h. es ist nicht passiert, aber könnte passieren. Ansonsten ist das eine wahre Geschichte. Ich spiele dadrin (noch) keine Rolle - wurde noch nicht geboren. Aber genau das geschah in meiner Familie.... und es geschieht bis heute in vielen anderen Familien.

Das wahre Ende sieht heute so aus:

Danuta hat sich als das Ebenbild ihrer Mutter erwiesen - also faul. Sie stieg mit jedem Mann ins Bett, der ihr über den Weg gelaufen ist. Natürlich hat sie auch nie gearbeitet. Irgendwann lernte sie einen Mann kennen, der nicht besonders \"hell\" war, aber sehr gut verdiente. Ließ sich schwängern und heiratete ihn. Liebe war natürlich nicht im Spiel - Familientradition. Sie bekam zwei Mädchen. Hat sie geschlagen und vernachlässigt. Als ihr Mann seine Arbeit verlor, verließ sie ihn und suchte sich einen Liebhaber, den sie mit nach Hause brachte!!! Sie leben also heute zu viert in einer Wohnung: Sie & ihr Liebhaber (ein Säufer), ihr Mann und die jüngste Tochter, die nun nicht nur von ihr, sondern auch noch von ihrem Liebhaber geschlagen und mißhandelt wird. Der Vater tut nichts dagegen - wahrscheinlich aus Angst vor dem Liebhaber.
Ihre ältere Tochter wurde mit 16 Schwanger und hat auch mit 16 geheiratet; heute ist sie 21 Jahre alt und bereits dreifache Mutter (und wird auch sicherlich mehr Kinder haben). Sie arbeitet natürlich auch nicht. Doch irgendwie scheint sie damit zufrieden zu sein, von der Sozialhilfe zu leben, in einer Ein-Zimmer-Wohnung (zu fünft!!!!).
Heinrich hat später auch geheiratet und er führt jedoch eine gute Ehe. Hat sich von seinen Eltern - verständlich - distanziert. Er hat keine Kinder.
Sophia, die bereits als 11jähriges Mädchen begriff, was in ihrem Elternhaus geschah, hat einen ganz anderen Weg eingeschlagen. Sie hat geheiratet. Ein Kind bekommen. Sie hat immer gearbeitet, genauso wie ihr Mann und die haben eine Tochter bekommen, für die sie alles taten. Sie hat immer noch Kontakt mit ihren Eltern, aber von Liebe kann man nicht sprechen.

Somit gibt es doch noch Menschen, die sehen, was in ihren Familien passiert ist und würden niemals den gleichen Fehler wie ihre Eltern machen.
Andere wiederum lassen ihre Wut wieder an ihren Kindern aus und die an ihren Kindern und so zieht sich das über Generationen. Sie sind zu dumm, um zu begreifen, dass ihre Kinder das gleichen durchmachen müssen wie sie.
Oder vielleicht wollen sie, dass ihre Kinder die gleichen Qualen erleben???

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